- Schlacht in der Javasee
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Schlacht in der Javasee Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg
Karte der JavaseeDatum 27. und 28. Februar 1942 Ort Javasee nördlich von Java Ausgang Japanischer Sieg,
Verlust der ABDA-Flotte,
Besetzung Javas durch die JapanerKonfliktparteien
Australien
Niederlande
Großbritannien
USA
JapanBefehlshaber Karel Doorman †
Conrad E. L. HelfrichTakeo Takagi Truppenstärke 5 Kreuzer
12 Zerstörer4 Kreuzer
14 Zerstörer
TransportkonvoiVerluste 5 gesunkene Kreuzer
5 gesunkene Zerstörer
2.300 Tote2 beschädigte Schiffe
4 Transportschiffe
gesunkenDie Schlacht in der Javasee in Südostasien zwischen japanischen und alliierten Flotteneinheiten fand im Zweiten Weltkrieg während des Pazifikkriegs am 27. und 28. Februar 1942 statt. Auf Seiten der Alliierten waren US-amerikanische, britische, niederländische und australische Schiffe beteiligt (ABDA-Flotte). Die Japaner gingen aus der Seeschlacht zweifelsfrei als Gewinner hervor. Fast die gesamte alliierte Flotte wurde beschädigt, versenkt oder musste sich zurückziehen.
In der Folge besetzten die Japaner Java und hatten Zugriff auf die Bodenschätze der Insel.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Nach der erfolgreichen Eroberung der südostasiatischen Gebiete und Inseln durch die Japaner Ende 1941 und Anfang 1942 war die niederländische Kolonialbesitzung Java der einzige bedeutende Ort, der sich noch in alliierter Hand befand. Die zentrale Bedeutung der Insel als wirtschaftliches Zentrum von Niederländisch-Indien mit der Hauptstadt Batavia, die Bodenschätze der Insel wie Schwefel aus dem Vulkangestein und Erze, sowie der fruchtbare Boden für den Reis-, Tabak- und Maisanbau und die strategisch wichtige Lage als Verteidigungsstellung des Archipels mit der Nähe zu Australien machten Java zu einem äußerst lohnenden Ziel. Zudem befand sich in Bandung der Regierungssitz der Niederländer für Niederländisch-Indien. Spätestens nachdem um den 20. Februar Südsumatra westlich von Java gefallen war und die Japaner auf Bali landeten, war den Verteidigern klar, dass es demnächst zu einer Invasion der Insel kommen würde.
Die japanischen Invasionsflotten
Zur Besetzung Javas teilten die Japaner ihre Kräfte in eine West- und Osteinsatzgruppe, die beide unter dem Oberkommando von Vizeadmiral Ibo Takahashi standen, der auf seinem Flaggschiff, dem schweren Kreuzer Ashigara, nach Süden fuhr. Am 19. Februar verließ die 48. Japanische Infanteriedivision in 41 Transportern Jolo in den Südphilippinen und setzte Kurs nach Süden. Sie wurden vom Leichten Kreuzer Naka und sechs Zerstörern unter Konteradmiral Shoji Nishimura begleitet. Nachdem sie am 23. Februar in Balikpapan die 56. Regimentsgruppe aufgenommen hatten, stieß am Ende der Makassarstraße eine weitere Begleitgruppe zu ihnen, die aus zwei Schweren Kreuzern und der 2. Zerstörerflottille bestand. Unter dem Kommando von Konteradmiral Takeo Takagi setzte sich diese Begleitgruppe an die Spitze des Konvois Richtung Ostjava.
Der Westkonvoi stach am 18. Februar von der Cam Ranh Bay in Indochina in See. Auf 56 Transportern befanden sich das Hauptquartier der 2. Division der 16. Japanischen Armee direkt von den japanischen Hauptinseln und das 230. Infanterieregiment der 38. Japanischen Infanteriedivision aus Hongkong. Als Begleitgruppe diente die 5. Zerstörerflottille, die am 26. Februar um die 7. Kreuzerschwadron, die 3. Zerstörerflottille und einen leichten Flugzeugträger unter Konteradmiral Takeo Kurita ergänzt wurde.
