BAe Nimrod MR.Mk 1

BAe Nimrod MR.Mk 1
BAe Nimrod
BAe Nimrod MR.Mk2
BAe Nimrod MR.Mk2
Typ: Seeaufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeug
Entwurfsland: Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Hersteller:
Erstflug: Mai 1967
Indienststellung: Oktober 1969
Produktionszeit: 1966 bis 1974
Stückzahl: 51

Die British Aerospace Nimrod (Nimrod: hebr. großer Jäger) ist ein Aufklärungsflugzeug der britischen Luftwaffe. In verschiedenen Versionen ist es seit 1969 sowohl als Seeaufklärer wie auch als SIGINT-Aufklärungsflugzeug in Dienst.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Entwicklung der Nimrod MR1 begann 1964 als Nachfolger der Avro Shackleton. Das britische Militär forderte einen leistungsfähigeren Seeaufklärer, der primär für die Jagd auf sowjetische U-Boote konzipiert sein sollte. Wie schon in der Vergangenheit setzte man dabei auf die Weiterentwicklung eines Passagierflugzeuges. Als Basis diente die De Havilland Comet 4. Die ursprünglichen Comet-Flugzeuge erhielten neue, effizientere Turbofan-Triebwerke von Rolls-Royce, die besonders in geringen Flughöhen treibstoffsparender arbeiteten. Zusätzlich erhielten die Maschinen neue Radarsysteme und Sensoren für die Seeaufklärung. In den Rumpf des Flugzeuges wurde ein Waffenschacht integriert, der für den Einsatz von Torpedos und Luft-Boden-Raketen konstruiert wurde.

Der Erstflug des Prototypen fand im Mai 1967 statt. Die britische Luftwaffe orderte insgesamt 46 Maschinen, von denen die erste im Oktober 1969 in Dienst gestellt wurde. Bis 1974 wurden weitere 45 Maschinen ausgeliefert und auf fünf Geschwader aufgeteilt. Drei Flugzeuge wurden umgehend aus der ursprünglichen Bestellung herausgenommen und für die strategische Aufklärung umgerüstet. Diese nun als Nimrod R1 bezeichneten Maschinen waren sowohl für die SIGINT- wie auch die ELINT-Aufklärung ausgestattet. Sie waren somit das wichtigste Instrument Großbritanniens, um sowohl den sowjetischen Datenverkehr wie auch Truppen- und U-Bootbewegungen zu überwachen. Im Gegensatz zu der Nimrod MR1 verfügen sie über keine Bewaffnung. Die drei Flugzeuge wurden 1974 in Dienst gestellt. Während des Kalten Kriegs waren sie eines der bestgehütetsten Geheimnisse des Westens. Erst 1994 wurde ihre Existenz offiziell bestätigt. Die Nimrod R1 gilt bis heute als das modernste Flugzeug dieser Art außerhalb der USA.

Eine weitere Version war die Nimrod AEW3 als Aufklärungsflugzeug für AEW- und AWACS-Einsätze. Das Projekt wurde jedoch 1986 nach vier Jahren abgebrochen und die umgerüsteten Flugzeuge ausgemustert.

Versionen

Nimrod MR 1

Die Nimrod MR 1 wurde 1969 als Nachfolger des Seeaufklärers Avro Shackleton in Dienst gestellt. Sie war der erste turbinengetriebene Seeaufklärer der Welt. Im Gegensatz zu propellergetriebenen Flugzeugen kann sie mit deutlich höherer Geschwindigkeit und in größer Höhe operieren. Durch die größere Einsatzreichweite waren nun deutlich längere Missionen möglich. Ein weiterer Vorteil zeigte sich bei ihrer Hauptaufgabe, der U-Boot-Jagd. Während U-Boote bei der Unterwasserfahrt propellergetriebene Flugzeuge durch deren Triebwerksgeräusche orten können, ist dies bei turbinengetriebenen Maschinen nicht möglich, so dass die Nimrod von gegnerischen U-Booten nicht elektronisch entdeckt werden konnte.

In den 1980er-Jahren wurden 32 der Maschinen grundlegend modernisiert. Die elektronische Ausstattung wurde verbessert und alle Flugzeuge wurden für die Luftbetankung ausgestattet, so dass die Einsatzdauer noch einmal deutlich erhöht werden konnte. Zusätzlich wurden die Nimrods für die Luftverteidigung mit Sidewinder-Raketen ausgestattet. Die umgerüsteten Maschinen erhielten die Bezeichnung Nimrod MR2.

