- Mönckebergstrasse
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Die Mönckebergstraße ist eine der Haupteinkaufsstraßen Hamburgs. Zusammen mit der Spitalerstraße, die spitz auf die Mönckebergstraße zuläuft, bildet sie den Hauptzugang in die Hamburger Innenstadt. Benannt ist die Straße nach dem Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg (1839–1908), der seit 1897 Vorsitzender der Sanierungskommission war.
Inhaltsverzeichnis
Sanierung und Citybildung
Nach der Choleraepidemie von 1892 entschloss sich der Senat unter Bürgermeister Mönckeberg, das Gängeviertel in der östlichen Altstadt abzureißen und großzügig neu zu gestalten. Der Verlauf entspricht der bereits 1901 vorgeschlagenen Trasse der U-Bahn zwischen Rathausmarkt und Hauptbahnhof Süd, deren Tunnel hier 1906–1912 in offener Bauweise errichtet wurde. Die Straße wurde 30 m breit gebaut und diente bis 1978 auch als Straßenbahntrasse. Ihr Verlauf ist leicht „S“-förmig, die Gesamtlänge beträgt 800 m.
Heute ist sie weitgehend für den Individualverkehr gesperrt und wird als Bus- und Taxi-Trasse genutzt.
Im Rahmen der Citybildung als Folge der wachsenden Bedeutung des Handels nach dem Zollanschluss Hamburgs bestand ein wachsender Bedarf an Büroräumen in modernen Kontorhäusern. Im bisherigen Gängeviertel dominierten kleinere Betriebe und vor allem Wohnungen der Arbeiter. Neben dem Bedarf für eine zeitgemäße Verkehrsanbindung des Zentrums befriedigten vor allem die neu errichteten Geschäftshäuser, nahezu alle ohne Wohnungen konzipiert, den Bedarf des frühen 20. Jahrhunderts an Büroräumen.
Es war auch ein Hauptziel aller Beteiligten, Hamburgs Stadtbild seiner Größe und Wirtschaftskraft entsprechend zu verschönern. Mit der Berufung des Stadtbaudirektors Fritz Schumacher 1909 nahm die Stadt auch Einfluss auf die äußere Gestaltung und wollte erklärtermaßen den gestalterischen Wildwuchs eindämmen. Die entsprechenden Bauauflagen wurden in die Kaufverträge der neu parzellierten Grundstücke aufgenommen. Die großmaßstäblichen Kauf- und Kontorhäuser sollten durch ihre vielgestaltigen Fassaden mit einer reichen Ausstattung von Bauplastik Abwechslung im Bild der Straße bieten. Die reich gestalteten Fassaden führten die Künste wieder zusammen und bildeten Gesamtkunstwerke. Dabei wurde die Gestaltung der einzelnen Häuser aufeinander abgestimmt. Das Hamburger Baupflegegesetz wurde im Zusammenhang mit den Planungsmaßnahmen verabschiedet, eine Kunstkommission wurde eingesetzt, um die gesamtheitliche Wirkung sicherzustellen.
Zum Sanierungsgebiet gehörte auch die Bebauung der Nordseite der Steinstraße. Hier entstand 1921-1924 die Hauptverwaltung des Karstadt-Konzerns (Architekt: Philipp Schaefer) im neoklassizistischen Stil mit einer Sandsteinfassade mit Säulen, der Bau beherbergt heute ein Finanzamt.
Nach 1920 wurde die Sanierung nach Süden um das Kontorhausviertel erweitert.
Die Bauten
Als exemplarische Beispiele gelten drei Klinkerbauten Fritz Högers,
- das Klöpperhaus (1913) (Mönckebergstraße 3, heute: Kaufhof, benannt nach dem Bauherrn Adolf Klöpper, Inhaber des Wollhandelshauses Wilhelm Klöpper, an das die Plastiken der Schafe (Bildhauer: August Gaul) erinnern. Den Wettbewerb 1911 hatte Höger noch mit einem stark barockisierenden Entwurf gewonnen, der unter dem Einfluss von Schumacher in der Folge stark entschlackt wurde, so dass schließlich eine stark schematisierende Pfeilerfassade realisiert wurde. Die ursprüngliche Innenausstattung, insbesondere die Eingangshalle und die Direktionsräume des Bauherrn, ist leider durch die Auskernung für das Kaufhaus 1967/1968 verloren gegangen.[1]
- das Rappolthaus (1912) (Mönckebergstraße 11 zwischen Jacobikirche und Mönckebergstraße).
- das Grellhaus (ehem. Predigerhaus) an der Ecke Bergstraße gegenüber der Petrikirche wurde 1911 ebenfalls von Höger erbaut.
Es dominieren aber Fassaden mit Werksteinverkleidung.
Das Levantehaus (Mönckebergstraße 7, Architekten: Franz Bach und Carl Bensel) ist an der Mönckebergstraße mit Muschelkalk verkleidet, an der Bugenhagenstraße besteht die nüchtern gehaltene Fassade aus Klinkern.
Auf Vorschlag Schumachers hin wurde die Einmündung der Spitalerstraße nicht in voller Höhe bebaut. Es entstand 1914 als städtebaulicher Akzent ein kleiner Platz und ein Schmuckbau mit dorischen Säulen, in dem die öffentliche Bücherhalle untergebracht war. Vorgelagert ist eine kleine Denkmalanlage mit Brunnen zur Erinnerung an Mönckeberg. Nachdem der langjährige Mieter Burger King ausgezogen ist, steht das Gebäude zur Zeit leer. Nach seinem Umbau werden ein Starbucks und ein KulturPunkt der Kulturbehörde einziehen [2].
