Levantehaus

Levantehaus
Eingangsportal an der Mönckebergstraße mit Zentaurenfigur

Das Levantehaus ist ein Kontorhaus in Hamburg (Hamburg-Altstadt), Mönckebergstraße 7.

Der Name Levante (ital. für „der Sonne entgegen“) stammt entweder vom ersten großen Mieter der Geschäftsräume, der Deutschen Levante Schifffahrts-Linie oder von der damaligen Ausrichtung auf Reedereien als Mieter, die Handel mit dem östlichen Mittelmeer, dem „Morgenland“, trieben[1]. Ein stilisiertes Sonnensymbol (neun gelbe Strahlen im Halbkreis angeordnet) ist das eingetragene und geschützte Warenzeichen des heutigen Eigentümers, der GbR Levantehaus.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Skizze des Grundrisses/Lageplans

Das Levantehaus liegt zentral in der Innenstadt Hamburgs. Die beiden straßenparallelen Baukörper liegen zwischen der Einkaufsmeile Mönckebergstraße und der Bugenhagenstraße (siehe Skizze) in der Nähe des Hauptbahnhofes. Die U-Bahn-Station Mönckebergstraße Mitte ist wenige Meter entfernt, die Buslinien 4, 5, 6 halten direkt vor dem Levantehaus, Autofahrer können die nahe gelegenen Parkhäuser ansteuern.

Geschichte und Architektur

Im Rahmen des Durchbruchs der Mönckebergstraße zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Hubertushof[2] von den Hamburgern Franz Bach (Architekt, Bauunternehmer) und Carl Bensel (Architekt, maßgeblich bei der Fassadengestaltung) als Stahlbetonskelett mit Backsteinfassade entworfen[3] und 1911/1912 erbaut. Beide Gebäudeteile hatten einen Keller, fünf Voll- und zwei Staffelgeschosse und umschlossen zwei große Innenhöfe. Es gab ein zentrales, gemeinsames und für repräsentative Zwecke ausgeschmücktes Treppenhaus. Das Erdgeschoss auf der Seite zur Mönckebergstraße hatte Läden, alle übrigen Räumlichkeiten waren für Kontore bestimmt[4].

Die Umbenennung des Gebäudes in Levantehaus erfolgte in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts.

1943/1944 wurde es durch Kriegseinwirkung zerstört und von 1948 bis 1950 weitgehend originalgetreu[5] durch Bach & Wischer[6] wiederaufgebaut.

Fassadenstruktur auf Seiten der Mönckebergstraße

Das breit angelegte Kontorhaus (siehe Fassadenstruktur) mit symmetrischem Aufbau wird durch durchlaufende, kannelierte Mauerpfeiler vertikal untergliedert und im Mittelfeld durch drei hervorspringende Erker und ein zweigeschossiges Portal betont. Die Sockelzone mit hochformatigen Fenstern ist zweigeschossig mit einem Gesims als Abschluss, im ersten Obergeschoss reihen sich breitgelagerte Korbbogenfenster zwischen Lisenen. An der Mönckebergstraße ist die Backsteinfassade teilweise mit Muschelkalk verkleidet, Brüstungselemente und -bänder sind mit verschiedenen Ornamenten versehen, an der Bugenhagenstraße besteht die schlichte Fassade aus Klinkern. [7]

Bis 1995 wurde es als Bürogebäude mit Einzelhandel im Erdgeschoss genutzt, 1946 bis 1971 war es die Hauptverwaltung der Deutschen Philips.

Umbau und Kunst

Deckenkonstruktion im Passagenflügel
Vorne: Fries von Barry Baldwin, Hintergrund: Paternosterinstallation
Deckenöffnungen mit Bleiglasfenster von Ida Isensee

1995 bis 1997 wurde das Kontorhaus in eine Einkaufspassage und ein 5-Sterne-Hotel umgebaut. Der Grund dafür waren ein Überangebot an Büroflächen in der Hamburger Altstadt, die übergroßen und daher schwer zu vermietenden Raumtiefen im Kontorhaus sowie der Freizug des größten Teils der dort vorhandenen Büroflächen durch die Verwaltungsberufsgenossenschaft[8].

