- Schuchan
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Lage der Stadt Susa im Iran
Susa (persisch شوش, biblisches Hebräisch: שושן (Schuschan); griechisch: Σοῦσα, lateinisch: Susa) war eine antike Stadt. Ihre Reste liegen im Südwesten des heutigen Iran nahe der irakischen Grenze in der Provinz Chuzestan am Rande der heutigen Stadt Schusch. Susa ist eine der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Welt.
Vom dritten bis zum ersten Jahrtausend v. Chr. war Susa mit kurzen Unterbrechungen Hauptstadt des Reiches von Elam und blieb auch nach dem Untergang dieses Reiches ein bedeutendes urbanes Zentrum. Verschiedene archäologische Ausgrabungen erbrachten reiche Funde. Aufmerksamkeit erregte vor allem der Codex Hammurapi, der schon im Altertum als Beutegut nach Susa verschleppt worden war.
Nach biblischer Überlieferung soll sich Daniel während des babylonischen Exils in Susa aufgehalten haben. In den Berichten im Buch Ester spielt der Ort ebenfalls eine wichtige Rolle.
Die Etymologie des Stadtnamens ist unsicher. Er erscheint schon in ältesten Texten als Sousan.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Susa liegt in einer Schwemmlandebene, die reich an Landwirtschaft ist, aber auch als Knotenpunkt im Fernhandel zwischen Iran und Mesopotamien günstig lag, da vor allem weiter nördlich hohe Gebirge beginnen, die nicht leicht zu überqueren sind. Im Süden war der Persische Golf nicht weit entfernt. Die eigentliche Stadt lag größtenteils östlich des kleinen Flusses Schaur. Ihre Reste bilden heute meterhohe Schutthügel. Sie erstreckte sich auf einem Gebiet von über einem Quadratkilometer.
Nahe am Fluss befinden sich die von den Ausgräbern Apadana (im Norden) und Akropolis (Acropole, südlich davon) genannten Stadtteile. Die Akropolis bezeichnet den höchsten Stadthügel. Im Osten schloss sich die sogenannte Königsstadt und noch weiter östlich das sogenannte Künstlerviertel an. Westlich der Schaur gab es weitere Bauten und Stadtteile. Zentrum der Stadt muss der Tempel des Inšušinak gewesen sein. Renovierungen und Umbauten an diesem Tempel werden immer wieder in Inschriften erwähnt. Seit 2000 v. Chr. handelte es sich dabei wahrscheinlich um eine Zikkurat. Nichts davon ist erhalten. Ein weiterer wichtiger Bau, auch so gut wie nur durch Inschriften und verstreute Bauteile bekannt, war der Tempel des Ninhursag.
Ausgrabungen
Der Brite William Kennett Loftus konnte 1851 den Ort als das aus schriftlichen Quellen bekannte Susa identifizieren. Seit dieser Zeit werden mit Unterbrechungen vorwiegend französische Ausgrabungen (z.B. Jacques Jean Marie de Morgan oder Roman Ghirshman) in der Stadt durchgeführt. Bedingt durch die Größe der Schuttablagerungen, die teils zu früh erfolgten Ausgrabungen und die damit einhergehenden schlechten Dokumentationen, ist es nur schwer möglich, die einzelnen Bauwerke und die Stadtentwicklung zu rekonstruieren. Der Bereich des Inšušinak-Heiligtums auf der Akropolis wurde zwar ausgegraben und hier wurden auch die reichsten Funde gemacht, die sicherlich dem Tempel zuzuordnen sind, die architektonischen Reste sind jedoch bei den frühen Ausgrabungen von de Morgan oftmals vollkommen übergangen worden.[1]
Vor allem die ältesten Schichten liegen teilweise bis zu 20 Meter unter dem heutigen Boden und sind nur an einigen Stellen freigelegt worden. Es konnten stellenweise über 25 archäologische Schichten unterschieden werden.[2] Auch die jüngeren, oberen Schichten aus der seleukidischen, parthischen, sassanidischen und islamischen Zeit sind, weil sie der früheren und auch späteren Forschung von wenig Interesse waren, oftmals einfach ohne gewissenhafte Dokumentation abgeräumt worden.
