Nicholas Edward Cave

Nicholas Edward Cave
Nick Cave 1986

Nicholas Edward Cave (* 22. September 1957 in Warracknabeal, Australien) ist ein australischer Musiker, Texter, Dichter und Schauspieler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nick Cave wurde als Sohn von Dawn und Colin Cave geboren. Er hat drei Geschwister namens Tim (* 1952), Peter (* 1954) und Julie (* 1959). Seine Mutter arbeitete als Bibliothekarin, sein Vater war Lehrer für englische Literatur und starb 1975 bei einem Autounfall. Nick Cave wurde nach den Lehren der anglikanischen Kirche erzogen.

Nick Cave and The Bad Seeds 2008

Auf der Highschool lernte Cave Mick Harvey kennen, mit dem er seine erste Band The Boys Next Door gründete. Bei ihrem Umzug nach London benannten sie sich in The Birthday Party um. 1982 nimmt er mit der deutschen Avantgarderock-Band Die Haut das Album Burnin the Ice auf. 1983 zog Cave nach West-Berlin und löste The Birthday Party kurz darauf auf. Mit Harvey, Blixa Bargeld (Sänger der Einstürzenden Neubauten), und Barry Adamson gründete er die Band The Bad Seeds, welche bis heute besteht und mehrere kommerziell erfolgreiche Alben veröffentlichte. Seine Musik entfernte sich zunehmend vom ekstatischen Lärm-Blues der Birthday Party und wandte sich auch der Kunst gefühlvoller Balladen zu, wofür das 1990er Album The Good Son ein überzeugendes Beispiel lieferte. Inzwischen hat er sich von seinen Punk-Wurzeln entfernt und macht R'n'R-Musik, wie u. a. in „Henry's Dream“ oder „No More Shall We Part“ bewiesen. Unter anderem arbeitete er auch mit David Tibet und seiner Band Current 93 zusammen. U. a. coverte er inzwischen Bob Dylan mit „Death Is Not The End“, das er mit Kylie Minogue, P.J.Harvey und Shane MacGowan prominent besetzte, oder intonierte „Disco 2000“ von Pulp neu.

1990 zog Cave nach São Paulo (Brasilien) um, wo er Viviane Carneiro, eine brasilianische Journalistin kennenlernte. 1991 wurde ihr gemeinsamer Sohn Luke geboren. Im Frühjahr 1993 zog Cave mit der Familie zurück nach London. Cave und Carneiro trennten sich kurz darauf, ihr Sohn Luke lebt abwechselnd bei Cave und seiner Mutter in London. Cave zog daraufhin in ein Haus in Hove und hatte während der Produktion seines Albums „Murder Ballads“ eine kurze Affäre mit der Sängerin PJ Harvey, lernte aber bald darauf das Modell und Schauspielerin Susie Bick kennen, welche er am Tag der Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 heiratete. Beide leben mit ihren Kindern, den Zwillingen Arthur und Earl, in Brighton.

Caves Musik wird in einigen Filmen von Wim Wenders eingesetzt, etwa in Der Himmel über Berlin (dort hat Cave auch einen Live-Auftritt), Until the End of the World und In weiter Ferne, so nah!. Cave war Co-Autor und Darsteller in dem Film Ghosts... of the Civil Dead (1989). Auch einige andere Lieder von ihm wurden für bekannte Filme verwendet wie People Ain't No Good in Shrek 2 und Red Right Hand in Scream, Dumm und Dümmer und Hellboy. Für Scream 3 schrieb er eine neue Fassung von Red Right Hand.

1989 veröffentlichte Cave seinen Roman And the Ass Saw the Angel (deutsch: Und die Eselin sah den Engel).

1991 trat er in der kleinen Rolle des Freak Storm in dem Film Johnny Suede mit Brad Pitt und Catherine Keener auf.

1996 brachten Cave und die Bad Seeds das Album Murder Ballads heraus, wie der Titel suggeriert, ein Album mit Songs über Mord. Das Duett mit Kylie Minogue, Where The Wild Roses Grow, wurde ein Hit, ebenso Henry Lee zusammen mit PJ Harvey.