  • Die denkmalgeschützte Fassade wurde erhalten, das ebenfalls denkmalgeschützte Dach rekonstruiert und das Innere nach den Plänen des Berliner Architekturbüros Sidell Gibson Schäfer & Partner sowie der Hamburger Architekten Ockelmann, Rottgardt & Partner erst entkernt und dann in der heutigen Aufteilung neu erstellt[9]. Dabei wurden die zwei Staffelgeschosse entfernt und das Gebäude um vier normale Geschosse aufgestockt.
  • Die Kellerdecke des Gebäudes musste auf das Straßenniveau abgesenkt werden um einen ebenerdigen Zugang zu erhalten. Im Kellergeschoss wurde ein Schwimmbad eingebaut.
  • Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss wurde eine Einkaufspassage errichtet, die an der Position der ehemaligen Innenhöfe verglaste Dächer hat. Die beiden Passagenflügel sind aus Ziegelmauer- und Sandsteinpfeilern aufgebaut, die Glasdecken wurden mittels bogenförmigen, filigranen Stahlkonstruktionen realisiert. Die Reihung der Stützen in Form von Haupt- und Nebenpfeilern nimmt das Muster der äußeren Mauerpfeiler wieder auf. Weitere Elemente aus dem Originalbau wurden verwendet um das Innere auszuschmücken, zum Beispiel Emporenbrüstungen, Treppengeländer, Bodenbelag.
  • Das Hotel erstreckt sich in den beiden Baukörpern und im Mittelbereich des Gebäudes (oberhalb der Passage) vom zweiten bis zum neunten Geschoss. Die zentral dort vorhandene Deckenöffnung stellt eine Verbindung der Passagengeschosse zu den Hoteletagen dar:
    • Die Öffnung ist zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss mit einem Fries von verschiedenen, vom Aussterben bedrohten Tierarten (Künstler ist der englische Bildhauer Barry Baldwin) versehen.
    • In der Decke des 7. Geschosses befindet sich eine künstlich beleuchtetes Bleiglasfenster mit Motiven aus der griechischen Mythologie (Künstlerin Ada Isensee).
    • Ursprünglich waren zwei Paternosteranlagen vorhanden, von denen eine durch eine symbolische Installation von Schaukästen noch angedeutet wird.
    • An der zweiten Paternosterposition befindet sich ein gläserner Aufzug. Bei der Fahrt durch die Geschosse wird die Wandmalerei von Mme. Pochie sichtbar (Titel: Evolution der Menschheit).

Im Jahre 2000 erhielt das Levantehaus vom Denkmalschutzamt Hamburg und der LGH den Preis „Hamburgs schönste Fassade“.

Heutige Nutzung

Ungefähr 40 Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleistungsbetriebe, Restaurants und Cafés nutzen derzeit die Passage. Das Warensortiment ist im oberen Preissegment angesiedelt und handwerklich-künstlerisch ausgerichtet, weit verbreitete Ladenketten sind eher selten vertreten. Die erste Steiff-Galerie der Welt, Märklin Store Levantehaus Hamburg, Straco (Handarbeitskunst aus dem Erzgebirge), Juweliere und Uhrenhandel, Schreibwaren, Maßschneiderei und Maßschuhmacherei, eine Goldschmiede, das Caféhaus „Die Rösterei“, die Sushifactory und weitere Firmen aus den Bereichen Fashion, Beauty, Accessoires und Lifestyle sind vertreten[10] .

Mit dem Park Hyatt Hamburg befindet sich ein 5-Sterne-Hotel im Levantehaus, welches auch den Schwimmbadbereich als Spa und Fitnessclub betreibt.

