Paul Éluard

Paul Éluard
Plakette in Charenton-le-Pont

Paul Éluard, eigentlich Eugène-Émile-Paul Grindel (* 14. Dezember 1895 in Saint Denis bei Paris; † 18. November 1952 in Charenton-le-Pont bei Paris), war ein Dichter und einer der bekanntesten Poeten des Surrealismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Éluard wurde als einziger Sohn des Immobilienmaklers Clément Grindel und der ehemaligen Schneiderin Jeanne-Marie Grindel (geb. Cousin) in einem Vorort von Paris geboren. Er wuchs in geordneten bürgerlichen Verhältnissen auf und besuchte nach der staatlichen Volksschule die Oberschule, die er als mittelmäßiger Schüler mit 16 Jahren abschloss. Von Kindheit an war Éluard kränklich, und 1912 wurde bei ihm Tuberkulose festgestellt. Bei einem Kuraufenthalt in den Schweizer Bergen lernte er seine spätere Frau Gala kennen, die er 1917 heiratete und auf die sich viele seiner Gedichte beziehen.

Ab 1913 veröffentlichte Éluard − noch im Sanatorium in Davos – erste Gedichte. Seine Familie unterstützte ihn dabei finanziell. Nach seiner Genesung wurde Éluard 1914 zur Armee eingezogen. Den Krieg verbrachte er jedoch überwiegend krank hinter der Front im Lazarett. Über Jean Paulhan stieß er 1919 zu den Künstlern um André Breton. Er veröffentlichte weitere Gedichte und war Mitarbeiter bei Zeitschriften wie Proverbe und Littérature. Seinen Lebensunterhalt bestritt er jedoch bis zum Tod seines Vaters als Makler in dessen Geschäft. Sein Erbe ermöglichte es ihm, fortan als freier Schriftsteller zu arbeiten.

1921 besuchte Éluard Max Ernst in Köln, mit dem er in der Folgezeit auch zusammenarbeitete. 1924 wurde in Paris von Breton das Manifest des Surrealismus veröffentlicht und löste den Dadaismus ab. Éluard nahm diesen Richtungswechsel in seine Dichtung auf und verfasste bis 1928 seine wichtigsten Werke.

Grabmal von Paul Éluard

1927 trat Éluard mit Louis Aragon, André Breton, Benjamin Péret und Pierre Unik der Kommunistischen Partei Frankreichs (KPF) bei, von der er jedoch bereits 1933 wieder ausgeschlossen wurde. Zwei Jahre später lernte er den Maler Salvador Dalí kennen; seinetwegen ließ sich seine Frau Gala 1932 von ihm scheiden. Doch er schrieb ihr bis zum Ende seines Lebens Liebesbriefe. 1930 lernte er Maria Benz, genannt „Nusch“, kennen, eine deutschstämmige Schauspielerin, die er 1934 heiratete. 1936 war er an der Organisation der International Surrealist Exhibition in den New Burlington Galleries in London beteiligt, und zwei Jahre später, 1938, war er maßgeblich beteiligt an der Organisation der Exposition Internationale du Surréalisme, die in der Galerie Beaux-Arts in Paris stattfand. Im selben Jahr veranlassten die politisch motivierten Differenzen zwischen Breton und Éluard, der sich dem Stalinismus angenähert hatte, die Trennung von der Surrealistengruppe; Max Ernst und Man Ray schlossen sich ihm solidarisch an.[1]

Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Éluard mit seiner 1918 aus der Ehe mit Gala geborenen Tochter Cécile in Paris. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht ging er in den Untergrund und engagierte sich in der Résistance. 1942 trat er wieder der KPF bei und wurde zu einer Art sozialistischem Dichter-Star.

Zehn Jahre später starb Éluard, inzwischen verarmt, an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris beigesetzt.

Wirken

Breton bescheinigte Éluard, dem „Freund der Maler“, die größte Nähe aller surrealistischen Dichter zur Malerei. Teils enge Freundschaften bestanden mit später bedeutenden Malern wie Max Ernst, Pablo Picasso, Man Ray, Joan Miró und Salvador Dalí.

