- Nykturie
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Klassifikation nach ICD-10 R35 Polyurie
- NykturieICD-10 online (WHO-Version 2011) Die Nykturie (griechisch νυκτουρία, nikturía, „das nächtliche Harnlassen“) bezeichnet ein vermehrtes, nächtliches Wasserlassen. Die International Continence Society[1] definiert Nykturie als eine ein- oder mehrmalige Unterbrechung des Schlafes, um Wasser zu lassen.
Inhaltsverzeichnis
Epidemiologie
Unter jüngeren Erwachsenen ist die Nykturie selten, die Prävalenz steigt aber bei Frauen und Männern mit zunehmendem Alter an. Bei 10-50% der 60- bis 70-jährigen liegt eine Nykturie vor, bei 80-jährigen steigt die Prävalenz auf 80-90%, bei 30% der 80-jährigen treten zwei- oder mehrere Episoden pro Nacht auf.
Komplikationen
Nykturie stört den Schlaf. Dies kann zu Schläfrigkeit am Tag, depressiven Symptomen, Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit sowie zu verminderter Lebensqualität und Beeinträchtigung des Wohlbefindens führen. Bei Rentnern führt Nykturie zu einem 1,8-fachen Anstieg der Häufigkeit von Oberschenkelhalsfrakturen. Bei Männern, die nachts drei mal oder öfter das Bett verlassen müssen, um Wasser zu lassen, ist die Sterblichkeit doppelt so hoch, wie bei denjenigen, die weniger als drei mal aufstehen müssen.
Ursachen
Eine Nykturie kann entstehen durch eine Störung der Harnblasenfunktion oder durch eine vermehrte nächtliche Harnproduktion.
Störung der Harnblasenfunktion
- relative Einengung (Obstruktion) der Harnwege abwärts der Harnblase, bei älteren Männern oft durch gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse mit erheblicher Restharnbildung. Der Harndrang tritt insbesondere im Liegen auf.
- Funktionsstörung/Überaktivität des Muskelsystems der Harnblase (Musculus detrusor vesicae) und/oder Restharnbildung.
- Infektion der unteren Harnwege
- Verminderte funktionelle Harnblasenkapazität
- Harnblasentumore
- Harnblasensteine
- Beckenbodenschwäche (z.B. aufgrund eines Blasenbruches oder eines Gebärmuttervorfalls)
Zustände mit vermehrter nächtlicher Urinproduktion
- Erkrankungen, die mit Ödemen einhergehen, z. B. nephrotisches Syndrom oder Herzschwäche; sowohl bei Rechtsherz-, als auch bei Linksherz- und Globalinsuffizienz möglich (häufigste Ursache). Bei waagerechter Körperlagerung im Schlaf muss das rechte Herz das tagsüber bestehende Gefälle zu den Beinen nicht mehr überwinden und fördert wieder mehr der tagsüber eingelagerten Flüssigkeit, so dass Ödeme der Beine nachts stärker ausgetrieben werden.
- Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom.
- Autonome Neuropathie.
- Chronisch-venöse Insuffizienz.
- Syndrom der nächtlichen Polyurie, möglicherweise ausgelöst durch eine unzureichende nächtliche Sekretion von Antidiuretischem Hormon.
Im Rahmen etlicher innerer Erkrankungen kommt es zu einer generell größeren Harnproduktion (Polyurie); dies führt auch nachts zu vermehrter Harnproduktion, die als Nykturie aufgefasst werden kann (auch wenn die vermehrte Harnproduktion nicht speziell nachtbezogen ist).
- Diabetes mellitus oder Diabetes insipidus.
- Chronisches Nierenversagen
- Hypokaliämie.
- Hyperkalzämie.
- Neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson-Krankheit oder Alzheimer-Krankheit.
- Medikamente (Diuretika, Calciumkanalblocker, Koffein, Alkohol oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)
- Exzessive Flüssigkeitsaufnahme (Polydipsie)
Literatur
- Dean A Kujubu, Sherif R Aboseif: An overview of nocturia and the syndrome of nocturnal polyuria in the elderly. In: Nature Clinical Practice. Nephrology. 4, Nr. 8, 2008-08, S. 426-435. doi:10.1038/ncpneph0856. Abgerufen am 25. Dezember 2010.
Einzelnachweise
Siehe auch
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- Krankheitssymptom in der Urologie
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