- Reinfried Pohl
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Reinfried Pohl (* 26. April 1928 in Zwickau in Böhmen (Cvikov), Tschechoslowakei) ist Jurist, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG).
Laut der Forbes-Liste gehört Reinfried Pohl zu den reichsten Unternehmern in Deutschland. Im Jahre 2010 belegte Reinfried Pohl nach Angaben des manager magazin mit einem Vermögen von 2,3 Mrd. Euro Platz 44 unter den reichsten Deutschen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Reinfried Pohl wurde am 26. April 1928 im nordböhmischen Zwickau geboren. Neben ihm hatten Pohls Eltern Gerhard Pohl, ein Finanzbeamter, und dessen Frau Maria, geb. Liska, zwei weitere Söhne (Gerhard und Helmut).[2] Reinfried Pohl war während des Zweiten Weltkrieges als Jugendlicher zwischen 1944 und 1945 Flakhelfer in Prag und Panzergrenadier an der Ostfront. Im Sommer 1945 wurden Pohl und seine Mutter aus dem Sudetenland vertrieben und gelangten nach Halle (Saale), wo er 1947 sein Abitur erlangte. Drei Jahre später (im August 1948) floh er aus der Sowjetischen Besatzungszone nach Marburg. An der Philipps-Universität Marburg studierte er Rechtswissenschaften, legte im März 1953 sein erstes juristisches Staatsexamen ab und wurde im Dezember 1953 zum Dr. jur. promoviert.
Ab 1956 arbeitete Pohl als Vertreter beim Gerling-Konzern und wechselte 1967 zu Bernie Cornfelds Investors Overseas Services (IOS). Der Strukturvertrieb IOS war von riskanten Anlagestrategien und hohen Gebührenbelastungen gekennzeichnet. Wegen der sich anbahnenden Schwierigkeiten bei IOS hörte er dort im September 1969 auf. Er wechselte zum Bonnfinanz auf[3], Deutschlands ersten reinen Strukturvertrieb. 1975 erwarb er die Kompass-Gesellschaft für Vermögensanlagen mbH in Frankfurt.[2]
Er arbeitet mit der Aachen-Münchener-Versicherungsgruppe zusammen, seit er 1976 die Allgemeine Vermögensberatung AG gründete, die er 1983 in Deutsche Vermögensberatung umbenannte.
Im Jahr 1997 gründete er die Dr. Reinfried Pohl-Stiftung zum Zweck der Förderung von Wissenschaft und Forschung. Insbesondere werden die Fachbereiche Medizin und Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg gefördert.[4]
Reinfried Pohl hat zwei Söhne, Andreas und Reinfried, und war seit 1958 mit der Marburger Konditorentochter Anneliese Pohl, geb. Klingelhöfer, verheiratet. Sie starb am 9. Juli 2008 nach kurzer schwerer Krankheit kurz vor ihrem 70. Geburtstag.[5]
Im Herbst 2009 gründete Reinfried Pohl mit einem Stiftungskapital von einer Million Euro die Anneliese Pohl-Stiftung. Das Ziel der Stiftung ist die Krebsforschung. Eine weitere Million wurde für die Betreuung Krebskranker und deren Angehöriger gespendet.[6]
Politik
Sein politisches Leben begann er als Mitbegründer der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDP) in der SBZ im September 1945. Nach seiner Flucht nach Marburg wurde Pohl 1954 über die FDP-Liste Mitglied des Stadtparlaments. Im September 1969 trat er aus der FDP aus, um im Juli 1970 in die CDU einzutreten. Seine CDU-Mitgliedschaft ruht aus Protest gegen den Umgang mit seinem Freund Altbundeskanzler Helmut Kohl im Zusammenhang mit der CDU-Spendenaffäre.
Mitgliedschaften
Reinfried Pohl ist Mitglied des Aufsichtsrates der DWS Investment GmbH.
Ehrungen und Auszeichnungen
Im Jahr 1988 wurde Pohl mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. 2007 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern[7]. Im Dezember 1998 wurde Pohl das Großkreuz des Verdienstordens der Republik Portugal (Gra-Cruz da Ordem do Mérito Agricola e Industrial) verliehen. [8]
In Österreich wurde Pohl 2002 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für die Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.[9]
Eine Reihe von Universitäten ehrte ihn mit Auszeichnungen. So ist er seit 1988 Ehrensenator der Philipps-Universität Marburg. Ehrendoktorwürden wurden Pohl von der Philipps-Universität Marburg (2003)[10] und der Universität Lucian Blaga Sibiu- Herrmannstadt, Rumänien (2003) verliehen.
2003 wurde Pohl zum Ehrenmitglied des 1. FC Kaiserslautern ernannt.
Im Juli 2006 ernannte das Marburger Stadtparlament auf Vorschlag von Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) einstimmig, bei Enthaltung der Marburger Linken, Pohl zum Ehrenbürger der Stadt. Begründet wurde die Ernennung mit großen Verdiensten als Mäzen für die Stadt und die Universität Marburg, u. a. weil er z. B. ein Lektorat für Portugiesisch gestiftet hat.
2007 wurde ihm vom damaligen Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst Udo Corts, der seit 1. April 2008 selbst Mitglied des Vorstands der Deutschen Vermögensberatung AG ist, der Professorentitel verliehen.
Literatur
- Lothar Müller-Güldemeister: Das Recht und sein Preis - Der Fall Foris. Better Solutions, März 2005
- Reinfried Pohl: Ich habe Finanzgeschichte geschrieben. Ein Gespräch mit Hugo Müller-Vogg. Hoffmann und Campe, Hamburg 2005
- Reinfried Pohl: "Der letzte Patriarch" (Dr. Hugo Müller-Vogg) Hoffmann und Campe, Hamburg 2008
Weblinks
- Literatur von und über Reinfried Pohl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf Dr. Reinfried Pohl
Einzelnachweise
- ↑ "Die 300 reichsten Deutschen", manager-magazin-Sonderheft, Oktober 2010 http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,722540,00.html
- ↑ a b "Köpfe der Wirtschaft: Reinfried Pohl", wiwo.de
- ↑ "Ewiger Kämpfer", manager-magazin-Sonderheft, 2006
- ↑ Dr. Reinfried Pohl-Stiftung, uni-marburg.de
- ↑ „DVAG und SV in tiefer Trauer“, Versicherungsjournal, 21. Juli 2008
- ↑ http://www.aerztezeitung.de/news/news_panorama/article/581192/pohl-stiftung-will-krebspatienten-unterstuetzen.html
- ↑ StAnz. 4/2007 S. 170
- ↑ Lebenslauf Prof.Dr.jur. Reinfried Pohl http://www.dr-reinfried-pohl-stiftung.de/dr-reinfried-pohl/vita
- ↑ "Dr. Reinfried Pohl erhält hohe Auszeichnung in Wien", dvag.com, 12. Mai 2003.
- ↑ Ehrendoktorwürde für Dr. Reinfried Pohl (PDF), Uni News
Kategorien:- Unternehmer
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