Muffel von Eschenau

Muffel von Eschenau
Das Wappen der Muffel

Die Muffel von Eschenau waren eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich in Nürnberg erwähnt im Jahr 1286. Die Muffel waren ab 1332, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Aussterben der Eschenauer Hauptlinie im Jahre 1784, im „Inneren Rat“ vertreten, gehörten nach dem „Tanzstatut“ zu den „alten“ ratsfähigen Geschlechtern und waren Mitglieder der Reichsritterschaft im Ritterkanton Gebürg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Albrecht Dürer: Porträt des Jakob Muffel

Der Ursprung der Muffel ist nicht eindeutig geklärt. Es ist wahrscheinlich, dass sie von einem staufischen Ministerialengeschlecht aus Gegend um Neumarkt in der Oberpfalz abstammten und in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nach Nürnberg zugewandert sind. Die Nürnberger Überlieferung[1] geht aufgrund der Wappengleichheit davon aus, dass die Muffel, Neumarkter und die Weigel demselben Geschlecht entstammten. Die Muffel wurden erstmals 1286 urkundlich in Nürnberg erwähnt und hatten ab 1332 das Recht Mitglieder in den Inneren Rat zu entsenden. Aufgrund ihrer Abstammung waren sie schon früh in und um Nürnberg begütert. Ihr Besitz konzentrierte sich seit Ende des 15. Jahrhunderts im Norden und Nordosten Nürnberg vor allem in Eschenau, Eckenhaid und Ermreuth.

Geschäftsverbindungen nach Prag prägten den Fernhandel der Muffel seit dem 14. Jahrhundert. Die Handelsgesellschaft Ebner-Muffel war zwischen 1377 und 1431 am Mittelrhein, in Flandern und im Karpatenraum belegt.

Der bekannteste Vertreter der Familie, Niklas III. Muffel, war lange Jahre Ratsherr, Pfleger des Egidienklosters und des Klaraklosters, Alter Bürgermeister, Nürnbergs Gesandter beim Schwäbischen Städtebund, bei Albrecht Achilles, bei König Friedrich III., bei den Friedensverhandlungen zum Ersten Markgrafenkrieg in München und Bamberg sowie in der Wiener Neustadt und auf dem Regensburger Reichstag 1454 etc., 1457 wurde er vorderster Losunger der Reichsstadt Nürnberg. Aufgrund angeblicher Unterschlagungen städtischer Gelder und Geheimnisverrats wurde er nach belastenden Aussagen des zweiten und dritten Losungers Anton Tucher und Anton Tallner und nach einem der spektakulärsten Prozesse in der reichsstädtischen Geschichte zum Tode am Galgen verurteilt. Das Urteil war wohl mit seiner, von seinen Ratskollegen beneideten, übermächtigen Stellung und den daraus entstandenen Feindschaften zu erklären.

Aufgrund dieser Ereignisse und des folgenden Ansehensverlustes übernahm Niklas IV. Muffel nach der Erbteilung im Jahr 1469 das Rittergut Ermreuth, zog sich ganz aus Nürnberg zurück und begründete die Linie der Muffel von Ermreuth. Die Ermreuther Linie war im Ritterkanton Gebürg immatrikuliert und erlosch im Jahr 1912.

Die von Gabriel Muffel (?–1498) weitergeführte Linie der Muffel von Eschenau blieb mit Nürnberg verbunden und erlosch 1784.

Weitere Zweige der Familie sollen noch heute unter dem Namen Mufel in Russland, Polen, Weißrussland und der Ukraine zu finden sein. Die Nachkommen des 1736 in Konradsreuth geborenen Johann Carl Heinrich Muffel lebten bis 1917 auf dem von Zarin Katharina II. verliehenem Gut Gischmany in der Nähe von Siebirz (Sebesh?) in Weißrussland und nach der Flucht in den polnischen Städten Gdynia und Gdansk (Danzig), während Nachkommen des in Ansbach geborenen und 1743 nach Russland ausgewanderten Johann Ludwig Ernst Muffel noch in der Ukraine und in Weißrussland leben sollen.[2]

Ehemalige Besitzungen (Auszug)

Ordensschild des Oberforstmeisters Friedrich Jacob von 1763 in der Ordenskirche von St. Georgen (Bayreuth)

Das Stammwappen zeigt in Schwarz einen goldenen Balken.

