Arpad Wigand

Arpad Wigand

Arpad Wigand (* 13. Januar 1906 in Mannheim; † 26. Juli 1983 ebenda) war ein deutscher SS-Führer und ab August 1941 als SS- und Polizeiführer (SSPF) Warschau eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Wigand, von Beruf Angestellter der Reichsbahn,[1] war Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 30.682) und SS (Mitgliedsnr. 2.999).[2] Ab 1931 war er Angehöriger mehrerer SS-Standarten und leitete von September 1935 bis Anfang Juli 1936 die 70. SS-Standarte und anschließend bis Herbst 1937 die 16. SS-Standarte „Unterelbe“. Vom 1. September 1937 bis Anfang August 1941 war er Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in Breslau und von Anfang Oktober 1937 bis Ende September 1939 Offizier des SD im Oberabschnitt „Ost“. Ab Anfang August 1941 war er SS- und Polizeiführer Warschau, offiziell bis Ende April 1943.[3]

Wigand vertrat Mitte Oktober 1941 auf einer Sitzung in Warschau die Ansicht, dass die Juden im Warschauer Ghetto angesichts ihres mangelhaften Ernährungszustandes zu keinem Widerstand fähig seien.[4]

Von Juli 1942 bis zum April 1943 wurde Wigand in dieser Position von Ferdinand von Sammern-Frankenegg vertreten, da Wigand Mitte 1942 zur Waffen-SS wechselte. Ab September 1942 wurde er in der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ zunächst Zugführer, ab Frühling 1943 Adjutant und schließlich Befehlshaber des III. Bataillons des SS-Freiwilligen-Gebirgs-Regiments 13 „Artur Phleps“ bis Februar 1945. Nach Kriegsende geriet er in britische Kriegsgefangenschaft und wurde später nach Polen ausgeliefert. Dort wurde er 1950 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, aber bereits 1956 nach West-Deutschland abgeschoben.[5]

Vor dem Landgericht Hamburg wurde Wigand Ende 1981 wegen Beihilfe zum Mord zu zwölfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Sein Verteidiger war der rechtsextreme Hamburger Rechtsanwalt Jürgen Rieger. Rieger hielt zum Prozessende ein neunstündiges Plädoyer, indem er unter anderem die Einrichtung des Warschauer Ghettos als seuchenpolitische Maßnahme bezeichnete. Diese und weitere Äußerungen Riegers während des Wigand-Prozesses führten 1983 zu einer Verurteilung Riegers wegen Beleidigung der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Rieger wurde zu einer Geldstrafe verurteilt, das Urteil wurde jedoch nach der Revision 1987 aufgehoben. Wigand starb Ende Juli 1983.[6]

Auszeichnungen

Wigands SS-Ränge
Datum Rang
Juni 1933 SS-Sturmbannführer
Mai 1934 SS-Obersturmführer
September 1935 SS- Standartenführer
April 1938 SS-Oberführer
Februar 1943 Obersturmführer der Reserve (Waffen-SS)
Januar 1944 Hauptsturmführer der Reserve (Waffen-SS)

Als SS-Führer

Literatur

Einzelnachweise

  1. Timm C. Richter: Krieg und Verbrechen: Situation und Intention: Fallbeispiele, Martin Meidenbauer Verlag 2006. S. 131
  2. Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.): Auschwitz in den Augen der SS. Oswiecim 1998, S. 244f.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 677.
  4. Josef Wulf: Das Dritte Reich und seine Vollstrecker – Die Liquidation von 500.000 Juden im Ghetto Warschau, Berlin 1961, S. 87, 362.
  5. Arpad Wigand auf www.dws-xip.pl
  6. Hamburger Abendblatt: Der Zynismus eines Strafverteidigers, Nr. 87 vom 15. April 1987, S. 6.

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