Rudi Nafziger

Rudi Nafziger

Rudolf "Rudi" Nafziger (* 11. August 1945 in Gauting; † 13. Juli 2008 ebenda) war ein deutscher Fußballnationalspieler, der 1965 mit dem FC Bayern München in die Bundesliga aufstieg und mit dem Klub den DFB-Pokal 1966 und 1967, sowie den Europapokal der Pokalsieger von 1967 gewann. Zudem holte er mit dem FC St. Gallen den Schweizerpokal von 1969.

Inhaltsverzeichnis

1961 – 1968: FC Bayern München und Nationalmannschaft

Im Alter von 16 Jahren wurde Rudi Nafziger von Rudi Weiss, dem Nachwuchsförderer des FC Bayern, beim TSV Gauting, einem Verein im Würmtal vor den Toren Münchens, entdeckt und zum Wechsel überredet. Ab der Saison 1964/65 gehörte er der ersten Mannschaft der Bayern an, mit der er zunächst in der Regionalliga Süd spielte. Mit dem Sturm Nafziger, Rainer Ohlhauser, Gerd Müller, Dieter Koulmann und Dieter Brenninger wurde dort 1965 die Meisterschaft mit der Tordifferenz von 146:32 Toren errungen. Das 19-jährige Talent auf dem rechten Flügel bestritt alle 36 Ligaspiele und steuerte 12 Treffer bei. In der anschließenden Aufstiegsrunde zur Bundesliga setzten die Bayern sich durch und Nafziger erzielte drei Treffer in sechs Spielen.

Bereits als Regionalligaspieler erhielt die Flügelstürmerhoffnung eine Berufung durch den DFB für die B-Nationalmannschaft. Am 10. März 1965 stürmte er auf Rechtsaußen zusammen mit Franz Beckenbauer und Günter Netzer in Hannover beim 1:1-Unentschieden gegen Holland.

Das ausgeprägte Flügelspiel über Brenninger und Nafziger zahlte sich dank der Torjäger Gerd Müller und Rainer Ohlhauser durch eine hohe Trefferquote aus. Der Erfolg hielt auch in der Bundesliga an: Nafziger, der nicht nur als eleganter und ballgewandter Techniker, sondern auch "als der erste Schönling der Bundesliga"[1] galt und am rechten Flügel spielte, kam in der Saison 1965/66 auf 32 Einsätze mit zehn Toren. Bayern wurde Dritter und gewann im Juni 1966 auch das DFB-Pokalendspiel gegen den Meidericher SV mit 4:2.

Kurz nach Beginn seiner ersten Bundesligasaison wurde er im Alter von gerade 20 Jahren von Bundestrainer Helmut Schön auch in die deutsche A-Nationalmannschaft berufen. Am 9. Oktober 1965 bildete er mit Lothar Ulsaß von Eintracht Braunschweig den rechten Flügel beim 4:1-Erfolg gegen Österreich in Stuttgart.

Das Spiel der Juniorennationalmannschaft im November 1966 in Bukarest gegen Rumänien an der Seite von Gerd Müller und Jupp Heynckes sollte jedoch sein letzter Auftritt in einem deutschen Nationaltrikot bleiben.

Bis zum Ende der Spielzeit 1967/68 bestritt er für den FC Bayern noch weitere 57 Bundesligapartien, doch ein Tor sollte ihm keines mehr gelingen. Ein Trost hier waren aber sicherlich die erfolgreiche Titelverteidigung im DFB-Pokal 1967, diesmal mit dem Hamburger SV als Finalgegner und der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger im selben Jahr durch einen 1:0-Erfolg nach Verlängerung gegen die Glasgow Rangers in Nürnberg. Nafziger wurde in den beiden Finalspielen jeweils als Rechtsaußen aufgestellt.

Innerhalb des Vereins wurde er aber aufgrund seiner mangelnden Treffsicherheit immer mehr in Frage gestellt und Spieler wie Gustl Jung, der in 21 Einsätzen immerhin vier Tore zu Wege brachte, stellten seinen Platz in der Mannschaft in Frage. Nachdem zum Ende der Saison 1967/68 auch der als ein Förderer Nafzigers betrachtete Trainer Zlatko Cajkovski abgelöst wurde war es auch für ihn Zeit geworden seinen Abschied zu nehmen und er unterschrieb in der Schweiz beim FC St. Gallen einen Zweijahresvertrag.

