Safaviden

Safaviden
Das Reich der Safawiden zwischen 1501 und 1722 (Ausdehnung zu unterschiedlichen Zeiten)

Safawiden (persischصفویان‎ - Ṣafawīyān; aserbaidschanisch: ‏صفوی‌لر‎ - Səfəvilər) war der Name einer Fürstendynastie in Persien, die von 1501 - 1722 regierte und den schiitischen Islam als Staatsreligion etablierte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ursprünge der Dynastie lassen sich bis auf Scheich Safī al-Dīn Abdul Fath Is'haq Ardabilī (* 1252; † 1334) zurückverfolgen, der 1301 einen Sufi-Orden in Ardabil gründete, der sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts zunehmend militarisierte (Siehe auch: Safi-Orden). Unter Ismail I. (1484 – 1524) gelang 1501 die Eroberung von Täbriz und der Sturz der turkmenischen Aq Qoyunlu. Nach der Gründung der Dynastie der Safawiden wurde in den folgenden Jahren Persien und der Irak (1507) unterworfen. Nachdem der Ostiran mit einem Sieg bei Herat (1510) über die Usbeken gesichert worden war, kam es zum Konflikt mit den Osmanen im Westen. Diese besiegten 1514 die Safawiden bei Tschaldiran schwer und eroberten die Hauptstadt Täbriz. Die Zwölfer-Schia wurde unter Ismail I. Staatsreligion. Außerdem bemühte er sich um den Ausgleich zwischen den nomadischen Turkmenen (im Militär) und den sesshaften Persern (in der Verwaltung). So entstand unter den Safawiden der Bund der Kizilbasch: Elitesoldaten, die anfangs nur aus Turkmenen bestanden und später auch unter anderem aus Persern und Georgiern. Die Kizilbasch erlangten unter den Safawiden viel Ansehen und Ruhm.

Tahmasp I. (1524 – 1576) befand sich weiter im Konflikt mit den Osmanen und den Usbeken. Während er Khorasan gegen letztere in ständigen Kämpfen behaupten konnte, gingen der Irak und Aserbaidschan bis 1534 an die Osmanen verloren.

Reich der Safawiden und Gebietsverluste

Nach einigen dynastischen Wirren erreichte Abbas I. der Große (1587 – 1629) eine Konsolidierung des Reiches. Unter ihm wurde 1601 Bahrain besetzt, seit 1603 die Osmanen aus Aserbaidschan, Armenien und Georgien vertrieben und 1623 sogar der Irak mit Bagdad wieder erobert. Damit kamen die schiitischen Wallfahrtszentren Nadschaf und Kerbala wieder unter persische Kontrolle. Außerdem konnten um 1595 die verheerenden Einfälle des Usbeken Abdullah II. in Khorasan beendet werden. Durch eine geschickte Wirtschaftspolitik kam das Land zu großem Wohlstand, welcher unter anderem in dem großartigen Ausbau der neuen Hauptstadt Isfahan zu erkennen ist (siehe hierzu auch Meidan-e Emam). Auch begrenzte er den Einfluss des turkmenischen Militärs durch den Aufbau von Truppen aus christlichen Sklaven.

Unter den schwachen Nachfolgern von Abbas I. verlor die Zentralverwaltung wieder an Einfluss. Nur unter Abbas II. (1642 – 1666) gelang mit Reformen noch einmal eine Konsolidierung des Reiches. Auch kam es unter ihm zu engen Handelskontakten mit den europäischen Seemächten England und Holland. 1649 konnte auch Kandahar in Chorasan endgültig besetzt werden, das zwischen Persien und dem indischen Mogulreich umstritten war.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts kam es unter Sultan Hussain (1694 – 1722) zu einem starken wirtschaftlichen Niedergang Persiens. Da gleichzeitig die Sunniten im Reich zwangsweise zum schiitischen Islam bekehrt werden sollten, kam es 1719 zum Aufstand der sunnitischen Afschariden (Stamm der Ghilzai). Diese eroberten 1722 Isfahan und beendeten 1736 endgültig die Dynastie der Safawiden. Doch diese neue Hotaki-Dynastie konnte sich nur einige Jahre halten.

Zwar wurden auch später von einigen Machthabern (z.B. Nadir Schah) Safawiden als Herrscher eingesetzt, doch waren diese nur noch Marionetten. In einigen Provinzen konnten sich die Safawiden bis 1773 halten. Nach der Vertreibung der Afghanen wurden die Safawiden von den Afschariden und Nadir Schah abgelöst.

Der schiitische Islam als Staatsreligion

Schah Abbas I. beim Bankett. Detail aus einem Fresko (Chehel Sotoun Palast in Isfahan).

