Naftetaa

Naftetaa
Nofretete (mit Zusatz) in Hieroglyphen
X1
N35
N5
M17 F35 F35 F35 F35 M18 X1
Z4
B1

Neferneferuaton Nefertiti
Nfr Nfrw Jtn Nfr.t-jy.tj
Schön sind die Schönheiten des Aton, die Schöne ist gekommen
Nofretete-Büste
aus dem Alten Museum, Berlin

Nofretete (in anderen Sprachen meist Nefertiti, ägyptisch Nfr.t-jy.tj, ursprüngliche Aussprache etwa Nafteta, für „die Schöne ist gekommen“) war die Hauptgemahlin des Pharao Echnaton (Amenhotep IV.) und lebte im 14. Jh. v. Chr. Bekannt wurde sie durch die Büste aus Kalkstein und Gips, die in Berlin zu sehen ist.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Häufig wird behauptet, dass ihr Name, „die Schöne ist gekommen“, auf eine ausländische Abstammung hindeute. Dies ist nicht bewiesen; der Name ist altägyptisch. Nofretete stammte eventuell aus einer nebenköniglichen Linie in Achmim, aus der auch schon die Königsgemahlin Teje hervorkam. Versuche, sie mit der hurritischen Taduhepa, der Tochter des Königs Tušratta gleichzusetzen, konnten nicht überzeugen.

Leben

Heirat mit Echnaton

Echnaton und Nofretete (Louvre)

In jungen Jahren soll sie Echnaton geheiratet haben und gebar ihrem Mann sechs Töchter (Meritaton, Maketaton, Anchesenpaaton, Nefer-Neferu-Aton, Nefer-Neferu-Re und Setepenre). Die Anzahl ihrer Söhne ist unbekannt. Nofretete und Echnaton waren die ersten Pharaonen und wahrscheinlich die ersten Herrscher überhaupt, die ihr Privatleben öffentlich gemacht haben. Dies geschah durch die Darstellung liebevoller Szenen der beiden, durch Familienszenen mit ihren insgesamt sechs Kindern, stets beschützt durch die Sonnenscheibe des Aton, der seine Strahlen auf das Paar wirft. Nofretete und ihr Gatte Echnaton wurden die Repräsentanten des neuen Hauptgottes auf Erden, die keiner großen Priesterkaste mit hoher Priesterschaft und Oberpriestern bedurften. Die einzigen Priester sind der Pharao und seine Frau. Eine besondere Nofretetedarstellung auf drei Steinblöcken wird heute von Forschern als Beweis dafür angesehen, dass sie selbst Echnatons Hohepriesterin war.

Nach Flinders Petrie war Nofretete Taduchepa die Tochter von Chattusiel III. und Nebenfrau Amenophis III., also heiratete Echnaton die „Schwester“ = Nebenfrau seines Vaters (siehe: 2 Mos 6,20 EU).

Nofretete als Mitregentin

Die generell starke Position der Frau im alten Ägypten wurde unter Echnaton für Nofretete besonders gesteigert. Sie wurde zu einer Art Mitregentin gemacht und zumindest symbolisch mit der pharaonischen Macht ausgestattet. Der berühmte blaue Helm auf der Büste bildet den Chepresh ab, einen Kriegshelm. Sie wurde auch mehrfach in pharao-typischen Szenen, wie z. B. Kriegsführung oder dem Niederschlagen der Feinde dargestellt. z. B. auf einem kleinen Relief, auf dem sie Feinde erschlägt, was einem Stereotyp für Pharaonen entspricht. Sie wurde in den Felsengräbern von Amarna zusammen mit Echnaton mehrfach in einer Art abgebildet, dass heute Forscher sogar eine Art dominierende Mitregentschaft von Nofretete, als Semenchkare, in den späten Regierungsjahren von Echnaton annehmen. An den rekonstruierten Ecken des Steinsarkophages ihres Mannes wurde sie als dessen Schutzgöttin dargestellt, deren Flügel den Sarg umspannten.

Nofretete als Nachfolgerin von Echnaton

Eine Theorie ist, dass sie Echnaton entgegen allen bisherigen Annahmen überlebt hat und nach ihm den Thron bestieg. Die Darstellungen von Nofretete in pharaonischen Kontexten (s.o.) sowie die Darstellung als Schutzgöttin ihres verstorbenen Gatten an den Ecken des in Fragmenten erhaltenen und wieder rekonstruierten Steinsarkophags von Echnaton interpretieren zunehmend mehr Forscher dahingehend, dass sie nach dem Tode Echnatons sogar eine kurze Zeit lang Ägypten alleine regiert habe. Es gibt zudem weitere Hinweise: Nach einer These ist sie identisch mit Semenchkare. Der Ägyptologe Cyril Aldred wies nach, dass der Amarna-Kunststil Unterscheidungen zwischen Männern und Frauen zeigt, je nachdem, ob der Nacken konkav oder konvex ist. Semenchkare und Nofretete haben beide einen weiblichen Nacken, und Semenchkare hat die Titel der Nofretete, „Geliebt von Wa-en-Re“. Wa-en-Re war der Thronname Echnatons. Bei der Inthronisation wurde ein neuer Name angenommen. Dies ist ein starkes Indiz dafür, dass Nofretete unter dem Namen Semenchkare den Thron bestiegen haben könnte. Unklar ist auch, ob Nofretete die Königswitwe war, die an den hethitischen Hof schrieb, um einem hethitischen Königssohn die Heirat anzubieten (die sogenannte „Dachamunzu-Affäre“).[1]