  • 1383/1504–1737/52 Eschenau [3] (50 % 1383, 50 % 1505 von den Haller)
    • 1382–1502 Burg Eschenau, Von-Muffel-Platz 1, 2 (zerstört)
    • 1512–1751 Muffelschloss 49.57071111111111.19955, Von-Muffel-Platz 1 (stark verändert - nur Fragmente vorhanden)
    • 1512–1751 Mahlsches Schloss 49.57058888888911.199386111111, Von-Muffel-Platz 2 (stark verändert - nur Fragmente vorhanden)
    • 1639–1737 Gronesches Schlösschen, Schlosshof 10 (stark verändert)
  • 1387–1751 Eckenhaid [4]
    • 1387-1784 Schloss Eckenhaid 49.57904166666711.226430555556, Am Eckenhaider Schloss 1
    • 1716–1784 Marquardsburg 49.55764444444411.210994444444, Marquardsburg 1, 2 (stark verändert)
  • 1400/64–1573/79 das Rittergut Ermreuth 49.64138888888911.1905
  • 1426–1430 Gibitzenhof
  • 1622/29–???? den Herrensitz 49.49055555555611.273833333333 Letten bei Lauf an der Pegnitz
  • 1649–1701 die Grundherrschaft Ahorn [5] - Ermreuther Linie
  •  ????–???? Rittergut Weidhausen bei Coburg [6] - Ermreuther Linie
  •  ????–1442 Burg Breitenthal bei Weigendorf

Bilder ehemaliger Besitzungen

Stiftungen (Auszug)

  • Wandtabernakel in St. Sebald (vor 1374) durch Nikolaus I. (gest. 1392)
  • Der südliche Seitenaltar der Peterskapelle, (St. Peter, Kapellenstraße 2) gestiftet von Nikolaus III. Muffel und seiner Ehefrau Margarete von Laufenholz.
  • Stifting von drei Seelhäusern

Bekannte Familienmitglieder

Der Ratsherr Jakob Muffel auf dem 100 DM Schein von 1948 nach einem Bild von Albrecht Dürer [7]
  • Nikolaus III. Muffel (1410–1469), Ratsherr, Vorderster Losunger, bis zu seinem Sturz der mächtigste Mann Nürnbergs
  • Nikolaus IV. Muffel (????–1497), Begründer der Ermreuther Linie

Wappen

Stammwappen: Von Gold und Rot gespalten, rechts ein schwarzer, rot bewehrter Löwe mit roter Krone, links ein silberner Fisch.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hallerbuch von 1533
  2. Ahnenliste der Muffel
  3. Geschichte von Eschenau -pdf
  4. Geschichte von Eckenhaid -pdf
  5. Die Geschichte von Ahorn
  6. Erwähnung der Muffel von Ermreuth auf Weidhausen -pdf
  7. Jakob Muffel - Originalbild von Albrecht Dürer

Literatur

  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Nürnberg: Hofmann, 1984, 425 S., ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989, 459 S.; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000
  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
  • Gerhard Fouquet: Die Affäre Niklas Muffel. Die Hinrichtung eines Nürnberger Patriziers im Jahre 1469, in: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 83 (1996), S. 459-500.
  • Gunther Friedrich, Bibliographie zum Patriziat der Reichsstadt Nürnberg (Nürnberger Forschungen, Bd. 27), Nürnberg 1994, Bibliographie zur Familie Muffel S. 101-103.

Weblinks


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