Podrosche

Podrosche
Podrosche
Podroždź
Gemeinde Krauschwitz
Koordinaten: 51° 28′ N, 14° 57′ O51.47083333333314.945833333333Koordinaten: 51° 28′ 15″ N, 14° 56′ 45″ O
Fläche: 26,431 km²
Einwohner: 54 (30. Juni 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994
Postleitzahl: 02957
Vorwahl: 035775

Podrosche, obersorbisch Podroždź, ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Krauschwitz. Das Zeilendorf liegt an der Lausitzer Neiße, über die eine Grenzbrücke zum polnischen Nachbarort Przewóz (deutsch Priebus) führt.

In der Zeit der Gegenreformation in Schlesien wird im sächsischen Podrosche eine Grenzkirche errichtet. Diese ist 1936 Pate bei der Germanisierung des sorbischstämmigen Ortsnamens, bis 1947 heißt Podrosche offiziell Grenzkirch.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Messtischblatt von 1940: Podrosche (Grenzkirch) und Przewóz (Priebus)

Das Dorf liegt an einem Neißebogen. Die sächsische Staatsstraße 127 (S 127), die in Neißenähe von Bad Muskau über Rothenburg/O.L. nach Görlitz führt, verbindet Podrosche mit der nordwestlich gelegenen Ortschaft Werdeck und dem südlich gelegenem Dorf Klein Priebus. Westlich der drei Orte liegt der Truppenübungsplatz Oberlausitz, der sich über ein ausgedehntes Waldgebiet erstreckt.

Geschichte

Ortsgeschichte

Bereits in der Eisenzeit leben Menschen in der Gemarkung, wie eine 1937 archäologisch freigelegte früheisenzeitliche Befestigungsanlage belegt. Während der Völkerwanderung werden weite Landstriche der nördlichen Oberlausitz menschenleer. Die Wiederbesiedlung erfolgt wahrscheinlich im 12. Jahrhundert durch Stämme der Milzener.

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Über dieses Bild
Verweissensitive Grafik: Die Dörfer des Neißebogens auf der 1745 erschienen Karte des Priebussischen Kreises nebst der Herrschaft Muskau von Johann George Schreiber

Podrosche gehört ursprünglich wohl zur Priebuser Herrschaft; durch einen Besitzwechel ist das Dorf wohl schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts ein Lehn der Herrschaft Muskau. Diese Zugehörigkeit ist für das Jahr 1521 belegt, als es mit den weiteren Dörfern im Neißebogen zum Verkauf angeboten wird. Die nordwestlich gelegenen Dörfer Pechern und Neudorf gehören zu dieser Zeit zur Herrschaft Priebus im schlesischen Fürstentum Sagan, was den Muskauer Herren den Zugang zu den südlich davon liegenden Dörfern im Neißebogen erschwert. Zudem sind diese Dörfer zu der Zeit in Priebus eingepfarrt, neben der geographischen Nähe besteht entsprechend auch eine geistliche. Ein Verkauf sollte trotz allem nicht zustande kommen.

Im Jahr 1539 hält die Reformation in Priebus einzug, wodurch auch die Bevölkerung Podrosches evangelisiert wird.

Zusammen mit den Dörfern Werdeck und Klein Priebus wird ein Pechofen betrieben, der den Bauern, die von Land- und Forstwirtschaft leben, eine Nebeneinkunft ermöglicht. An die Herrschaft werden dafür laut dem Urbarium von 1552 sechs Schock zwölf Groschen für die Holzentnahme und 16 Groschen Pechzins gezahlt.

Die Herrschaft betreibt seit dem 16. Jahrhundert eine eigene Papiermühle südwestlich von Muskau. Eine zweite wird 1612 in Podrosche eingerichtet. Wie die meisten Papiermühlen der Oberlausitz werden auch diese beiden im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) stark beschädigt, ein Wiederaufbau erfolgt nicht mehr. In mehreren Eisenhämmern wird Anfang des 17. Jahrhunderts in der Herrschaft Muskau Eisen gewonnen, so auch in Podrosche. Durch den Krieg verfällt der Hammer; die danach einsetzende Depression und sinkende Eisenpreise lassen einen Wiederaufbau der Hämmer in Podrosche und Viereichen nicht zu.

