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Brocken Der Brocken von Torfhaus aus gesehen
Höhe 1.141,1 m Lage Sachsen-Anhalt, Deutschland Gebirge Harz Dominanz 224 km → Fichtelberg (Erzgebirge) Schartenhöhe 856 m ↓ 10km S Bad Lauterberg[1] Geographische Lage 51° 47′ 57″ N, 10° 36′ 56″ O51.799110.61561141.1Koordinaten: 51° 47′ 57″ N, 10° 36′ 56″ O Gestein Granit Erschließung 1736 Bau des Wolkenhäuschens, 1800 Einweihung des Brockenhauses, 1899 Brockenbahn Besonderheiten höchster Berg des Harzes und Norddeutschlands Der Brocken ist mit 1.141,1 m ü. NN der höchste Berg im Norden Deutschlands und des Mittelgebirges Harz. Er erhebt sich nahe Wernigerode im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Der Berg und seine Umgebung zählen zum Nationalpark Harz.
Vom Brocken, einem der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands, kann man bei guten Sichtbedingungen bis zum Großen Inselsberg in Thüringen, zum Köterberg im Weserbergland und zum Petersberg nördlich von Halle an der Saale schauen. Zum Berggipfel fährt seit 1899, mit Unterbrechung in Folge der Deutschen Teilung, die schmalspurige Brockenbahn. Auf dem Berg befinden sich mehrere Sendeanlagen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Lage
Im Nationalpark Harz erhebt sich der Brocken im Territorium von Wernigerode, dessen Kernort etwa 12 km nordöstlich liegt. Etwa 2 km westlich vorbei am Berg verläuft die Landesgrenze zu Niedersachsen. Am Südostfuß des Brockens liegt der Kurort Schierke.
Etwas nördlich unterhalb des Brockengipfels befand sich bis zum Jahr 1744 der Brockenteich. Am bzw. nahe dem Berg liegen die Quellgebiete der Fließgewässer Bode, Ecker, Ilse und Oder. Die abgerundete Kuppe des Brockens ist baumfrei, aber mit Zwergstrauchheide bewachsen.
Berghöhe und Nebenkuppen
Die höchste Stelle des Brockens liegt auf 1.140,7 m ü. NN, gerundet also auf 1.141 m.[2] Nebenkuppen sind unter anderem: Heinrichshöhe (1.040 m), Königsberg (1.034 m) und Kleiner Brocken (1.018 m).
Die Höhe des Brockengipfels war vor 1989 in den meisten einschlägigen Karten und Büchern mit 1.142 m ü. NN angegeben. Eine neue Aufmessung des Gipfels nach dem aktuellen Messsystem Anfang der 1990er-Jahre kam aber nur auf 1.140,7 m. Um zu den alten Angaben wieder einen Bezug herzustellen, wurden Mitte der 1990er am höchsten Brockenpunkt Granitfelsbrocken aufgestellt, mit denen die frühere Höhenangabe nicht nur erreicht, sondern um ca. einen Meter überschritten wird. An diesem Gipfelstein wurde eine Höhenmarke „1142 m“ angebracht. Diese Höhenangabe auf dem oberen Schild bezieht sich auf die Linie auf dem unteren Schild.[2][3]
Geologie
Der Brocken und sein Umfeld, das Brockenmassiv, besteht aus geologischer Sicht vorwiegend aus Granit (dem so genannten Brockengranit), einem plutonischen Gestein. Die Granitplutone des Harzes, der Brocken-, der Ramberg- und der Oker-Pluton, entstanden gegen Ende der plattentektonisch verursachten Harz-Gebirgsbildung im Oberkarbon vor rund 293 Millionen Jahren. [4] Zunächst drangen basische Gesteinsschmelzen in die überlagernden Sedimente ein, kristallisierten dort aus und bildeten Gabbro- und Dioritmassive, beispielsweise den Harzburger Gabbro. Etwas später stiegen kieselsäurereiche, granitische Schmelzen auf, die zum Teil in Hohlräume und Fugen der älteren Gesteine eindrangen, sich aber überwiegend durch Aufschmelzen der vorhandenen Sedimente Platz schufen. Im Grenzbereich zwischen Granit und Nebengestein, der sogenannten Kontaktzone, können vielfältige Übergänge zwischen den Gesteinen beobachtet werden. So besteht die Kuppe der Achtermannshöhe aus kontaktmetamorphem Hornfels der hier den Brockengranit überlagernden Kontaktzone. Die nachfolgende Erosion des Harzgebirges im Zuge der Harzhebung seit der Oberkreide ließ die schützende Hornfelskuppe verschwinden und auf diese Weise wurde der im Oberkarbon in der Tiefe auskristallisierte Granit freigelegt. Die vorgebliche Härte des Granits ist also nicht der Grund für die Höhe des Brockens, sondern die geologische Tatsache, dass er durch die verwitterungsresistente Hornfelskuppe lange Zeit vor der Erosion gut geschützt war.
