Monika Maron

Monika Maron

Monika Maron (* 3. Juni 1941 in Berlin) ist eine deutsche Schriftstellerin, die von 1951 bis 1988 in der DDR lebte. Ihr Debütroman Flugasche konnte dort nicht erscheinen, und wurde statt dessen 1981 im westdeutschen Verlag S. Fischer veröffentlicht. Der Roman gilt als erste weithin bekannt gewordene literarische Auseinandersetzung mit der Umweltverschmutzung in der DDR. Seitdem hat Maron mehr als zehn Romane sowie andere Werke mit Essays und Erzählungen verfasst, von denen besonders der Roman Animal triste von 1996 auf ein großes Echo stieß. Monika Maron erhielt eine Reihe von Auszeichnungen, darunter den Kleist-Preis.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Monika Eva Maron, geborene Iglarz, wuchs bei ihrer Mutter Hella (Helene) Iglarz auf. Ihr Vater Walter durfte ihre Mutter, die als „halbjüdisch“ galt, wegen der Nürnberger Rassegesetze nicht heiraten. Marons Großvater Pawel Iglarz war ein konvertierter Jude, der 1942 ins polnische Ghetto Bełchatów deportiert und dann ermordet wurde. Maron setzte ihm später in Pawels Briefe ein literarisches Denkmal. Nach Kriegsende lebte Hella Iglarz mit ihrer Tochter Monika in Westberlin, bis sie den SED-Funktionär und späteren DDR-Innenminister Karl Maron kennenlernte und heiratete. Die Familie zog nach Ostberlin, Monika nahm den Familiennamen ihres Stiefvaters an.

Nach dem Abitur arbeitete Monika Maron ein Jahr lang als Fräserin in einem Flugzeugwerk bei Dresden. Danach studierte sie Theaterwissenschaft, arbeitet als wissenschaftliche Aspirantin an der Schauspielschule in Berlin und versuchte sich anschließend zwei Jahre lang als Regieassistentin beim Fernsehen und darauf als Reporterin für die Frauenzeitschrift Für Dich und die Wochenpost. Ab 1976 arbeitete sie als freie Schriftstellerin in Ostberlin.

Ab Oktober 1976 traf sich Maron mehrmals mit einem MfS-Mitarbeiter,[1] gab aber nie eine Verpflichtungserklärung zur konspirativen Zusammenarbeit ab. Als Kontaktperson der HVA konnte sie 1977 mehrmals nach Westberlin reisen.[2] Sie schrieb zwei Berichte für das MfS: über eine Westberlin-Reise und über einen Empfang in der Ständigen Vertretung in Ostberlin.[3] Dabei weigerte sie sich, Namen von involvierten DDR-Bürgern zu nennen. Nach einem halben Jahr beendete sie auf eigenen Wunsch die Mitarbeit. Das MfS brach daraufhin den Kontakt ab und legte im Juni 1978 einen Operativen Vorgang zur Überwachung und Verfolgung Marons an. Bis zu ihrer Ausreise 1988 wurde sie ständig observiert.[4]

1981 veröffentlichte sie ihren ersten Roman Flugasche, in dem sie u. a. Erfahrungen als Industriereporterin im Chemierevier der DDR verarbeitete. Flugasche war das erste „Umwelt-Buch“ der DDR, in dem offen die Umweltsünden beklagt und angeprangert wurden. Wegen des kritischen Inhalts konnte das Buch, das Maron weithin große Anerkennung eintrug, in der DDR nicht erscheinen. Die Ich-Erzählerin Josefa Nadler berichtet, wie sie nach B. – das ist Bitterfeld – fährt, um eine Reportage zu schreiben. Sie kämpft mit ihren eigenen Ansprüchen: Soll sie die Wahrheit schreiben, nämlich dass B. schmutzig ist, oder soll sie so schreiben, dass es den Funktionären gefällt? Als alleinerziehende Mutter kann sie es sich nur schlecht leisten, eine oppositionelle Meinung zu vertreten.

Nach zunehmender Entfremdung verließ sie 1988 zusammen mit ihrem Mann, dem Naturwissenschaftler Dr. Wilhelm Tappe, und dem gemeinsamen Sohn Jonas mit einem Drei-Jahres-Visum die DDR. Sie lebte bis 1992 in Hamburg und zog dann wieder nach Berlin.

Werke

Monika Marons Werke wurden u.a. ins Englische, Französische, Italienische, Japanische, Koreanische, Kroatische, Niederländische, Polnische, Russische, Spanische und Portugiesische übersetzt.

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Cornelia Geißler: Monika Maron berichtete für die Stasi. In: Berliner Zeitung vom 7. August 1995.
  2. Deckname Mitsu. In: Der Spiegel Nr. 32/1995 vom 7. August 1995.
  3. Monika Maron: Zwei Berichte an die Stasi, 1976 auf der Website des S. Fischer Verlag. Erster Bericht über eine Westberlin-Reise Marons, Zweiter Bericht über einen Empfang in der Ständigen Vertretung in Ostberlin. (Abgerufen am 26. Mai 2011)
  4. Antje Doßmann: Die Diktatur der Eltern. Berlin 2003, S. 8.



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