Éluard hat 1937 den Surrealismus als "état d'esprit" und Erkenntnisinstrument, als eine Empörung gegen die "société actuelle" beschrieben - gegen eine die Individuen erniedrigende, psychisch und sozial repressive Gesellschaft; aber die Schriftsteller und Intellektuellen, die sich im Gefolge von de Sade, Lautréamont, Freud, Picasso, Rimbaud, und im Gefolge des technischen Fortschritts und der Arbeiterbewegung wissen, werden zum Untergang des "Guten und Schönen" der Bourgeoisie beitragen. Die Schriftsteller sind nach Éluard das Gewissen der Gesellschaft[2].

Im Vorwort zu dem Résistance-Sammelband (Bd. 1) L'Honneur des poètes greift Éluard Themen der Lyrik-Diskussion auf. Er fügt die Dichter der Résistance ein in die Reihe von Poeten, die sich, wie Victor Hugo, Rimbaud und Majakowski der Tat zuwendeten. Dichter sollen die Verbindung zur realen Welt suchen, sie sind Menschen wie andere auch. Die Kraft der Poesie, denn die Dichter haben ja Macht über die Wörter, bekommt jetzt einen präzisen Sinn: zu schreien, anzuklagen und Hoffnung auszudrücken.

Der englische Schriftsteller Aldous Huxley bezeichnet Éluard jedoch als „A man without talent“.[3]

Werke (Auswahl)

  • illustriert von Max Ernst: Wiederholungen (1922)
  • mit Max Ernst: Die Krankheiten der Unsterblichen (1922)
  • Hauptstadt der Schmerzen (1926)
  • mit André Breton: Die unbefleckte Empfängnis (1930)
  • Die öffentliche Rose (1934)
  • illustriert von Pablo Picasso: Die fruchtbaren Augen (1936)
  • Poésie et vérité (1942)
  • François Lachenal (Hg. der Schweizer Ausgabe): Poèmes français. Ausser P. E. (Pseud. Maurice Hervent & Jean Du Haut; Vorw. zu Bd. 1 der späteren Algier-Ausgabe): Pierre Emmanuel, Pierre Seghers, Loÿs Masson, André Frenaud, André Tardieu (Pseud. Daniel Trevoux), Claude Sernet, Alain Borne, Louis Aragon (Pseud. Jean La Colère & Jacques Destaing; Vorw. zu Bd. 2 der späteren Ausg.), Lescure, Michel Leiris (Pseud. Hugo Vic), Vercors, Kugnet, Scgeler, Jean Lescre, Lise Deharme (Ps. Cinq-Cygnes), Guillevic, Blech, Vidrac, Francis Ponge, Sernet, E. Thomas, Hugnet (Ps. Malo Lebleu), und Edith Thomien. A la Porte d'Ivoire, Lausanne u. a. 1943 (Gedichte zur Résistance).
    • Spätere ähnliche Ausgabe: L'Honneur des poètes Edit. Atlantica, Rio de Janeiro 1944 (Auswahl) & Office français d'édition, Alger 14. Juli 1943 - Bd. 1: Minuit, Paris 1945 & Brüssel 1946.- Bd. 2: Europe. L'Honneur des poètes 2 Minuit, 1. Mai 1944; 1946. Neuausgabe: Club des amis du livre progressiste 1964
  • vertont von Edward Stämpfli: Les Sept Poèmes d'Amour en Guerre (1943)
  • vertont von Francis Poulenc: Figure humaine Kantate für Doppelchor a cappella (1943)
  • vertont von Jörg-Peter Mittmann: Retraite in: Landschaften der Seele, Streichquartett (2000)
  • illustriert von Joan Miró: A toute Épreuve (1958)

Quellennachweis

  1. Uwe M. Schneede: Die Kunst des Surrealismus: Malerei, Skulptur, Dichtung, Fotografie, Film, S. 230
  2. Ahokas, Jaako et al.: DICTIONNAIRE UNIVERSEL DES NOMS PROPRES petit ROBERT 2. Paris 1977. pp. 880-881.
  3. Jörg Drews: Dichter beschimpfen Dichter. Leipzig 1995. S.39.

Weblinks


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