Philipp Schaefer

Philipp Schaefer

Philipp Schaefer (auch: Philipp Schäfer) (* 24. Juni 1885 in Offenbach am Main; † 16. August 1952 in Essen) war ein deutscher Architekt.

Schaefer war über dreißig Jahre lang als Chef-Planer für die Warenhausbauten der Firma Karstadt verantwortlich. Sein Schaffen steht in der Tradition des Neuen Bauens.

Leben und Werk

1899-1902 absolvierte Schaefer eine Schreiner- und Zimmermannslehre und besuchte die Technischen Lehranstalten in Offenbach. Zwischen 1903 und 1908 arbeitete er im Atelier von Joseph Maria Olbrich in der Darmstädter Künstlerkolonie, im Zusammenhang mit dem Bau des von Olbrich entworfenen Warenhauses der Leonhard Tietz AG in Düsseldorf wurde er Mitarbeiter der Firma Schöndorff, die den Innenausbau dieses Hauses ausführte. 1920 wechselte er zur Rudolph Karstadt AG nach Hamburg, baute aber während dieser Zeit auch für andere Bauherren.

Philipp Schaefer beeinflusste in den 1920er und 1930er Jahren die Architektursprache des Warenhauses in Deutschland. Seine Bauten wiesen zumeist eine strenge vertikale Gliederung auf und zeigten Anklänge an die US-amerikanische Hochhaus-Architektur in Chicago oder New York. Schaefers Bauten finden sich noch heute in zahlreichen deutschen Städten, darunter Berlin, Düsseldorf und Hamburg.

Sein bekanntestes und bedeutendstes Bauwerk war das 1927–1929 entstandene Karstadt-Warenhaus am Hermannplatz in Berlin-Kreuzberg, das damals modernste Warenhaus Europas. Der gigantische Baukörper erhob sich an der Westseite des Platzes 32 m über das Bodenniveau. Zwei Türme zur Platzfront überragten das mit Muschelkalk verkleidete Gebäude um weitere 24 m. Sie waren von je 15 m hohen Lichtsäulen bekrönt. In neun Etagen (davon 2 unterirdisch) standen etwa 72.000 m² Nutzfläche zur Verfügung. Ein Novum war der direkte Zugang zur U-Bahn. Dachgarten und Aussichtsterrasse entwickelten sich rasch zu einem beliebten Treffpunkt. Am 25. April 1945 wurde das Haus mutmaßlich von der Waffen-SS durch Brandstiftung oder Sprengung zerstört, da die Lebensmittelvorräte den herannahenden sowjetischen Truppen nicht in die Hände fallen sollten und das Bauwerk eine strategische Bedeutung besaß. Lediglich ein kleiner Gebäudeteil zur Hasenheide blieb erhalten.

Bauten (Auswahl)

Ehemaliges Karstadt-Verwaltungsgebäude am Fehrbelliner Platz
  • 1907–1909: Warenhaus der Leonhard Tietz AG (heute: Kaufhof), Düsseldorf, Königsallee (als Mitarbeiter des entwerfenden Architekten Joseph Maria Olbrich)
  • 1920: Verwaltungsgebäude der Firma Schöndorff, Düsseldorf-Lierenfeld
  • 1921–1924: Hauptverwaltung der Rudolph Karstadt AG, Hamburg, Steinstraße / Bugenhagenstraße
  • vor 1924: Villa für den Warenhausbesitzer Wronker, Frankfurt am Main
  • vor 1924: Verwaltungsgebäude der Ludwig Ganz AG, Mainz
  • 1926: Einkaufshaus der Rudolph Karstadt AG, Chemnitz, Annaberger Straße
  • 1927–1929: Karstadt am Hermannplatz, Warenhaus der Rudolph Karstadt AG, Berlin-Kreuzberg, Hasenheide / Hermannplatz / Urbanstraße
  • 1928–1929: Wohn- und Geschäftshaus, Berlin-Prenzlauer Berg
  • vor 1929: Villa Schöndorff, Hamburg
  • vor 1929: eigenes Wohnhaus, Hamburg
  • 1930–1931: Hauptverwaltung der Rudolph Karstadt AG, Berlin-Mitte, Neue Königstraße, heute: Otto-Braun-Straße (1934 verkauft, nach 1945: Polizeipräsidium Berlin)
  • 1935–1936: Hauptverwaltung der Rudolph Karstadt AG, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm / Fehrbelliner Platz / Württembergische Straße (später durch div. Bundes- und Landesämter genutzt, unter Denkmalschutz)
  • 1936–1937: Verwaltungsgebäude der Bauunternehmung Wiemer & Trachte GmbH, Berlin-Wilmersdorf, Hohenzollerndamm / Sächsische Straße / Pommersche Straße

sowie weitere Warenhaus- bzw. Geschäftshausbauten für die Unternehmensgruppe Karstadt / Althoff / Einheitspreis-AG in Recklinghausen (1930), Hamburg-Barmbek (1928), Bottrop, Buer (1929), Wilhelmshaven (1924), München (Umbau, Erweiterung Oberpollinger 1931), Dömitz (1926), Celle (1929), Neubrandenburg (1928), Burg bei Magdeburg (1925), Bremen (Warenhaus Karstadt in Zusammenarbeit mit den Bremer Architekten Behrens und Neumark, 1930–1932, größtes erhaltenes Karstadt-Warenhaus aus dieser Zeit, Fassade weitgehend in den alten Zustand zurückversetzt), Essen (Erweiterung bis 1933), Düsseldorf (1952, letzter Warenhausbau Schaefers), Berlin-Friedenau, Halberstadt, Berlin-Tegel, Berlin-Weißensee, Berlin-Neukölln, Hannover-Linden (alle Epa bzw. später Kepa). Weitere geplante und teilweise schon begonnene Neubauten wurden nicht mehr ausgeführt wegen der damaligen Unternehmenskrise: Lübeck, Ludwigslust, Münster (Westfalen) (Baugrube bereits ausgehoben), Dortmund (für alle Entwürfe und Modelle bereits fertig), Hamburg und Hannover (in Planung).

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