Um alliierten Schiffen aus dem Indischen Ozean ein Eingreifen unmöglich zu machen, lag eine Deckungsflotte unter Vizeadmiral Nobutake Kondo am südlichen Ausgang der Lombokstraße. Sie bestand aus vier Flugzeugträgern und vier Schlachtschiffen, die in den Folgetagen dreizehn alliierte Transporter bei Tjilatjap versenkten, die Weihnachtsinseln, eine britische Besitzung etwa 480 Kilometer südwestlich von Java, beschossen und dann wieder zur Staring Bay auf Celebes zum Auftanken zurückkehrte. Zusammen mit den zwei Schlachtschiffen, vier Flugzeugträgern, zwei Schweren Kreuzern und einer großen Anzahl an Zerstörern der Kido Butai unter Vizeadmiral Chuichi Nagumo setzte sie am 25. Februar Kurs auf den Indischen Ozean, um die alliierte Fluchtroute südlich von Java zu kontrollieren.
Die Alliierten
Nur einige Tage nach dem Fall Palembangs trafen am 20. Februar Berichte über eine 90 Schiffe große Flotte vor Jolo im Hauptquartier auf Java ein. Als weiterer Sammelpunkt für eine Invasionsflotte wurde Muntok auf Bangka vor Sumatra angegeben. Vier Tage später verdichteten sich die Anzeichen zur Gewissheit, als eine große Transporterflotte mit Eskortierung in der Malakkastraße auf Südkurs gemeldet wurde. Ihr Eintreffen wurde für den Abend des 27. Februar berechnet, als Invasionsorte vermuteten die Alliierten in Westjava die Buchten westlich von Batavia bis zur Sundastraße und in Ostjava die Strände nördlich von Surabaja. Eine Landung in Mitteljava wurde zwar als möglich erachtet, jedoch weitgehend ausgeschlossen.
Geheimdienste informierten Vizeadmiral Conrad E. L. Helfrich über die Invasionsflotten. Er stellte am 21. Februar zwei Verteidigungsflottillen zusammen, die ihren Stützpunkt in Batavia im Hafen von Tanjung Priok und in Surabaya hatten.
Am 25. Februar gelang es den Zerstörern des Admiral Nishimura, eine kleine Einsatzgruppe auf Bawean, einer Insel rund 135 Kilometer nördlich vor Surabaja, zu landen. Sie errichteten dort eine Funkstation. Am selben Tag gegen 11:25 Uhr beorderte Admiral Helfrich alle verfügbaren Kreuzer und Zerstörer zur „Osteingreifflotte“ des Admiral Doorman nach Surabaja. Doorman stach mit drei Kreuzern und sieben Zerstörern noch am gleichen Abend in See, um die bei Bawean gemeldeten japanischen Schiffe abzufangen. Da er diese jedoch nicht entdecken konnte, kehrte die Flotte am nächsten Morgen nach Surabaja zurück. Nachdem zusätzlich die britische HMS Exeter zu den Schiffen gestoßen war, wurde die Flotte in „Verbündete Eingreifflotte“ umbenannt.
Am Folgetag wurde durch weitere Aufklärungsberichte die Annahme bestätigt, dass sich eine japanische Invasionsflotte in der östlichen Javasee auf Süd-Südwestkurs befand. Dass die japanischen Transporter vor Muntok ebenfalls auf dem Weg nach Java waren, ließ sich aber noch nicht bestätigen. Das amerikanische U-Boot USS S-38 (SS-143) beschoss noch am selben Tag die neu errichtete japanische Funkstation auf Bawean mit seinem Bordgeschütz.
Um 20:00 Uhr liefen drei Kreuzer von Batavia aus, um die Transporter vor Muntok auszuspähen und auch anzugreifen. Sie kehrten am nächsten Morgen unverrichteter Dinge zurück, da sie die Japaner nicht ausmachen konnten. Nachdem die Kreuzer aufgetankt worden waren, liefen sie am Morgen des 28. Februar durch die Sundastraße nach Ceylon.
Um 10:20 Uhr des 26. Februar befand sich die östliche Invasionsflotte nur noch 60 Seemeilen nördlich von Surabaya. Der Konvoi bestand aus 41 Transportschiffen, die von zwei Leichten Kreuzern und 14 Zerstörern eskortiert wurden. Konteradmiral Takeo Takagi befand sich auf dem Kreuzer Nachi, der von weiteren drei Kriegsschiffen begleitet wurde, etwa 150 Seemeilen hinter dem Konvoi.
