Rauschzahl

Rauschzahl

Die Rauschzahl, manchmal auch Rauschfaktor genannt, ist in der Nachrichtentechnik eine Kennzahl für das Rauschen eines linearen Zweitors. Ein Zweitor kann in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Verstärkerstufe darstellen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Signal- (S) und Rauschleistungen (N) am Eingang und Ausgang eines Zweitors

Zur Ermittlung der Rauschzahl wird angenommen, dass der Generator in nebenstehender Skizze mit der Generatorspannung UG den Eingang des Zweitors über eine ideale Impedanz ZG speist und zusätzlich zum Nutzsignal S1 thermisch rauscht. Dies ist durch die schraffiert eingezeichnete Rauschspannungsquelle UR dargestellt, welche die bandbegrenzte Rauschspannung

U_R = \sqrt{4 k T R_G B}

erzeugt. RG beschreibt den Realteil der Generatorimpedanz ZG. Das ebenfalls rauschende Zweitor befindet sich auf einer Rauschtemperatur T von 290 K. Der Temperaturwert, der ungefähr der Raumtemperatur entspricht, ist willkürlich gewählt und bezeichnet die Standard-Rauschzahl [1].

An den Eingang wird eine Signalleistung S1 und eine Rauschleistung N1 dem Zweitor zugeführt, deren Verhältnis das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) des Einganges S1 / N1 darstellt. Das Zweitor gibt dann an seinem Ausgang eine Signalleistung S2 und Rauschleistung N2 an die Impedanz ZL ab. Bei einem ideal angenommenen, rauschfreien Zweitor ist das SNR des Ausgangs S2 / N2 gleich dem SNR des Eingangs S1 / N1.

Bei realen Zweitoren, wie beispielsweise einem elektronischen Verstärker mit dem Verstärkungsfaktor G, weist der Verstärker intern mit dem Generator nicht korrelierte Rauschquellen auf, wodurch das Signal-Rausch-Verhältnis am Ausgang immer geringer als das Signal-Rausch-Verhältnis vom Eingang ist:

\frac{S_2}{N_2} \le \frac{S_1}{N_1}

Die Herausforderung eines Verstärkers besteht in diesem Zusammenhang darin, möglichst wenig Eigenrauschen dem Signal hinzuzufügen, so dass trotz Verschlechterung des Signal-Rausch-Verhältnisses am Ausgang das Nutzsignal S über dem Rauschpegel der nachfolgenden Verarbeitungsstufen liegt.

Definition

Die Rauschzahl F ist gegeben durch das Verhältnis:

F = \frac{\mathrm{SNR}_\mathrm{ein}}{\mathrm{SNR}_\mathrm{aus}} = \frac{N_2}{G \cdot N_1}

mit dem Verstärkungsfaktor G des Verstärkers. Liegt eine Dämpfung, wie beispielsweise bei einem Kabel vor, ist G kleiner 1. Häufig wird die Rauschzahl logarithmisch in Dezibel (dB) angegeben:

F_{\mathrm{dB}} = 10 \cdot \mathrm{log} \frac{\mathrm{SNR}_\mathrm{ein}}{\mathrm{SNR}_\mathrm{aus}}

Da die Größen im allgemeinen von der Frequenz abhängen, wird für die praktische Bestimmung der Rauschzahl im Rahmen der Rauschmessung eine hinreichend kleine Bandbreite gewählt, innerhalb der alle Größen über die Frequenz näherungsweise konstant sind. Damit wird die Rauschzahl zu einer Funktion der Frequenz, die dann auch als spektrale Rauschzahl bezeichnet wird.

Lineares Zweitor

Weiter ist es möglich, die Rauschzahl über die im linearen Zweitor zusätzlich erzeugte Rauschleistung Nv zu beschreiben. Die ausgangsseitige Rauschleistung N2 setzt sich zusammen aus der verstärkten Eingangsseitig zugeführten Rauschleistung und der im Zweitor erzeugten Rauschleistung Nv:

N2 = N1G + Nv

Damit kann die Rauschzahl des linearen Zweitors dargestellt werden:

F = \frac{G N_1 + N_v}{G N_1} = 1 + \frac{N_v}{G N_1}

mit der durch das Zweitor zusätzlich eingebrachten Rauschzahl Fv:

F_v = F - 1 = \frac{N_v}{G N_1}

Bei idealen, rauschfreien Zweitoren ist Nv = Fv = 0. Demzufolge beträgt für das ideale, rauschfreie lineare Zweitor frequenzunabhängig die Rauschzahl 1.

Kaskade

Werden mehrere Zweitore als eine Kaskade in Reihe geschaltet, dieses ist beispielsweise bei einer Aneinanderreihung von Verstärkern entlang einer längeren Leitung der Fall, lässt sich die Rauschzahl Fg einer Kaskade mit n Zweitoren verallgemeinern zu:

F_{g} = 1 + (F_1 - 1) + \frac{F_2-1}{G_1} + \frac{F_3-1}{G_1\cdot G_2} + \frac{F_4-1}{G_1\cdot G_2\cdot G_3} + \cdots + \frac{F_n - 1}{G_1 G_2 G_3 \cdots G_{n-1}}

Diese erweiterte Form der Rauschzahl wird auch als Friis-Formel bezeichnet.