Die vorgeschichtliche Stadt
Periode Susa I
Ab ca. 4000 v. Chr. ist mit einer festen Siedlung zu rechnen.[3] Entsprechende Besiedlungsreste, die als Susa IA (oder Susa A) bezeichnet werden, wurden auf der Akropolis und Apadana gefunden. Andere Stadtgebiete haben bisher keine so frühen Funde erbracht. Die Stadt auf der Akropolis nahm dabei ein Gebiet von circa 7 Hektar, die in der Apadana von circa 6,3 Hektar ein. In der Apadana konnte ein massives Gebäude ausgegraben werden, das vielleicht einem Fürsten gehörte.[4]
Auf der Akropolis wurde etwa gleichzeitig eine massive Plattform errichtet. Sie war 1,7 Meter hoch und 7 × 12 Meter groß. Es sollen etwa 2.000 Gräber in und um diese Plattform gefunden worden sein. Die Gräber waren reich mit kunstvoll verzierter Keramik ausgestattet. Die oftmals in geometrischen Formen gehaltenen Verzierungen stellen einen ersten Höhepunkt des Kunstschaffens dieser Gegend dar.[5] In der Periode Susa IB wurde darüber eine weitere Plattform errichtet. Diese war etwa 70 × 65 Meter groß und etwas über 10 Meter hoch. Sie war mit Keramikkegeln dekoriert. Auf der Plattform standen einst eventuell Tempelbauten. [6]
Periode Susa II
Diese Periode dauerte von etwa 3800 bis 3100 v. Chr. Die Stadt wuchs auf circa 25 Hektar an. Neben den weiterhin bebauten Stadtteilen der Akropolis und Apadana entwickelte sich auch eine Unterstadt, die reinen Wohnzwecken diente. Die Größe der verwendeten Ziegel änderte sich und ein neuer Keramikstil taucht auf. Dies scheint eine neue Kulturphase anzudeuten. In dieser Zeit erscheinen die ersten Siegelabrollungen sowie Tontafeln, auf denen Zahlen vermerkt sind. Die Siegelabrollungen zeigen teilweise figürliche Szenen. Es ist starker mesopotamischer Einfluss zu beobachten, der soweit geht, dass einige Forscher annehmen, dass in Susa und Elam Leute von dort einwanderten.[7]
Susa als Hauptstadt von Elam
Periode Susa III
Diese Periode wird um 3000 v. Chr. angesetzt. Die Stadt scheint zum Teil verlassen worden zu sein. Besiedlungsreste wurden bisher nur auf der Akropolis gefunden. Die wichtigsten Funde stellen etwa 1.550 Tafeln mit protoelamischer Schrift dar.[8]
Susa in der ersten Hälfte des dritten Jahrtausend v. Chr.
Auf der Akropolis stand zu dieser Zeit ein Tempel. Zwar ist kein Bau erhalten, es wurden jedoch Statuen und dekorierte Steinplatten, die zu der Dekoration und Ausstattung eines Tempels gehört haben dürften, gefunden. Aus dieser Zeit stammt ein Hortfund von Siegelabdrücken und in der Königsstadt konnte ein Friedhof mit hunderten von Bestattungen ausgegraben werden. Die Grabanlagen waren stark gestört, enthielten einst jedoch reiche Beigaben, wie Keramik und Waffen. In einem Grab befanden sich sogar die Reste eines vierrädrigen Wagens. In Susa wurden besonders viele Chloritgefäße ausgegraben, die im Osten des Iran produziert wurden und nach Mesopotamien und in die ganze Region des persischen Golfes exportiert wurden. Sie belegen den damaligen Wohlstand.[9]
Die akkadische Stadt und Puzur-Inšušinak
Die Siedlungsperiode Susa IV wird in zwei Phasen geteilt: Susa IVA von etwa 2600 bis 2400 v. Chr. und Susa IVB von etwa 2400 bis 2100 v. Chr. Während dieser Zeit waren Elam und auch Susa von circa 2350 bis 2200 v. Chr. Teil des akkadischen Reiches. Susa war weiterhin von großer Bedeutung, doch sind archäologisch nur wenige Reste erhalten. In der Apadana wurden nur Keramikreste und Bronzeobjekte in Gräbern, die in diese Zeit zu datieren sind, gefunden. Auf der Akropolis befand sich ein Gebäude mit überwölbten Räumen, bei dem es sich vielleicht um einen Speicher handelte. In der Königsstadt wurden Reste von Wohnbauten und Gräbern ausgegraben. Die Stadt nahm zu dieser Zeit eine Fläche von circa 46 Hektar ein. Das Fundgut, beispielsweise die Keramik, aber auch die Darstellungen auf den Zylindersiegeln belegen akkadischen und mesopotamischen Einfluss. Aus dieser Periode stammen circa 60 weibliche Tonfiguren, die mesopotamischen Einfluss zeigen, aber auch elamitisch im Stil sind. Handel mit der Induskultur ist durch ein Indussiegel und ein Indusgewicht belegbar.[10]
Nach dem Untergang des akkadischen Reiches wurden Elam und Susa unabhängig. In dieser Zeit regierte Puzur-Inšušinak, bei dem es sich um den ersten besser bekannten elamitischen Herrscher handelt. Er stammte aus Awan und eroberte und befreite Susa von der akkadischen Herrschaft. Diverse Texte sind von ihm erhalten, einige davon in der elamischen Linearschrift, von der 17 Textbeispiele aus Susa stammen, nur zwei weitere von anderen Orten.