Obwohl die Safawiden nicht die ersten schiitischen Herrscher im Iran waren, spielten sie eine ausschlaggebende Rolle, um den schiitischen Islam zur offiziellen Religion im ganzen Iran zu machen. Es gab große schiitische Gemeinden in einigen Städten wie Qom und Sabzevar im 8. Jahrhundert. Im 10. und 11. Jahrhundert herrschten die Buyiden, die zur Zaiditenströmung der Schiiten gehörten, in Fars, Isfahan und Bagdad. Als ein Ergebnis der Mongoleneroberung und der relativen religiösen Toleranz der Ilchane, wurden die schiitischen Dynastien wieder im Iran hergestellt, als wichtigste ist die Sarbadaren in Chorasan zu nennen. Der Ilchan Schah Öljeitu konvertierte im 13. Jahrhundert zum Zwölferschiitentum.

Nach der Eroberung des Irans durch Schah Ismail, machte er eine Konvertierung für die große sunnitische Bevölkerung verbindlich. Die sunnitische Ulema oder Klerus wurden entweder getötet oder verbannt. Ismail I. brachte trotz seiner heterodoxen schiitischen Glaubensvorstellung schiitische religiöse Führer ins Land und schenkte ihnen Land und Geld im Gegenzug für ihre Loyalität. Während der Safawiden und der besonders der Kadscharenperiode wuchs die Macht der schiitischen Ulema und sie konnten eine Rolle unabhängig von der Regierung oder kompatibel mit ihr spielen. Trotz des Sufiursprungs der Safawiden, wurden die meisten Sufigruppen außer dem Nimatullahi-Orden verboten.

Iran wurde zu einer feudalen Theokratie; der Schah war das göttlich bestimmte Haupt des Staates und der Religion. In den folgenden Jahrhunderten würde sich diese Haltung sowohl im inneren Zusammenhalt des Irans als auch im nationalen Bewusstsein zementieren und so Angriffe der sunnitischen Nachbarn provozieren.

Andauernde Kriege mit den Osmanen bewegten Schah Tahmasp I. dazu 1548 die Hauptstadt von Tärbis nach Qazvin ins Landesinnere zu verlegen. Später verlegte Abbas I. die Hauptstadt nach Isfahan, noch mehr ins Innere des Irans. Abbas I. errichtete eine neue Stadt neben der alten persischen. Ab dann nahm der Staat immer mehr persischen Charakter an. Die Safawiden schaffen es schlussendlich eine neue persische nationale Monarchie zu gründen.

Kultur

Kultur innerhalb der Safawidendynastie

Die Safawiden verfassten von Anfang schon Gedichte und Literatur. Es gibt von Safi ad-Din selber Poesie auf Tati und Persisch. Schah Ismail, der den Künstlernamen Khatayi hatte, verfasste auch viele Gedichte.[1] Sein Werke sind zum größten Teil in aserbaidschanischem Türkisch verfasst. Von seinen persischen Werken sind nur noch wenige Verse erhalten. Seine türkischen Gedichte wurden als Diwan veröffentlicht.

Schah Tahmasp war Dichter und Maler, während Schah Abbas II. unter dem Namen Tani Poesie auf Türkisch und Persisch schrieb.[2] Sam Mirza, Sohn von Ismail I., war auch Dichter und dichtete auf persisch. Er stellte sogar eine Anthologie der zeitgenössischen Poesie auf.[3]

Kultur im Reich

Blick auf den Meidan-e Emam in Isfahan

Schah Abbas I. erkannte, dass die Förderung der Kunst für sein Reich auch wirtschaftliche Vorteile bringen würde, da der Verkauf von Kunstgegenständen einen guten Teil des Aussenhandels bildete. In dieser Zeit wurden Handwerke wie Fliesen, Keramik und Textilien fortentwickelt und große Fortschritte in Miniaturmalerei, Buchbindung, Dekoration und Kalligrafie gemacht. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich der Kunst der Teppichherstellung von den Werken von Nomaden zu einer Industrie in Städten wie Täbriz. Bekannte Kelims stammen z.B. auch aus Ardabil. Die Polonaise Kelims stammen auch dem Iran des 17. Jahrhunderts.

Reza Abbasi (1565-1635) entwickelte die Miniaturmalerei weiter, indem er neue Motive wie halbnackte Frauen, Liebespaare und Jugendliche einführte. Diese Schule von Isfahan beeinflusste die Miniaturmalerei während der ganzen Safawidenherrschaft. Wachsender Kontakt mit anderen Kulturen wie die in Europa waren für die iranischen Maler voller neuer Inspirationen. So wurden z.B. die Perspektive und das Malen mit Öl übernommen. Große Beispiele der Kalligrafie waren das Schāhnāme und das Chamsa von Nezāmī.