Er erwartete kaum Widerstand, was schon die Art und Weise zeigte, wie der Konvoi fuhr. Viele Schiffe stießen große Wolken schwarzen Qualms aus, die Mannschaften waren kaum kriegserfahrene Seeleute, und die begleitenden Schiffe fuhren mit langsamer Fahrt.
Als ein japanisches Aufklärungsflugzeug die alliierte Flotte sichtete, ordnete Konteradmiral Takagi für die Transporter sofort an, auf Nordkurs zu gehen, damit seine Schiffe aufschließen konnten. Doch als gegen 13:40 Uhr feststand, dass die alliierte Flotte in den Hafen zurücklief, ließ er wieder Südkurs anlegen.
Um 13:57 Uhr meldete eine niederländische Scout-Maschine dann die genaue Position der Invasionsflotte. Sie befand sich nur noch 50 sm nördlich. Admiral Helfrich gab sofort den Befehl, entsprechend einzugreifen. Die zu dieser Zeit in den Hafen einlaufende Flotte lief sofort wieder mit Nordkurs aus. Die Japaner bemerkten dieses Manöver jedoch und reagierten umgehend. Takagi ließ seine Schiffe Fahrt aufnehmen und den Konvoi wieder nach Norden laufen.
Zustand der Alliierten
Zwei Tage vor Beginn der Schlacht wurde an die amerikanische Führung ein Verfall der Moral der Einheiten auf Java gemeldet. Dies mag eine Übertreibung gewesen sein, aber die Amerikaner konnten bis dahin kaum Erfolge gegen das japanische Vordringen verzeichnen. Dazu kamen wiederholte Luftangriffe, die die Alliierten nicht zur Ruhe kommen ließen. Zudem war der Zustand ihrer Schiffe nicht der beste. Reparaturen waren mangels Nachschub nicht möglich. Dies alles zehrte an den Nerven der Seeleute und ließ die Situation wenig hoffnungsvoll erscheinen. Auch die nächtliche Suche nach dem Feind drückte auf die Stimmung.
Erschwerend kam hinzu, dass die alliierte Flotte aus Einheiten dreier verschiedener Nationen mit zwei Sprachen zusammengestellt worden war. Die Abstimmung untereinander war schwierig, schon allein weil die Code- und Flaggensignale sich teilweise widersprachen.
Die Schlacht
In drei parallelen Reihen rückte die alliierte Flotte nach Nordnordwest vor, angeführt von den drei Zerstörern Electra, Encounter und Jupiter der Royal Navy. An Steuerbord folgten die Kreuzer Hr. Ms. De Ruyter, USS Houston, HMS Exeter, HMAS Perth und Hr. Ms. Java. Die zwei niederländischen Zerstörer Hr. Ms. Kortenaer und Hr. Ms. Witte de With und die vier amerikanischen Zerstörer USS Alden, Jintsu, Yukikaze, Tokitsukaze, Amatsukaze und Hatsukaze, die Masten der Flotte. Durch Aufklärungsflugzeuge, die um 15:00 Uhr und 15:10 Uhr Sichtungen gemeldet hatten, war den Japanern die Position ohnehin schon bekannt. Gegen 15:30 Uhr befand sich der Konvoi nördlich der Jintsu und die alliierten Schiffe 17 Seemeilen südlich. Die Jintsu nahm sofort Kurs auf die Alliierten. Neun Minuten später kam Verstärkung in Sicht. Die Schweren Kreuzer Nachi und Haguro, begleitet von den Zerstörern Ushio, Sazanami, Yamakaze und Kawakaze, hatten gewendet. Außerdem befand sich der Leichte Kreuzer Naka, der die Zerstörer Murasame, Samidare, Harukaze, Yudachi, Asagumo und Minegumo anführte, acht Seemeilen südlich der Schweren Kreuzer und kam schnell näher. Um 16:00 Uhr drehte die Jintsu mit ihrer Gruppe westwärts, um auf einen parallelen Kurs zur alliierten Flotte zu kommen. Fünf Minuten danach waren die Schweren Kreuzer nur noch acht Seemeilen nördlich der Jintsu.
