Osten (Adelsgeschlecht)

Osten (Adelsgeschlecht)
Wappen der von der Osten

Von der Osten ist der Name eines alten pommerschen Adelsgeschlechtes, das dem niedersächsischen Uradel entstammt und mit den Osten-Sacken auch dem baltischen Adel angehörte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das eigentliche Herkunftsgebiet des Geschlechts von der Osten soll die Umgebung von Paderborn in Westfalen sein.[1] Die Familie erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1219 mit Egehard de Oste und seinen Brüdern als Ministerialen des Erzbischofs Gebhard II. von Bremen.[2] Der Familienname leitet sich von dem Fluss Oste, dem schiffbaren Nebenfluss der Unterelbe in Niedersachsen her, wo die Osten im 13. und 14. Jahrhundert im Erzstift des Bistums Bremen Besitzungen hatten. Von dort breitete sich das Adelsgeschlecht nach Holstein, Mecklenburg und ins Fürstentum Rügen aus. Die Brüder Ulrich und Friedrich („Olricus advocatus Dyminensis et dominus Fredericus frater ipsius“) erscheinen im November 1248 urkundlich auf Demmin.[3] Dieser „Fredericus de Osten miles dictus de woldenborch“ sitzt später in Pyritz auf Woldenburg. Damit gehörten die Osten zu den burg- oder schlossgesessenen Geschlechtern im Herzogtum Pommern.[4] Weiter verbreitete sich die Familie in die Neumark, nach Polen und Dänemark später auch in Preußen und Bayern.

Größere Besitzungen der von der Osten lagen unter anderem auf Rügen, bei Penkun in Vorpommern, sowie bei Woldenburg und Plathe in Hinterpommern. Bei Plathe bestand vom 17. Jahrhundert bis 1817 der Osten- und Blüchersche Kreis, so bezeichnet wegen der beiden Geschlechter mit dem größten Grundbesitz.[5]

Die Familie von der Osten gen. Sacken verbreitete sich seit dem 13. Jahrhundert im Baltikum. Sie gehört zum baltischen Uradel und geht zurück auf Arnoldus dictus Lyndale, der im Jahr 1386 vom Bischof Otto von Kurland mit Haus und Gebiet Sacken (dem späteren Kirchspiel Sacken) belehnt wird. Im Jahr 1395 wird er als Arnoldus de Sacken urkundlich mit Erkuln und Goldingen belehnt. Sander von Sacken, genannt von der Oest tritt 1544 zuerst mit dem vereinigten Namen auf, was später zu der Namens- und Wappenvereinigung der beiden Geschlechter als von der Osten gen. Sacken führte, ohne dass eine Stammesgemeinschaft nachgewiesen werden kann.[6], [7]

70 Familienmitglieder traten im Dritten Reich der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei, davon 20 vor der Machtergreifung.[8]

Standeserhebungen

Es sind mehrere Hebungen erfolgt, so in den Freiherren-, Reichgrafen-, den preußischen, polnischen und russischen Grafen- und den Fürstenstand[9]. Nachstehende Probanden, stellen lediglich ausgewählte Einzelbeispiele dar:

  • Adolph Siegfried von der Osten erhielt am 29. Oktober 1768 ein polnisches Grafendiplom
  • Carl von der Osten-Sacken wurde 1762 von Kaiser Franz I. in den Grafenstand, 1786 von König Friedrich Wilhelm II. in den Fürstenstand erhoben
  • Fabian Gottlieb von der Osten-Sacken wurde 1821 in den russischen Grafen- und 1832 in den Fürstenstand erhoben.

Wappen

Wappenabbildung im Schloss Hollwinkel

Das Stammwappen ist gespalten. Es zeigt rechts in Blau drei schrägrechte silberne Wellenbalken und links in Rot einen aufrecht gestellten silbernen Schlüssel, dessen Bart nach links gekehrt ist. Auf dem Helm im schwarzen offenen Adlerflug zwei gekreuzte goldene Schlüssel vor einer mit drei Pfauenfedern gezierten und mit einem silbernen Stern besteckten silbernen Säule. Die Helmdecken sind rechts silbern-rot und links silbern-blau.

