- Nina Ruzicka
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Nina Ruzicka (* 29. Juli 1972 in Wien) ist eine österreichische freie Zeichnerin, die durch die Comicserien „Nina“, in der Zeitschrift „die Wienerin“ und „Der Tod und das Mädchen“, deren erster Teil auf der Homepage des ORF erschien, eine stetig wachsende Bekanntheit erlangte.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Nina Ruzicka wurde am 29. Juli 1972 in Wien geboren. Nach ihrer AHS-Matura studierte sie von 1990-1992 Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Dieses Studium brach sie ohne Abschluss ab. Auch der Besuch der Kollegschule für Mode und Bekleidungstechnik erfolgte 1992/1993 ohne Abschlussprüfung. Daraufhin folgte 1994-1995 eine Lehre als Sekretärin in einer Rechtsanwaltskanzlei und ein erneutes Studium an der Universität Wien (Russisch, Tschechisch), das sie ebenfalls abbrach. Von 1999 an besuchte sie die höhere Technischen Lehranstalt für Chemische Berufe in Wien, wo sie 2002 ihren Abschluss absolvierte.
Auffällig ist bei der Betrachtung des Bildungsweges, dass sie niemals eine Kunstschule oder ähnliche Einrichtung besuchte, ja sogar den schulischen Zeichenunterricht, nachdem es ihr in der siebten Klasse möglich war, zugunsten des Musikunterrichts abwählte. Nach der Matura strebte sie zwar den Beruf des Malers/Künstlers an, was aber bereits am Erstellen der Präsentationsmappe scheiterte. Nach einem kurzen Besuch der Theaterwissenschaften an der Universität Wien und des Modekollegs entdeckte sie das Comiczeichnen erneut für sich. Laut eigener Aussage war der Grund für das Scheitern ihrer künstlerischen Laufbahn bis dahin, dass sie nicht die Welt und einzelne Szenen still abbilden wollte, sondern sich vor allem für das Erzählen von Geschichten interessierte. Alle zeichnerischen Fertigkeiten eignete sie sich über die Zeit hinweg selbstständig an, was erheblich zu ihrem eigenen, recht speziellen Stil beitrug.
Nina Ruzicka arbeitete bisher in verschiedensten Berufen, wie Bierkellnerin in einem Country- und Western-Lokal, Sekretärin in einer Rechtsanwaltskanzlei, Serviceangestelle in einem Kino, Parkettlegerin und schließlich Chemisch-Technische Assistentin
Seit 1997 ist sie zudem als Comiczeichnerin tätig.
Der Vielzahl an Berufen und Ausbildungen ist es wohl zu verdanken, dass die Charaktere in ihren Geschichten oft wie aus dem Leben gegriffen erscheinen. Zudem inspirierte die Arbeit als Rechtsanwaltsgehilfin, bzw. Sekretärin sie zum Charakter der Nina in der gleichnamigen Comicserie.
Comicserien
Nina
Die Comicserie Nina erschien im Zeitraum von 1997 bis 2002.
Die Cartoons wurden in der Zeitschrift „die Wienerin“ erstabgedruckt und fanden sich bis Anfang 2010 auf der Web-Seite des ORF.
Die Ur-Nina, welche sich vom späteren Charakter der Serie recht deutlich unterscheidet, entstand laut der Zeichnerin, in einer für sie sehr frustrierenden Zeit als Sekretärin in einer Rechtsanwaltskanzlei, wo sie sich trotz der freundlichen Mitarbeiter vollkommen fehl am Platz vorkam. Ergo war diese Ur-NINA eine frustrierte Sekretärin in einer Kanzlei voller Paragraphenköpfe und gleichartiger oberflächlicher Kolleginnen, die ständig schlecht gelaunt war.