Erst in jüngster geologischer Zeit, seit dem Tertiär, entstand die typische runde „Wollsackverwitterung“ des Granits und die Granit-Blockhalden des Brockens wurden gebildet. Solche Blockhalden sind in Mitteleuropa außerhalb der Alpen sehr selten und schutzwürdig. Ihre Entstehung erfolgte überwiegend unter periglazialen Bedingungen, das heißt im Zuge der Eiszeiten und nach deren Rückgang. Die heutigen Blockhalden des Brockengranits, aber auch in anderen Gesteinen im Bereich des Nationalparks Harz, etwa im Odertal, sind daher mindestens 10.000 Jahre alt. Bei ihrer Bildung spielte die physikalische Verwitterung, unter anderem in Form der Frostsprengung, eine entscheidende Rolle. So konnten die riesigen Berge aus locker aufeinandergestapelten Felsbrocken entstehen. 2006 wurden die Granit-Blockhalden des Brockens gemeinsam mit 76 anderen geotouristisch interessanten Geotopen als „Nationaler Geotop“ ausgezeichnet.[5]
Klima
Der Brocken ist ein Ort extremer Wetterbedingungen. Aufgrund der exponierten Lage im Norden Deutschlands liegt sein Gipfel oberhalb der natürlichen Waldgrenze. Das Klima auf dem Brocken entspricht aufgrund des kurzen Sommers und sehr langen Winters, der vielen Monate mit geschlossener Schneedecke, der schweren Stürme und niedrigen Temperaturen selbst im Sommer einer alpinen Lage in 1.600–2.200 m Höhe beziehungsweise dem Klima Islands.
Aufgrund des markanten Höhenunterschieds gegenüber dem Umland weist der Brocken als niederschlagsreichster Punkt im nördlichen Mitteleuropa Niederschläge im Jahresdurchschnitt (1961-1990) von 1814 Millimetern auf. Das Jahrestemperaturmittel beträgt 2,9 °C.[6]
Durch die Wetterwarte wurden folgende extreme Werte gemessen[7]:
- Die höchste Temperatur betrug 28,2 °C am 12. August 2003.
- Die tiefste Temperatur betrug -28,4 °C am 1. Februar 1956.
- Im Jahr 1973 lag an 205 Tagen Schnee.
- Größte Schneehöhe 380 cm am 14. und 15. April 1970.
- Die höchste gemessene Windgeschwindigkeit betrug 263 km/h am 24. November 1984.
- Größte Niederschlagssumme 2335 mm im Jahr 1981.
- Kleinste Niederschlagssumme 984 mm im Jahr 1953.
- Längste Sonnenscheindauer 2004,5 Stunden im Jahr 1921.
- Kürzeste Sonnenscheindauer 972,2 Stunden im Jahr 1912.
Der Brocken hält mit 330 Tagen Nebel im Jahr 1958 den Rekord für die meisten Nebeltage in einem Jahr in Deutschland.[8] Der Brocken weist jährlich durchschnittlich 120 Schneetage auf. [9]
Flora
Aufgrund des rauen Klimas ist der Brocken ein Lebensraum seltener Arten. Der Brockengipfel gehört zur subalpinen Vegetationszone. Seine Flora und Fauna sind vergleichbar mit denen von Nordskandinavien und den Alpen. Der Brockengipfel liegt als einziger Berg des deutschen Mittelgebirgsraumes oberhalb der Waldgrenze, so dass allenfalls sehr kleinwüchsige Fichten dort zu finden sind. Hauptsächlich findet sich dort eine Zwergstrauchheide. Im 1890 gegründeten Brockengarten wird die Flora von Nationalpark-Mitarbeitern gehegt und in regelmäßigen Führungen Besuchern vorgeführt. Dort werden nicht nur Pflanzen des Brockens gezeigt, sondern auch Hochgebirgsgewächse aus anderen Regionen und Ländern.
