Schmillinghausen

Schmillinghausen
Schmillinghausen
Koordinaten: 51° 26′ N, 9° 2′ O51.42882139.025787310Koordinaten: 51° 25′ 44″ N, 9° 1′ 33″ O
Höhe: 310 m ü. NN
Fläche: 20,05 km²
Einwohner: 492 (15. Dez. 2009)
Eingemeindung: 1. Jan. 1974
Postleitzahl: 34454
Vorwahl: 05691

Schmillinghausen ist ein Stadtteil von Bad Arolsen im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Schmillinghausen liegt im Waldecker Land nördlich von Bad Arolsen an der Bundesstraße 252 und ist umgeben von Wiesen und Wäldern. Es befindet sich an der Wande, in die von Westen heran fließend direkt unterhalb des Dorfs die auch durchfließende Schwarze Puhle mündet.

Geschichte

Vermutlich wurde Schmillinghausen bereits in der Zeit der zweiten Siedlungsperiode zwischen 400 und 800 n. Christus gegründet. Die erste Erwähnung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahre 1312, in der Schmillinghausen zum selbstständigen Pfarrdorf ernannt wurde.

Schmillinghausen ist noch heute landwirtschaftlich geprägt, neben vielen Nebenerwerbslandwirten werden noch einige Betriebe als Haupterwerbsbetriebe geführt.

Im Jahre 1989 wurde die Ortsumgehung fertig gestellt. Nach dem Rückbau der alten Bundesstraße wurde der gesamte Ortsbereich, außer der Kreisstraße von Herbsen / Bad Arolsen, zur Zone 30 erklärt. Hierdurch hat sich die Wohnqualität im Dorf, insbesondere für die Kinder, deutlich verbessert.

Kirche

Die barocke Saalkirche stammt aus dem 17. Jahrhundert. Im Westturm sind Reste eines mittelalterlichen quadratischen Wehrturms erhalten. Der obere Teil des Turms wurde 1618 abgebrochen und durch einen Holzturm ersetzt

Sehenswert ist der Kanzelaltar aus der Zeit des Rokoko, in seiner Art einer der bedeutendsten im ehemaligen Fürstentum Waldeck. Er stammt aus der Umbauzeit der Jahre 1717 bis 1721, ebenso das Holzkruzifix auf dem Altar.

Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Malereien am Holztonnengewölbe der Kirche. Die Deckenmalereien wurden 1774 von Christian Wilhelm Tischbein auf Holz gemalt und stellen Szenen aus der Bibel dar. Darunter befindet sich auch ein Bildnis Luthers.

Die Noeske-Orgel [1] stifteten Anfang der 1990er Jahre Christine Brückner und ihr Mann, der Schriftsteller Otto Heinrich Kühner, der Kirchengemeinde und dem Gotteshaus. Sie wurde am Pfingstfest 1990 eingeweiht.[2]

Wirtschaft und Infrastruktur

Öffentliche Einrichtungen

Im Ort, neben der Kirche befindet sich ein eingruppiger Kindergarten. Im Ort gibt es zwei öffentliche Spielplätze und ein Kleinsportfeld.

Persönlichkeiten

Christine Brückner

Bekannt geworden ist Schmillinghausen durch die Schriftstellerin Christine Brückner, die im Pfarrhaus neben der Kirche geboren wurde. Mit ihren Romanen, insbesondere Jauche und Levkojen, Nirgendwo ist Poenichen und Die Quints, wurde sie bekannt. Nach ihrem Tod, am 21. Dezember 1996, fand sie ihre letzte Ruhestätte an der Seite ihres Mannes auf dem örtlichen Friedhof.

Johannes Emde

Der Schmillinghäuser Johannes Emde (* Dezember 1774) († 20. August 1859), gründete die evangelische Kirche in Ost-Java. Emde war eines von 16 Kindern des Sägemüllers Johann Emde. Bei der Suche nach Arbeit gelangte er über Umwege nach Amsterdam. Dort traf er Matrosen die von Java und dem dortigen Klima schwärmten und das es dort keinen Winter geben solle. Für Emde ein Widerspruch, hatte er doch aus der Bibel gelernt, „dass nicht aufhören soll Frost und Hitze, Sommer und Winter“. Dieser Widerspruch und eine ansehnlicher Lohn ließen ihn 1801 auf einem Schiff mit Ziel Indonesien anheuern. Dort wurde er zunächst auf ein holländische Kriegsschiff versetzt, erkrankte aber und musste einige Zeit in einem Hospital verbringen. Nach seiner Genesung war dieses Schiff ohne ihn ausgelaufen. Er traf bei der Suche nach Arbeit einen deutschen Landsmann, dieser betrieb in der Hafenstadt Surabaya eine Uhrmacher-Werkstatt. Emde erlernte bei diesem das Uhrmacher-Handwerk. Im Jahre 1814 begegnete er einem holländischen Missionar, dessen Verkündigungen ihn fesselten. 1815 reiste dieser Missionar weiter und legte Emde die gläubigen Europäer ans Herz. Einen Prediger gab es bisher nicht. Emde verbreitete, mit Unterstützung seiner Frau Amarantia Manuel, den christlichen Glauben auch unter den Einheimischen. Allerdings untersagten Holländische Gesetze die Missionsarbeit unter Einheimischen. Ein holländischer Pfarrer zeigte ihn an. Emde kam ins Gefängnis, dort bekehrte er seine Leidensgenossen. Nach diesem Gefängnisaufenthalt ließ man ihn in Ruhe seiner Missionsarbeit nachgehen. 1840 lernte er einem Moschee-Vorsteher, der das Markus-Evangelium studierte, kennen. Emde lud ihn zu sich ein. Zwischen den Beiden entwickelte sich schnell ein vertrautes Verhältnis, daraus ergaben sich rege Kontakte zu den Dorfbewohnern. In kurzer Zeit gab er nach Luthers Katechismus bis zu 100 Menschen Taufunterricht, so wie er es selbst in Schmillinghausen kennengelernt hatte. Die erste Taufe von 35 Einheimischen fand dann am 18. Dezember 1843 statt. Dieses Datum gilt als die Geburtsstunde der evangelischen Kirche in Ost-Java. Dort wird er noch heute verehrt. Er starb 84-jährig am 20. August 1859. Bei seiner Beisetzung gaben ihm mehr als 1000 Javaner das letzte Geleit. [3]

Einzelnachweise

  1. Orgelbauwerkstatt Noeske
  2. Faltblatt der Kirchengemeinde Schmillinghausen
  3. Artikel aus der HNA Waldeckische Allgemeine, März 2004, aus der Serie „Die besten Waldecker“

Weblinks


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