Schloss Bernburg

Schloss Bernburg
Schloss Bernburg, vom Oberlauf der Saale aus gesehen, im Zentrum der Johann-Georg-Bau
Hof des Bernburger Schlosses mit Zwischenbau (links), Wolfgangbau (Mitte) und Joachim-Ernst-Bau bzw. Langhaus (rechts)
Rekonstruktion der ursprünglichen Fassade des Langhauses um 1570
Erker am Joachim-Ernst-Bau mit Blick auf den Eulenspiegelturm

Das Schloss Bernburg, auch als Krone Anhalts bezeichnet, erhebt sich als Renaissanceschloss auf hohem Sandsteinfelsen am östlichen Saaleufer, an der Stelle einer früheren Furt, über der Stadt Bernburg in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Bernburg wurde bereits am 29. Juni 961 als askanische Rund- und Fliehburg mit Wall und Graben in einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto I. als "Brandanburg" erwähnt.

Im Jahre 1138 wurde sie erstmalig als Berneburch oder Berneborch erwähnt. Auch der mächtige Bergfried im Burghof (einem der größten in Deutschland), der Eulenspiegelturm, benannt nach der Legende um Till Eulenspiegel, stammt aus dem 12. Jahrhundert, in dessen Verlauf durch Streitigkeiten zwischen Welfen und Hohenstaufen die Burg gebrandschatzt wurde. Zu dieser Zeit war sie Witwensitz der Gräfin Eilika, der Mutter des Markgrafen Albrecht der Bär.

Ab 1498 gelangte Herrschaft und Schloss Bernburg an die Fürsten von Anhalt-Köthen, die die Burg in der Hauptsache als Domäne, Verwaltungsmittelpunkt und Wohnort der Landesherrschaft nutzten und entsprechend umbauten (Altes Haus). Militärisch wurde die Anlage nicht weiter ausgebaut.

1538/39 ließ Fürst Wolfgang von Anhalt (1508 -1566) durch den Hallenser Baumeister Andreas Günther im Nordwesten des Schlosshofes ein turmartiges Gebäude in reichen, nur noch teilweise erhaltenen Renaissanceformen errichten, den nach ihm benannten Wolfgangbau (heute westlicher Teil des sog. Langhauses). Ein Vorbild war dabei der wenig ältere Saalbau des kursächsischen Residenzschlosses Hartenfels in Torgau. So besitzt auch der Bernburger Wolfgangbau an zwei Gebäudeecken als "Leuchten" bezeichnete Runderker mit antikisierender Ornamentik und fungierte auf diese Weise als herrschaftliches Belvedere mit weitem Ausblick in das Flusstal. Zusätzlich zeigen die Erker an den Außenseiten Bildreliefs protestantischer Fürsten und des römisch-deutschen Kaisers Karl V.

Wahrscheinlich wurde damals auch an anderen Stellen der Anlage gebaut, wie einzelne Baudetails, z. B. Türgewände, belegen. 1547 mußte Fürst Wolfgang als einer der Mitbegründer des Kaiser Karl V. unterlegenen Schmalkaldischen Bundes sein Land verlassen, die Verwandten der Dessauer Linie gelangten erst allmählich wieder in den Besitz dieses Territoriums.

Den Bernburger Landesteil erhielt 1563 Fürst Joachim Ernst von Anhalt (reg. 1551 - 1586). Er begann 1567 mit dem Bau eines umfangreichen zweigeschossigen Wohngebäudes für sich und seine Gemahlin als östliche Verlängerung des Wolfgangbaus. Damit entstand das sog. Langhaus als nördlicher Abschluss des Schlosshofes. Anders als heute besaß das Langhaus ursprünglich eine malerische Reihe von Zwerchhäusern in der Dachzone. Für diese Bauaufgabe verpflichtete er den Hallenser Baumeister Nickel Hoffmann.

