PostFinance

PostFinance
PostFinance
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Rechtsform Geschäftsbereich der Post
Gründung 1906
Sitz Bern, Schweiz
Leitung Jürg Bucher (Geschäftsleitung)
Mitarbeiter 3265 (31. Dezember 2010)
Bilanzsumme 89,3 Mrd. CHF (31. Dezember 2010)
Branche Finanzdienstleistungen
Website www.postfinance.ch

PostFinance ist ein eigenständiger Geschäftsbereich der Schweizerischen Post im Bereich Finanzdienstleistungen und das fünftgrösste Retailfinanzinstitut der Schweiz. Das Haupttätigkeitsgebiet liegt im nationalen und internationalen Zahlungsverkehr und in einem kleineren, aber stetig wachsenden Rahmen auch in den Bereichen Anlegen, Vorsorgen und Finanzieren.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

PostFinance ist als eigenständiger Geschäftsbereich der Post für das Gebiet Finanzdienstleistungen zuständig.[1] Innerhalb des Post-Konzerns nimmt PostFinance eine wichtige Stellung ein und steuert rund 25 % des gesamten Betriebsertrags der Post bei. Die Bilanzsumme lag per Ende 2010 bei 89,3 Milliarden Schweizer Franken, der Nettogewinn (EBIT) für das Gesamtjahr 2010 bei 571,4 Millionen Franken. PostFinance beschäftigt rund 3200 Mitarbeiter.

Unternehmensdaten

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Bilanzsumme (in Mrd. CHF) 39,9 43,1 44,2 47,3 52,1 56,2 67,2 80,3 89,3
Kundengelder (in Mrd. CHF) 26,7 32,8 35,7 38,2 40,6 43,7 49,3 70,2 80,3
 davon in Depositen- und Anlageform (in Mrd. CHF) 6,6 7,6 9,7 11,2 13,1 14,7 17,7 23,9 29,3
Nettogewinn (EBIT, in Mio. CHF) 185 246 283 319 252 327 229 441 571
Personalbestand (Jahresdurchschnitt) 2'001 2'148 2'246 2'390 2'526 2'709 2'889 3'042 3'265
Anzahl Kundenkonten (in Tausend) 2’577 2'746 2'879 3'008 3'154 3'335 3'646 3'881 4'079

Rechtsgrundlage

Im Gegensatz zur deutschen Postbank ist PostFinance keine Bank, sondern lediglich ein Geschäftsbereich der Schweizerischen Post. Dementsprechend darf PostFinance keine Banktätigkeit im Sinne des Bundesgesetzes über die Banken und Sparkassen ausüben. Ebenso darf PostFinance keine Effektenhändlertätigkeit im Sinne des Bundesgesetzes über die Börsen und den Effektenhandel ausüben.

Die rechtliche Grundlage für die Tätigkeit der Post bzw. von PostFinance bildet das Schweizer Postgesetz bzw. die Postverordnung. Dieses bezweckt die Sicherstellung der landesweiten Versorgung mit Dienstleistungen im Post- und Zahlungsverkehr und regelt die Dienstleistungen, die von der Unternehmung «Die Schweizerische Post» (Post) im Post- und Zahlungsverkehr angeboten werden.

In der Postverordnung wird der Post die Möglichkeit eingeräumt, im Auftrag Dritter Dienstleistungen und Produkte anzubieten, die für den Verkauf über die Infrastruktur der Post geeignet sind, wie den Vertrieb von Anlagefonds-Anteilen, die Vermittlung von Bankdienstleistungen oder die Vermittlung von Sach- und Lebensversicherungen.[2] Diese Rechtsgrundlage führt dazu, dass PostFinance selbst nur Finanzdienstleistungen anbieten darf, für die keine Bewilligung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) nötig sind bzw. bewilligungspflichtige Tätigkeiten ausschliesslich in Zusammenarbeit mit einer Bank oder einer Versicherungen anbieten darf.

Tätigkeitsgebiet

Benutzeroberfläche von PostFinance

Durch das Fehlen einer Banklizenz ist das Tätigkeitsgebiet von PostFinance stark eingeschränkt. Das traditionelle Haupttätigkeitsgebiet liegt dabei im nationalen und internationalen Zahlungsverkehr. Die weiteren Tätigkeitsgebiete von PostFinance liegen in den Bereichen Anlegen, Vorsorgen und Finanzieren, die PostFinance allerdings nur beschränkt und in Kooperation mit Banken und Versicherungen anbieten darf. Trotz der gesetzlichen Einschränkungen positioniert sich PostFinance unter den Retailfinanzinstituten als Nummer fünf in der Schweiz.

Der Zahlungsverkehr bildet der eigentliche Kernpunkt von PostFinance. So nahm der «Postcheck- und Giroverkehr» bereits 1906 seinen Betrieb als Teil der Schweizerischen Post auf. PostFinance ist mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent die Marktführerin im schweizerischen Zahlungsverkehr und mit E-Finance, dem Online-Portal von PostFinance, führend im E-Finance. Zum Bereich Zahlen gehört das Privatkonto-Sortiment und die verschiedenen damit verbundenen Dienstleistungen. Zwar hat PostFinance 89,3 Mrd. Franken Kundengelder, doch davon sind nur 29,3 Mrd. Franken in Depositen- und Anlageform, während der weitaus grösste Teil in Form von Guthaben auf Privatkonti liegt. Damit stellt der Bereich Zahlungsverkehr und die damit verbundenen Dienstleistungen die eigentliche Drehscheibe von PostFinance dar.

