Rhein-Maas-Kanal

Rhein-Maas-Kanal

Der Rhein-Maas-Kanal war eines der zahlreichen Projekte, den Rhein und die Maas durch einen schiffbaren Kanal zu verbinden. Im Gegensatz zum Nordkanal wurden für den weiter südlich verlaufenden Rhein-Maas-Kanal nie Baumaßnahmen begonnen.

Vor allem die - mittlerweile geschlossenen - Bergwerke und die Eisen- und Stahlindustrie des Aachener Reviers haben bis heute keinen Anschluss an das europäische Binnenwasserstraßennetz. Dies war besonders gegenüber dem Ruhrgebiet ein entscheidender Standortnachteil, der Ende des 19. Jahrhunderts zum Abwandern der Industriellenfamilien Thyssen und Hoesch aus dem Aachener Revier und dort speziell aus dem Raum Eschweiler-Stolberg führte. Ob mit einem Kanalanschluss die Montanindustrie dort heute noch existieren würde, ist allerdings eine rein hypothetische Frage.

Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Varianten für den Verlauf des Kanals, die von den unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Interessen bestimmt waren. Dazu kamen noch die geographischen Gegebenheiten: Je nördlicher der Kanal angelegt worden wäre, desto geringer sind die zu überwindenden Höhenunterschiede und desto kürzer wäre der Kanal insgesamt gewesen. Andererseits wäre er damit immer weiter von den zu erschließenden Regionen entfernt.

Inhaltsverzeichnis

Pläne vor 1900

Die erste neuzeitlichen Pläne zum Bau eines Kanals zwischen Rhein und Maas existierten bereits zur Zeit Napoleons. Der Bau des sogenannten Nordkanals wurde sogar begonnen, jedoch niemals fertiggestellt.

Ernste Überlegungen wurden um 1860 herum angestellt, da man damals der Eisenbahn keine so großen Transportleistungen zutraute, wie sie mit von Dampfschiffen gezogenen Schleppkähnen zu erreichen wären. Dabei war vor allem an eine möglichst kurze Verbindung der Industrie- und Bergbauregionen um Lüttich, Maastricht und Aachen mit dem Einzugsgebiet des Rheins gedacht. Auch eine Anbindung des Nordseehafens von Antwerpen an den Rhein war ein wichtiger Gesichtspunkt.

Nach der Gründung des deutschen Reiches 1871 kommen neuerliche Anregungen zum Bau, die teils auf deutscher und teils auf belgischer Seite jeweils von bürgerlichen Kreisen bzw. von Seiten Industrieller ausgehen.

Pläne um 1910

Um 1910 gab es mehrere projektierte Strecken:

Varianten bei Krefeld und Mönchengladbach

Die nördlichste Variante sah die Strecke Venlo - Kempen - Krefeld vor, die vor allem seitens niederrheinischer und preußischer Interessenten favorisiert wurde und insbesondere für Krefeld, Viersen und Mönchengladbach bedeutend hätte sein können. Dieser Plan wäre allerdings ökonomisch wenig sinnvoll gewesen.

Nach einer weiteren Planung hätte der Kanal seinen Anfang im Westen bei Roermond nehmen sollen, sollte dann nördlich an Mönchengladbach vorbei führen, um bei Neuss den Rhein zu erreichen. Reste des begonnen Kanals sind heute noch zu erkennen.

Beide genannte Varianten wären vom Wurmrevier, das am dringendsten einen Kanalanschluss benötigt hätte, weit entfernt verlaufen.

Variante bei Aachen

Eine andere Variante sah den westlichen Beginn bereits in Antwerpen vor. Der Kanal sollte an Genk vorbei führen, die Maas bei Elsloo queren, südlich an Jülich und Kerpen vorbeigehen und bei Wesseling südlich von Köln den Rhein erreichen. Der heute Lüttich und Antwerpen verbindende Albertkanal wurde erst zwei Jahrzehnte später erbaut, verläuft aber zwischen Antwerpen und Genk auf der vormals erwogenen Strecke.

Das Aachener Steinkohlenrevier sollte durch einen Stichkanal entlang des Flüsschens Wurm zwischen Geilenkirchen und Herzogenrath erschlossen werden, der bei Übach-Palenberg abzweigen sollte. Dieser Stichkanal sollte zunächst bis an den Stadtrand Aachens geführt werden, was allerdings bald als zu schwierig und zu teuer erkannt worden ist. Ein zweiter Stichkanal war weiter östlich geplant und sollte mit zwei Verzweigungen nach Eschweiler und Düren führen.

Nach Plänen der belgischen Regierung aus den 1950er Jahren hätte der Rhein-Maas-Kanal nördlich von Lüttich beim Albertkanal beginnen und in östlicher Richtung verlaufen sollen. Auf deutschem Gebiet wäre er nördlich von Aachen vorbei an Broichweiden, Dürwiß und Jülich und Grimlinghausen verlaufen, um bei Neuss in den Rhein zu münden.

Pläne nach 1920

Tatsächlich gab es zwischen 1920 und 1944 immer wieder neue Pläne zur Realisierung der Wasseranbindung des Aachener Raumes, die in dieser Zeit wie auch nach dem Krieg fast immer von seiten des Kanalbauvereins, dessen langjähriger Vorsitzende der Oberbürgermeister, IHK-Präsident und Industrielle Hermann Heusch gewesen ist und dem neben viele Industrielle und Bürger aus Aachen und Umgebung angehörten. In der Zwischenkriegszeit rückte trotz widrigster Umstände der Kanalbau tatsächlich näher als je zuvor, aber sowohl seitens der preußischen Regierung wie auch seitens der Reichsbahn und der mächtigen Industriellen an Rhein und Ruhr sowie einzelner Militärs kam es schließlich zum befohlenen Planungsstopp seitens der Nationalsozialisten im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges.

Archive

Letztlich wurde keiner der Pläne je verwirklicht. Viele Pläne bzw. dazugehörige Unterlagen und weitere Dokumente zu den Kanalprojekten befinden sich in den Archiven der Stadt Aachen, dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, dem Rheinisch-westfälischen Wirtschaftsarchiv in Köln sowie im Archiv der IHK Aachen.

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