- Roth (Lahn)
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Roth Gemeinde Weimar (Lahn)Koordinaten: 50° 44′ N, 8° 44′ O50.7286111111118.7269444444445170Koordinaten: 50° 43′ 43″ N, 8° 43′ 37″ O Höhe: 170 m Einwohner: 876 Postleitzahl: 35096 Vorwahl: 06426 Roth ist ein etwa 170 m ü. NN hoch gelegener, unmittelbar an der Lahn oberhalb der Wenkbach-Mündung liegender Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im Landkreis Marburg-Biedenkopf in Hessen. Es ist der drittgrößte Ortsteil Weimars.
Der Ort hat derzeit rund 880 Einwohner, Ortsvorsteher ist Michael Pfeffer (SPD).
Inhaltsverzeichnis
Entstehung und Geschichte
Die erste überlieferte urkundliche Erwähnung Roths (als "Rade"; später auch "Rotha") stammt – gemeinsam mit dem Nachbarort Wenkbach – aus dem Jahr 1302. Das Dorf lag im Schenkisch Eigen (Roth, Wenkbach, Argenstein), benannt nach den Schenken von Schweinsberg. Es gehörte zum Besitz des Stiftes Essen, und unterstand ursprünglich dem Fronhof in Fronhausen (Lahn). Später wurde es vom Stift in Essen als besonderes Lehen an die Vögte von Fronhausen und damit an die Schenken von Schweinsberg gegeben. Die Einwohner waren Leibeigene. Im ersten bekannten Einkommensverzeichnis des Frauenstiftes Essen bestehen in Rothe bereits 15 abgabepflichtige Anwesen, darunter eine Mühle. 1616 wird Roth Gerichtsort des Schenkisch Eigen.
Der alte Ortskern lag im Überschwemmungsbereich der Lahn. Erst zwischen 1928 und 1931 wurde Roth mit einem Deich vor den regelmäßig auftretenden Hochwassern geschützt. Am Fuße des „Geiersberges“ entstand 1996 ein modernes Bürgerhaus mit Kegelbahn und Gaststätte. 2007 drohte bei einem Lahnhochwasser mit einem Bruch eines der Dämme die Überflutung der historischen Ortsmitte. Ab Roth ist es gestattet, den Fluss mit nicht motorgetriebenen Wasserfahrzeugen zu befahren.
Zur ältesten Geschichte der engeren Region gehören Erzabbau und -verhüttung. Brennöfen in der Nähe des späteren Dorfs Roth weisen darauf hin. Zu der Rohstoffverarbeitung gehörte aber auch das Brennen von Keramik, insbesondere Gütern des täglichen Lebens, in einem sogenannten "Rauchhaus" der alten Ortsmitte (heute Lahntalstraße 18; ehemals "4"). Durch Münzprägung war die Silbererzgewinnung von besonderer Bedeutung. 1695 fand man bei Roth Silbererz, aus dem der hessen-darmstädtische Landgraf Ernst Ludwig 1696 in Gießen „Rother- Ausbeutetaler“ prägen ließ. Um 1850 bestand bei Roth bei der Grube Gottesgabe eine Quecksilberhütte.
Das Dorf war ein wichtiger jüdischer Niederlassungsort. Für 1594/95 liegen erste Belege über die Anwesenheit von Juden im Schenkisch Eigen vor. 1737 lebten auf dem Höhepunkt der Präsenz der Minderheit in Roth dort 13 jüdische Familien mit 54 Personen. Das entsprach etwa 16% der Gesamtbevölkerung. Seit 1738 gab es in Roth eine erste jüdische Schule. Es gab eine Synagoge. Sie wurde 1833 durch ein größeres Gebäude ersetzt, nachdem die Vorgängerin 1832 durch einen Brand zerstört worden war. Im 19. Jahrhundert war Roth der Hauptsitz der Synagogengemeinde Roth-Fronhausen-Lohra. 1933 lebten sechs jüdische Familien mit insgesamt 32 Personen in Roth. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge verwüstet, dann bis in die 80er Jahre als Kornspeicher genutzt und schließlich Anfang/ Mitte der 90er Jahre wieder instand gesetzt. In den Jahren nach 1938 wurden elf Angehörige der Minderheit ins Ausland vertrieben und 15 in den nationalsozialistischen Lagern ermordet. Der alte jüdische Friedhof, auf der Anhöhe des Geiersberges gelegen, ist gut erhalten und wird heute noch von Angehörigen der einstigen Einwohner Roths besucht.
Das heutige Dorf „Roth“ mit etwa 900 Einwohnern gehört seit der Gebietsreform von 1974 zur Großgemeinde Weimar (Verwaltungssitz Niederweimar) mit insgesamt ca. 7.000 Einwohnern.[1]
Sehenswürdigkeiten
Zu den Sehenswürdigkeiten Roths zählen die ab 1716 erbaute Kirche der lutherisch-protestantischen Gemeinde mit ihrem Wehrturm im historischen Kern des Ortes sowie die Mühle an der Lahn und die in den 1990er Jahren renovierte und als Gedenk- und Lernort dienende Landsynagoge.
Vereine
Verschiedene Vereine bieten in Roth ein sportliches und kulturelles Programm an. Der 1945 gegründete Sportclub (SC) Roth/Argenstein hat neben einer Fußballabteilung, die in einer gemeinsamen Fußballspielgemeinschaft mit der SG Niederwalgern/Wenkbach als FSG Südkreis am Spielbetrieb teilnimmt, eine Gymnastikabteilung. Neben dem Wanderclub und verschiedenen Musikvereinen gehören die Burschen- & Mädchenschaft Roth, eine Freiwillige Feuerwehr und der Arbeitskreis Landsynagoge zum kulturellen Vereinsleben des Dorfes.
Veranstaltungen
Jährlich veranstalten die Mitglieder der Burschen- & Mädchenschaft ein Pfingstfest, eine Kirmes am zweiten Augustwochenende und ein Oktoberfest. Verschiedene andere Vereine Roths veranstalten kleinere Feste und Veranstaltungen. Der Rother Backhausmarkt war bis 2003 eine der größten Veranstaltungen des Ortes, findet seitdem aber nicht mehr statt.
Einzelnachweise
- ↑ Alle allgemeinen Angaben: Otto Weimar: Geschichte von Weimar-Roth, in: [1]; Heimatwelt, H. 37/2002, siehe auch: [2]; alle Angaben zur jüdischen Minderheit: [3].
Literatur
- Roth. In: Historisches Ortslexikon Marburg. Ehemaliger Landkreis und kreisfreie Stadt. Bearb. von Ulrich Reuling. Marburg 1979 (Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, 3), S. 258f.
- Herbert Kosog: Die Juden von Roth. Leicht gekürzte und um eine Nachbemerkung von Dietmar Haubfleisch erw. Fassung des zuerst in: Heimatwelt. Aus Vergangenheit und Gegenwart. Hrsg. von der Gemeindeverwaltung Weimar, 5. Heft, Weimar 1979, S. 11-21 erschienenen Aufsatzes: Marburg 1998: http://archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1998/0012.html.
- 700 Jahre Roth. Dorfgeschichte in Texten und Bildern. 1302-2002. Hrsg. vom Festausschuß 700 Jahre Roth, Marburg 2002.
Weblinks
Commons: Roth (Lahn) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienOrtsteile der Gemeinde Weimar (Lahn)Allna | Argenstein | Kehna | Nesselbrunn | Niederwalgern | Niederweimar | Oberweimar | Roth | Stedebach | Weiershausen | Wenkbach | Wolfshausen
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