Der britische Zerstörer Electra sichtete die Jintsu um 16:12 Uhr. Diese eröffnete vier Minuten später aus einer Entfernung von zehn Seemeilen das Feuer. Auch die Nachi begann zu feuern, ihre Salven lagen jedoch deutlich zu kurz. Mittlerweile fuhren beide Gruppen auf Parallelkurs in Richtung Westen. Die Kreuzer Houston und Exeter eröffneten um 16:20 Uhr das Feuer auf die Japaner. Da die Granaten der Houston mit rotem Farbstoff versehen waren, um ihre Aufschläge von denen der Geschütze anderer Schiffe unterscheiden zu können, färbte sich das Wasser vor den japanischen Schiffen langsam immer roter. Dies war ein äußerst unübliches Verfahren. Üblicherweise wurde das Problem der Trefferbestimmung durch Koordination des Artilleriefeuers innerhalb einer Flotte gelöst, jedoch war der heterogene alliierte Verband wegen seiner Kommunikationsschwierigkeiten dazu nicht in der Lage. Durch die rote Farbe machte sich Nervosität in der japanischen Führung breit, die sich die rote Färbung nicht auf Anhieb erklären konnte (der Verschuss von chemischen Kampfstoffen in Artilleriegranaten kann ähnliche Farbeffekte bewirken). Für Takagi war es zudem die erste Überwasseraktion, da er ein ausgebildeter U-Boot-Taktiker war.
Die ersten Treffer in der Schlacht erhielt um 16:31 Uhr und um 16:53 Uhr die De Ruyter. Allerdings waren beide Geschosse Blindgänger.
Admiral Nishimura auf dem Leichten Kreuzer Naka kam zum Entschluss, dass seine Flottille für ein solches Fernduell nicht ausgerüstet war. Aus diesem Grund befahl er seinen Schiffen Südsüdwestkurs, um die Entfernung zu den alliierten Schiffen zu verringern. Um 16:33 Uhr schoss die Naka vier Torpedos aus einer Entfernung von acht Seemeilen ab. Auch die folgenden Zerstörer feuerten zwischen 16:40 Uhr und 16:45 Uhr 27 Torpedos aus Entfernungen von sieben bis acht Seemeilen in Richtung der alliierten Schiffe. Die Haguro folgte mit acht Torpedos gegen 16:52 Uhr aus weiterer Entfernung von zwölf Seemeilen. Die Nachi konnte demgegenüber wegen eines versehentlich geöffneten Ventils und der dadurch entwichenen Luft keinen Druck mehr auf den Abschussrohren aufbauen und beteiligte sich deshalb nicht an der Torpedobarriere.
Unterdessen ging das Geschützduell weiter. Die Houston feuerte fünf bis sechs Salven pro Minute ab. Die De Ruyter und die Exeter schienen die bevorzugten Ziele der Japaner zu sein. Von der Houston, Exeter und der Perth meinte man zu beobachten, wie der japanische Kreuzer Haguro etliche Treffer erhielt, in Brand geriet und schließlich sank; tatsächlich konnte er jedoch weiter in das Gefecht eingreifen.
Der japanische Torpedoangriff, der erste massive Torpedoangriff im Pazifikkrieg, war ein Fehlschlag. Nur einer der abgeschossenen Torpedos traf nach langer Laufzeit um 17:30 Uhr ein Ziel, den holländischen Zerstörer Kortenaer.
Kurz vor 17:00 Uhr attackierten drei Douglas A-20-Bomber, die von acht Brewster F2A Buffaloes begleitet wurden, die japanischen Transporter. Sie erzielten jedoch keine Treffer. Im Gegenteil, alle Maschinen wurden von japanischen Zero-Jägern abgeschossen. Konteradmiral Doorman bat um weitere Luftunterstützung, die Briten waren jedoch der Meinung, dass die Luftwaffe ganz andere Angriffsschwerpunkte als die Marine habe. Weitere Unterstützung wurde nicht gewährt.
Kurz nach 17:00 Uhr sah Konteradmiral Takagi im Norden den Mastenwald seines zu bewachenden Konvois. Die Schlacht kam bedenklich in diese Richtung. Da seine Schweren Kreuzer immer noch knapp elf Seemeilen von dem alliierten Kreuzerverband entfernt waren und erfolglos große Mengen an Munition verschossen hatten, befahl er allen Schiffen, den Feind anzugreifen. Zur selben Zeit hatte Doorman die gleiche Idee und ließ seine Flotte Fahrt nach Norden aufnehmen.
