SAR (Rettungsdienst)

SAR (Rettungsdienst)
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Bell UH-1 der Bundeswehr für SAR-Zwecke

Mit Search and Rescue (SAR) (deutsch: Suchen und Retten) wird international ein meist staatlicher Such- und Rettungsdienst für die Bereiche Luft- und Seefahrt bezeichnet. Alle Staaten die der Internationalen Zivil-Luftfahrt Organisation der Vereinten Nationen, ICAO, beitraten sind verpflichtet einen entsprechenden Dienst für Luft- und Seenotfälle bereit zu halten. Hieraus erklärt sich auch das "Suchen" (das abgestürzte Flugzeug suchen, Überlebende des versunkenen Schiffes im Meer finden) und das "Retten" in Not geratener Menschen. Oftmals ist der SAR in vorhandene Rettungsdienste, Militär oder Polizei eingegliedert.

Auch in Deutschland soll der SAR-Dienst also schnelle Hilfe bei Unfällen mit Beteiligung von Luftfahrzeugen und bei Notlagen auf See (Seenot) leisten. In den SAR sind Verwaltungen und freiwillige Organisationen wie der Katastrophenschutz eingegliedert. Verantwortlich dafür sind die Bundesländer, doch bei länderübergreifenden Schadenslagen auch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, z.T. das Bundesinnenministerium und das Bundesverteidigungsministerium.

Für suchende und rettende Freiwillige (vgl. „emergenten Organisations-Netzwerke“), die es vereinzelt gibt, wird in Deutschland der Ausdruck „SAR“ nicht verwendet.

Seenotrettung durch Hubschrauber (HH-60G Pave Hawk der 56th Rescue Squadron)

Inhaltsverzeichnis

Luftrettung

In dem Bereich der Luftfahrt wird der SAR-Dienst von der Bundeswehr (Luftwaffe und Marine) im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung wahrgenommen.

Der SAR Hamburg 71 vom Typ Bell UH-1D im Landeanflug auf Hamburg Hummelsbüttel

Aufgaben des SAR-Dienstes der Bundeswehr sind:

  • Suche von in Not geratenen Luftfahrzeugen, Ortung der Maschine;
  • Rettung von Crew und Passagieren;
  • Unterstützung des Seenotrettungsdienstes in der deutschen Nord- und Ostsee;
  • Unterstützung der eigenen und verbündeten Streitkräfte;
  • Unterstützung des zivilen Rettungsdienstes, sofern SAR- und Militär-Aufgaben dem nicht entgegenstehen und genügend Kapazitäten vorhanden sind;
  • Abstellung von Rettungshubschraubern zur Unterstützung der Länder im Katastrophenfall.

Seenotrettung

Seenotkreuzer Minden der DGzRS

Durch die Mitgliedschaft in der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (International Maritime Organisation, kurz IMO) der Vereinten Nationen muss Deutschland auch einen maritimen SAR-Dienst (Seenotrettungsdienst) unterhalten. Diese staatliche Aufgabe wurde mit einer Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger an letztere übertragen. Sie wird mit Seenotkreuzern durchgeführt und von Bremen Rescue Radio koordiniert.

Darüber hinaus hält die Marine einen SAR-Hubschrauber (Sea King) des Marinefliegergeschwaders 5 zur Seenotrettung in Kiel bereit. Bei der Seenotrettung mittels SAR-Hubschraubern spielt die Aufnahme von Verletzten oder erkrankten Personen durch die Rettungswinde eine maßgebliche Rolle. Ebenfalls eine Besonderheit ist, dass die Luftrettung über See (engl. offshore) mangels alternativer Rettungsmöglichkeiten oftmals auch unter sehr schwierigen Wetterbedingungen erfolgt. Insofern unterscheidet die Seenotrettung klar von rettungsdienstlichen und SAR-Einsätzen über Land.