Der Bereich Anlegen umfasst einerseits die eigenen Anlageprodukte, andererseits solche, die in Zusammenarbeit mit anderen Banken angeboten werden. Zu den eigenen Anlageprodukten gehören das Depositenkonto und die Kassenobligationen. Spareinlagen im Sinne des Bankengesetzes darf PostFinance hingegen nicht entgegennehmen. Als Teil des Bereichs Anlegen bietet PostFinance in Zusammenarbeit mit UBS auch Anlagefonds an. Ebenso bietet PostFinance in Zusammenarbeit mit der Banque Cantonale Vaudoise (BCV) eine Onlineplattform für Wertschriftenhandel an, wobei der Wertschriftenhandel und die Depotführung durch die BCV übernommen werden.

Im Bereich Vorsorgen bietet PostFinance einerseits in Zusammenarbeit mit UBS ein Vorsorgekonto im Rahmen der Säule 3a an, andererseits in Zusammenarbeit mit AXA Winterthur Leben verschiedene Lebensversicherungs-Möglichkeiten.

Der Bereich Finanzieren ist der jüngste der vier Tätigkeitsgebiete von PostFinance. Seit Mai 2003 bietet PostFinance in Kooperation mit UBS auch Hypotheken an, wobei diese nicht durch PostFinance selbst gewährt werden, sondern durch UBS, welche vollumfänglich das Kreditrisiko trägt und bei der diese Hypotheken auch bilanziert sind. Selbst darf PostFinance im Aktivgeschäft nicht tätig sein.

Zukunft

Ziel von PostFinance ist, in der Schweiz als Retailinstitut bei den Kundengeldern und den Hauptbankbeziehungen unter die grössten drei zu gelangen. Langfristig strebt PostFinance eine Banklizenz an, um damit die Palette ihrer Finanzdienstleistungen erweitern und um im Aktivgeschäft tätig sein zu können.

WikiLeaks-Affäre

Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Depeschen US-amerikanischer Botschaften durch WikiLeaks schloss PostFinance am 6. Dezember 2010 ein Konto von Julian Assange mit der Begründung, er habe einen falschen Wohnort in der Schweiz angegeben und habe kein Domizil in der Schweiz, was für ausländische Kunden ausserhalb der angrenzenden Ländern eine Voraussetzung für eine Geschäftsbeziehung sei.[3][4] Daraufhin wurde die Website postfinance.ch durch einen Denial-of-Service-Angriff zeitweise im Rahmen der Operation Payback lahmgelegt.[5][6] Von politischer Seite wurde PostFinance wegen Datenschutzbedenken kritisiert. Die Justiz prüft, ob die PostFinance beim Abbruch der Geschäftsbeziehung unter Angabe von Gründen mit der aktiven Kommunikation nach aussen das Postgeheimnis verletzte.[7] Die Bundesanwaltschaft leitete eine Voruntersuchung ein, die noch nicht abgeschlossen ist. Unabhängig dieser Untersuchung prüfte das Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation als Überwachungsbehörde der Post, wie die Post über die Schliessung informierte und kam zum Schluss, dass das Postgeheimnis nicht verletzt wurde.[8]

Verurteilung wegen Geldwäscherei

Im April 2011 wurde die Schweizerische Post wegen Geldwäscherei zu einer Busse von 250'000 Franken verurteilt. Das Gericht warf der PostFinance vor, bei einer hohen Bargeldauszahlung von über 4,6 Millionen Franken an eine Anlagegesellschaft keine Abklärungen vorgenommen zu haben. Die Post verfüge über keine entsprechenden Reglemente, was ein Organisationsmangel sei. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass das Geld unsauberer Herkunft war. Die Post bestreitet, dass sie keine Reglemente hätte und ihre Mitarbeitenden wären richtig vorgegangen. Sie kündigte Berufung an.[9]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Konzernstruktur der Post (PDF)
  2. Postverordnung, Vermittlung von Dienstleistungen und Produkten Dritter
  3. WikiLeaks: PostFinance beendet Geschäftsbeziehung zu Assange Medienmitteilung vom 6. Dezember 2010; Archiv-Version
  4. Postfinance: «Assange hat sein Konto persönlich eröffnet» in: Schweizer Fernsehen vom 8. Dezember 2010
  5. Website von Postfinance wird überflutet in: NZZ Online vom 7. Dezember 2010
  6. PayPal, PostFinance Hit by DoS Attacks, Counter-Attack in Progress in: eweek.com vom 6. Dezember 2010
  7. Nach den Hackern kommen die Richter in: SonntagsZeitung vom 12. Dezember 2010 (Archiv)
  8. PostFinance: Keine Postgeheimnis-Verletzung bei Kontoschliessung von Assange in: Swissinfo vom 9. März 2011
  9. Postfinance wegen Geldwäscherei verurteilt in: NZZ Online vom 21. April 2011

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