Die Wellenbalken sollen den Fluss Oste symbolisieren, der aufrechte Schlüssel das Erzstift Bremen.[10]

Namensträger

von der Osten

  • Adolph Sigfried von der Osten (1726–1796), dänischer Minister [11]
  • Albert Heinrich von der Osten, preußischer General
  • Alexander von der Osten (1839–1898), Rittergutsbesitzer, Mitglied des Deutschen Reichstags
  • Alexander Friedrich von der Osten († 1736), preußischer Minister und Kammerpräsident
  • Carl Henrik von der Osten († 1691), dänischer Generalquartiermeister [12]
  • Christian Friedrich von der Osten, preußischer General
  • Christian Georg von der Osten (1674–1735), dänischer General [13]
  • Dinnies von der Osten (~1414–1477), pommerscher Ritter und Heerführer
  • Eduard von der Osten, preußischer General
  • Emil von der Osten (1847–1905), deutscher Schauspieler
  • Eva von der Osten (1881–1936), deutsche Sängerin
  • Friedrich Wilhelm von der Osten (1842–1928), Gutsbesitzer und Mitglied des Preußischen Herrenhauses
  • Hans Henning von der Osten (1899–1960), deutscher Archäologe
  • Hedwig von der Osten (1613–1676), Dichterin evangelischer geistlicher Lieder
  • Johan Vibe von der Osten (1708–1800), dänischer General [14]
  • Julius von der Osten (1808–1878), pommerscher Rittergutsbesitzer und Politiker
  • Leopold Leberecht Christoph von der Osten, preußischer General
  • Matthias Conrad von der Osten (1691-1748), Geheimer Finanzrat und Chefpräsident der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer zu Berlin[15]
  • Otto Albrecht Philipp Ludwig von der Osten, preußischer General
  • Peter Christoph von der Osten (1659–1730), dänischer Hofbeamter und Regierungspräsident [16]
  • Rosa von der Osten - Hildebrandt (1850–1911), deutsche Schauspielerin
  • Ulrich von der Osten (* 1965), deutscher Journalist und Fernsehmoderator
  • Vali von der Osten (1882–1923), deutsche Sängerin
  • Wedig von der Osten (1859–1923), preußischer Landschaftsrat und Politiker
  • Wilhelm von Osten (1838–1909), Trainer des Klugen Hans
  • Wilhelm Maximilian Karl Philipp Adam von der Osten, preußischer General

von der Osten-Sacken

  • Freiherr Albert Leo Ottonar von der Osten gen. Sacken (1811–1895), preußischer Generalleutnant
  • Fürst Carl von der Osten-Sacken (1725–1794), kursächsischer Kabinettsminister und Diplomat
  • Fürstin Christiane von der Osten-Sacken (1733–1811), frühkapitalistische Unternehmerin (sie galt zu ihrer Zeit als die reichste Frau Preußens)
  • Dmitri Jerofejewitsch Osten-Sacken, (1790–1881) russischer Militär
  • Ernst von der Osten-Sacken, Maschinenbau-Professor RWTH Aachen
  • Fabian Gottlieb von der Osten-Sacken (1752–1837) russischer Militär
  • Baron Friedrich Wilhelm Benjamin von der Osten-Sacken (1769–1846), preußischer Generalleutnant
  • Karl Robert Osten-Sacken (1828–1906), russischer Diplomat und Entomologe
  • Freiherr Kurt Werner Arthur Elimar von der Osten gen. Sacken (1821–1889), preußischer Generalleutnant
  • Maria von der Osten-Sacken, (1901–1985), deutsche Schriftstellerin
  • Graf Nikolai von der Osten-Sacken (1831–1912), russischer Diplomat
  • Peter von der Osten-Sacken (1909–2008), Astronom
  • Peter von der Osten-Sacken, Theologe
  • Thomas von der Osten-Sacken (* 1968), Journalist
  • Baronin Vera von der Osten-Sacken (* 1974), Theologin
  • Wolf von der Osten-Sacken (1941–2009), Spielekritiker