Der kleine Platz Barkhof war zunächst auch Namensgeber für die von Raabe & Wöhlecke entworfene U-Bahn-Haltestelle, die heute Mönckebergstraße heißt. Markant sind die schmalen Fassaden des Barkhofs (Mönckebergstraße 12, 1909/1910, Architekt: Franz Bach), die ursprünglichen hohen Däche gingen bei einer Neugestaltung der Dachzone 1961 verloren.
Das Haus Seeburg (Spitalerstraße 16, Architekt: Franz Bach), zur Lilienstraße gelegen. Hier öffnet sich auch der Blick auf den ehemaligen Getrudenkirchhof, der heute ein kleiner Park ist.
Das ehemalige HEW-Kundenzentrum (heute: Vattenfall) mit einer kleinen Einkaufspassage zum Gerhart-Hauptmann-Platz entand 1967-1969 nach Entwürfen des Büros Garten & Kahl
Eine weitere Unterbrechung im Straßenverlauf ist der Gerhart-Hauptmann-Platz (vormals Alter Pferdemarkt; der südliche Teil heißt jetzt Ida-Ehre-Platz). Hier wird der Blickkontakt zum Thalia-Theater und zur Binnenalster ermöglicht.
Im Jahre 1912 eröffnete die Rudolph Karstadt AG hier eines ihrer größten Warenhäuser. Der ursprüngliche Entwurf stammt von Bensel, der Wiederaufbau erfolgte nach dem Krieg in stark vereinfachter Form.
Ein architektonischer Solitär entstand hinter der Petrikirche mit dem Hulbehaus (Mönckebergstraße 21), das die Formensprache der niederländischen Renaissance spielerisch übernahm; sein Architekt war Henry Grell.
Das Haus Domhof (Mönckebergstraße 18) gegenüber der Petrikirche wurde 1911 von Franz Albert Bach entworfen und in der Folge mehrfach verändert.
Das ehemalige Seidenhaus Brandt (Mönckebergstraße 27) wurde von Henry Grell entworfen
Um den geschlossenen Eindruck des Rathausmarktes zu erhalten, wurde mit dem Versmannhaus (Mönckebergstraße 29, 31; Architekten Rambatz & Jollasse, 1912) die Querstraße Knochenhauertwiete überbaut.
Gegenwart
1991-1994 wurde eine Umgestaltung des öffentlichen Raumes vorgenommen. Der Gestaltungsrahmen der Architekten Patschan, Winking, Trix und Hausmann sollte der durch die entstehenden Einkaufspassagen der Neustadt sinkenden Attraktivität der Mönckebergstraße Einhalt gebieten. Der Wildwuchs der Leuchtreklamen wurde eingedämmt, die Schaufenster wieder den ursprünglichen Fassaden angepasst; der Straßenverlauf wurde eingeengt und der Privatverkehr aus der Straße verbannt.[3]
Heute kennzeichnen die Kaufhäuser und zahlreiche Filialen von verschiedenen Einzelhandelsketten das Straßenbild.
- Die Galeria Kaufhof im Klöpperhaus
- Karstadt (1953 stark vereinfacht von Ernst Kreytenberg neu aufgebaut)
- Karstadt-Sporthaus
- und das technische Kaufhaus Saturn (Architekten Fischer und von Bassewitz, 1967–1969; auf diesem Grundstück lag das im Krieg zerstörte Hamburger Naturgeschichtliche Museum),
Es wurden jeweils sehr große Baukomplexe auf den Grundstücken errichtet, so dass es lediglich 31 Hausnummern gibt. Zwei kleinere Einkaufspassagen, die Landesbankgalerie und die Galerie im Levantehaus wurden in die Bauten integriert und bieten Verkaufsfläche für weitere Einzelhandelsgeschäfte.
Mit dem Park Hyatt Hamburg befindet sich ein 5-Sterne-Hotel direkt an der Mönckebergstraße im Levantehaus.
Das Passage-Kino ist eines der ältesten Kinos Hamburgs und ist seit 1912 am angestammten Platz.
U-Bahnhof
Die U-Bahnstation wurde 1912 mit Eröffnung der Ringlinie in Betrieb genommen. Damaliger Name war Barkhof.
Literatur
- Gestaltungsrahmen Mönckebergstraße – Spitalerstraße. herausgegeben von der Baubehörde – Landesplanungsamt – der Freien und Hansestadt Hamburg, 1987.
Weblinks
- Artikel des Hamburger Abendblattes zur Geschichte der Mönckebergstraße
- Artikel des Hamburger Abendblattes: Die Häuser der „Mö“ − und wem sie gehören
- Aktuelle Fotos von der Mönckebergstrasse
Einzelnachweise
- ↑ Ralf Lange, Architektur in Hamburg Der große Architekturführer. Hamburg 2008. ISBN 978-3-88506-586-9 - A 59.2
- ↑ http://www.gewerbeimmobilien24.de/gi24-news/einzelhandelsmieten-in-hamburger-top-lagen-egalisieren-niveau-in-duesseldorf-und-stuttgart-243587/
- ↑ Ralf Lange, Architektur in Hamburg Der große Architekturführer. Hamburg 2008. ISBN 978-3-88506-586-9 - A 59.1
53.5505555555569.9980555555556Koordinaten: 53° 33′ 2″ N, 9° 59′ 53″ O
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