Gainfarn

Gainfarn
Wappen Karte
Wappen von Bad Vöslau
Bad Vöslau (Österreich)
DEC
Bad Vöslau
Basisdaten
(Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria)
Bundesland Niederösterreich
Politischer Bezirk Baden (BN)
Fläche 38,74 km²
Koordinaten 47° 58′ N, 16° 13′ O47.96694444444416.214444444444276Koordinaten: 47° 58′ 1″ N, 16° 12′ 52″ O
Höhe 276 m ü. A.
Einwohner 11.318 (31. Dez. 2008)
Bevölkerungsdichte 292 Einwohner je km²
Postleitzahl 2540
Vorwahl 02252
Gemeindekennziffer 3 06 03
AT127
Adresse der
Gemeindeverwaltung
Schloßplatz 1
2540 Bad Vöslau
Offizielle Website
Politik
Bürgermeister Christoph Prinz (Liste Flammer)
Gemeinderat (2005)
(37 Mitglieder)
26 Liste Flammer,
6 SPÖ, 4 ÖVP, 1 FPÖ
Lage der Stadt Bad Vöslau
Karte
Bad Vöslau - Ortszentrum vom Harzberg aus gesehen
Bad Vöslau - Ortszentrum vom Harzberg aus gesehen

Bad Vöslau ist eine Stadt im Bezirk Baden im Industrieviertel in Niederösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Bad Vöslau liegt am Abhang des Wienerwaldes zum Wiener Becken, rund 35 km südlich von Wien, knapp 5 km südlich von Baden bei Wien. Durch die Bruchlinie an der Thermenlinie gibt es hier einige Thermalquellen. Verkehrsmäßig ist es durch die Südautobahn A2 und die Südbahn erschlossen.

Stadtgliederung

Die Gemeinde besteht aus den drei Katastralgemeinden:

  • Bad Vöslau
  • Gainfarn
  • Großau (die Katastralgemeinde selbst schreibt sich Grossau, während der Ort Großau geschrieben wird)

Die beiden Orte Gainfarn und Bad Vöslau sind praktisch zusammengewachsen, während der kleinste Ort Großau abseits in Richtung Berndorf liegt. Die Stadt selbst liegt direkt an der Thermenlinie, während Gainfarn schon etwas erhöht auf einer Bergstufe Richtung Wienerwald situiert ist.

Nachbargemeinden

Alland Sooß
Nachbargemeinden Baden bei Wien
Berndorf Leobersdorf Kottingbrunn

Geschichte

Seit der späten Jungsteinzeit finden sich Besiedelungsspuren in Bad Vöslau; die Thermalquellen fanden bereits im Römischen Reich Verwendung.

Erstmals erwähnt wurde Vöslau 1136 im sogenannten Salbuch des Augustinerklosters in Klosterneuburg, welches einen Adoldus de Veselove erwähnt. Vöslau bestand zu dieser Zeit lediglich aus einer Burg mit Wassergraben, die erst im 18. Jahrhundert erweitert und ausgebaut wurde. Die Wasserburg wurde zwar von Matthias Corvinus im Jahr 1483 zerstört und geplündert, hatte aber nach dem Wiederaufbau große Bedeutung während der Reformation.

In der Zeit der Gegenreformation wurde es mit der Pfarre Gainfarn zusammengelegt.

Als 1773 Vöslau in den Besitz der Familie Fries kam, die zur damaligen Zeit zu den einflussreichsten Familien am Wiener Hof gehörte, nahm es einen großen Aufschwung. Dabei wurde das Schloss Bad Vöslau möglicherweise von dem Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg, der auch in Wien die Gloriette und das Palais Pallavicini baute, errichtet.

Nach dem Konkurs der Familie Fries erwarb nur für ein Jahr Georg Simon von Sina die Herrschaft. Von ihm erwarb sie 1827 Freiherr Johann von Geymüller, der auch die bekannte, heute aber nicht mehr in Betrieb stehende Vöslauer Kammgarnspinnerei aufbaute. Im 19. Jahrhundert lebte die Stadt im wesentlichen von der Textilindustrie und ab der Hälfte des Jahrhunderts ebenso vom Fremdenverkehr. Daneben ist der Weinanbau bis heute von Bedeutung. Seit 1924 darf sich Vöslau per Landtagsbeschluss Bad Vöslau nennen. Die erste Badeanlage wurde ab 1822 betrieben und 1837 ausgebaut. Das heute bestehende Thermalbad wurde 1926 im Beisein des Bundespräsidenten Michael Hainisch feierlich eröffnet.

1954 wurde Bad Vöslau zur Stadt erhoben. Das ehemalige Schloss wird seit einem Umbau 1974 als Rathaus verwendet.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner
2006 11.190
2001 10.998
1991 11.055
1981 10.524
1971 10.204

Quelle: Bevölkerungsentwicklung 1869 - 2007 der Statistik Austria

Religionen

Bei der Volkszählung 2001 bekannten sich 60,1 % der Bevölkerung zur römisch-katholischen Konfession, 9,9 % zur evangelischen. Drittgrößte Glaubensgemeinschaft (8,0 %) ist der Islam, gefolgt von orthodoxen Kirchen (3,9 %). Andere Glaubensgemeinschaften bleiben jeweils unter 1 %. Ohne religiöses Bekenntnis sind 15,3 % der Bevölkerung.