Der endgültige Charakter wurde dann eine 25- bis 30-jährige Wienerin, die als Lektorin in einem mittelgroßen Verlag arbeitet. Über die Serie hinweg gewinnt der Charakter der Hauptperson mehr und mehr an Tiefe, und entwickelt sich zu einer emanzipierten, häufig vom Unbill des Alltags, im speziellen durch typische Frauenprobleme und die Männerwelt geplagte, zumeist jedoch überraschend optimistische Frau, die cartoontypisch sarkastisch und nie auf den Mund gefallen ist.
Zum Pool der stets in den Strips wiederkehrenden Personen gehört neben Nina selbst, die der Autorin nicht nur in Vornamen und Aussehen ähneln soll, Britta, ihre beste Freundin, der Nachbar, in den sie sich verliebt, David, der Mitbewohner ebenjenes Nachbarn, der sich wiederum in Nina verliebt, Ingrid, eine Arbeitskollegin, der Boss und das Ekelpaket, ein unangenehmer Mitarbeiter im Verlag. Die Figuren sind wie zu Anfangs bereits erwähnt z.T. von real existierenden Personen inspiriert.
Zu einer der Besonderheiten der Figuren dieser Serie zählt das durchgehende Fehlen von Pupillen in den Augen. Die Signatur der Strips mit dem Kürzel „Нина“, häufig aus Unkenntnis als „Huha“ gelesen, ist schlicht der Name der Zeichnerin, Nina, in kyrillischer Schreibweise.
Der Tod und das Mädchen
Der Tod und das Mädchen ist ein Sujet, das sich sowohl in der Malerei als auch in der Dichtkunst und Musik seit der Renaissance findet.
In diesem Falle inspirierte es eine Comicserie, die im Internet von 2001 bis 2005 auf den Comic-Seiten des ORF und nach deren Einstellung auf der Website der Künstlerin[1][2] veröffentlicht wurde. Seit September 2005 ist Teil 1 der Serie, welche maßgeblich zur Bekanntheit der Zeichnerin beigetragen hat, auch in gedruckter Version erhältlich.
Die Geschichte des ersten Teils beschäftigt sich nach einer kurzen Einführung des Tods, dessen Geschichte und Rolle auch zwischendrin immer mal wieder etwas genauer beleuchtet wird, damit, dass ein Mädchen in ihrer Kindheit durch Glück und Geistesgegenwart dem Tod entkommt.
Dabei entlehnt Rusicka unter anderem Leitmotive und ganze Szenen dem Kontext klassischer Bilder, Filme und Geschichten, wie z.B. Ingmar Bergmans Film Das siebente Siegel, wobei sie mediengebunden das Tempo beschleunigt und Slapstick-Momente einbringt. An anderer Stelle nimmt sie Bezug auf Ray Bradburys Erzählung Death and the Maiden.[3] Ebenfalls im ersten Band ihrer Reihe zeichnet sie Lucinda Grenton-Witherspoon[4] als die bessere Hälfte des alten Farmerehepaars aus dem Gemälde American Gothic[5], 1930, von Grant Wood, eines der am häufigsten zitierten modernen Bilder der Welt. Andererseits bezieht sie sich zwangsläufig auf die Tradition des Totentanzes in der bildenden Kunst, den sie ihrerseits noch mit Elementen des Musicals von Elisabeth und Das Phantom der Oper vermengt, wenn etwa der in ein Kostüm gepresste Tod das Mädchen zum Tanz auffordert, um es zu trösten.[6]
Jahre später treffen sich der Tod und das Mädchen durch Zufall auf einer Autobahn wieder und es entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihnen, die am Anfang durch den stetigen Versuch des Todes gekennzeichnet ist, das Mädchen dahingehend auszutricksen, dass sie ihn beim Namen nennt, was ihr Todesurteil wäre, da er sie in diesem Falle mit sich nehmen dürfte. Im weiteren Verlauf der Geschichte wandelt sich nun diese Beziehung und wird zunehmend emotionaler, es entspinnt sich eine zerbrechliche Zuneigung, die an manchen Stellen stark an eine heimliche und von beiden verleugnete Liebe erinnert. Die Geschichte endet mit einem recht unerwarteten aber äußerst stimmigen Ende, welches das große Potential eines weiteren Teils erahnen lässt, ohne jedoch direkt wie ein Cliffhanger zu wirken.