Zu den typischen Arten am Brocken, die man in Norddeutschland sonst nicht oder kaum findet, gehören ab einer Höhe von etwa 1.050 m ü. NN die Brockenblume oder Brockenanemone genannte Kleine Alpen-Kuhschelle (Pulsatilla alpina subsp. alba), Habichtskräuter wie das Brockenhabichtskraut (Hieracium negrescens) und das Alpenhabichtskraut (Hieracium alpinum), Ruchgräser (Anthoxanthum), der Frauenmantel (Alchemilla), die Blutwurz (Potentilla tormentilla), der Alpenflachbärlapp (Diphasiastrum alpinum), die Flechte Isländisches Moos (Cetraria islandica) und die Rentierflechte (Cladonia rangiferina). Die Krähenbeere wird hier auch Brockenmyrte genannt.
Auf den Hochmoorflächen rund um den Brockengipfel findet man beispielsweise Wollgras, Sonnentau und die Zwergbirke (Betula nana).
Fauna
Auch einige Tierarten haben sich an die Lebensbedingungen auf dem Brocken angepasst. So brüten im Gipfelbereich der Wasserpieper (Anthus aquaticus) sowie die Ringdrossel.
Die Bergeidechse tritt am Brocken mit einer eigenen, dunkel gefärbten Variante auf, Lacerta vivipara aberr. negra. Auch den Grasfrosch (Rana temporaria) findet man dort. Insekten sind sehr zahlreich. Man findet besonders viele Käfer, beispielsweise Laufkäfer wie Amara erratica, und Hunderte Arten Schmetterlinge. Der Kohlweißling hat hier pro Jahr nur eine Generation, während es im Tiefland zwei sind.
Zu den glazialrelikten Säugetier- und Vogelarten gehören die Nordfledermaus (Eptesicus nilssoni), die Alpenspitzmaus (Sorex alpinus) und die Ringdrossel.
Geschichte
Besteigung, Bebauung und Nutzung
Die erste nachweisliche Besteigung des Brockens geschah im Jahr 1491. Der Nordhäuser Arzt Johannes Thal beschrieb in einem Buch erstmalig die Flora des Brockens. Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode, zu dessen Grafschaft der Brocken gehörte, ließ 1736 auf dem Gipfel das so genannte Wolkenhäuschen und auf der nach seinem Sohn Heinrich Ernst benannten Heinrichshöhe ein Unterkunftshaus zum Schutz der Brockenreisenden erbauen. Das erste Gasthaus unmittelbar auf der Brockenkuppe wurde 1800 erbaut.
Carl Friedrich Gauß nutzte 1821–1825 die Blickverbindung zum Hohen Hagen und zum Großen Inselsberg für die Vermessung eines großen Dreiecks.[10] Eine Höhenvermessung des Brocken durch den preußischen Generalstab ergab 1850 die auch heute noch gültige Höhe von 1.141,1 m ü. NN. Am 23. Juli 1859 brannte das Brockenhaus nieder. 1862 wurde das neue Brockenhotel eingeweiht. Der Göttinger Professor Albert Peter richtete 1890 auf dem Berg den Brockengarten als den ersten deutschen Alpengarten ein. Die Fläche von 4.600 m² wurde vom Fürstenhaus Stolberg-Wernigerode als Eigentümer kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die schmalspurige Brockenbahn wurde am 27. März 1899 eröffnet. Der Brockenbahnhof ist heute mit 1.125 m ü. NN einer der höchstgelegenen Bahnhöfe in Deutschland. Die Spurweite beträgt 1000 mm. Im Jahr 1935 gelang die erste Fernsehübertragung vom Brocken mit einem mobilen Sender. Im Jahr darauf wurde der erste Fernsehturm der Welt auf dem Berg erbaut. 1937 wurde der Brocken zusammen mit Wurmberg, Achtermann und Acker-Bruchberg zum Naturschutzgebiet Oberharz erklärt.
Der Bau der ersten Wetterwarte auf dem Brocken erfolgte 1895. Technisch dürftig und zu klein, wurde sie 1912 teilweise abgerissen und durch einen großen steinernen Anbau ergänzt, der erst im Ersten Weltkrieg als Hellmann-Observatorium fertig wurde. Als Akademiker und Naturfreund übernahm der Subdirektor Georg Grobe 1917 den Beobachtungsposten, auf dem ihn seine Tochter bis zu seinem Tode 1935 unterstützte. „Nach dem Tod des ausgezeichneten Beobachters Grobe trat sofort die Berg-Kalamität ein: Es fand sich kein dauernder Beobachter für den Brocken. Das überwand man nur durch Entsendung von wissenschaftlichen Beamten.“[11] Die heutige Wetterwarte nahm 1939 ihren Betrieb auf.