Zuerst wurde die Houston von einem Blindgänger getroffen, der dazu führte, dass sie nur noch mit halber Kraft laufen konnte. Ein paar Minuten später kam der Wendepunkt der Schlacht: Um 17:08 Uhr traf die Nachi den Kreuzer Exeter sehr schwer. Die Granate schlug im Maschinenraum ein und setzte sechs der acht Dampfkessel außer Betrieb. Mit abnehmender Geschwindigkeit scherte die Exeter daraufhin aus der Formation aus, um zum Hafen zurückzulaufen. Die drei ihr folgenden Kreuzer-Kommandanten glaubten, dass sie einem neuen Befehl folgen würde, da die Japaner wieder begonnen hatten, Torpedos zu schießen. Also drehten auch sie ab. Die De Ruyter operierte so für einige Zeit allein.
Der Kommandant der Perth, der im Gegensatz zu den anderen Schiffen noch über einen speziellen Kommunikationskanal mit der Exeter verfügte, wusste von deren schweren Schäden und ließ sein Schiff um die angeschlagene Exeter kreisen, um sie mit schwerem Rauch zu decken. Die See um die alliierten Schiffe war durchsetzt von Explosionen, welche die japanischen Torpedos durch die automatische Detonation am Ende ihrer maximalen Laufzeit erzeugten. Um 17:30 Uhr wurde der Zerstörer Kortenaer von einem Torpedo getroffen. Er schlug mittschiffs ein, so dass das Schiff sofort auseinanderbrach und umgehend sank. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Formation der alliierten Flotte in totaler Auflösung. Die De Ruyter nahm Südkurs, um zu den anderen Schiffen aufzuschließen. Takagi glaubte nun, die Schlacht gewonnen zu haben, und ging mit seinen Schiffen ebenfalls auf Südkurs.
Doorman benötigte fast zwanzig Minuten, um wieder Kontrolle über seine Flotte zu erhalten. Die Exeter lief, begleitet von dem niederländischen Zerstörer Witte de With und den drei britischen Zerstörern, mit knapp fünf Knoten südwärts. Die De Ruyter setzte sich an die Spitze des Pulks, hisste ein Flaggensignal, das den anderen Schiffen anzeigte, ihr zu folgen, und ging um 17:25 Uhr wieder auf Nordostkurs. Die Sicht war wegen des Rauchs, der brennenden Schiffe und der heraufziehenden Abenddämmerung sehr schlecht. Die japanischen Schiffe, die dank ihren Aufklärern von der schlechten Sicht weniger betroffen waren, konnten von den Alliierten nicht ausgemacht werden. Gegen 17:45 Uhr tauchte die japanische Angriffsformation aus dem Rauch auf und eröffnete aus einer Entfernung von elf Seemeilen das Feuer. Doorman befahl den britischen Zerstörern, das Feuer umgehend zu erwidern. Drei Minuten später eröffnete die Naka und kurz darauf die Jintsu den nächsten Torpedoangriff. Die japanischen Zerstörer folgten sofort und schossen Torpedo auf Torpedo, bevor sie abdrehten und auf Gegenkurs gingen. Einige liefen sogar bis auf vier Seemeilen Entfernung heran und schossen dann ihre Torpedos.
Die britischen Zerstörer Encounter und Electra waren die ersten, die nach Süden, dann nach Osten und schlussendlich nach Nordosten drehten, um aus dem Rauch heraus die beiden japanischen Leichten Kreuzer und 14 Zerstörer anzugreifen. Die Minegumo und die Encounter liefen zehn Minuten lang auf Parallelkurs und beschossen sich, ohne allerdings Schäden beim jeweiligen Gegner anzurichten. Dabei näherten sie sich bis auf 1,5 Seemeilen. Der Zerstörer Electra erzielte einen Treffer in den Maschinenraum der Asagumo, die daraufhin an Fahrt verlor. Auch die Jintsu wurde von einer Granate der Electra getroffen, erlitt aber dadurch nur leichte Schäden. Als die Asagumo fast zum Stillstand gekommen war, erzielten ihre Kanoniere um 18:00 Uhr zwei schwere Treffer auf der Electra. Sie sank brennend um 18:16 Uhr. 54 Überlebende wurden am nächsten Morgen vom amerikanischen U-Boot S 38 gerettet. Auch die Tokitsukaze wurde während dieser Aktionen von Granaten getroffen. Die 92 abgeschossenen japanischen Torpedos richteten aber wiederum keinen Schaden an.