Im Frühjahr 2003 gab Blixa Bargeld bekannt, dass er die Bad Seeds verlässt. Über mögliche Gründe, wie Spannungen in der Band wegen zu geringem Einfluss bei der Mitgestaltung der Songs, kann nur spekuliert werden. Blixa Bargeld selbst gab in Interviews an, er wolle in Zukunft mehr Zeit seiner Band Einstürzende Neubauten widmen.

Großen Einfluss auf die Musik der Bad Seeds lässt sich Nick Caves Jugendfreund Mick Harvey zuschreiben. Zusammen komponierten sie mehrere Songs, so auch den Klassiker The Mercy Seat. Wie ein großer Bruder stand Mick Harvey Nick Cave in dessen schlimmster Zeit, während des Kampfes gegen die Drogen, bei. Wie alle Mitglieder der Bad Seeds betätigt sich auch Mick Harvey in anderen Projekten und wirkte beispielsweise an der Platte „Uh Huh Her“ von PJ Harvey mit und veröffentlichte bisher vier Soloalben, darunter zwei Alben mit Coverversionen.

Nick Cave 2004

Im Jahr 2004 veröffentlichte Nick Cave mit seiner Band das vielbeachtete Doppelalbum „Abbatoir Blues/The Lyre of Orpheus“. Erstmals wirkte ein Gospelchor auf einer Nick-Cave-Platte mit. Die große Fülle an Songs manifestieren die Vielfältigkeit im Schaffen des australischen Songwriters. Einflüsse aus Gospel, Blues, Country und Punk verbinden sich zu einem Sammelsurium von Zitaten der Popkultur. Thematisch bewegen sich die Texte wieder im altbekannten Rahmen: Gott, Erotik, Gewalt, Liebe und Hoffnung. In Get Ready for Love ironisiert Nick Cave aufgetragene Gottesfürchtigkeit. Den antiken Orpheus-Mythos greift er ironisierend auf und verwandelt ihn in einen seiner „Comicsongs“. Orpheus singt so schrecklich, dass die Vögel des Himmels explodieren, Hasen sich panisch die Köpfe einrennen; und selbst Gott verliert seine Geduld, schwingt seinen Hammer und drischt den Sänger in die Unterwelt.

Im Jahr 2005 schrieb Nick Cave das Drehbuch und den Soundtrack zum Western „The Proposition – Tödliches Angebot“ (in der Hauptrolle Guy Pearce), der unter anderem auf der Berlinale im Februar 2006 vorgeführt wurde.

Nick Cave mit Grinderman, 2006

Im März 2006 hat Nick Cave mit Waren Ellis, Jim Sclavunos und Martin Casey ein Album in den „RAK studios“, London, aufgenommen. Die Veröffentlichung erfolgte im März 2007 unter dem Bandnamen Grinderman.

Im Jahr 2007 schrieb Nick Cave zusammen mit Warren Ellis den Soundtrack zum Film „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ (englischer Titel: The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford). Nick Cave hat in diesem Film außerdem eine Gastrolle.

Im Februar 2008 veröffentlichte Nick Cave mit seiner Band das bisher letzte Album, welches den Titel Dig, Lazarus, Dig!!! trägt. Bei diesem Album rücken erneut die Themen Glaube und Religiosität sowie biblische Bilder stark in den Fokus.

Stil

Nick Cave versuchte sich auch als Theoretiker des Songwritings. Im Auftrag der Schule für Dichtung in Wien hielt er eine Vorlesung, die auf der CD The Secret Life of the Love Song mit Songbeispielen nachzuhören ist. Darin formulierte Cave den Gedanken, dass ein Song immer auch Melancholie enthalten müsse. Caves Poetik weist eine Nähe zur Romantik auf, nach deren theoretischem Konzept jedes Kunstwerk durch Ironie gebrochen werden müsse. Ähnlich wie in der Romantik, beruhen seine Texte häufig auf Transzendenz. In seinen frühen Alben stellte meistens das Alte Testament einen wichtigen Bezugspunkt seiner Texte dar, wie auch in seinem epischen Roman "Und die Eselin sah den Engel". Vor allem mit dem 1997 erschienenen Album The Boatman's Call tritt das Neue Testament immer stärker in den Vordergrund. 1998 schrieb Cave eine Einleitung zum Markus-Evangelium.