Bei einem Luftangriff der US-Luftwaffe wurde das Brockenhotel am 17. April 1945 durch Bomben zerstört. Von 1945 bis zum April 1947 war der Brocken durch Truppen der USA besetzt. Danach erfolgte im Zuge eines Gebietsaustausches (Festlegungen der Jalta-Konferenz) die Übergabe an die Sowjetische Besatzungszone. Die Ruine des Brockenhotels wurde 1949 gesprengt. Von 1948 bis 1959 war eine Teilfläche des Brockens wieder für Touristen zugänglich, allerdings mit Passierschein. Die Vergabe von Passierscheinen wurde großzügig gehandhabt. Ab August 1961 wurde der Brocken, der im unmittelbaren Grenzgebiet der DDR zur Bundesrepublik Deutschland lag, zum militärischen Sperrgebiet erklärt und war somit für die Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Der Gipfel wurde militärisch stark ausgebaut. Die Sicherung des Areals oblag den Grenzsoldaten der 7. Grenzkompanie Schierke, die in Zugstärke auf dem Gipfel stationiert waren. Als Unterkunft diente ihnen der Brockenbahnhof. 1987 wurde der Verkehr mit Güterzügen zum Brocken aufgrund des schlechten Gleiszustandes eingestellt.
Der Brocken wurde umfangreich für Überwachungs- und Spionagezwecke genutzt. Auf dem Gipfel befanden sich zwei große und leistungsfähige Abhöranlagen. Eine gehörte dem sowjetischen Militärgeheimdienst GRU und war damit zugleich der westlichste Vorposten Moskaus, die andere war der Hauptabteilung III des Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstellt. Die Objekte trugen die Tarnnamen „Jenissej“ und „Urian“.[12] Nach dem Fall der Mauer wurde am 3. Dezember 1989 im Rahmen einer Demonstrations-Wanderung der Brocken wieder für die Allgemeinheit geöffnet.[13] Mit der deutschen Wiedervereinigung wurden ab 1990 schrittweise die Grenzsicherungsanlagen sowie die militärischen Anlagen abgebaut. Der letzte russische Soldat verließ den Brocken am 30. März 1994. Die Brockenkuppe wurde mit Millionenaufwand renaturiert. Sie ist heute ein beliebtes touristisches Ziel für Harzbesucher.
Name und Deutung
Eine verbreitete Bezeichnung für den Brocken bildete sich erst gegen Ende des Mittelalters heraus. Vorher wurde der Harz als Ganzes aufgefasst. Das hatte in erster Linie den Grund, dass bis dahin der Bergbau im Mittelpunkt stand.[14] Eine der ersten Erwähnungen, die der heutigen Bezeichnung ähnelt, findet sich jedoch bereits im Jahr 1176 in der „Sächsischen Weltchronik“ als „broke“.[15] Eine andere frühe schriftliche Erwähnung des Berges erschien im Jahr 1490 in einem Brief von Graf Heinrich zu Stolberg als „Brackenberg“.[16] Weitere frühere eigentliche und urkundliche Bezeichnungen des Brockens sind 1401 Brockenberg, 1424 Brocberg, 1495 mons ruptus (lat.), 1511 Brogken, Brockin, 1531 Brogken, 1540 Brokenberg, 1589 Brackenberg.[17] Auf dem Brocken soll sich in alt-sächsisch-germanischer Zeit ein großes Wodansbild befunden haben. Auf den Steinblöcken des Brockengipfels wurden von den Sachsen Tier- und Menschenopfer dem höchsten Gott Wodan dargebracht, dem sie während der Christianisierung durch Karl den Großen in Form von Taufgelübden abschwören mussten.[18]
Für die Herkunft des Namens gibt es verschiedene Deutungsansätze: Im Stadtbuch von Osterwieck findet sich in einem Eintrag aus dem Jahr 1495 für den Brocken die lateinische Bezeichnung „mons ruptus“, was übersetzt „zerbrochener Berg“ bedeutet.[15] Auch die niederdeutsche Bezeichnung „broken“, wie sie abgewandelt für den Berg im Jahr 1176 in der „Sächsischen Weltchronik“ erwähnt wurde und ebenfalls im Englischen verwendet wird, bedeutet „gebrochen“. Einerseits kann diese Erklärung auf die Deutung zurückgeführt werden, dass die beiden Berge „Kleiner Brocken“ und „Großer Brocken“ aus einem Massiv durch Auseinanderbrechen entstanden sind.[14] Andererseits kann die Begründung auf die ehemals starke Erosion des Berges zurückgeführt werden. So ist der Brocken bis auf seine heutige Größe zusammengebröckelt.[19]