Während der erste Abschnitt der Geschichte starke Slapstick-Elemente enthält, wobei der Tod zuweilen als äußerst tollpatschig, zum Teil gar fast clownesk dargestellt wird, so entwickelt sich dem Ende entgegen zunehmend ein immer düsterer werdender Grundton, und der Tod gewinnt die bedrohlichere Rolle des „Seelenernters“ zurück.
Der Bogen der Geschichte verläuft für eine Geschichte, die über eine lange Zeit episodenweise gezeichnet wurde, überraschend stimmig und glaubhaft, was neben der Tiefe der Charaktere als eines der Erfolgsrezepte der Serie gilt.
Zu den zentralen Figuren des ersten Teils der Geschichte gehören neben den zwei titelgebenden Hauptfiguren, eben dem Tod und dem Mädchen, noch der in einen roten Kapuzenpulli mit der Aufschrift „YO!“ gehüllte „kleine Tod“, welcher eine Anspielung auf „la petite mort“ darstellt, sowie der Freund des Mädchens und ihr hellbeiger VW-Käfer, eine Sonderanfertigung mit herunterkurbelbaren Rückfenstern.
Im zweiten Teil, der erst in Grundzügen existiert, taucht zudem eine Gruppe Frauen auf, angeblich Dienerinnen des Todes, die allem Anschein nach eine wichtige Rolle in der weiteren Geschichte spielen werden, welche aber zu Beginn noch vollkommen unklar und mysteriös ist.
Ein weiteres Merkmal, das zur Beliebtheit der Serie beiträgt, sind die auf vielen Bildern des Comics versteckten, kleinen und meist nicht direkt ersichtlichen Querverweise auf andere Geschichten, Filme oder Kunstwerke, so genannte „Eastereggs“. Ein Beispiel ist das Nummernschild des Käfers, D810, was eine Anspielung auf Franz Schuberts Streichquartett in d-Moll, mit Namen „Der Tod und das Mädchen“ ist. Das D steht dabei für das Deutschverzeichnis, in dem alle von Schuberts Werken verzeichnet sind, und die 810 ist die Nummer des Stückes.
Die Internetpräsenz des ORF veröffentlichte eine Zeit lang Comicserien junger und noch (recht) unbekannter Zeichner, zu denen auch Nina Ruzickas „Der Tod und das Mädchen“ gehörte. Leider schloss die entsprechende Abteilung der Onlinepräsenz Ende Juni 2005 und damit auch die Möglichkeit, mit dem Comicstrip Geld zu verdienen.
Diesem Umstand begegnete die Zeichnerin mit der Absicht, ihre Comicserie in Zukunft als Bücher zu vertreiben, und mit einem eigenen Internetshop, um das Comiczeichnen rentabel zu halten bzw. eines Tages sich ganz darauf verlegen zu können.
Nach anfänglichen Problemen beim Finden eines Verlags[7], der bereit war, das Werk nach ihren Vorstellungen zu drucken und zudem nicht alle Lizenzen und Nutzungsrechte für sich beanspruchte, fand sich in dem von Lydia Schönberger neu gegründeten Verlag „die Biblyothek“ schlussendlich doch noch ein Partner, mit dem sich die Veröffentlichung den Wünschen der Autorin entsprechend realisieren ließ. Anfang September 2005 erschien der erste Band der Serie. Diesem folgten im Frühjahr 2006 der zweite und Ende 2006 der dritte Band.
Die veröffentlichten Bände enthalten die Handlung des ersten Teils der Geschichte, wobei sie an einigen Stellen mit neuen Bildern und kurzen Seitenhandlungen ausgeschmückt wurde, um zum einen den Kauf interessanter zu machen, zum anderen aber auch, weil die Loslösung von strengen Paneelenformat der Internetvorlage eine größere künstlerische Freiheit erlaubte. Zudem waren manche Handlungsseitenstränge schon zu Zeiten der Veröffentlichung auf der ORF-Seite im Entstehen, mussten jedoch aufgrund der Länge der Geschichte wegfallen.