Rauschtemperatur

Die Rauschzahl eines Zweitors lässt sich auch mit Hilfe der Rauschtemperatur ausdrücken:

F = 1 + \frac{T_\mathrm{e}}{T_0}

Dabei ist T0 die Bezugstemperatur die für die Standard-Rauschzahl mit 290 K festgelegt ist. Ein idealer, rauschfreier Verstärker weist eine Rauschtemperatur von Te=0 K auf, was einer Rauschzahl von 1 entspricht. Ein realer Verstärker, der sich beispielsweise auf einer Rauschtemperatur von Te=290 K befindet, weist eine Rauschzahl von 2 auf, was bedeutet, dass sich das SNR am Ausgang des Verstärkers um 3 dB verschlechtert. Insbesondere für Eingangsverstärker und zur Erzielung eines hohen SNR ist es daher nötig, die Rauschtemperatur des Verstärkers möglichst niedrig zu halten.

Nichtlineares Zweitor

Nichtlineare Zweitore können die Spektren von Nutzleistung und Rauschleistung am Zweitoreingang so verändern, dass durch Filtermaßnahmen in günstigen Fällen Rauschzahlen kleiner als 1 entstehen können. Ein typisches Beispiel ist ein Demodulator für frequenzmodulierte Nutzsignale, der für Signal-Rausch-Verhältnisse am Eingang oberhalb eines Schwellenwerts ein verbessertes Signal-Rausch-Verhältnis am Demodulatorausgang produziert.

Einzelnachweise

  1. H.W. König: Die Rauschzahl linearer Zweitore und Verstärkerröhren. Tagungsband Frequenz, 1955, S. 3-11.

Literatur

  • Rudolf Müller: Rauschen. 2. Auflage. 15, Springer Verlag, 1989, ISBN 3-540-51145-8.
  • Curt Rint: Handbuch für Hochfrequenz- und Elektro- Techniker.. 12. Auflage. Hüthig und Pflaum Verlag GmbH, 1979, ISBN 3-8101-0044-7.
  • Jürgen Detlefsen, Uwe Siart: Grundlagen der Hochfrequenztechnik. 2. Auflage. Oldenbourg Verlag, München Wien 2006, ISBN 3-486-57866-9.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rauschzahl — Rauschzahl,   Rauschfaktor, Elektronik: Größe zur Charakterisierung des Rauschverhaltens eines Verstärkers oder anderen Vierpols. Die Rauschzahl F ist definiert als der Quotient aus dem Verhältnis Signalleistung zu Rauschleistung am Eingang,… …   Universal-Lexikon

  • Rauschzahl — triukšmo koeficientas statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Dydis, rodantis, kiek kartų stiprintuvo ar kitokio radioelektroninio įtaiso išėjimo grandinės savojo triukšmo ir naudingojo signalo galių dalmuo yra didesnis už tų… …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Rauschzahl — triukšmo faktorius statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Dydis, lygus stiprintuvo ar kitokio radioelektroninio įtaiso išėjimo triukšmo visuminės galios ir jos dalies, kurią sukuria signalo šaltinio triukšmas, dalmeniui.… …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Noise Figure — Die Rauschzahl, manchmal auch Rauschfaktor genannt, ist in der Nachrichtentechnik eine Kennzahl bezüglich des Rauschens eines Vierpols. Ein Vierpol, auch als Zweitor bezeichnet, kann in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Verstärkerstufe… …   Deutsch Wikipedia

  • De Friis'sche Formel — Die Friis Formel dient in der Nachrichtentechnik zur Berechnung der Rauschzahl einer Kette von Verstärkern oder Dämpfungsgliedern, die aus Stufen zusammengesetzt sind, von denen die einzelnen Rauschzahlen F1,2,... und die Verstärkungsfaktoren… …   Deutsch Wikipedia

  • De Frijs'sche Formel — Die Friis Formel dient in der Nachrichtentechnik zur Berechnung der Rauschzahl einer Kette von Verstärkern oder Dämpfungsgliedern, die aus Stufen zusammengesetzt sind, von denen die einzelnen Rauschzahlen F1,2,... und die Verstärkungsfaktoren… …   Deutsch Wikipedia

  • Friissche Formel — Die Friis Formel dient in der Nachrichtentechnik zur Berechnung der Rauschzahl einer Kette von Verstärkern oder Dämpfungsgliedern, die aus Stufen zusammengesetzt sind, von denen die einzelnen Rauschzahlen F1,2,... und die Verstärkungsfaktoren… …   Deutsch Wikipedia

  • Friis-Formel — Die Friis Formel dient in der Nachrichtentechnik zur Berechnung der Rauschzahl einer Kette von Verstärkern oder Dämpfungsgliedern, die aus Stufen zusammengesetzt sind, von denen die einzelnen Rauschzahlen F1,2,... und die Verstärkungsfaktoren… …   Deutsch Wikipedia

  • AN/MPS-16 — Antenne des AN/MPS 16 als Ausstellungsstück Antenne des AN/MPS 16 als Ausstellungsstück Das Radargerät AN/MPS 16 war ein transportables Luftverteidigungsradar des amerikanischen Herstellers Avco mit einer sehr hohen S …   Deutsch Wikipedia

  • Boltzmannkonstante — Die Boltzmann Konstante (Formelzeichen oder ) ist eine Naturkonstante, die in den Grundgleichungen der statistischen Mechanik eine zentrale Rolle spielt. Sie wurde von Max Planck eingeführt und nach dem österreichischen Physiker Ludwig Boltzmann …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”