Neu-Augustusburg

Neu-Augustusburg
Blick von Osten auf den Ehrenhof mit teilrestauriertem Nordflügel, Juni 2008

Neu-Augustusburg ist ein Schloss in der Stadt Weißenfels in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

August von Sachsen-Weißenfels

Die alte Weißenfelser Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. An ihrer Stelle entstand in der Zeit von 1660 bis 1694 unter den Herzögen August (Sachsen-Weißenfels) und Johann Adolf I. (Sachsen-Weißenfels) die barocke Residenz des albertinischen Herzogtums Sachsen-Weißenfels, das Schloss Neu-Augustusburg. Baumeister des Schlosses waren Johann Moritz Richter und sein Sohn. Sie schufen mit diesem Bau eine der größten frühbarocken Schlossanlagen in Mitteldeutschland.

Das Schloss entwickelte sich zum kulturellen Zentrum, das so bedeutende Künstler wie Johann Beer, Johann Philipp Krieger, Georg Philipp Telemann und Friederike Caroline Neuber anzog. Auch Musikerpersönlichkeiten wie Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach sind mit dem Schloss verbunden. Johann Sebastian Bach komponierte für Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels die Jagdkantate Was mir behagt, ist nur die muntre Jagd BWV 208), die 1713 zu Ehren des Herzogs in Weißenfels uraufgeführt wurde (im heutigen Hotel Jägerhof), sowie die Schäferkantate Entfliehet, verschwindet, entweichet, ihr Sorgen (BWV 249a) zum Geburtstag des Herzogs am 23. Februar 1725.

Nach dem Aussterben des Weißenfelser Herzogshauses 1746 kam das Schloss zunächst an Sachsen und wurde nur noch selten bewohnt. Ab 1815 gehörte es zu Preussen und wurde zur Kaserne umgebaut. Als solche wurde es bis 1920 vom Heer als Unteroffiziersschule, dann von der Polizei genutzt.

Gedenktafel

Eine Gedenktafel im zur Stadt gelegenen Schlossturm erinnert an den Einmarsch der amerikanischen Truppen 1945. Nach 1945 fanden Flüchtlinge hier eine Unterkunft, dann wurde im Schloss eine Fachschule für Heimatmuseen sowie wegen der Bedeutung von Weißenfels als Zentrum der DDR-Schuhindustrie das Schuhmuseum der DDR eingerichtet.

1993 ging das Eigentum am Schloss vom Bund an die Stadt Weißenfels. Seither wird das Gebäude in Abschnitten restauriert.

Heutige Nutzung

Portal im Hauptflügel von Westen (Stadtseite), Zustand Juni 2008

Im Schloss befindet sich das städtische Museum. Es zeigt Ausstellungen zur Geschichte des Schuhs und dessen Herstellung, deren Konzeption und Darbietung teilweise noch auf das sozialistische Schuhmuseum der DDR zurückgehen und selbst fast musealen Charakter haben, sowie zu völkerkundlichem Schuhwerk. 2007 wurde eine neugestaltete Ausstellung zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels eröffnet. Auch Sonderausstellungen finden hier statt.

Von der Schlossterrasse bietet sich ein weiter Blick über die Stadt Weißenfels. Der Schlosskeller und das Schlosscafé sind zudem Veranstaltungsorte für Konzerte, Diskotheken, Comedy und Ähnlichem.

Schlosskirche

Gedenktafeln an der Hofmauer der Schlosskirche

Besonders interessant und sehenswert ist die weitgehend im Original erhaltene Schlosskirche St. Trinitatis, welche zu den schönsten frühbarocken Kirchen Mitteleuropas zählt.

Als Schlosskapelle ist der Raum von der Fürstenloge auf der Empore her konzipiert. Die Ausmalung übernahm Johann Oswald Harms; die umlaufenden Emporenbilder zeigen typologisch entsprechende Szenen aus dem Neuen (1. Empore) und Alten Testament (2. Empore). Ein besonderes Schmuckelement sind die zahlreichen Emblemata. Der ursprüngliche Kanzelaltar von Johann Heinrich Böhme aus Schneeberg und Johann Balthasar Stockhammer (1678/80) wurde nach dem Übergang des Schlosses an das katholische Haus Sachsen 1751 auseinandergenommen; der Altar erhielt ein Relief der Verkündigung als Altarbild.

Zu den bekannten Schlosspredigern zählten Johannes Olearius und Erdmann Neumeister.

Die Kirche wird seit 1946 sonntäglich von der Evangelisch-Lutherischen St. Trinitatisgemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche genutzt, die nach dem Abschluss einer Nutzungsvereinbarung mit der Stadt 2004 im angrenzenden Nordostflügel des Schlosses auch Gemeinderäume und das Pastorat eingerichtet hat.

Orgel

Die Orgel auf der dritten Empore der Schlosskirche wurde 1667-1673 durch den Orgelbauer Christian Förner erbaut. Sie umfasste 22 Register auf zwei Manualen und Pedal und galt Zeitgenossen als ein technisches wie musikalisches Meisterwerk des mitteldeutschen Orgelbaus. An ihr wurde das Talent Händels entdeckt, und Johann Sebastian Bach komponierte seine Toccata in F-Dur (BWV 540/I) für diese Orgel.

Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung in der Zeit der Nutzung des Schlosses als Kaserne wurde die Orgel 1839 durch Johann Friedrich Schulze radikal umgebaut, 1864 nahm Friedrich Ladegast Reparaturen vor. Nach 1945 wurden Pfeifenwerk und Gehäuse schwer beschädigt; 1985 erfolgte ein als Teilrekonstruktion bezeichneter weitgehender Neubau durch die Orgelbaufirma A. Voigt. Trotz der massiven Eingriffe gilt die Förner-Orgel als musikgeschichtliches Denkmal und Schlüsselinstrument zum gesamten Orgelbau in Mitteldeutschland.[1]

Gruft

Die Weißenfelser Herzogsfamilie wurde in der Gruft unter dem Altarraum der Kirche bestattet. Die Gruft, mit 38 zum Teil prunkvollen Zinnsarkophagen, ist in der Regel einmal im Monat für Besucher zugänglich.

Literatur

  • Gottlob Traugott Gabler: Die Fürstengruft auf Neu-Augustusburg, oder Die Herzöge von Sachsen-Weißenfels und Querfurth", gedruckt bei C.F. Meusel, Weißenfels 1844
  • 300 Jahre Schloß Neu-Augustusburg, 1660-1694 - Residenz der Herzöge von Sachsen-Weißenfels: Festschrift. Weißenfels 1994
  • Mario Titze: Barockskulptur im Herzogtum Sachsen-Weissenfels. Hrsg. v. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt / Landesmuseum für Vorgeschichte. Michael Imhof Verlag 2007, ISBN 978-3-86568-316-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alexander Koschel, in: Textbuch zu J.S. Bach und die mitteldeutsche Orgelmusik des 16.-18. Jahrhunderts (CD)

51.19944444444411.9752777777787Koordinaten: 51° 11′ 58″ N, 11° 58′ 31″ O


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