Da der zweite Teil des Comics derzeit in Bearbeitung und sein Gesamtumfang noch nicht abzuschätzen ist, lässt sich noch nicht vorhersagen, wann dieser in gedruckter Form erscheinen wird. Dass dies geschehen wird, gilt aber als sehr wahrscheinlich.
Weitere künstlerische Aktivitäten
Neben den beiden oben erwähnten Comicserien gibt es noch einige kleinere Serien, sowie auch eher künstlerische Zeichnungen und Bilder, wobei die Motive meist eine recht düstere Atmosphäre aufweisen und sich als morbide bis makaber beschreiben lassen. Unterstrichen wird diese Seite der Künstlerin durch eine Serie von Bildern, bei denen sie unter anderem mit Blut als Material arbeitete.
In den letzten Jahren ließ das Interesse an der Kunst abseits der Comics mehr und mehr nach, so dass die letzten Bilder mittlerweile bereits einige Jahre alt sind.
2007 hat Nina Ruzicka die Illustrationen für die Buchausgabe des Bestatter-Weblogs[8] gezeichnet.
Sonstiges
Einflüsse
Als Einflüsse führt sie neben den Kinderzeichentrickserien ihrer Kindheit wie die Biene Maja und Beetlejuice größtenteils Filme an, seien es nun frühe deutsche Tonfilme, amerikanische Sitcoms und Stummfilme oder aber auch Streifen aus dem Horror-Genre.
Comics selbst übten einen eher geringen Einfluss aus, zu nennen wären in diesem Bereich Spiderman und die Sandman Serie von Neil Gaiman (nicht zu verwechseln mit dem Sandman des Marveluniversums oder gar dem ostdeutschen Sandmännchen).
Signaturen
Bei verschiedenen Strips finden sich verschiedenste Signaturen, was mit dem Unwillen der Autorin zu tun hat, überhaupt zu signieren.
So finden sich eine Vielzahl von Signaturen, wie Нина, die kyrillische Schreibweise ihres Vornamens, in der „Nina“ Serie, die Signatur Winston C., vor allem in den Jahren 1990-1999 und das von einer Fehladressierung einer Zeitschrift stammende Rinzicka.
Das Thema Tod
Der Tod ist nicht nur ein immer wiederkehrendes Thema in ihren Bildern und Comicserien, sondern beschäftigt die Autorin auch abseits ihrer Werke. So ist sie z. B. Mitglied der europäischen Totentanz-Vereinigung.
Interview
Im Januar 2010 erschien im Satiremagazin Rappelkopf ein ausführliches Interview[9].
Einzelnachweise
- ↑ http://tod.cartoontomb.de/deutsch/k01/tod01_01.html „Der Tod und das Mädchen“ - Teil 1
- ↑ http://www.cartoontomb.de/deutsch/tod2.php?bild=00_01_01.jpg „Der Tod und das Mädchen“ - Teil 2
- ↑ http://www.totentanz-online.de/kuenstler/ruzicka.php Der Tod und das Mädchen. Nina Ruzickas Online-Comic als Album]
- ↑ http://tod.cartoontomb.de/deutsch/k08/tod08_01.html
- ↑ http://www.artic.edu/artaccess/AA_Modern/pages/MOD_5_lg.shtml
- ↑ http://tod.cartoontomb.de/deutsch/k25/tod25_09.html
- ↑ http://www.cartoontomb.de/deutsch/faq_druckbericht.php Näheres zu den Problemen beim Finden eines Verlages und der Drucklegung
- ↑ http://www.bestatterweblog.de/ Bestatter-Weblog
- ↑ http://www.rappelkopf.at/index2.php?option=com_flashmagazinedeluxe&Itemid=72&task=show_magazine&mag_id=14 Nina Ruzicka: Die mit dem Tod tanzt
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