Lithographie der Kirche von Karl Viktor Fritz Buttkowsky

Noch während des Krieges erhält das Kurfürstentum Sachsen durch den Prager Frieden von 1635 die Markgraftümer Niederlausitz und Oberlausitz zugesprochen. Als Anfang des Jahres 1668 im Fürstentum Sagan die Gegenreformation einsetzt, fliehen Ende März Pfarrer, Diakon und Lehrer mit ihren Familien aus dem schlesischen Priebus ins sächsische Podrosche. Dort wird ihnen vom Muskauer Standesherrn Kurt Reinicke von Callenberg Schutz gewährt und ein Bethaus wird errichtet, der Bau eines Schulhauses folgt sechs Jahre später. Zur Podroscher Parochie wechseln die Orte Buchwalde, Dobers (bis 1839, seitdem zu Leippa), Klein Priebus, Leippa (bis 1808), Pechern und Werdeck, sowie etwa 20 schlesische Gastgemeinden. Die Grenzkirche, die dem Ort in der nationalsozialistischen Zeit seinen Namen geben sollte, wird 1690 eingeweiht. Diese achteckige Fachwerkkirche mit angefügtem Turm verliert nach 1740 ihre Bedeutung wieder, als der preußische König Friedrich II. den schlesischen Protestanten ihre Glaubensfreiheit garantiert und infolge dessen in Priebus wieder eine evangelische Kirche erbaut wird.

Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) setzen Österreicher im August 1760 die Brücke zwischen Podrosche und Priebus an 14 Stellen in Brand.

Nach dem Wiener Kongress muss Sachsen 1815 mehr als die Hälfte seiner Landesfläche an Preußen abtreten, darunter die gesamte Niederlausitz und einen großen Teil der Oberlausitz. Podrosche wird im darauffolgenden Jahr dem neu gegründeten Kreis Rothenburg (Provinz Schlesien) zugeschlagen. Die Zollstation verliert ihre Bedeutung, das Brückenhaus steht noch bis etwa 1840 an der neuen Holzbrücke. 1845 ist Podrosche ein Flecken, bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts werden viermal jährlich Rindermärkte abgehalten. Im Jahr 1855 wird die Pecherner Kirche als Filialkirche von Muskau nach Podrosche zugewiesen.

Durch den Verkauf des Ritterguts endet 1897 die Zugehörigkeit zur Standesherrschaft Muskau. Die Standesherren üben bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin das Patronatsrecht über die Kirche aus. Als durch einen Blitzschlag am 15. Mai 1907 die Kirche abbrennt, lässt Traugott Hermann Graf von Arnim-Muskau als Kirchenpatron eine neue Kirche erreichten. Diese massive und ebenfalls in ihrer Grundform achteckige Kirche wird am 4. Juni 1908 geweiht. Die Orgel kommt von der Schweidnitzer Firma Schlag und Söhne.

Zwischen der Gemeinde Podrosche und der Stadt Priebus wird 1928 eine neue Neißebrücke aus Stahlbeton eingeweiht. Diese wird gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühjahr 1945 gesprengt.

Gemeinsam mit Werdeck wird Podrosche 1950 nach Klein Priebus eingemeindet, der Gemeindesitz wird dabei im zentral gelegenen Ort Podrosche eingerichtet.

Kirche

Durch den Zusammenschluss der Gemeinden Krauschwitz, Sagar, Skerbersdorf, Pechern und Klein Priebus gehört Podrosche seit 1994 zur Einheitsgemeinde Krauschwitz.

Mit dem Aufbau eines Grenzübergangs zwischen Podrosche und Przewóz wird 1994 wieder eine Neißebrücke zwischen den beiden Orten errichtet. Mit 1200 Fahrzeugen täglich (Stand 2007[1]) ist er der am wenigsten genutzte Grenzübergang für Kraftfahrzeuge zwischen dem Freistaat Sachsen und Polen.

Die im Krieg beschädigte Kirche wird 1995 umfassend renoviert, 1998 wird zum 90-jährigen Kirchjubiläum auch die Orgel wieder hergerichtet. Ebenfalls seit 1998 ist Podrosche pfarramtlich mit der Kirchgemeinde Krauschwitz verbunden.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1782 [2] 124
1825 [3] 258
1871 222
1885 199
1905 205
1910 197
1925 177
1933 162
1939 145
1946 176
2009 54