Naheliegend ist die Ableitung des Namens aus der Gestalt des gesamten Berges. Ein „Brocken“ ist ein großes, unförmiges Gebilde. Das Ausmaß des Brockens könnte ihm somit seinen Namen gegeben haben. Da der Begriff „Block“ ähnlich definiert ist, kann mit diesem Ansatz auch die Bedeutung der Bezeichnung „Blocksberg“ herleiten.[14] Der wahre Ursprung des Namens Blocksberg ist allerdings nicht in „Block“ im Sinne von „Gebilde“ zu sehen, sondern in der Bedeutung des Ausdrucks „Block“ oder „Klotz“ für das Hexenwesen.[20]
Einer anderen These zufolge ist der Name „Brocken“ von „Bruch“ abgeleitet, womit in Norddeutschland Moore bezeichnet werden. Früher waren dafür die Schreibweisen „Bruoch“ und „Brok“ verbreitet.[16] Es wird jedoch bezweifelt, dass diese Tatsache vorrangig für die Namensgebung verantwortlich war.[14] Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Name von den auf dem Gipfel und den Hängen liegenden Felsbrocken abgeleitet wurde. Dass diese Deutung für den Brocken zutrifft, ist jedoch unwahrscheinlich,[19] da sich auch bei anderen Bergen des Harzes solche Gesteinsbrocken finden. Außerdem waren die betreffenden Regionen zu der Zeit, als der Begriff geprägt wurde, kaum bekannt.[14] Eine weitere Vermutung stützt sich auf eine Bezeichnung in einem Brief aus dem Jahr 1490 von Graf Heinrich zu Stolberg-Wernigerode. Darin verwendete er den Ausdruck „Brackenberg“. Eine Deutung auf abgestandenes, zur Nutzung ungeeignetes Holz, wie es als „Bracken“ bezeichnet wurde, ist jedoch umstritten.[16]
Sagen und Literatur
Sagen
Der Brocken wird im Volksmund auch Blocksberg genannt und ist von vielen Sagen umwoben.
Heinrich Pröhle sammelte seit 1851 auf Wunsch seines Lehrers Jacob Grimm Sagen und Märchen aus dem Harz. Er promovierte im Jahr 1855 in Berlin mit einer Arbeit über die Sagen des Brockens.
Seit der Zeit der Hexenverfolgungen wurden Angeklagten in den Hexenprozessen die Teilnahme an geheimen Hexenversammlungen beziehungsweise dem Hexensabbat, beispielsweise in der Walpurgisnacht, vorgeworfen. Der Brocken wurde 1540 erstmals als ein solcher Treffpunkt und als einer der Hexentanzplätze bezeichnet. Da sich die Bezeichnung „Hexe“ erst im 16. Jahrhundert verbreitete,[20] finden sich auch ältere, dem heutigen Verständnis von Hexen sehr ähnliche Beschreibungen über unterschiedliche Gestalten, die zum „Blocksberg fahren und dort ihre Versammlung haben“. So gilt der Brocken bereits in einem Gedicht um 1300 als Sammelplatz von „Geisterwesen“.[20]
Zu den vielen Sagen trug vielleicht bei, dass an der Spitze an über 300 Tagen im Jahr Nebel auftritt. Dadurch sind seltene optische Effekte wie Halos und vor allem das sogenannte Brockengespenst zu beobachten, welches den Wanderern Schrecken einjagt. Beschrieben wurde dieses Phänomen unter anderem von Goethe, der dreimal den Brocken bestieg. Seine erste Besteigung des Berges fand im Winter 1777 statt, sie war aber nicht die erste Winterbesteigung des Brockens. Bereits 1753 bestieg Christlob Mylius den Brocken im Winter.
Entwicklung
Der Name für den Brocken, ursprünglich Brochelsberg, stammt aus dem Slawischen, wo solche Berge als Zusammenkunftsorte für Götter – männliche wie weibliche – gesehen wurden. Als sich die Bezeichnung etwa im 15. Jahrhundert im deutsch-abendländischen Raum verbreitete, wurde das Verständnis sehr durch den Aberglauben beeinflusst. Dabei verband man die betreffenden Berge ausschließlich mit weiblichen Zauberwesen. Der Brocken wurde bereits im 16. Jahrhundert mit diesem Glauben in Verbindung gebracht, was sich im 17. Jahrhundert verbreitete. Auf einer Karte aus Prag aus dem Jahr 1568 wird der Brocken als „Procopsberg“ bezeichnet; Procop war in Böhmen der Bezwinger der Dämonen und des Teufels.[20]
Literatur
- In Goethes Drama Faust I ist der Brocken ein Schauplatz der Handlung.