Isfahan, Hauptstadt der Safawiden, beherbergte die größten Beispiele safawidischer Architektur. Dazu gehört der Meidan-e Emam mit vielen Moscheen wie die Königsmoschee und die Scheich Lotfollāh Moschee.

Die Poesie aber stagnierte unter den Safawiden, weil sie nicht gefördert wurde. Außerdem spielte die Religion hier noch eine hemmende Rolle. Auf der anderen Seite florierte jedoch die Philosophie mit bekannten Männern wie Mulla Sadra aus Schirza, Scheich Bahai und Mir Damad. Mulla Sadra lebte zur Zeit von Abbas I. und schrieb das Afschar, das eine Synthese von Sufismus, schiitischer Theologie und dem Denken des Avicennas und Suhrawardis war. Iskander Beg Monshi schrieb Jahre später sein Werk über Abbas I. und ist ebenfalls bekannt und bedeutend.

Architektur

Der persische Botschafter Mechti Kuli Beg betritt Krakau, wo er der Hochzeit des Königs Sigismund III. 1605 beiwohnt.

Mit dem Aufstieg des Safawidendynastie begann ein neues Zeitalter in der iranischen Architektur. Wirtschaftlich robust und politisch stabil, sah diese Periode ein blühendes Wachstum theologischer Wissenschaft.

Traditionelle Architektur entwickelte sich mit seinen Mustern und Methoden und hinterließ einen Eindruck in der Architektur der folgenden Perioden. Das Erscheinen neuer Muster basierte auf geometrische Netzwerke in der Stadtentwicklung, die neuen urbanen Plätzen eine Ordnung gab und die natürlichen Elemente wie Wasser und Pflanzen auch berücksichtigte. Die Etablierung markanter öffentlicher Plätze war eine der wichtigsten städtische Besonderheiten in der Safawidenzeit. Beispiele dafür sind der Naghsch-e Dschahān-Platz, der Tschahar Bagh und die königlichen Gärten in Isfahan.

Markante Monumente wie die Scheich Lotfollāh Moschee von 1603, der Hasht-Behesht-Palast von 1699 und die Tschahar Bagh-Schule von 1714 erscheinen in Isfahan und anderen Städten. Diese erhebliche Entwicklung der Architektur wurzelte in der persischen Kultur und nahm Form an im Design der Schulen, Bäder, Häuser, Karawanserein, Basare und Plätze. Es dauerte bis zum Ende der Kadscharenherrschaft fort.[4]

Wirtschaft

Was die Wirtschaft der Safawiden antrieb, war die Lage Irans zwischen den aufkeimenden Zivilisationen Europas im Westen und Indien und dem islamischen Zentralasien im Osten und Norden. Die Seidenstrasse, die durch den nördlichen Iran nach Indien führte, wurde im 16. Jahrhundert wieder belebt. Abbas I. förderte direkt den Handel mit Europa, besonders mit England und den Niederlanden, die persische Teppiche, Seide und Textilien suchten. Andere Exportgüter waren Pferde, Ziegenhaar, Perlen und ein ungenießbar bittere Mandel die Hadam-Talka, die in Indien als Gewürz benutzt wurde. Die Hauptimporte waren Gewürze, Textilien (Wollwaren aus Europa, Baumwolle aus Gujarat), Metalle, Kaffee und Zucker.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. V. Minorsky. "The Poetry of Shah Ismail", Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London, Vol. 10. No. 4, 1942
  2. E. Yarshater, "Language of Azerbaijan, vii., Persian language of Azerbaijan", Encyclopaedia Iranica, v, pp. 238-245, Online Edition, (LINK)
  3. Emeri “van” Donzel, Islamic Desk Reference, Brill Academic Publishers, 1994, pp 393
  4. Jodidio, Philip, Iran: Architecture For Changing Societies:Umberto Allemandi (August 2, 2006).

Quelle und Links

  • M.I. Marcinkowski (tr.),Persian Historiography and Geography: Bertold Spuler on Major Works Produced in Iran, the Caucasus, Central Asia, India and Early Ottoman Turkey, M. Ismail Marcinkowski, Singapore: Pustaka Nasional, 2003, ISBN 9971-77-488-7.
  • M.I. Marcinkowski (tr.,ed.),Mirza Rafi‘a's Dastur al-Muluk: A Manual of Later Safavid Administration. Annotated English Translation, Comments on the Offices and Services, and Facsimile of the Unique Persian Manuscript, M. Ismail Marcinkowski, Kuala Lumpur, ISTAC, 2002, ISBN 983-9379-26-7.
  • BBC
  • Geschichte der Safaviden aus Iran Chamber (Englisch)


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