Das Urbarium der Standesherrschaft aus dem Jahr 1552[2] nennt elf besessene Mann (ein Lehn- und Rittergut, zwei Einhüfner, acht Halbhüfner) und 16 Häusler. Bis 1630 verbessert sich die soziale Lage ein wenig, die Zahl der Bauern verringert sich zwar um einen, jedoch sind inzwischen vier Ein- und fünf Halbhüfner verzeichnet. Ein ähnlicher Prozess ist bei den Häuslern zu beobachten, zwei von ihnen sind inzwischen Gärtner. In der zweiten Kriegshälfte wird das Dorf arg gebeutelt, gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs liegt 1647 fast das halbe Dorf wüst. Von den 26 Wirtschaften sind nur noch 15 besetzt, darunter acht Bauern, zwei Gärtner und fünf Häusler. Im Jahr 1660 hat sich die Lage etwas entspannt. Neben dem Lehngut gibt es drei Ganz- und sechs Halbhüfner, mit dem Lehngut insgesamt also wieder zehn Bauern. Daneben werden ein Gärtner und neun Häusler genannt, deren Zahl bis 1699 auf zwei, respektive zwölf steigt.

Für das Jahr 1777, 14 Jahre nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges, werden insgesamt nur noch sieben Bauerngüter, ein Gärtner und zwölf Häusler genannt, zudem stehen drei Wirtschaften wüst. Bis 1782 ist ein erneuter Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen, es werden sechs Halb- und neun Viertelhüfner sowie ein Gärtner und elf Häusler verzeichnet. Die Zahl der Einwohner wird mit 124 beziffert. Bis 1810 steigt die Zahl der Wirtschaften nochmals von 27 auf 32, die Verteilung auf zwölf Bauern, zwei Gärtner und 18 Häusler lässt erahnen, dass mehrere Höfe dafür geteilt wurden.

Im 19. Jahrhundert ist wieder ein Rückgang der Einwohnerzahl zu verzeichnen. Zwischen 1825 und 1939 halbiert sie sich fast von 258 auf 145. Flucht und Vertreibung aus den besetzten Ostgebieten in Folge der stalinistischen Westverschiebung Polens führen nach dem Zweiten Weltkrieg zwar zu einem kurzzeitigen Anstieg der Einwohnerzahl, sie kann in den folgenden Jahrzehnten jedoch nicht gehalten werden. Im Jahr 1991 haben die drei Gemeindeteile von Klein Priebus zusammen 181 Einwohner, während 45 Jahre vorher Podrosche allein fast die gleiche Zahl hat. Ende Juni 2009 hat Podrosche 54 Einwohner.

Als Arnošt Muka in den 1880er Jahren eine Statistik über sorbische Bevölkerung aufstellt, beachtet er Podrosche nicht weiter, da das Dorf bereits außerhalb des sorbischen Sprachgebiets liegt.

Ortsname

Urkundliche Erwähnungen des Namens sind unter anderem Podegros (1521), Podogros (1552) und Poyderose (1595). Über Podroßen (1597), Poderusche (1615), Poderoscha (1704) und Poderosch (1791) entwickelt sich der Name hin zum heutigen Podrosche.

Der sorbische Name wird urkundlich im 19. Jahrhundert als Podroz und Podrože, anfangs des 20. Jahrhunderts als Podroždź wiedergegeben. Abweichend von dieser offiziellen Form nennt Robert Pohl 1924 Podrože; Ernst Eichler nennt 1975 Podróždć mit dem Hinweis, dass der Name mundartlich nicht mehr vorkommt.

Eichler hält den Namen für eine Ableitung aus dem Altsorbischen Podgrodźe von Podgrod’je „Ort, Gegend unterhalb der Burg“.[4] Für diese These spricht, dass Podrosche vor den Toren der ehemaligen Landstadt Priebus liegt. Weiterhin geht er davon aus, dass der Name später an droha, podroha „Weg, Reise“ angeglichen wurde.

Literatur

  • Robert Pohl: Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus. Buchdruckerei Emil Hampel, Weißwasser O.-L. 1924, S. 198 ff.
  • Hermann Graf von Arnim, Willi A. Boelcke: Muskau. Standesherrschaft zwischen Spree und Neiße. Verlag Ullstein, Frankfurt/M, Berlin, Wien 1978.
  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, S. 243 f.

Fußnoten

  1. SMWA: Grenzübergang (PL): Podrosche – Przewoz (Priebus). Abgerufen am 22. Dezember 2008.
  2. a b von Arnim, Boelcke: Muskau. Seite 603
  3. Podrosche im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamensbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenskunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 229.

Weblinks


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