Tod

Sowohl der Grund für Nofretetes Tod als auch Ort und Zeit sind unbekannt, jedoch wird ihr Name ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr in Achet-Aton erwähnt. Vermutungen datieren das Todesjahr auf 1338 v. Chr., das 14. Regierungsjahr ihres Ehemanns. Andere Quellen legen ihren vermuteten Tod in das 12. Regierungsjahr. Es wird spekuliert, ob sie eventuell ermordet oder verstoßen worden sei. Auch ein Tod aufgrund einer plötzlichen Erkrankung wird von manchen Forschern erwogen. Falls sie als König Semenchkare die Thronfolge angetreten hat, verschwand sie nach wenigen Jahren, zusammen mit ihrer Tochter und Mit-Regentin Meritaton. Ein Mord aus Nachfolgestreitigkeiten ist möglich.

Nach der Theorie von Joann Fletcher wurde Nofretetes Mumie 2003 in dem Grab KV35 im Tal der Könige identifiziert, nachdem sie bis dahin verschollen war. Dies wurde bereits im selben Jahr von der übrigen Fachwelt aufgrund widersprüchlicher Indizien stark angezweifelt. Eine neuere Untersuchung legt nahe, dass es sich bei der Mumie um die von Echnatons Nebenfrau Kija handelt und bei der zweiten weiblichen, daneben liegenden Mumie um die der Königin Teje. [2] Das stärkste Indiz, das für die Identifizierung durch Fletcher herangezogen wurde, der abgebrochene Arm, kann aus anatomischen Gründen nicht zu der Mumie gehören.

Die Büste

Die Büste der Nofretete wurde am 6. Dezember 1912 bei Ausgrabungen von Ludwig Borchardt entdeckt und im folgenden Jahr mit Genehmigung der ägyptischen Behörden nach Deutschland gebracht. Ägypten forderte die Büste später mehrfach zurück.[3] Die Büste wurde vermutlich im Jahr 1338 v. Chr. gefertigt. Röntgenuntersuchungen unter der Leitung von Dietrich Wildung ergaben, dass unter der Gipsschicht eine ausmodellierte Kalksteinbüste verborgen ist. [4]

Vorgeschichte

Um die Wende zum 20. Jahrhundert fand ein Wettstreit zwischen den einzelnen Nationen statt, archäologische Funde zu machen. Dabei waren französische und englische Expeditionen finanziell besser ausgestattet und auch diplomatisch erfolgreicher. Die Preußische Akademie der Wissenschaften ernannte deshalb 1898 den Ägyptologen und Architekten Ludwig Borchardt zum wissenschaftlichen Attaché am Kaiserlichen Generalkonsulat in Kairo. Damit bekam man erste privat finanzierte Ausgrabungen in der Nähe der Pyramiden von Gizeh. Um finanzielle Unterstützung zu erhalten, wandte sich Borchardt an die Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG). Der reiche Berliner Baumwollhändler und Mäzen James Simon folgte dem Aufruf und wollte neue Ausstellungsstücke für die Berliner Museen haben. 1906 sicherte man sich die Grabungslizenz in Tell-el-Amarna.

Expedition

Im Herbst 1912 grub die Expedition der DOG in Tell-el-Amarna. Am 6. Dezember wurde im Bereich P 47, die Bezeichnung für die Reste eines antiken Hauses, im Zimmer 19 die Büste der Nofretete im Atelier des Bildhauers Thutmosis gefunden. Borchardt beschreibt den Fund in seinem Tagebuch:

„... lebensgroße bemalte Büste der Königin, 47 Zentimeter hoch. Mit der oben gerade abgeschnittenen blauen Perücke (die Helmkrone), die auf halber Höhe noch eine umgelegtes Band hat. Farben wie eben aufgelegt. Arbeit ganz hervorragend. Beschreiben nützt nichts, ansehen.“

Ausfuhr nach Deutschland

Nach der Grabung mussten der ägyptischen Altertumsverwaltung die Funde vorgelegt werden, und es kam zu einer Teilung in zwei gleiche Teile. Dabei ist bis heute nicht endgültig geklärt, warum die Büste Borchardt zugesprochen wurde und nicht in Ägypten geblieben ist.

1913 wurde die Ausfuhrgenehmigung an Simon erteilt und die Büste nach Deutschland verbracht. In Anbetracht ihres Wertes unternahm Ägypten später mehrere Versuche, die Büste gegen andere Kostbarkeiten umzutauschen. 1930 konnten nur starke Proteste den Tausch abwehren. 1956 bot man sogar den Marschallstab von Rommel zum Tausch an.