- Heinrich Heine beschreibt in der Harzreise eindrucksvoll seine Wanderung auf den Brocken mit Übernachtung im Brockenhotel. Angeblich schrieb Heine 1824 nach einer nebeligen Besteigung des Brockens in das Gipfelbuch: „Viele Steine, müde Beine, Aussicht keine, Heinrich Heine.“ Dieses Zitat wurde ihm aber nur angedichtet.
- Heinrich Pröhle sammelte Märchen, Legenden und Sagen über den Brocken.
- Dietmar Schultke beschreibt in „Keiner kommt durch – Die Geschichte der innerdeutschen Grenze und Berliner Mauer“[21] seine Zeit als Grenzsoldat auf dem Brocken im Harz.
- Der Thriller "Nebra" von Thomas Thiemeyer, der sich um die gleichnamige Himmelsscheibe dreht, spielt sich vorwiegend um den Brocken ab.
Tourismus
Heute pendelt mit der Brockenbahn wieder eine Schmalspurbahn zwischen Wernigerode, Drei Annen Hohne, Schierke und dem Brocken. Die Züge sind regelmäßig mit Dampflokomotiven bespannt.
Auf dem Gipfel befinden sich das Brockenhaus mit einem Museum zur Geschichte des Berges und Brockengarten (botanische Anlage), welche vom Nationalpark Harz betreut werden. Des Weiteren finden sich Restaurants und das Brockenhotel, welche von den Brockenwirten der Familie Steinhoff bewirtschaftet werden. Bedeutende Wirte der Vergangenheit waren Johann Friedrich Gerlach von 1801 bis 1834, Eduard Nehse zwischen 1834 und 1850, der ab 1836 kontinuierliche Wetterbeobachtungen vornahm,[22] 1849 eine Brockenkarte und 1850 das „Brockenstammbuch“ herausbrachte, sowie Rudolf Schade von 1908 bis 1927, der die Bekanntheit und den technischen Ausbau der Gastwirtschaft auf dem Brocken erheblich steigerte.[16]
Das Gebiet um den Brocken ist insbesondere bei Wanderern beliebt. Der Goetheweg ist ein bekannter, zur Brockenspitze führender Wanderweg. Benannt ist er nach Johann Wolfgang von Goethe, der im Jahr 1777 ungefähr diesen Weg einschlug. Viele Wanderwege führen in die benachbarten Orte Schierke, Braunlage und Sankt Andreasberg. Vom Brocken aus führt der 100 km lange Harzer Hexenstieg Richtung Osten nach Thale sowie Richtung Westen über Torfhaus und Altenau nach Osterode. Der „Bad Harzburger Teufelsstieg“ führt vom Brocken nach Bad Harzburg. Auch Mountainbiker nutzen die Wanderwege.
Von Schierke aus führt eine asphaltierte Straße[23] auf den Gipfel, die unter anderem mit Pferdefuhrwerken befahren wird, aber auch von Touren- und Rennradfahrern genutzt wird. Aufgrund der Lage im Nationalpark dürfen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor dort nur mit Sondergenehmigung verkehren.
Als besonderes Original gilt der Träger der Ehrennadel des Landes Sachsen-Anhalt, Benno Schmidt (* 1932) – genannt Brocken-Benno – aus Wernigerode, der den Berg seit 1989 fast täglich besteigt und mit mehr als 6.000 Besteigungen (Stand 21. Mai 2010) ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen wurde.
Sport
Zwei bekannte Laufveranstaltungen führen auf den Brocken: der Ilsenburger Brockenlauf (Anfang September, 26 Kilometer, davon 12 Kilometer Steigung, ausgetragen seit den 1920er-Jahren) und der Brocken-Marathon im Rahmen des Harz-Gebirgslaufes mit Start und Ziel südlich Wernigerode. Beide Läufe führen aus dem Tal auf den Brocken und wieder zurück. Der läuferisch anspruchsvollste Teil sind jeweils die letzten vier Kilometer vor dem Brockengipfel, auf dem bei beiden Wettkämpfen eine gesonderte Bergwertung stattfindet. In diesem Abschnitt ist ein Betonplattenweg mit durchgängig etwa 20 Prozent Steigung zu überwinden und die Läufer sind oberhalb der Waldgrenze oft einem scharfen, eisigen Wind ausgesetzt. Von den jeweils knapp 1.000 Teilnehmern schaffen es regelmäßig nur etwa 50, diese Passage ohne Gehpausen durchzulaufen.
