Schauspiel Köln

Schauspiel Köln
Schauspiel Köln, im Hintergrund die Oper Köln. Architekt beider Gebäude: Wilhelm Riphahn

Das Schauspiel Köln ist die traditionelle Schauspielstätte Kölns. Es bildet zusammen mit der Oper Köln und weiteren Häusern die Bühnen der Stadt Köln. Das Gebäude verfügt über 1010 Plätze, davon 830 im „Großen Haus“, 120 in der Schlosserei sowie 60 im Erfrischungsraum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Theater an der Glockengasse um 1872

Die Geschichte des Kölner Theaters hat ihre Wurzeln im Mittelalter. Ein erstes Haus wurde 1782 in der Schmierstraße erbaut, die später nach dem Haus „Komödienstraße“ genannt wurde. Ein Nachfolgebau dieses Schauspielhauses wurde 1869 bei einem Brand zerstört. 1872 wurde in der Glockengasse ein neues Haus errichtet.

Im Mai 1898 wurde ein Neubau am Habsburgerring beschlossen. Nach dem Entwurf von Carl Moritz entstand ein Gebäude im Neobarock mit Restaurant und Gartenterrasse. Das 1902 fertiggestellte Haus verfügte über 1800 Plätze; seine Baukosten betrugen 3,9 Millionen Reichsmark.

Köln hatte nun zwei große Bühnen, die zuerst als „Vereinigte Stadttheater“, ab der Spielzeit 1906/07 als Opernhaus und Schauspielhaus firmierten, aber gemeinsam geführt wurden. Im neuen Theater wurden vor allem Oper und Drama, im „alten“ Haus in der Glockengasse Schauspiel und Operette aufgeführt. Den Betrieb beider Häuser übernahm Julius Hofmann, der Direktor des Schauspielhauses.

1920 bis 1945

Intendant Gustav Hartung engagierte in den 1920er Jahren bekannte Berliner Schauspieler wie Heinrich George an die Kölner Bühne, wodurch das Haus überregional bekannt wurde. 1929 sollte Bertolt Brechts Dreigroschenoper im Schauspielhaus aufgeführt werden, die konservative Zentrumspartei wollte dies verhindern. Auf Vermittlung des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer wurde das Stück entschärft und durfte aufgeführt werden.

Zur Zeiten der Naziherrschaft wurde NS-Anhänger Alexander Spring Intendant am Kölner Schauspielhaus. Während des Krieges wurden die beiden Häuser in der Glockengasse und am Habsburgerring zerstört bzw. stark beschädigt. Im August 1945 konnte das Theater in Ersatzspielstätten wie der Aula der Universität als erstes Theater in der britischen Besatzungszone wieder Vorstellungen geben.

Nach dem 2. Weltkrieg

1957 konnten die Bühnen aus ihrer provisorischen Spielstätte in der Aula in ein neu errichtetes sogenanntes Mehrspartenhaus umziehen, in dem sowohl Opern und Operetten wie auch Ballett- und Theaterinszenierungen aufgeführt wurden. 1962 wurde im neuen Schauspielhaus am Offenbachplatz der reguläre Spielbetrieb aufgenommen. Beide Häuser wurden von Wilhelm Riphahn geplant und erbaut. Das Premierenstück war Schillers Die Räuber mit Klausjürgen Wussow in der Hauptrolle. Auch Bundespräsident Heinrich Lübke besuchte diese Vorstellung.

1968 wurde Hansgünther Heyme neuer Regisseur des Schauspielhauses, der mit seinen unkonventionellen Umsetzungen von Stücken für Kontroversen sorgte. Auch begann er eine enge Zusammenarbeit mit dem bekannten Übersetzer antiker griechischer Literatur, Wolfgang Schadewaldt, dessen Übersetzungen Heyme in Köln realisierte. Heyme wurde 1979 von Jürgen Flimm abgelöst, der das Kölner Schauspielhaus mit seinen Inszenierungen bis 1985 endgültig in der deutschen Theaterszene etablierte.