1968 – 1975: St. Gallen, Hannover und Linz

Der FC St. Gallen, Aufsteiger in die damals erstklassige Nationalliga A, beeindruckte in der Liga nur wenig und stieg bereits nach der Saison 1969/70 wieder ab. 1969 drang der FC St. Gallen aber bis in das im Berner Wankdorfstadion ausgetragene Finale des Schweizer Cups vor. Zwei Tore von Rudi Nafziger in der zweiten Halbzeit zum 2:0-Endstand gegen AC Bellinzona sicherten den St. Gallern den bislang einzigen Sieg in diesem Wettbewerb.

Nach dem Abstieg kehrte Nafziger nach Deutschland zurück und schloss sich Hannover 96 an. An der Seite von Hans Siemensmeyer gelang ihm aber in 27 Bundesligaspielen, davon nurmehr sechs in seiner zweiten Saison in der Leinestadt, bis zum Ende der Saison 1971/72 kein einziger Treffer. Insgesamt blieb der Stürmer damit in den letzten 87 Bundesligapartien ohne Torerfolg. Seine Gesamtbilanz beträgt 116 Bundesligaspiele mit insgesamt 10 Toren.

Nach seiner zweiten Saison in Hannover wechselte er nach Österreich zum dortigen Erstligisten Linzer ASK und beendete dort 1975[2], kaum 30 Jahre alt, seine Spielerlaufbahn.

Letzte Jahre in Gauting

Nach dem Ende seiner Spielerlaufbahn ließ er sich wieder in Gauting nieder. Er fischte gerne in der Würm, spielte oft Tennis und blieb auch sonst aktiv. 2008 verstarb er nach längerer Krankheit nur einen Monat vor seinem 63. Geburtstag am 13. Juli, einem Sonntagmittag, im Kreise seiner Familie. Bereits 2007 war er zu schwach, um sich zu einem Treffen zum 40-jährigen Jubiläum der Europapokalsiegermannschaft von 1967 auf dem Nockherberg in München einzufinden. Bis zuletzt hatte Rudi Nafziger noch Kontakt zu zahlreichen vormaligen Mannschaftskameraden. So besuchten ihn noch wenige Wochen vor seinem Ableben beispielsweise sein vormaliger Mannschaftsführer Werner Olk und weitere Mitspieler im Krankenhaus. Rudi Nafziger hinterließ eine Tochter.

Nafzigers Tochter Simone, seine Mutter, die drei älteren Brüder und FC-Bayern-Präsident Franz Beckenbauer gaben ihm das letzte Geleit. Auch seine ehemaligen Kameraden beim FC Bayern, Peter Kupferschmidt, Dieter Brenninger und Adi Kunstwadl nahmen von ihm Abschied als er auf dem Gautinger Friedhof beigesetzt wurde.

"Rudi, wir werden Dich nicht vergessen, den Super-Fußballspieler aus Gauting", sagte der ebenfalls anwesende Ex-Präsident des FC Bayern, Willi O. Hoffmann sichtlich bewegt.[3]

Literatur

  • Deutschlands Fußball, Das Lexikon, Sportverlag Berlin, 2000, ISBN 3-328-00857-8
  • Deutschlands Fußball-Nationalspieler, Das Lexikon, Sportverlag Berlin, 1997, ISBN 3-328-00749-0
  • Triumphe im Europapokal, AGON, 1996, ISBN 3-928562-75-4
  • Deutsche Pokalgeschichte, AGON, 2000, ISBN 3-89784-146-0

Einzelnachweise

  1. "Gute Freunde", Thomas Hüetlin, Blessing Karl Verlag, 2006
  2. Vielfach wird 1974 als sein Karriereendedatum angegeben. siehe aber: rapidarchiv.at und austriasoccer.at et al.
  3. Starnberger Merkur, 18.07.2008, "Rudi Nafziger: Bayern-Star mit weichem Kern"

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