Gelungenes Mediationsverfahren bei türkischem Kulturzentrum

In der Gemeinde gab es Anfang des Jahres 2007 eine breit angelegte Diskussion um die geplante Errichtung eines Islamischen Kulturzentrums. Dieses sollte eines der beiden (bereits seit vielen Jahren bestehenden) kleinen islamischen Bethäuser ersetzen. Die eingereichte Planung sah einen orientalisch anmutenden Bau im Stile einer klassischen Moschee vor. Die Betreiber des Projektes, der in Bad Vöslau ansässige Verein ATIB, haben auf Initiative des Bürgermeisters zugestimmt, gemeinsam mit Vertretern aller im Gemeinderat vertretenen Parteien ein beispielgebendes Mediationsverfahren durchzuführen, in dem viele Bedenken ausgeräumt wurden. Der endgültige Entwurf für die Errichtung des Kulturzentrums entspricht nun einem modernen Gebäude mit offenen Glasfronten und kaum mehr sichtbaren, lediglich angedeuteten Dachaufbauten aus Glas anstatt der klassischen Minaratte. Außerdem wurde vertraglich vereinbart, dass die Vertreter der Stadtgemeinde Mitsprachemöglichkeiten im Rahmen der Aktivitäten des Vereins haben, kein Gebetsruf (weder durch Muezzin noch durch Lautsprecher) erfolgen wird und das Kulturzentrum ein offenes Gebäude für alle – also auch nicht-muslimische Bürger – sein wird. Vor allem soll die Integration der örtlichen türkischstämmigen Mitbürger ein wesentliches Anliegen der Zukunft sein (Deutschkurse etc.).

Wirtschaft

Die Stadt ist hauptsächlich eine Tourismusgemeinde. Der Weinbau zählt zur Weinbauregion Thermenregion. Im Stadtgebiet wird außerdem aus ca. 660 Meter Tiefe das Vöslauer Mineralwasser gewonnen und nach ganz Europa exportiert.

Am 11. Februar 2006 wurde das neue Kurzentrum Bad Vöslau eröffnet.

Am östlichen Rand der Gemeinde (zum Teil in Kottingbrunn) befindet sich der Flugplatz Vöslau-Kottingbrunn.

Schulen

Neben der Volksschule Bad Vöslau, der Volksschule Gainfarn, der Allgemeinen Sonderschule und der Sporthauptschule war in Gainfarn die Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft bis Juni 2005 in Betrieb. Ab September 2005 hat das Badener Gymnasium Frauengasse eine Expositur in den Gebäuden der ehemaligen Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft.

Sehenswürdigkeiten

Neben dem Thermalbad, dem heute als Rathaus genutzten Schloss mit Schlosspark sind der Harzbergturm, (eigentlich „Kaiser Franz Joseph Jubliläumswarte“), die Ruine und Schloss Merkenstein und das Schneckenreservat Hansybach sehenswert. Darüber hinaus existiert ein Stadtmuseum mit interessanten Beiträgen zum Thermalbad, der früher wichtigen Harzgewinnung, der ehemaligen Vöslauer Kammgarnfabrik sowie zum Thema Weinbau und Sekterzeugung (Schlumberger).

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter

  • Konrad Poll (Chunradus Pollo) wurde um 1240 in Vöslau geboren und starb um 1305 in Wien. Er ist der erste namentlich bekannte Bürgermeister von Wien (1282 und 1288–1305), der 1282 als magister civium genannt wird.
  • Olga Wohlbrück (1867–1933) Schauspielerin, Schriftstellerin. Gilt als erste weibliche Filmregisseurin Deutschlands.

Mit Bad Vöslau verbunden

  • Johann von Fries (1719–1785). Die Grafen von Fries waren (mit einer Unterbrechung) von 1773 bis 1902 Besitzer der Herrschaft Vöslau und sowohl historisch als auch wirtschaftlich von größter Bedeutung für die Entwicklung des Ortes.
  • Robert Alwin Schlumberger, Edler von Goldeck, * 12. September 1814 in Stuttgart (Deutschland), † 13. Juli 1879 in Bad Vöslau, Initiator der österreichischen Sektindustrie, Förderer des Weinbaus in Österreich, Gründer der renommierten Wein- und Sektkellerei in Bad Vöslau. Spezialisierte sich ab 1843 auf die Erzeugung von moussierenden Weinen nach der Methode der Champagne. Er war von 1864 bis 1870 Bürgermeister von Vöslau.
  • Friedrich Ohmann (* 21. Dezember 1858 in Lemberg/Galizien, † 6. April 1927 in Wien), war ein bedeutender Jugendstil-Architekt und erbaute sich eine Villa („Ohmannvilla“) in Großau.
  • Hannelore Valencak österreichische Schriftstellerin, * 23. Jänner 1929 in Leoben-Donawitz, lebte bis zu ihrem Tod am 9. April 2004 in Bad Vöslau.
  • Arnulf Rainer österreichischer Maler, * 8. Dezember 1929 in Baden, lebte und arbeitete in den 1950er Jahren in einer Villa Gainfarn.
  • Georg Pichler österreichischer Schriftsteller, * 30. Juli 1959 in Judenburg, lebt in Bad Vöslau

Fotos

Literatur

  • Bad Vöslau 1136–1986 von Michael Dippelreiter
  • Historische Bilder Vöslau, Gainfarn, Großau von Haininger/Foschum/Staudinger
  • Bad Vöslau und seine Bürger von Oliver Kühschelm
  • Die Grafen von Fries von Christian Steeb
  • Gäste – große Welt in Bad Vöslau von Otmar Rychlik
  • Die großen Architekten auf dem Lande von Otmar Rychlik
  • Gedenkstätten, Denkmäler und Marterl von Robert Haininger u. Harry Otto
  • Auf den Spuren der Kultur von Franz R. Vorderwinkler
  • Gelber Lauch und Zypergras von Prof. Rupert Stingl
  • Thalia weine, Theatertradition in Bad Vöslau von Gerhard Baumgartner

Weblinks


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