1985 übernahm Klaus Pierwoß die Nachfolge von Flimm. Pierwoß war 1989 der erste Intendant, der den ostdeutschen Regisseur Frank Castorf mit einer Inszenierung des Hamlet an ein westdeutsches Theater holte. Es folgten die Intendanten Torsten Fischer, Günter Krämer und Marc Günther.

Gegenwart

Das Schauspielhaus sollte eigentlich abgerissen und im Rahmen der Opernsanierung zwischen 2010 und 2013 auf dem Nachbargrundstück neu errichtet werden.[1] Nachdem aus Kostengründen von der Neubauvariante so viel zurückgenommen wurde, dass sich diese kaum noch zu lohnen schien, forderte die Bürgerinitiative „Mut zu Kultur. Inhalt vor Fassade“ den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes und führte ein Bürgerbegehren durch, dem im April 2010 der Rat der Stadt Köln zustimmte. Somit bleibt das Haus erhalten und kann saniert werden.[2]2011 wurden die Sanierungsarbeiten europaweit ausgeschrieben.

Seit August 2007 ist Karin Beier Intendantin des Kölner Schauspielhauses, Rita Thiele ist Chefdramaturgin sowie Stellvertreterin der Intendantin und Patrick Wasserbauer ist Geschäftsführer. Beier wird zur Spielzeit 2013/2014 an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg wechseln.[3]

6. Oktober 2011: Oberbürgermeister Jürgen Roters (links) und der Beigeordnete für Kunst und Kultur, Georg Quander (rechts), stellen auf einer Pressekonferenz im Rathaus den designierten künftigen Direktor des Kölner Schauspiels, Stefan Bachmann (Mitte), vor

Mit Zustimmung des Hauptausschuss des Rates der Stadt Köln vom 7. November 2011 wird Stefan Bachmann ab dem 1. September 2013 Direktor des Hauses.[4]

Auszeichnungen

2010 wurde das Schauspielhaus bei der jährlichen Kritikerumfrage des Magazins Theater-Pur zum besten Sprechtheater in Nordrhein-Westfalen und von der Fachzeitschrift Theater heute zum „Theater des Jahres“ gewählt. Außerdem wurde Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen von Ettore Scola und Ruggero Maccari unter der Regie von Karin Beier zur „Inszenierung des Jahres“, der höchsten Auszeichnung in der deutschsprachigen Theaterwelt gekürt. Die Inszenierung wurde auch für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste deutschsprachige Aufführung“ nominiert und erhielt den Faust-Preis im Jahr 2010 für die „Beste Ausstattung“. 2011 wurde das Schauspiel Köln erneut als „Theater des Jahres“ ausgezeichnet.[5]

Zum Ende der Spielzeiten 2009/10 und 2010/11 wählten Kritiker in einer Umfrage der Zeitschrift Die Deutsche Bühne das Schauspiel Köln zum besten Theater in der Kategorie „Überzeugende Gesamtleistung“ und die Inszenierung von Elfriede Jelineks Drama Das Werk/ Im Bus/ Ein Sturz zur besten des Jahres 2011[6]. Die Jelinek-Trilogie wurde von Theater heute ebenfalls als „Inszenierung des Jahres“ ausgezeichnet.

Einzelnachweise

  1. http://www.ksta.de/html/artikel/1214566230661.shtml
  2. http://www.ksta.de/html/artikel/1270399128468.shtml
  3. Kölns Schauspiel ist Nummer eins, Die Welt
  4. Stefan Palm: Hauptausschuss fällt wichtige Personalentscheidungen. Abschluss der Verträge für Chefs von Museum Ludwig und Schauspiel beschlossen. Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 8. November 2011, abgerufen am 8. November 2011.
  5. Kölner Stadt-Anzeiger: Kölner Schauspiel Theater des Jahres, abgerufen am 25. August 2011
  6. Saisonbilanz Die deutsche Bühne (abgerufen am 27. Juli 2011)

Weblinks

 Commons: Schauspielhaus Köln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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