Bergrettung

SAR Landsberg (Bell UH-1D)
Seilwinde

Ein weiteres Einsatzgebiet von SAR-Hubschraubern ist die Rettung aus dem Gebirge oder schwer zugänglichem Gelände. Hierzu hält das Lufttransportgeschwader 61 (Penzing) einen besonders konfigurierten SAR-Hubschrauber mit speziell dafür ausgebildeten Besatzungen vor. Such- und Rettungsaktionen der SAR-Einheiten können, im Gegensatz zu vielen nur tagsüber vorgehaltenen zivilen Rettungshubschraubern, rund um die Uhr erfolgen.

Bei Bedarf (ausgedehnte Suchgebiete) können weitere Helikopter aus den Beständen der Bundeswehr dem SAR-Dienst unterstellt werden.

Die SAR-Hubschrauberbesatzungen arbeiten vor Ort sehr eng mit der Bergwacht zusammen. Trainiert werden neben gemeinsamen Suchaktionen auch Flüge mit Rettungs- und Suchhunden, um z.B. Lawinenopfer orten und retten zu können.

Ausstattung der SAR-Hubschrauber

Wesentlicher Bestandteil der SAR-Rettungsmittel 1. Grades in Deutschland ist das bundeseigene Hubschrauber-Stützpunktnetz. Auf dem Festland unterhält die Luftwaffe der Bundeswehr zahlreiche sogenannte SAR-Kommandos, hinzu kommt der SAR-Hubschrauber der Marine in Kiel. Dieser übernimmt die SAR-Aufgaben über Nord- und Ostsee gemeinsam mit der DGzRS.

Die medizinische Ausrüstung aller SAR-Hubschrauber der Luftwaffe ist gleichzusetzen mit der eines zivilen Rettungshubschraubers. Diese umfasst unter anderem folgende Geräte:

  • Beatmungsgeräte Oxylog 2000, Life Base III (Notfall-Respirator)
  • Defibrillator Zoll M
  • Patienten Monitor Propaq EL 106
  • Absaugpumpe Accuvac Rescue
  • Injektionsautomat(3fach Perfusor Spritzenpumpe Combimat 2000 CS03)
  • Notfallrucksack
  • Kinderkoffer
  • Burn Pack
  • Antidotset
  • Vakuummatratze zur Patienten-Immobilisierung
  • 2 Krankentragen, Schaufeltrage KED System
  • AEG-Innenwinde
  • Zusatztank innen

Besatzung der SAR-Hubschrauber

Die Besatzung des SAR Hamburg 71 bei einem Startvorgang. Sicherheitsabstand wird überprüft

Die Besetzung von SAR-Hubschraubern mit Funktionsträgern richtet sich in Deutschland nach dem jeweils zugedachten Auftrag des Kommandos.

Im Bereich der Marineflieger bilden stets mindestens vier Personen die Crew, darunter

  • zwei Hubschrauberführer,
  • ein Luftfahrzeugoperationsoffizier (LOPO) und
  • ein Bordmechaniker mit medizinischem Ausbildungsstand (Rettungssanitäter).

Zum Einsatz kommen dabei Westland Sea King MK 41-Hubschrauber.

Rettungswinde (im Deutschen Museum)

Im Bereich der Luftwaffe hingegen werden die Hubschrauber regulär mit drei Crew-Mitgliedern besetzt:

  • einem Hubschrauberführer,
  • einem Bordmechanikermeister und
  • einem Luftrettungsmeister.

Zum Einsatz kommen dabei Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D.

Einsatzbereitschaft der SAR-Hubschrauber

Die Hubschrauber an SAR-Kommandos sind generell 24 Stunden am Tag ganzjährig einsatzbereit. Tagsüber gilt eine Vorlaufzeit von maximal 15 Minuten, im Zeitraum von Sonnenuntergang plus 30 Minuten - spätestens jedoch 2030 Uhr - und 0730 Uhr morgens erhöht sie sich auf maximal eine Stunde.

Alarmierung

SAR-46 startet nach einem Rettungseinsatz vom Gelände der Universitätsklinik Tübingen: Beim Hubschrauber handelt es sich um eine Bell UH-1D vom Lufttransportgeschwader 61 (dt. Luftwaffe), Stationierungsort Malmsheim.

