Peter Kleist

Peter Kleist
Peter Kleist ganz links bei der Unterzeichnung des Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt in Moskau

Bruno Peter Kleist (* 29. Januar 1904; † 1971) war ein promovierter politischer Schriftsteller und Diplomat. Sein Interesse galt vor allem der Ostpolitik. In der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete Kleist in einer führenden Position im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO), das von dem NS-Chefideologen Alfred Rosenberg geleitet wurde. Nach 1945 machte er sich in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland als rechtslastiger Journalist und Buchautor zu Themen rund um die deutsche Ostpolitik einen Namen.

Biografie

Seine Gymnasialzeit in Danzig und Berlin beendete Kleist mit dem Abitur, um sich dann einem Sprachstudium zu widmen. Kleist beherrschte mehrere Fremdsprachen (Englisch, Französisch, skandinavische Sprachen, Polnisch und Russisch). Nach dem Sprachstudium studierte Kleist in Berlin und Halle/Saale Rechtswissenschaften. Nach dem Referendariat am Oberlandesgericht Naumburg/Saale promovierte Kleist 1932 mit der Dissertation Die völkerrechtliche Anerkennung Sowjet-Rußlands zum Dr. jur. (bewertet mit magna cum laude). Danach arbeitete Kleist zunächst in der Berliner Vertretung der beiden preußischen Provinzen Ostpreußen und Grenzmark Posen-Westpreußen. 1931 trat er der NSDAP bei.[1]

Nach 1933 wurde Kleist Geschäftsführer der Goebbels unterstellten Deutschen Hochschule für Politik in Berlin und arbeitete als Ostreferent im Büro von Joachim von Ribbentrop.[2] Nach Kleists späterer eigenen Aussage leitete er ab 1936 das „Polen-Referat“ der Dienststelle Ribbentrop.[3] In den 1930er Jahren wurde er zudem zum SS-Obersturmbannführer befördert.[2]

Vor dem Zweiten Weltkrieg war Kleist außerdem Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft.[4] Am 31. August 1939 formulierte Kleist im Hauptreferat Ost der Dienststelle Ribbentrop seine schriftliche Bitte, dass er Einsicht in die Telegramme vom Auswärtigen Amt für sein Arbeitsgebiet (Baltische Staaten, Polen, Sowjetunion) erhalte.[5]

Anfang August 1940 führte Peter Kleist in seiner Funktion als „Ost-Experte“ Ribbentrops und Mitglied des Sicherheitsdienstes (SD) Gespräche mit Kazys Schkirpa, dem ehemaligen litauischen Generalstäbler und Militärattaché sowie Botschafter seines Landes in Berlin.[6] Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen Schkirpa und Georg Leibbrandt im Berliner Hotel „Eden“ am 20. Juni 1940, vier Tage nach dem Einmarsch der Roten Armee in Litauen.[6] In der Folge dieser Gespräch mit Leibbrandt und Kleist formierte Schkirpa aus litauischen Emigranten die paramilitärische, antisemitische Litauische Front der Aktivisten (LAF), deren Aufgabe es war, als „Sondergruppe A“ Sabotageakte und die Demoralisierung im sowjetischen Hinterland vorzubereiten.[6] Politisches Ziel von Schkirpa war ein Aufstand in Litauen, der nach dem Einmarsch der deutschen Truppen ausbrechen sollte.[6]

Zwischen 1941 und 1945 arbeitete Kleist in der Position eines Ministerialrats als Leiter der Abteilung „Ostland“ im Ostministerium und als Verbindungsoffizier des Ministeriums zur Heeresgruppe Nord.[2] Ebenso arbeitete er im Stab des Stellvertreters des Führers als Beauftragter der NSDAP in außenpolitischen Fragen.[7]

In der Nachkriegszeit wurde Kleist Redakteur und Chefredakteur in verschiedenen neofaschistischen Zeitungen und Zeitschriften.[2] Als Chefredakteur publizierte er die Soldatenzeitung; zudem war er Mitarbeiter der Zeitschrift Nation Europa.[7] Hans Buchheim urteilt über seine Publikationen nach 1945: „Es ist ausgeschlossen, die Unzahl von Verdrehungen, Beschönigungen und Unwahrheiten auch nur zu nennen, geschweige denn zu analysieren und so den Sumpf von Unaufrichtigkeit gleichsam trocken zu legen.“[8]

Im Oktober 1949 publizierte Kleist, der sich hier als ehemaliger Angehöriger des Auswärtigen Amtes während der Zeit des Nationalsozialismus ausgab, in der Wochenzeitung Die Zeit einen Artikel über einen angeblichen russischen Separatfrieden, der 1939 zwischen Deutschland und den „Bolschewisten“ geschlossen worden sei.[4] Einige Historiker folgten Kleist zunächst in seiner Darstellung, bis sich seine Behauptung Ende der 1980er Jahre als unrichtig herausstellte.[9][10]

Im Jahre 1960 gründete er zusammen mit anderen ehemaligen Angehörigen der NSDAP und der SS die „Gesellschaft für Freie Publizistik“ (GfP). 1973 erschien letztmals sein Buch Wer ist Willy Brandt? in der bis dahin bereits 12. Auflage. Danach folgten von ihm keine weiteren Veröffentlichungen mehr.

Er starb Ende 1971 durch Freitod.[11]

Weblinks

Hans Buchheim: Zu Kleists „Auch du warst dabei“ In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1954 (2), Seite 177–192 (PDF; Blatt 64–79)

Einzelnachweise

  1. Peter Kleist: Endlösung für die freie Welt? Der Verfall der westlichen Politik. Hrsg. von Waldemar Schütz, Hannover 1972, S. 9–10.
  2. a b c d Andreas Zellhuber: „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …“. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945. Vögel, München 2006, S. 74. (Quelle: Kleist: Auch du warst dabei; Kriegstagebuch von Otto Bräutigam, S. 171.)
  3. Carsten Roschke: Der umworbene „Urfeind“. Polen in der nationalsozialistischen Propaganda 1934-1939. Tectum Verlag, Marburg 2000, S. 75, ISBN 3-8288-8180-7. (Quelle: Peter Kleist: Zwischen Hitler und Stalin. Bonn 1950, S. 14.).
  4. a b Peter Kleist: Hammer, Sichel und Hakenkreuz. In: Die Zeit, Nr. 41/1949
  5. Institut für Zeitgeschichte (Hrsg.): Akten der Partei-Kanzlei der NSDAP. Teil 1. Oldenbourg 1983, S. 527, ISBN 3-486-50181-X.
  6. a b c d Alexander Slavinas: Der inszenierte Aufstand. In: Die Zeit, Nr. 26/1993.
  7. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, 2. Aufl., Frankfurt a.M. 2007, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 315.
  8. Hans Buchheim: Zu Kleists „Auch du warst dabei“ In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1954 (2), Seite 182 (PDF, Blatt 64–79).
  9. In: Die Zeit, Nr. 23/1989
  10. Dümmliche Historiker. In: Die Zeit, Nr. 46/1983.
  11. Horst W. Schmollinger: Die Deutsche Reichspartei. In: Richard Stöss (Hrsg.): Parteien-Handbuch. Bd. 2, S. 1130–1131 (Fußnote 63).

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