Die Büste in Deutschland

Die Büste wurde 1913 nach Berlin gebracht, wo sie zunächst in Simons Villa (Tiergartenstr. 15a, heute Sitz der Landesvertretung Baden-Württemberg) aufgestellt wurde. Der Fund wurde nicht stark öffentlich präsentiert, um Komplikationen zu vermeiden. Danach schenkte Simon die Büste dem Ägyptischen Museum, das diese im Oktober 1913 im Rahmen der Berliner Tell-el-Amarna-Schau auf der Berliner Museumsinsel zeigte. Im Jahr 1943 während des Zweiten Weltkriegs wurde die Büste in dem Tresor der Reichsbank aufbewahrt, später im Flak-Bunker Zoo und anschließend im Stollen eines Salzbergwerkes in Thüringen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die US-Amerikaner in Wiesbaden ein zentrales Sammellager für Kunstschätze ein (Collection Point (CCP)). Die Büste der Nofretete erreichte Wiesbaden in Watte verpackt in einer Kiste, die mit Die bunte Königin beschriftet war. Der Leiter der Kunstschutz-Offiziere Walter Farmer verhinderte, dass die Büste nach Washington (D.C.) verfrachtet wurde. Bis 1956 wurde sie im Wiesbadener Stadtmuseum ausgestellt und danach wieder nach Berlin gebracht. Zuerst in das Museum Dahlem und 11 Jahre in das Ägyptische Museum in Berlin in Charlottenburg. Seit dem 13. August 2005 befindet sich die Büste der Nofretete vorübergehend im Alten Museum erneut auf der Museumsinsel. Nach Abschluss des Wiederaufbaus des Neuen Museums (voraussichtlich im Jahre 2009) soll sie wieder dort ausgestellt werden.

„Nofretete geht auf Reisen“ ?

Zahi Hawass möchte die Kalksteinbüste 2012 zur Eröffnung des neuen Ägyptischen Museums bei den Pyramiden ausstellen und sie für drei Monate ausleihen. In diesem Zusammenhang verweist Museumsdirektor Dietrich Wildung darauf, dass die Bundesrepublik Deutschland die Gründung eines Museums für Europäische Kunst im ägyptischen Alexandria plane. Einen offiziellen Rückgabeanspruch des ägyptischen Staates hat es bislang nie gegeben. Im Bundestag stößt die mögliche Ausleihe auf Ablehnung. Der Bundestags-Kulturausschuss erklärte am 26. April 2007 in Berlin, aus konservatorischen Gründen müsse der Umgang mit der Kalksteinbüste äußerst sorgsam sein.[5]

Standfigur

Siehe Standfigur der Nofretete (Inventarnummer Berlin 21263)

Literatur

  • Lena Blosat: Reiseverbot für eine Königin. In: Abenteuer Archäologie. Kulturen|Menschen|Monumente, Heft 3, 2007, S. 12-15 „Titel: Streit um Nofretete“
  • Oliver Simons: Der Raub der Nofretete. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): ... Macht und Anteil an der Weltherrschaft. Berlin und der deutsche Kolonialismus. Unrast, Münster 2005. ISBN 3-89771-024-2
  • Christine El-Mahdy: Tutenchamun. Leben und Sterben des jungen Pharao. Blessing, München 2000. ISBN 3-89667-072-7
  • Carola Wedel: Nofretete und das Geheimnis von Amarna. von Zabern, Mainz 2005. ISBN 3-8053-3544-X, (Antike Welt, Sonderheft; Zaberns Bildbände zur Archäologie) ISBN 978-3-8053-3544-7
  • Gert von Paczensky, Herbert Ganslmayr: Nofretete will nach Hause. Europa - Schatzhaus der „Dritten Welt“. Bertelsmann, München 1984, 1988. ISBN 3-570-03587-5
  • Philipp Vandenberg: Nofretete - Eine archäologische Biographie. 1975. ISBN 3-7042-4024-9

TV-Dokumentationen

  • Tatort Ägypten: Der Fall Nofretete. Dokumentation, 45 Min., Produktion: ZDF-Expedition, Erstsendung: 3. Juni 2007,
  • Die Odyssee der Nofretete. Deutscher Schatzjäger findet „bunte“ Büste der Nofretete. Dokumentation, 45 Min., Produktion: ZDF-Expedition, Erstsendung: 29. Juli 2007, Inhaltsangabe

Weblinks


Einzelnachweise

  1. Nofretete: Die schöne ägyptische Königsgemahlin war eine eiskalte Machtpolitikerin, Hintergrundbericht in wissenschaft.de (Zugriff am 24.04.2009)
  2. TV-Dokumentation: ZDF-Expedition Tatort Ägypten, Der Fall Nofretete, 3.6.2007 19:30 Uhr
  3. „Ägypten fordert Nofretete zurück“, Neue Zürcher Zeitung, 19. Mai 2007
  4. ZDF-Sendung vom 29. Juli 2007, Jäger verlorener Schätze (1)„Die Odyssee der Nofretete“
  5. „Bundestag hält Nofretete in Berlin“, taz, 27. April 2007


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