Nach dem Ende des Kalten Kriegs haben sich die Hauptaufgaben der Nimrod MR2 geändert. Die U-Boot-Jagd hat an Bedeutung verloren, so dass heute vor allem die Überwachung britischer und internationaler Gewässer, beispielsweise im so genannten „Kampf gegen den Terror“, eine wichtige Aufgabe der Flugzeuge ist. Zudem werden die Nimrods zur Unterstützung der britischen Marine bei SAR-Einsätzen verwendet.

Von den ursprünglich 46 georderten Maschinen sind heute noch 22 in Dienst, die alle auf der Luftwaffenbasis Kinloss in Schottland beheimatet sind. Die Nimrod ist bis heute der einzige landgestützte turbinengetriebene Seeaufklärer der Welt. In den 1990er-Jahren schrieb die britische Luftwaffe den Auftrag für einen Nachfolger der Nimrod MR2 aus. Die technischen Einrichtungen waren erneuerungsbedürftig und die Flugzeuge waren durch ständige Salzablagerungen durch den Einsatz über dem Meer stark angegriffen. Letztendlich entschied man sich 1997 jedoch gegen die Anschaffung eines neuen Modells, da die angebotenen Flugzeugen nicht den Anforderungen entsprachen. Die britische Luftwaffe bestellte daraufhin bei British Aerospace eine neue Version der Nimrod, die Nimrod MRA4.

Nimrod R1

Die Nimrod R1 ist ein Aufklärungsflugzeug der britischen Luftwaffe, dass auf Basis der Nimrod MR1 entwickelt wurde. Die Nimrod R1 stellt ein wichtiges Instrument der strategischen Aufklärung Großbritanniens dar. Die Indienststellung der Spionagevariante R1 fand offiziell 1974 statt, als das 51. RAF-Geschwader (stationiert in Wyton in Cambridgeshire) die erste Lieferung bestehend aus drei Flugzeugen entgegennahm.

Optisch unterscheidet sich die Nimrod R1 von der Standardversion des Seeaufklärers durch eine kurze Sonde an der Hinterseite. Sie ersetzt die weitaus längere magnetische Ermittlungssonde der MR-Varianten. Der Waffenschacht ist versiegelt und enthält weitere ELINT-Ausrüstung. Seit ihrer Einführung haben die drei Flugzeuge eine Fülle von Modifikationen erfahren und weisen heute ein zu den Schwestermaschinen stark unterschiedliches Erscheinungsbild auf. Mehr Geräte im Inneren könnten für die geringe Anzahl an Fenstern im Rumpf verantwortlich sein. Außerdem besitzt das Flugzeug mehrere Antennen an der Unterseite.

Seit Anfang 2005 wird die Nimrod R.Mk 1 durch die neue Sentinel R1 unterstützt. Beide Flugzeugtypen sind heute auf der Luftwaffenbasis Waddington stationiert.

Nimrod MR2

Die Nimrod MR. Mk2 ist eine modernisierte Ausführung der MR1 mit neuem Radar, neuem Rechner für die Akustik-Aufklärung und ESM-Behältern an den Flügelspitzen.

Nimrod AEW3

Nimrod AEW3

In den 1980er-Jahren benötigte Großbritannien ein neues Flugzeug für AEW- und AWACS-Einsätze. Hierzu wurden insgesamt elf Nimrod MR1 mit Radarsystemen für jegliche Form der Luftaufklärung ausgerüstet. Sie unterschieden sich äußerlich im wesentlichen durch eine verlängerte Flugzeugnase sowie ein verlängertes Heck, in denen die Radarantennen untergebracht waren. Jedoch bereits nach kurzer Zeit gab es technische Probleme an mehreren Flugzeugen. Zudem entsprach die Qualität der gesammelten Daten während der Testflüge nicht den Erwartungen. 1986 wurde das Projekt abgebrochen. Die britische Luftwaffe orderte stattdessen sieben AWACS-Flugzeuge des Typs Sentry E-3D bei Boeing. Von den elf umgerüsteten Nimrods kehrte keine in den aktiven Dienst zurück. Sie dienten stattdessen als Ersatzteilspender für die Nimrod MR2.

