Aussenbordmotor

Aussenbordmotor
Suzuki-Außenbordmotor mit 140 PS
Außenborder am Heck eines Festrumpfschlauchbootes
der Propeller eines Außenborders

Ein Außenbordmotor (ugs. Außenborder) ist ein Schiffsmotor, bei dem Motor, Kraftübertragung, Getriebe und Propeller in einer konstruktiven Einheit verbunden sind. Im Gegensatz zum Innenbordmotor kann diese Einheit mit wenigen Handgriffen vom Boot an- und abgebaut werden.

Außenbordmotoren sind im Gegensatz zu Innenbordmotoren häufig auf kleinen Motorbooten und Dingis anzutreffen und werden auch als Hilfsantrieb von Segelbooten bzw. Yachten eingesetzt. Für den Rennsport sind immer größere und leistungsstärkere Außenbordmotoren entwickelt worden. Diese werden mittlerweile auch im Freizeitbereich verwendet. Kleinere Boote haben in der Regel nur einen Außenbordmotor. Bei zwei Außenbordmotoren an größeren Booten ergibt sich durch die gegenläufigen Propeller ein besserer Geradeauslauf. Mehr als zwei Außenbordmotoren findet man im Rennsport.

Die meisten Motoren sind Verbrennungsmotoren. Aus Umweltschutzgründen sind in einigen Wassersportrevieren nur Außenborder mit Elektromotoren zugelassen.

Die sich ständig verschärfenden Abgasvorschriften in Europa und den USA sind der Hauptgrund dafür, dass der einfache Vergaser-Zweitaktmotor entscheidend weiterentwickelt wurde. Basierend auf der Arbeit der Firmen Ficht und OMC werden inzwischen Zweitaktmotoren mit Direkteinspritzung angeboten, die die strengen Abgasnormen erfüllen und einen deutlichen Leistungsgewichtsvorteil gegenüber den Viertaktmotoren erhalten haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erfunden wurde der Außenbordmotor 1881 von dem Franzosen Gustave Trouvé.[1] Er benutzte einen Elektromotor, den er sich 1880 hatte patentieren lassen (französisches Patent Nr. 136.560). In den Jahren danach gab es unabhängig davon noch mehrere Tüftler, die eigene Konstruktionen vorstellten. Der US-Amerikaner Cameron B. Waterman verkaufte 1907 bereits 3.000 Stück des von ihm entwickelten Außenborders.[2] Aber erst mit dem von Ole Evinrude erfundenen Modell konnte sich der Außenborder ab 1910 in großem Stil durchsetzen. In Europa stellten die schwedischen Brüder Alrik und Oskar Hult 1907 Konstruktionszeichnungen für einen Außenbordmotor vor,[3] und brachten diesen wenig später unter dem Firmennamen Archimedes auf den Markt. Nach verschiedenen Zusammenschlüssen von schwedischen Bootsmotorenherstellern gehörte Archimedes letztlich zu Volvo Penta.

Anbringung, Ausstattung

Außenborder werden meistens am Heck des Bootes („Motorspiegel“) oder in einem Motorschacht innerhalb des Bootes in der Nähe des Hecks angebracht; selten sind seitlich angebrachte „Seitenborder“ oder am Bug montierte Motoren, die das Boot ziehen. Der Motor kann häufig hochgezogen oder schräg nach oben hochgekippt werden, damit der tiefer liegende Propeller nicht beim Transport oder beim Anlanden beschädigt wird oder beim Segeln unnötigen Strömungswiderstand darstellt. Wenn Außenbordmotoren schwenkbar angebracht sind, kann das Boot durch das Schwenken wirkungsvoller als allein mit dem Ruder gesteuert werden. Daher besitzen die Boote oft kein zusätzliches Ruder mehr und sind bei nicht drehendem Propeller daher nicht lenkbar.