Nach einer vollen Drehung lief die De Ruyter mit ihren Begleitschiffen nun auf Südostkurs. Doorman wies die vier amerikanischen Zerstörer an, den Rückzug zu decken. Dies wurde von den Kommandanten als Offensivbefehl ausgelegt, und so liefen sie den Japanern entgegen. Aus einer Entfernung von rund 5,5 Seemeilen lösten sie ihre Steuerbordtorpedos aus, drehten und schossen auch die Torpedos der Backbordseite ab, so dass 24 Torpedos auf Takagis Flotte zuliefen.
Umgehend drehten die Japaner nach Norden ab. Die Haguro wurde noch von einer Granate der Perth getroffen, die ihr Katapult in Brand setzte. Als um 18:20 Uhr der Sonnenuntergang einsetzte, sah es so aus, als sei die Schlacht zu Ende. Die Japaner liefen auf Nord-, die Alliierten auf Südkurs.
Takagis Schiffe hatten nicht mehr viel Treibstoff, und er wandte sich wieder seiner Hauptaufgabe zu. So befahl er dem sich 16 Seemeilen nördlich befindlichen Konvoi, wieder auf Südkurs zu gehen. Auch Doorman wollte Java nicht so einfach aufgeben. Er sandte die Exeter in Begleitung der Witte de With zurück nach Surabaya. Nachdem die japanischen Schiffe im Dunst des Abends verschwunden waren, drehte er mit seinen Schiffen wieder auf Nordkurs und hoffte, die Japaner überraschen zu können.
Tatsächlich gelang ihm dies, als die Japaner um 19:20 Uhr in Sicht kamen. Die Nachi und Haguro hatten gestoppt, um ihre Wasserflugzeuge wieder an Bord zu nehmen, und kamen bei einer Entfernung von neun Seemeilen in den Schussbereich der alliierten Kanonen, die auch sofort zu feuern begannen. Die Jintsu antwortete mit vier Torpedos, die Alliierten drehten nach Steuerbord ab. Auch die Japaner nahmen Fahrt auf und verschwanden in Richtung Nordost. Der kurze Schusswechsel war um 19:37 Uhr beendet und hatte keine Schäden hinterlassen.
Da ihm bewusst war, dass er keine weitere Chance bekommen würde, Java zu verteidigen, beschloss Doorman, die Japaner zu umgehen, indem er seine Schiffe an der Küste entlang führte, um dann nach Norden zu schwenken. Um 21:00 Uhr kehrten die vier amerikanischen Zerstörer, die kaum noch Treibstoff und keine Torpedos mehr an Bord hatten, nach Surabaya um, indem sie Doormans Befehle entsprechend auslegten. Als um 21:25 Uhr der Befehl erging, nach Norden auszuschwenken, fuhr die Jupiter auf eine küstennahe niederländische Mine, explodierte und sank innerhalb von vier Stunden. Gegen 22:00 Uhr wurden Überlebende der Kortenaer gesichtet, und die Encounter begann 113 von ihnen aufzunehmen. Alle diese Aktionen kosteten Doorman die gesamte Zerstörereskorte.
Ohne Begleitschutz fuhren die vier alliierten Kreuzer nordwärts, bis sie von Bord der Nachi um 23:02 Uhr in einer Entfernung von neun Seemeilen gesichtet wurden. Zu dieser Zeit hielten Nachi und Haguro Südsüdwestkurs. Sie drehten dann jedoch nach Backbord auf Parallelkurs in Richtung Norden. Die Alliierten eröffneten gegen 23:10 Uhr das Feuer auf die schweren japanischen Einheiten, während die Japaner bis 23:21 Uhr nicht zurückschossen. Dann schoss die Nachi acht Torpedos; die Haguro tat es ihr eine Minute später mit einem Viererfächer nach. Die Entfernung betrug zu diesem Zeitpunkt 8,5 Seemeilen. Im Gegensatz zu den vorher im Kampf verschossenen Hunderten von Torpedos traf die Salve ihr Ziel: Um 23:32 Uhr wurde die De Ruyter achtern von einem der vier Torpedos der Haguro getroffen. Ihre Munitionskammer explodierte und riss Doorman sowie 344 seiner Männer in den Tod. Das Schiff sank sehr schnell. Zwei Minuten später traf ein Torpedo der Nachi die Java, die eineinhalb Stunden später sank. Die letzte Anweisung von Doorman an die verbliebenen Kreuzer Houston und Perth hieß: „Rückzug nach Batavia, ohne Rücksicht auf eventuell Überlebende“.