2007 wurde eine Fotovoltaik von SunTechnics mit einer Spitzenleistung von 14,35 Kilowatt auf dem Dach des Gebäudes in Betrieb genommen[11].

Kultur und Marketing

Etwa 10 bis 20 kulturelle und Marketing-Veranstaltungen finden jedes Jahr im Levantehaus statt, gefördert durch die GbR Levantehaus, die Mietparteien (Einzelhändler, Hotel, Gastronomie) und den weiteren Flächennutzern. Unter anderem Kunst- (z. B. Jan Jastram, Heinz Felbermair, Caspar David Friedrich, Eberhard Oertel, Jan Siebert) und Fotoausstellungen (z. B. Henning von Berg, Klaus Kammerichs, Manfred Vollmer), Lesungen (z. B. Hamburger Lesetage, Christine Kaufmann, Chuck Palahniuk, Poetry Slam, Anton Tschechow), Produkt- (Bentley, Horch, Jaguar Automobile) und Handwerkerpräsentationen. Außerdem gibt es Kooperationen mit dem Deutschen Schauspielhaus, Hamburger Kulturamt, der Hamburger Kunsthalle, dem Literaturhaus Hamburg und weiteren Verbänden bzw. Organisationen[12].

Die GbR Levantehaus vergibt in unregelmäßigen Abständen einen Förderpreis für kreatives Design (Levantehaus Design Award, 2000 und 2005 vergeben)[13].

Das Levantehaus wurde 2004 für sein kulturelles Engagement mit dem KulturMerkur der Handelskammer Hamburg und der Hamburgischen Kulturstiftung ausgezeichnet[14][15].

Quellen

  1. Info aus einer Führung durch das Gebäude
  2. http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/reisen/reisefuehrer/hamburg/index,page=1642174.html
  3. http://www.architekten-portrait.de/carl_gustav_bensel/index.html
  4. http://www.susa-verlag.de/pdf/levantehaus.pdf
  5. http://baugeschichte.a.tu-berlin.de/hbf-msd/MSD-ab_2004-06/14_hamburg_MSD_2004-06_AB_web.pdf
  6. Architekturführer Hamburg, Ralf Lange, Edition Axel Menges, 1995, Seite 37
  7. http://www.traegerverbund-innenstadt.de/pdf/tvpi_moenckeb_gestaltungsr.pdf
  8. http://www.levantehaus.com/architektur.pdf
  9. http://www.abendblatt.de/daten/2003/11/29/235508.html
  10. http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/16/624958.html
  11. http://www.abendblatt.de/daten/2007/11/03/812086.html
  12. http://www.levantehaus.de/eventarchiv.htm
  13. http://www.levantehaus.de
  14. http://www.abendblatt.de/daten/2004/11/23/367357.html
  15. http://www.kulturstiftung-hh.de/index.php?id=207

Literatur

  • Baudokumentation Levantehaus Park Hyatt-Hotel, SUSA-Verlag Hameln, Redaktion Liane Mletzko, Fotografie Jürgen Brinkmann, erschienen 1998, Download möglich, siehe Fußnote #4
  • Hamburg, Mönckebergstraße. Zum denkmalpflegerischen Umgang mit den Kontorhäusern des Architekten Carl Bensel (1878-1949), Abschlussarbeit des Aufbau- und Masterstudiums Denkmalpflege der TU Berlin, verfasst von Dipl.-Ing. Jan Lubitz, Jahrgang MSD 2004-06, Zusammenfassung siehe Fußnote #5
  • Architekturführer Hamburg (Taschenbuch) von Ralf Lange, Edition Axel Menges, 12/1995, S. 37/38
  • Hamburg und seine Bauten 1914.Bd. 2. Hg. v. Architekten- und Ingenieurverein Hamburg. Hamburg 1914

Siehe auch

Weblinks

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