Neben der Bibel lassen sich viele andere literarische Einflüsse in seinen Texten wiederfinden, wie zum Beispiel Nabokov, Dostojewskij, Faulkner, Dylan Thomas und Bob Dylan. Zu seinen musikalischen Vorbildern zählen Johnny Cash, Bob Dylan, Leonard Cohen sowie John Lee Hooker.

Er arbeitete unter anderem mit Die Haut, Anita Lane (seine Muse aus Down-Under-Zeiten), Lydia Lunch und den Dirty Three zusammen. Johnny Cash, der schon eine Coverversion von Nick Caves The Mercy Seat einspielte, nahm ein Duett mit Nick Cave auf, eine Version von Hank Williams' I'm so Lonesome I Could Cry. Seine Liedtexte finden sich in den Anthologien "King Ink", "King Ink II" und "The Complete Lyrics". Außerdem existiert ein Tourfilm: "The Road to God Knows Where" (1990), die Dokumentation einer US-Tour von Uli M. Schueppel.

Diskografie

Boys Next Door

Singles

  • 1978: These Boots Are Made For Walking
  • 1978: Shivers

Alben

  • 1979: Door Door
  • 1979: Hee Haw

The Birthday Party

Singles

  • 1980: Mr Clarinet/Happy Birthday
  • 1981: Nick the Stripper/Blundertown/Kathys Kisses
  • 1981: Nick the Stripper/Blundertown
  • 1981: Release the Bats/Blast Off
  • 1981: Mr Clarinet/Happy Birthday
  • 1982: Dead Joe

Alben

  • 1980: The Birthday Party/Boys Next Door
  • 1981: Prayers on Fire
  • 1982: Junkyard
  • 1985: It's Still Living
  • 1985: Best and Rarest
  • 1988: Hee Haw
  • 1989: Mutiny/The Bad Seed
  • 1992: Hits
  • 1999: Live 1981–82
  • 2001: Peel Sessions

Nick Cave & The Bad Seeds

Singles

  • 1984: In the Ghetto
  • 1985: Tupelo
  • 1986: The Singer
  • 1988: The Mercy Seat
  • 1988: Deanna
  • 1990: The Ship Song
  • 1990: The Weeping Song
  • 1992: I Had a Dream, Joe
  • 1993: What a Wonderful World (mit Shane MacGowan)
  • 1994: Do You Love Me?
  • 1994: Loverman
  • 1994: Red Right Hand
  • 1995: Where the Wild Roses Grow (mit Kylie Minogue)
  • 1996: Henry Lee (mit PJ Harvey)
  • 1997: Into My Arms
  • 1997: Are You the One That I've Been Waiting For?
  • 2001: As I Sat Sadly By Her Side
  • 2001: Fifteen Feet of Pure White Snow
  • 2001: Love Letter
  • 2001: Here Comes the Sun
  • 2003: Bring It On
  • 2003: He Wants You/Babe, I'm On Fire
  • 2003: Rock of Gibraltar
  • 2004: Nature Boy
  • 2004: Breathless/There She Goes, My Beautiful World
  • 2005: Get Ready for Love
  • 2008: Dig, Lazarus, Dig!!!
  • 2008: More News from Nowhere

Alben

  • 1984: From Her To Eternity
  • 1985: The First Born Is Dead
  • 1986: Kicking Against the Pricks
  • 1986: Your Funeral … My Trial
  • 1988: Tender Prey
  • 1990: The Good Son
  • 1992: Henry's Dream
  • 1993: Live Seeds
  • 1994: Let Love In
  • 1996: Murder Ballads
  • 1997: The Boatman's Call
  • 1998: The Best of Nick Cave and The Bad Seeds
  • 2001: No More Shall We Part
  • 2003: Nocturama
  • 2004: Abattoir Blues/The Lyre of Orpheus
  • 2005: B-Sides & Rarities
  • 2007: Abattoir Blues Tour
  • 2008: Dig!!! Lazarus, Dig!!!

Grinderman

Singles

  • 2007: Get It On
  • 2007: No Pussy Blues
  • 2007: I Don't Need You (To Set Me Free)

Alben

  • 2007: Grinderman


Filmmusik

Weblinks


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