Joachim Ernst residierte zunächst hauptsächlich in der Burg Roßlau, und vielleicht entstand der Ausbau von Bernburg aus der Absicht heraus, seine Residenz in dieses größere Schloss zu verlegen. Bald nach Beendigung der Bauarbeiten in Bernburg starb jedoch 1570 sein letzter noch lebender, in Dessau regierender Bruder Bernhard, und Joachim Ernst konnte alle anhaltinischen Lande in seiner Hand vereinigen. Infolge seines Umzuges nach Dessau und den dortigen umfangreichen Baumaßnahmen am Residenzschloss in den 1570er Jahren verlor Bernburg an Bedeutung und hatte höchstens die Funktionen einer Nebenresidenz zu erfüllen. Trotzdem wurde zu unbekannter Zeit nach 1586 der Johann-Georg-Bau begonnen, der sich 1606 aber noch im Rohbau befand.

Die Bedeutung des Schlosses änderte sich zwar, als Bernburg 1606 die bescheidene Residenz einer Anhaltiner Teillinie wurde, diese neue Funktion schlug sich aber nicht in aufwändigen Umbauten an der bestehenden Bausubstanz nieder. Mit der Verlegung der Residenz 1765 nach Ballenstedt verlor Bernburg wiederum seine zentrale Bedeutung, bis es nach dem Aussterben der Bernburger Linie 1863 und der Vereinigung mit Anhalt-Dessau endgültig an die Peripherie rückte.

Durch diese Umstände wurde die Bausubstanz des Schlosses nur zurückhaltend verändert. Zwar wurden verschiedene Nebengebäude aufgeführt, die vorhandenen Räume nach den jeweiligen Bedürfnissen ausgestaltet und das Langhaus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einer umfangreichen klassizistischen Innenarchitektur versehen, im großen und ganzen behielt das Schloss jedoch seine alte Gestalt.

1860 wurde im ehemaligen Burggraben eine erste Bärengrube für einen russischen Braunbären errichtet.[1] Im Laufe der Zeit erfolgten mehrere Umbauten des Bärengeheges, zuletzt 1992 bis 1996. Derzeit sind dort zwei Braunbären zu sehen, die vom Tiergarten Bernburg betreut werden.

Der 1895 abgebrannte Johann-Georg-Bau wurde wiederaufgebaut, und wenig später setzten umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen am Langhaus ein, bei denen die Substanz der Erker und anderer Details formgetreu ausgetauscht wurde. Weitere umfangreiche Restaurierungen fanden in den 1920er und 1930er Jahren statt und wurden nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise wieder aufgenommen.

Heutige Nutzung

Im Alten Haus und Krummen Haus des Schlosses ist das Museum Schloss Bernburg untergebracht. Die Folterausstellung gewährt Einblick in den finsteren Teil des Mittelalters. Im Johann-Georg-Bau ist die Anhaltische Mineraliensammlung zu besichtigen. Seit 2004 dokumentiert das Deutsche Kabarettarchiv im selben Gebäude die Geschichte des DDR-Kabaretts. In den heute von der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt verwalteten Gebäuden befand sich früher auch das Amtsgericht. Die Schlossterrasse bietet einen weiten Panoramablick in das Tal der Saale und in das Harzvorland, bei guter Sicht bis zum Brocken. Das Schloss ist eine Station an der Straße der Romanik.

Einzelnachweise

  1. Filz in Schmitt et al. (2009), Seite 64.

Literatur

  • Reinhard Schmitt, Sabine Schneider, Roland R. Wiermann und Andreas Filz: Schloss Bernburg. Edition Leipzig, 2009, ISBN 978-3-361-00648-5.
  • Stephan Hoppe: Schloß Bernburg an der Saale. Zur funktionalen und räumlichen Struktur eines landesherrlichen Schlosses in der frühen Neuzeit, in: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt H. 4 (1995), S. 56 - 76 Volltext auf ART-Dok der UB Heidelberg

Weblinks

 Commons: Schloss Bernburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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