Einzelnachweise

  1. Klempin, Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft. S. 49, S. 104
  2. Otto Grotefend, Geschichte des Geschlechts v. der Osten, Urkundenbuch 1, Leipzig 1914, S. 1, Nr 2
  3. Otto Grotefend, Geschichte des Geschlechts v. der Osten, Urkundenbuch 1, Leipzig 1914, S. 2, Nr 6
  4. Otto Grotefend, Geschichte des Geschlechts v. der Osten, Urkundenbuch 1, Leipzig 1914, S. 2-3, Nr 7
  5. Osten- und Blücherscher Kreis
  6. GHdA - Adelslexikon, Band X, S. 73-74
  7. Kurländisches Haus Фон дер Остен-Сакен (russisch)
  8. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat, Berlin: Akademie Verlag 2003, ISBN 3-05-004070-X, S. 573
  9. Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft, 1935 S. 251, 1. Absatz
  10. Familiengeschichte bei Schloss-Blumberg.de
  11. Osten, Adolph Sigfr. v. d.. In: Dansk biografisk Lexikon. Band 12. Erste Auflage. Gyldendal, Kjøbenhavn 1887–1905, S. 450 f. (dänisch)
  12. Osten, Carl Henrik v. d.. In: Dansk biografisk Lexikon. Band 12. Erste Auflage. Gyldendal, Kjøbenhavn 1887–1905, S. 457 f. (dänisch)
  13. Osten, Christian Georg v. d.. In: Dansk biografisk Lexikon. Band 12. Erste Auflage. Gyldendal, Kjøbenhavn 1887–1905, S. 458 f. (dänisch)
  14. Osten, Johan Vibe v. d.. In: Dansk biografisk Lexikon. Band 12. Erste Auflage. Gyldendal, Kjøbenhavn 1887–1905, S. 461 f. (dänisch)
  15. Johann Heinrich Zedler et al. (Herausgeber): Grosses vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschafften und Künste. Band 28, Halle und Leipzig 1741, Spalten 682-683.
  16. Osten, Peter Christoph v. d.. In: Dansk biografisk Lexikon. Band 12. Erste Auflage. Gyldendal, Kjøbenhavn 1887–1905, S. 462 f. (dänisch)

Literatur

  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Bd. 3, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 485–487 (Digitalisat).
  • Robert Klempin, Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert. A. Bath, Berlin 1863 (Digitalisat)
  • Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland: Herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten. Bd. 3, Georg Joseph Manz, Regensburg 1865, S. 121–122 (Digitalisat)
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Bd. 7, Friedrich Voigt, Leipzig 1867, S. 5–8 (Digitalisat)
  • Christian Frhr. von der Osten gen. Sacken: Das Testament des Dietrich von Sacken auf Lehnen vom Jahre 1668. In: Jahrbuch für Genealogie, Heraldik u. Sphragistik 1896, S. 82–87
  • Armin Frhr. von der Osten gen. Sacken: Nachrichten über Herkunft, Verzweigung und Wappen derer von der Osten und von der Osten gen. Sacken. Berlin, Mittler 1893.
  • Armin Frhr von der Osten gen. Sacken: Ehe-Bündnisse des pommerschen schloßgesessenen Geschlechts von der Osten und des kurländischen Geschlechts der Freiherren von der Osten genannt Sacken. In: VJH 25, 1897, S. 135–195, 239–302
  • Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 2, 1898; v. der Osten u. v. der Osten genannt Sacken. S. 749–760
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Gotha, Justus Perthes, AA, 1900 St., v. der Osten (Erg. 1901–1939)
  • Armin von der Osten gen. Sacken und Gerhard von der Osten: Die Herkunft des uradeligen, schloß- und burggesessenen, pommerschen Geschlechts von der Osten. Blankenburg, Hoefer 1912.
  • Otto Grotefend: Geschichte des Geschlechts v. d. Osten. Stettin 1914/23.
  • Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Estland, Teil 2.3, Görlitz 1930, S. 344–345 (Digitalisat)
  • Genealogisches Handbuch der Oeselschen Ritterschaft, 1935, S. 250–260 (Digitalisat)
  • Genealogisches Handbuch des Adels, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn), 1958, S. 321–322; 1959, S. 527–529; 1965, S. 194–232; 1976, S. 295–297; 1973, S. 311–316; 1985, S. 242–286 und 1992, S. 235–372.
  • Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Osten. (im Auftrag des Familienverbandes), 2. Bde., Eigenverlag, Bremen (2. Bd: 1977).
  • Weltzien: Die von der Osten in Mecklenburg von 1303 bis 1788. In: Familien aus Mecklenburg u. Vorpomm. 2, 1991, S. 173–192
  • Weltzien: Die Grafen von der Osten genannt Sacken und von Hessenstein auf Bellin. In: Familien aus Mecklenburg u. Vorpomm. 3, 1992, S. 149–150
  • Martin Sandberger: Familie von der Osten. In: Südwestdeutsche Blätter f. Familien- u. Wappenk. 20, 1991–1993, S. 473–475
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band X, Band 119 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1999, S. 69–78. ISSN 0435-2408
  • Gerlinde Kraus: Christiane Fürstin von der Osten-Sacken. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001 (Digitalisat)

Weblinks


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