Leistungsschwächere Außenborder sind meist mit einem Seilzughandstarter und einer Pinnen-Steuerung ausgestattet, bei der der Motor in einer Halterung nach Back- oder Steuerbord gedreht wird. Ist kein Rückwärtsgang vorhanden, muss der Motor um 180 Grad gedreht werden. Der Tank befindet sich meistens im Motorgehäuse, kann sich aber auch außerhalb im Boot befinden.

Stärkere Außenborder verfügen über Elektrostarter, meist mit Ladevorrichtung für eine Batterie, und können über Fernsteueranlagen per Steuerrad und Schubhebel bedient werden.

Schaftlänge

Außenborder werden für den Anbau an unterschiedliche Boote mit verschieden langen Schäften hergestellt. Verbreitet sind die Längen Normal- oder Kurzschaft (15 Zoll, ca. 38 cm) und Langschaft (20 Zoll, ca. 51 cm), wobei von der Antikavitationsplatte bis zur Oberkante des Bootsspiegels gemessen wird.

Hersteller

Europäische Hersteller von Außenbordmotoren spielten auf dem Weltmarkt nie keine große Rolle. Aktuell sind Außenbordmotoren folgender Hersteller im Handel:

  • Mercury Marine
  • Yamaha Motor, die mit 260 kW (350 PS) den zur Zeit stärksten Viertaktaußenbordmotor im Programm haben.
  • Yanmar, die einen Dieselmotor als Außenborder im Programm haben.
  • Suzuki, deren Viertaktaußenbordmotoren auch unter dem Label von z.B. OMC-Johnson vertrieben werden.
  • Tohatsu, die ihre Motoren in Deutschland ausschließlich über Volvos Abteilung für Schiffsausrüstung Volvo Penta vertreibt.
  • Johnson sowie Evinrude, die bereits 1936 zu Outboard Motor Corporation fusionierten. Unter beiden Markennamen wurden lange Zeit baugleiche Motoren vertrieben, während aktuell das Label Evinrude für leistungsstärkere direkteingespritzte Zweitakter verwendet wird, Johnson dagegen für kleinere Viertakt-Außenborder. Beides gehört heute zu BRP.
  • Honda, die den zur Zeit neben dem nur in den USA erhältlichen Produkt von Yamaha weltweit einzigen Jet- und Wasserstrahlantrieb unter den Außenbordmotoren im Programm haben.
  • Minn Kota, hat sich auf Elektromotoren spezialisiert, die jedoch auch unter dem Label von z. B. Yamaha vertrieben werden; mit Hilfe elektronischer Schaltungen haben einige Typen eine verlustarme stufenlose Drehzahlverstellung.

Umweltvorschriften verhindern die europäische und US-amerikanische Verbreitung der durch russische und indische Hersteller gefertigten Produkte, während chinesische Hersteller mit den in den USA, Europa und Japan geltenden Schutz- und Patentrechten kämpfen.

Der Zweitaktaußenbordmotor „Forelle“ des DDR-Herstellers IFA fand nach der deutschen Wiedervereinigung keinen Absatz mehr; es ist ein Heckmotor. Ein Seitenborder aus der DDR ist der IFA-Typ „Tümmler“ mit 2,5 PS Nennleistung. Auch die von der Firma Zündapp hergestellten „Delphin“-Motoren sind Seitenborder; Ende der 60er Jahre brachte Zündapp einen 5-PS-Zweitakt-Außenborder mit Rückwärtsgang und 12-V-Elektrik heraus, der keine große Verbreitung gefunden hat. Auch der durch Rennmotoren bekannte Hersteller König hat die Produktion von Außenbordern erst nach Jugoslawien (Tomos in Koper) verschoben und dann auch Mitte der 1990er Jahre den Vertrieb eingestellt.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „A Century of Outboard Racing”, Seite 15, Autor Kevin Desmond, Osceola, WI, MBI Pub. Co., 2001, ISBN 0-7603-1047-5
  2. Kevin Desmond: The Guinness book of motorboating facts and feats. Guinness Superlatives Ltd, Enfield 1979, ISBN 0-900424-86-9
  3. Bericht „100 Jahre Vollgas”, Zeitschrift „Boote” 5/07, Seite 32

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