Seit 2004 startet im Februar jeden Jahres die Brocken-Challenge – ein Ultramarathon mit 84 Kilometern Länge von Göttingen zum Brockengipfel. Der Erlös dieser Veranstaltung kommt sozialen Zwecken zugute. Die Läufe werden unter Einhaltung der Regeln im Nationalpark durchgeführt.
Seit 2003 wird jährlich der 87 Kilometer lange „Brockenaufstieg“ von Göttingen zum Brocken durchgeführt. Mehr als 300 Personen nehmen jeweils an dieser zwei Tage dauernden Wanderung im Juni teil.
Anfang Mai findet jährlich über zwei Tage verteilt der Braunschweig-Brocken-Ultralauf 2x75 km statt. Die Teilnehmer laufen von Braunschweig nach Schierke, überqueren den Brocken, nächtigen in Schierke und laufen am nächsten Tag wieder zurück. Insgesamt ist es somit ein 150 Kilometerlauf.
Gebäude auf dem Brocken
Sendeanlage
Auf dem Brocken befinden sich seit den 1930er-Jahren verschiedene Rundfunk- und Fernsehsender, siehe Sendeanlagen auf dem Brocken.
Brockenhaus
Das Brockenhaus als moderne Informationseinrichtung des Nationalparks Harz befindet sich in der umgebauten „Stasi-Moschee“, einer ehemaligen Abhöreinrichtung des Ministeriums für Staatssicherheit. Die historischen Antennenanlagen in der Kuppel können besichtigt werden. Hinter dem Gebäude befindet sich die Stempelstelle Nr. 9 der Harzer Wandernadel. Außerdem befindet sich im Brockenhaus die Erste-Hilfe-Station der Bergwacht, die an allen Wochenenden und Feiertagen besetzt ist.
Wetterstation
Der Brocken ist durch extreme Wettersituationen und überraschende Wetterwechsel meteorologisch geprägt. Ab dem Jahr 1836 gab es durch den Brockenwirt einen ständigen Beobachter der Wetterlagen. Im Jahr 1839 wurde auf dem Brocken die damals höchste meteorologische Station Deutschlands eingerichtet.[24] Seit Herbst 1895 gibt es auf dem Brocken eine eigene Wetterwarte. Durch Bombardements am Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu einer Unterbrechung der Messungen, diese konnten im Jahr 1947 wieder aufgenommen werden. Am 16. März 2010 wurde die Wetterwarte Brocken als eine Klimareferenzstation des Deutschen Wetterdienstes eingeweiht und soll somit eine langfristige und ununterbrochene Klimabeobachtung gewährleisten.[25]
Literatur- und Kartenverzeichnis
Literatur
- Thorsten Schmidt, Jürgen Korsch: Der Brocken, Berg zwischen Natur und Technik. Wernigerode 1998, ISBN 3-928977-59-8
- Gerhard Eckert: Der Brocken, Berg in Deutschlands Mitte. Gestern und heute. Husum 1994, ISBN 3-88042-485-3
- Georg von Gynz-Rekowski, Hermann D. Oemler: Brocken. Historie, Heimat, Humor. Königstein/Taunus 1991, ISBN 3-928275-05-4
- Hansjörg Hörseljau: Der Brocken. Ein freier Berg. Clausthal-Zellerfeld 2006, ISBN 978-3-9803471-4-3
- Wolfram Richter: Der Brocken – ein deutscher Berg. Clausthal-Zellerfeld 1989–2004 (9 Aufl.), ISBN 3-923605-04-8
- Wolfram Richter: Der Brocken im Harz - Ein Berg im Wandel der Zeiten. Clausthal-Zellerfeld 2010, ISBN 978-3-86948-102-9
Karten
- Geologische Karte Harz 1:100.000, hrsg. v. Geologischen Landesamt Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung. Halle/S. 1998. ISBN 3-929951-20-7
Weblinks
Commons: Brocken – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Brocken – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Perspektivansicht von L. S. Bestehorn 1732 (verlegt durch Homann Erben, Nürnberg 1749)
- Das Brocken-Stammbuch (mit Einträgen aus den Jahren 1753–1850)
