August Rühl

August Rühl
August Rühl

Johann Adam August Rühl (* 19. Februar 1815 in Hanau; † 20. Juli 1850 in Arolsen) war ein kurhessischer Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft

Er war Sohn des Kantors und Realschullehrers Friedrich Wilhelm Rühl und von Maria Petronelle, geborene Lappig. Johann Adam August Rühl studierte von 1832 bis 1837 Rechtswissenschaften an den Universitäten Jena, Marburg und Heidelberg. In Marburg war er Mitglied der Corps Hanovia, Teutonia und Marcomannia, in Heidelberg des Corps Guestphalia.[1] Anschließend leistete er den Vorbereitungsdienst am Hanauer Landgericht ab. Schon zu diesem Zeitpunkt kritisierte er, dass in der Verwaltung nicht die Befähigung zähle, sondern die politische Willfährigkeit. Er wechselte daraufhin 1838 zunächst als kaufmännischer Angestellter und später als Teilhaber der Tabak verarbeitenden Fabrik von Pedro Jung in Hanau. 1843 machte er sich in derselben Branche selbständig.

Familie

Verheiratet war Rühl mit Janni Josephine Georgine Natalie Weigel. Aus dieser Ehe ging unter anderem Franz Rühl (* 26. Oktober 1845 in Hanau, † 3. Juli 1916 in Jena) hervor, Professor für alte Geschichte an der Universität Königsberg.

Politische Wirkung

In den 1840ern begann er, sich im liberalen Sinn politisch zu engagieren und beteiligte sich insbesondere an der deutschkatholischen Bewegung. Im Rahmen der Märzrevolution in Hanau wurde auf seine Anregung eine „Volkskommission“ gebildet, die de facto die Regierungsgewalt übernahm. Er gehörte er im Februar 1848 zu den Verfassern einer Petition der Hanauer Bürger an Kurfürst Friedrich Wilhelm. In der Petition wurden Forderungen nach Pressefreiheit, der Entlassung des konservativen Ministeriums, Amnestie der politischen Gefangenen und weiteren politische Veränderungen erhoben. Diese Forderungen wurden seitens des Kurfürsten zunächst abgelehnt. Die Hanauer Bürger wählten daraufhin einen Ausschuss, dem auch Rühl angehörte, die die gleichen Forderungen – nun als ultimative Aufforderung zu politischen Veränderungen formuliert – im Hanauer Ultimatum vom 9. März 1848 dem Kurfürsten in Kassel überreichte, der daraufhin dem revolutionären Druck nachgab.[2] Diese Vorgänge führten auch dazu, dass der Kurfürst eine liberale Märzregierung zugestehen musste. Der Hanauer Oberbürgermeister Bernhard Eberhard, ebenfalls Mitglied der Volkskommission und Unterzeichner des Ultimatums, wurde mit der Regierungsbildung beauftragt und zugleich zum Innenminister der kurhessischen Märzregierung berufen.

Rühl wurde noch im März 1848 mit überwältigender Mehrheit zum Nachfolger Eberhards als Oberbürgermeister Hanaus gewählt. Auch bei der Wahl zur Frankfurter Nationalversammlung erhielt er eine solche Mehrheit (9.877 von 11.605 Stimmen) im Wahlkreis Hanau. Nach der Teilnahme am Vorparlament gehörte er darüber hinaus vom 18. Mai 1848 bis zum Ende des Rumpfparlaments am 18. Juni 1849 der Volksvertretung an, wo er zunächst zur Fraktion „Deutscher Hof“ unter Führung Robert Blums, dann zur radikalen Fraktion Donnersberg unter Arnold Ruge und später zum Centralmärzverein gehörte. Im Rumpfparlament war er Mitglied im Fünfzehnerausschuss zur Durchsetzung der Reichsverfassung. Er stimmte sowohl gegen ein preußisches Erbkaisertum als auch gegen Erzherzog Johann als Reichsverweser. Nach dem Ende der Revolution wurden ihm sowohl im Erfurter Unionsparlament als auch im kurhessischen Landtag Mandate angeboten. Er lehnte sie aber ab und konzentrierte sich auf seine Aufgabe als Oberbürgermeister von Hanau.

1849 wurde Rühl Mitglied im Verein zur Stützung und Hebung der der demokratischen Presse. 1850 nahm er an einer Versammlung demokratischer Politiker in der Schweiz teil. Im selben Jahr starb er bei einem Reitunfall nach einem Kuraufenthalt auf der Rückreise von Bad Arolsen.

Literatur

  • Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Düsseldorf: Droste-Verlag, 1998, S. 287. ISBN 3-7700-0919-3.
  • Martin Hoppe: August Rühl – Verfasser des „Hanauer Ultimatums“ . In: Stadtzeit (1998). Geschichtsmagazin anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Revolution und Turnerbewegung Hanau 1848 – 1998, S. 99ff.
  • Rainer Koch (Hrsg.): Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung. Kelkheim 1989. ISBN: 3-923420-10-2. Seite 348.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Korps-Listen 1910, 112, 385; 159, 3; 163, 9; 166, 105
  2. Hoppe, S. 100, geht von seiner alleinigen Autorenschaft aus.

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