Die Anforderung von SAR-Einheiten wird vornehmlich dann notwendig, wenn ein Luft- oder Wasserfahrzeug in eine Notlage gerät oder vermisst wird. Meist wird von den Betroffenen oder aber besorgten Angehörigen bzw. koordinierenden Stellen (Tower/Hafen) zunächst in solchen Lagen die örtlich zuständige Rettungsleitstelle, die Polizei oder die Feuerwehr über den Notruf 112 informiert. Sofern die jeweilige Leitstelle Hilfe von SAR-Einheiten benötigt, setzt sie sich mit der zuständigen SAR-Leitstelle in Verbindung. Die Alarmierung der SAR-Hubschrauber an den SAR-Kommandos erfolgt dann über die SAR-Leitstelle Münster (Westfalen) für den Festlandbereich bzw. über die SAR-Leitstelle Glücksburg für den maritimen Bereich. Anfordernde Stelle ist also typischerweise die Luftaufsicht oder eine andere Institution, alarmierende und entsendende (befehlsbefugte) Zentrale jedoch die SAR-Leitstelle.

weitere SAR-Mittel

Neben Hubschraubern, die zu den SAR-Mitteln 1. Grades zählen, gibt es noch Mittel 2. und 3. Grades. Hierzu zählen beispielsweise See-Fernaufklärer vom Typ P-3 Orion, die beispielsweise mehrere Stunden über dem Meer operieren können um Wrackteile versunkener Schiffe zu orten, oder Transportmaschinen wie die C-160D Transall die ähnliche Aufgaben wahrnehmen können. Zu den SAR-Mitteln zählen auch Hubschrauber wie die CH-53, die wie die Transall auch als fliegender Großraum-Sanitätswagen verwendet werden können.

Größter SAR-Einsatz in der Geschichte der BRD war die Suche nach dem im Atlantik versunkenen Schiff "München", bei dem mehrere See-Fernaufklärer und Transall mehrere Tage im Einsatz waren. Auch SAR-Dienste aus dem Ausland halfen damals bei der weitgehend ergebnislosen Suche.

Vergleichbare Systeme im Ausland

Ein US-Soldat im Rettungseinsatz in New Orleans, September 2005
SAR-Einsatz einer RAF-Sea King

Im Folgenden ist exemplarisch ein Einblick in die Zuständigkeiten für den SAR-Dienst in einigen anderen Staaten der Erde gegeben.

  • In Belgien werden Westland Sea Kings des 40. Squadron der Luftstreitkräfte für den Such- und Rettungsdienst eingesetzt.
  • In den Niederlanden werden Hubschrauber des Typs Bell 412 der Luftstreitkräfte für den Such- und Rettungsdienst eingesetzt. Besonders häufig werden die westfriesischen Inseln angeflogen.
  • In Großbritannien gewährleistet die Royal Air Force (RAF) mit Westland Sea King Hubschraubern den SAR-Dienst (siehe Bild).
  • In Finnland stellt die Firma Copterline mit Hubschraubern den luftgebundenen SAR-Dienst sicher (Foto)
  • In Griechenland hält die dortige Luftwaffe Helikopter vom Typ AS-332 Super Puma für den SAR-Dienst vor (Foto).
  • In Italien unterhält die Luftwaffe einen flächendeckenden luftgestützten SAR-Dienst. Wichtigster Stützpunkt ist Pratica di Mare bei Rom. Den maritimen SAR-Dienst übernimmt vor allem die Küstenwache.
  • In Neuseeland übernimmt die Polizei in Küstennähe und die Küstenwache (Maritime Safety Authority) bei ausgedehnten Suchgebieten die Durchführung von Such- und Rettungsaktionen.
  • In Kanada ist die Küstenwache maßgeblicher Anbieter des maritimen SAR-Dienstes.
  • Auf den Bahamas gibt es keine Institution, die SAR-Dienste mit festangestellten Mitarbeitern betreibt. Diese Aufgabe (Gewährleistung der Seenotrettung) übernehmen ehrenamtliche Mitglieder der Organisation BASRA. Sie werden vom Militär und der US-Küstenwache bei Bedarf unterstützt.

Literatur

  • Holger Scholl: Luftrettung. Stumpf und Kossendey, Edewecht/Wien 2002. S. 195 ff. ISBN 3-932-750-77-2

Weblinks

International


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