Nimrod MRA4

In den 1990er-Jahren suchte die britische Luftwaffe nach einem Ersatz für die alternden Nimrod MR2. Lockheed Martin und Dassault unterbreiteten Angebote basierend auf der P-3 Orion bzw. der Atlantic 3. Letztendlich konnte jedoch keines der beiden Modelle die Anforderungen der Luftwaffe erfüllen und 1997 fiel die Entscheidung, eine völlig neue Version der Nimrod zu beschaffen. British Aerospace erhielt den Auftrag zum Bau der neuen Nimrod MRA4. Obwohl hierzu die existierenden Nimrod MR2 als Basis dienten, entstand de facto ein komplett neues Flugzeug. Der Großteil des Rumpfes wurde neu konstruiert und die Maschinen erhalten neue, größere Tragflächen. Neue BR710 Turbofan-Triebwerke von Rolls-Royce Deutschland sollen die Reichweite vergrößern und die Betriebskosten senken. Auch das Cockpit sowie sämtliche elektronischen Systeme wurden komplett neu entwickelt. Der Erstflug der Nimrod MRA4 fand am 26. August 2004 statt, nahezu ein Jahr später als ursprünglich geplant. Technische und finanzielle Schwierigkeiten hatten das Projekt erheblich verzögert. Insgesamt sollen 12 Nimrod MRA4 gebaut werden, die zwischen 2009 und 2012 in Dienst gestellt werden sollen. Durch die modernere Technik und höhere Effizienz soll eine geringere Anzahl an Maschinen als bisher ausreichen, um die vorhandenen Aufgaben zu erfüllen.

Unfälle

Seit der Indienststellung der Nimrod hat es insgesamt fünf Unfälle gegeben, davon drei Totalverluste. Am 18. November 1980 starben der Pilot und Co-Pilot, als deren Maschine unmittelbar nach dem Start vom Stützpunkt Kinloss durch die Kollision mit einem Vogelschwarm zum Absturz gebracht wurde.

Am 3. Juni 1984 wurde ein Flugzeug durch einen Brand in der Kabine infolge eines Kurzschlusses schwer beschädigt.

Am 16. Mai 1995 musste eine Nimrod MR2 nach einem Triebwerksbrand auf der Basis Lossiemouth notlanden. Am 2. September desselben Jahres stürzte eine Nimrod bei einer Flugschau in Toronto ab, sieben Besatzungsmitglieder starben.

Auf den Tag genau elf Jahre später, am 2. September 2006, stürzte eine Nimrod MR2 während eines Aufklärungsfluges über Afghanistan in der Nähe der Stadt Kandahar ab. Das Verteidigungsministerium dementierte Meldungen über einen Abschuss durch die Taliban und teilte mit, es gehe von einem technischen Defekt als Absturzursache aus. Der Pilot habe unmittelbar vor dem Absturz noch einen Notruf abgesetzt, in dem er technische Probleme meldete. Von den 14 Personen an Bord, 12 Soldaten der Royal Air Force, einer der Royal Marines sowie einer der British Army, überlebte niemand.

Am 5. November 2007 war die Besatzung einer Nimrod während eines Fluges über Afghanistan gezwungen, einen Notruf abzusetzen, nachdem Treibstoff aus einem Leck in den Bombenschacht gesickert war. Als Reaktion darauf ordnete die Royal Air Force einen Stopp der Luftbetankungen bei sämtlichen Nimrods an.

Technische Daten

Kenngröße Daten der Nimrod MR2 Daten der Nimrod R1
Typ Seefernaufklärer (MPA) SIGINT-Aufklärungsflugzeug
Antrieb 4 x Rolls-Royce RB.168-20 Turbofan-Triebwerke mit je 5507 kg Schub 4 x Rolls-Royce RB.168-20 mit je 5507 kg Schub
Höchstgeschwindigkeit 927 km/h 927 km/h
Dienstgipfelhöhe 12.800 m 12.800 m
Reichweite 9254 km 9254 km
Länge 38,63 m 36,19 m
Spannweite 35 m 35 m
Flügelfläche 197 m² 197 m²
Leergewicht 39.009 kg 41.080 kg
max. Gewicht 87.090 kg 87.090 kg
Bewaffnung evtl. AIM-9 Sidewinder
Sensoren Sonarbojen SLAR und elektronische Ausrüstung

Siehe auch

Weblinks


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