- Brocken – Reiseinformationen zum Brocken auf Wikivoyage
- Interaktives 360°-Panoramafoto der Kuppe des Brockens mit Heine-Gedenkstein
Einzelnachweise
- ↑ Dominanzen und Prominenzen nach Highrisepages.de
- ↑ a b Knolle, Friedhart: Die korrekte Brockenhöhe beträgt 1141 m ü. NHN in: Unser Harz, Heft 1/2011, Seite 12, Clausthal-Zellerfeld 2011
- ↑ www.harzlife.de abgerufen am 13. Juli 2010
- ↑ Harzer Brocken ist jünger als gedacht Neudatierung des Gipfelgesteins widerlegt bisherigen Annahmen über Entstehung des Berges (eingesehen am: 8. Juli 2011)
- ↑ Friedhart Knolle, Béatrice Oesterreich, Rainer Schulz und Volker Wrede: Der Harz. Geologische Exkursionen. Perthes-Exkursionsführer, Justus Perthes Verlag Gotha, Gotha 1997
- ↑ DWD - Klimadaten Mittelwerte abgerufen am 8. Oktober 2010
- ↑ 110 Jahre Wetterbeobachtungen auf dem Brocken abgerufen am 8. Oktober 2010
- ↑ DWD Weltrekorde - Nebel abgerufen am 8. Oktober 2010
- ↑ http://www.harz-seite.de/klima.htm
- ↑ Eine umfassende Darstellung dieser berühmten gaußschen Messung findet sich beispielsweise bei Charles Kittel et al., Berkeley Physik Kurs 1, Mechanik, 5., verbesserte Auflage, Braunschweig/Wiesbaden, 1991, S. 5, (Scan bei GoogleBooks)
- ↑ Kurt Glaß: Geschichte der Wetterwarte Brocken von den Anfängen bis 1950 in: Unser Harz, Clausthal-Zellerfeld, Heft 7/1990
- ↑ Objekt URIAN – Abhörstation Brocken auf geschichtsspuren.de (vormals lostplaces.de)
- ↑ Eine ganz besondere Erstbesteigung
- ↑ a b c d e Gerhard Eckert: Der Brocken, Berg in Deutschlands Mitte. gestern und heute. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1994, ISBN 3-88042-485-3
- ↑ a b Georg von Gynz-Rekowski, Hermann D. Oemler: Brocken. Historie, Heimat, Humor. Gerig Verlag, Königstein/Taunus 1991, ISBN 3-928275-05-4
- ↑ a b c d Thorsten Schmidt, Jürgen Korsch: Der Brocken, Berg zwischen Natur und Technik. Schmidt-Buch-Verlag, Wernigerode 1998, ISBN 3-928977-59-8
- ↑ Walther Grosse: Geschichte der Stadt und Grafschaft Wernigerode in ihren Forst-, Flur- und Straßennamen, Wernigerode [1929], S. 49
- ↑ G.G.Bredow: Umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte. Sechste Auflage, Hammerich-Verlag, Altona 1817, S. 526–528
- ↑ a b C. E. Nehse: Der Brocken und seine Merkwürdigkeiten. 1840
- ↑ a b c d Eduard Jacobs: Der Brocken in Geschichte und Sage. Pfeffer, Halle 1879
- ↑ Dietmar Schultke: Der Brocken während der deutschen Teilung. In: Keiner kommt durch – Die Geschichte der innerdeutschen Grenze und Berliner Mauer. Aufbau-Verlag Berlin 2008
- ↑ Die Wetterbeobachtungen Nehses befinden sich im meteorologischen Nachlass Wilhelm Lachmanns in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, vgl. Dieter Lent: Von Kältewintern und Hitzesommern. Wetterbeobachtung und Witterungsgeschehen im Lande Braunschweig seit dem Frühmittelalter: ein Streifzug durch die unerforschte südostniedersächsische Klimageschichte. In: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte. Braunschweigischer Geschichtsverein, Braunschweig 2007, Band 88, S.20 Fn. 27
- ↑ Höhenprofil der Brockenstraße (mit Anschluss bis Elend)
- ↑ Vgl. Karl Berthold Fischer: Chronik des Amtes Harzburg im XIX. Jahrhundert, Appelhans, 1912, S. 22
- ↑ Pressekonferenz des DWD zur Einweihung der Wetterwarte Brocken als Klimareferenzstation abgerufen am 8. Oktober 2010
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