- Jürgen Flimm
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Jürgen Flimm (* 17. Juli 1941 in Gießen, Hessen) ist ein deutscher Regisseur, Schauspieler, Intendant und Hochschullehrer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jürgen Flimm wuchs in Köln-Mülheim und in Köln-Dellbrück (Thielenbruch) als Sohn eines Praktischen Arztes auf. Sein zwei Jahre älterer Bruder Dieter war später Architekt und dazu Musiker und Bühnenbildner. Da der Vater auch Theaterarzt war, konnte der Sohn mit ihm kostenlos ins Theater gehen.[1] Nach dem Abitur am Deutzer Gymnasium Schaurtestraße[2] studierte Jürgen Flimm Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft und Soziologie an der Universität zu Köln. An der Studiobühne Köln, einer Einrichtung der Universität, erwarb er seine ersten praktischen Erfahrungen.[3]Am 8. Februar 1963 hat er an der Bühne für sinnliche Wahrnehmung - KONZIL, einem im Rahmen des „Studium Universale” der Universität Bonn gegründeten kulturellen Forum, teilgenommen und in der Uraufführung des Werks „BEWEGUNGEN II 24' 1963“ des Komponisten Johannes Fritsch mitgewirkt (Co-Regie, Pantomime). Seine berufliche Theaterkarriere begann Jürgen Flimm 1968 als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen. 1969 heiratete er seine dortige Kollegin Inge Flimm geb. Jansen. Ab dem Jahr 1971 wurden seine eigenen Inszenierungen gespielt. 1972 wurde er Spielleiter am Nationaltheater Mannheim, 1973 Oberspielleiter am Thalia Theater Hamburg. Von 1979 bis 1985 war Flimm Intendant des Schauspielhauses der Stadt Köln und von 1985 bis 2000 Intendant des Thalia Theater in Hamburg. Als Nachfolger von Gründungs-Intendant Gerard Mortier leitete er von 2005 bis 2007 die RuhrTriennale. Nach dem Tod der designierten Folge-Intendantin Marie Zimmermann übernahm er gemeinsam mit Jürgen Krings für das Jahr 2008 die Geschäftsführung der Ruhrtriennale und fungiert als künstlerischer Leiter.
Seine Operntätigkeit begann 1978 mit einer Inszenierung von Luigi Nonos „Al gran sole carico d’amore“ in Frankfurt. Seitdem hat er an vielen Opernhäusern gearbeitet wie der Mailänder Scala, der Metropolitan Opera, dem Royal Opera House Covent Garden, der Berliner Staatsoper Unter den Linden, der Hamburgischen Staatsoper, dem Opernhaus Zürich, bei den Bayreuther Festspielen und bei den Salzburger Festspielen.
Seit Oktober 2006 leitet Jürgen Flimm die Salzburger Festspiele. Ab 2009 ist er Berater der Berliner Staatsoper Unter den Linden, deren Intendanz er ab 2010 für fünf Jahre übernommen hat.[4]
Als Fernsehregisseur war Flimm u. a. in zwei Folgen der Serie „Ein Herz und eine Seele“ und bei dem Dokumentarfilm „Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution“ (1990) tätig.
Auch als Darsteller wirkte er in verschiedenen Produktionen mit, so u. a. in zwei „Tatort“-Episoden.
Als Hochschullehrer war Jürgen Flimm an der Harvard University, der New York University und als Professor an der Universität Hamburg tätig.
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1990 wurde er für seine Verdienste mit dem Silbernen Blatt der Dramatiker Union ausgezeichnet.
- 2002 erhielt er das Bundesverdienstkreuz,
- 2006 wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
- Jürgen Flimm ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg, der Akademie der Künste (Berlin) der Bayerischen Akademie der Schönen Künste,[5] der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und Mitglied des Kuratoriums der Rudolf Augstein-Stiftung.
- Von 1999 bis 2003 war Flimm Präsident des Deutschen Bühnenvereins
- Träger der Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg
- Ehrendoktor der Universität Hildesheim
Filmografie
Regisseur
- 1975: Polly oder Die Bataille am Bluewater Creek (mit Cornelia Froboess und Vera Tschechowa)
- 1975: Turandot oder Der Kongreß der Weißwäscher (nach Bertolt Brecht mit Maria Emo)
- 1976: Ein Herz und eine Seele (Folgen: „Schlußwort“ und „Telefon“)
- 1978: Uns reicht das nicht (mit Herbert Grönemeyer, Eberhard Feik und Uwe Ochsenknecht)
- 1980: Das Käthchen von Heilbronn (nach Heinrich von Kleist mit Günter Lamprecht und Katharina Thalbach)
- 1981: Polnischer Sommer (mit Rainer Werner Fassbinder und Vadim Glowna)
- 1985: Die Wupper (nach Else Lasker-Schüler)
- 1989: Das Mädl aus der Vorstadt (mit Otto Schenk und Julia Stemberger)
- 1990: Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution (Doku)
- 1991: Der Schwierige (nach Hugo von Hofmannsthal mit Julia Stemberger)
- 1994: Die Wildente (nach Henrik Ibsen mit Will Quadflieg)
- 1997: Zwischen Rosen (Film mit Maximilian Schell)
- 2004: Käthchens Traum (Film mit Tobias Moretti)
Drehbuchautor
- 1997: Zwischen Rosen
Darsteller
- 1968: Der Unfall
- 1969: Die Hupe – Eine Schülerzeitung
- 1971: Tatort
- 1973: Mordkommission (Serie)
- 1974: Tatort
- 1975: Die schöne Marianne
- 1981: Engel aus Eisen
- 1981: Looping
- 1988: Der Einbruch
- 1988: Der Passagier – Welcome to Germany
- 1994: Der gute Merbach
Weblinks
- Literatur von und über Jürgen Flimm im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jürgen Flimm in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biografie bei Universität der Künste Berlin
- Biografie bei Universität Hildesheim
- Interview mit Jürgen Flimm: Repressive Gesellschaft in crescendo
- »Ich kann Hamlet nicht auswechslen«, Streifzug, Magazin der Gießener Allgemeine, 4/2010, S.12–16
Einzelnachweise
- ↑ Interview in der SZ vom 6. Mai 2011 online
- ↑ (auch für Wohnorte) Martin Oehlen: Interview mit JF zum 70.: (online) vom 15. Juli 2011
- ↑ Interview mit Bühnenleiter Franke in Kölner Universitätszeitung 2/2009 PDF
- ↑ Spiegel Online: Staatsoper unter den Linden: Jürgen Flimm wird neuer Intendant (abgerufen am 22. Dezember 2008)
- ↑ http://www.badsk.de/mitd.html
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