Nach der Schlacht
Die Houston und Perth liefen in Richtung Batavia. Sie wurden am Folgetag in der Sundastraße von den japanischen Kreuzern Mogami und Mikuma sowie weiteren Einheiten versenkt, die die westlichen Landetruppen in der Bantam Bay beschützten (→ Schlacht in der Sundastraße). Während der Landeoperationen versenkten die Deckungsflotten der Japaner zwölf weitere alliierte Kriegsschiffe und 71 Handelsschiffe, oder diese wurden bei der Annäherung japanischer Schiffe von ihren Mannschaften selbst versenkt. Zudem konnten sechs Schiffe erbeutet und von den Japanern später unter ihrer Flagge wieder eingesetzt werden. Im Verlauf der Java-Landungen verloren die Japaner nur zwei eigene Schiffe.
Java wurde in den nächsten Tagen vollständig von der japanischen Armee besetzt. Die auf Java verbliebenen alliierten Landeinheiten sowie Überlebende der versenkten und beschädigten Schiffe gerieten in japanische Gefangenschaft.
Das Schicksal der USS Langley
Zur ABDA-Flotte gehörte auch die USS Langley. Sie war 1936 aus dem ersten Flugzeugträger der US Navy zum Flugzeugtender umgebaut worden und diente nun als Flugzeugtransporter. Sie startete am 22. Februar 1942 mit einer Ladung von 32 Curtiss P-40-Flugzeugen an Bord vom australischen Fremantle nach Tjilatjap auf Java, um so die Luftverteidigung der Alliierten zu stärken. Fünf Tage später, am 27. Februar, wurde das Schiff mit seinen beiden Begleitern, den Zerstörern USS Whipple und USS Edsall von drei Wellen japanischer Bomber etwa 50 bis 75 Meilen vor ihrem Ziel angegriffen. Die ersten beiden Wellen brachten keine Treffer für die Japaner, aber von der dritten Welle wurde die USS Langley fünfmal schwer getroffen, so dass sie zwei Stunden später aufgegeben werden musste. Kurz darauf wurde sie von ihren Begleitschiffen torpediert und versenkt. Sechzehn Besatzungsmitglieder wurden bei dem japanischen Angriff getötet.
Die Folgen
Nach der Eroberung von Java hatten die Japaner vollen Zugriff auf die ergiebigen Bodenschätze der Inseln des südwestlichen indonesischen Archipels. Zusätzlich konnten sie sich einen effektiven Verteidigungsring vom Süden bis nach Rabaul im Osten aufbauen. Den Alliierten wurde durch den Verlust ihrer Flotte bewusst, dass sie der japanischen Expansionsbestrebung auf dem Seeweg vorläufig nichts entgegenzusetzen hatten. Admiral Helfrich zog sich am 2. März nach Colombo auf Ceylon zurück und sammelte dort die restlichen Schiffe. Er wurde zwar als neuer Befehlshaber der Streitkräfte Ost eingesetzt, hatte aber keinerlei Einfluss auf die taktische Vorgehensweise bei der Bekämpfung der Japaner. Erst Anfang Mai, als sich japanische und amerikanische Marineeinheiten bei den Salomonen die Schlacht im Korallenmeer lieferten, konnte der japanische Vormarsch gestoppt werden.
Siehe auch
Literatur
- David Arthur Thomas: Battle of the Java Sea. André Deutsch, London 1968, ISBN 0-233-96072-4
- F. C. van Oosten: The Battle of the Java Sea. Sea battles in close-up. Bd 15. Naval Institute Press, Annapolis 1976, ISBN 0-87021-911-1
- Hugh M. Heckman: Java Sea - Allied debacle.
Film
- The Battle Of The Java Sea. Englischer Dokumentarfilm. 138 Minuten. Black&White, VHS 1989, DVD 2004, ASIN: B00004CW07
Weblinks
Commons: Schlacht in der Javasee – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienDieser Artikel wurde am 13. April 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen.
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