Puzur-Inšušinak bezeichnete sich als ensi von Susa und berichtete von Tempelbauarbeiten in der Stadt, die sich aber bisher archäologisch nicht fassen lassen. So berichtete er von der Aufstellung einer Statue am Tor des Inšušinak-Tempels, einer Treppe und von anderen Stiftungen für diesen Tempel. Er richtete eine Gedenkfeier für einen Tempel des Sugu aus.[11]
Auch die nachfolgende Periode ist archäologisch nur schwer in der Stadt belegbar, da sie sich vor allem materiell wenig von den vorangehenden Perioden unterscheidet. Immerhin erbrachten die Ausgrabungen zahlreiche Zylinder- und Stempelsiegel, die offensichtlich in diese Periode zu datieren sind.[12] In der Zeit des neusumerischen Reiches war Susa Teil dieses mesopotamischen Staates. König Schulgi erbaute oder erweiterte einen Tempel des Ninhursag. Er baute auch am Tempel Inšušinak. Dies ist wiederum hauptsächlich durch Inschriften bezeugt.[13] In der Regierungszeit des Ibbi-Sin wurde Susa wieder befreit. In der Königsstadt konnte ein Wohnhaus ausgegraben werden, das dem Schreiber Igibuni[14] gehörte und in dem Teile seiner Urkunden gefunden wurden.
Erste Hälfte des zweiten Jahrtausends
Aus dieser Periode ist wenig bekannt. Die Herrscher trugen den Titel Sukkalmahs, was etwa Großwesir bedeutet, und standen in engem Kontakt zu Mesopotamien. Aus der Königsstadt gibt es einige bedeutende architektonische Reste. Hier stand ein großes Haus mit mehreren Höfen.[15] Inschriften berichten von Tempelbauten, die die Herrscher errichteten. Nichts davon ist jedoch erhalten.
Vor allem aus dieser Periode stammen Belege, dass Susa besonders mit Dilmun Handel trieb. So wurden in der Stadt vier typische Dilmunsiegel und sechs weitere Siegel, die offensichtlich Dilmunsiegel kopieren, gefunden. Schließlich gibt es eine Tontafel, die mit einem Dilmunsiegel gestempelt wurde.[16] Bei der Tafel handelt es sich um einen Vertrag. Ein weiterer Text hat die Lieferung von Silber durch Leute aus Dilmun zum Inhalt.[17]
Mittelelamische Periode
Die Zeit von circa 1500 bis 1000 v. Chr. ist die Blütezeit Elams. Susa war, mit einer kurzen Unterbrechung, weiterhin die Hauptstadt des Reiches, doch ist wiederum durch die späteren Überbauungen nur wenig aus dieser Zeit erhalten. In der Königsstadt legten Archäologen ein großes, fast quadratisches Gebäude frei, in dem etwa 50 nackte weibliche Figuren gefunden wurden, bei denen es sich wahrscheinlich um Fruchtbarkeitsidole handelt.[18]
Von Inschriften sind wiederum Tempelbauten bekannt, die archäologisch bisher nicht fassbar sind. Tepti-Ahar, der im Zeitraum von 1500 bis 1400 v. Chr. regierte, errichtete in Susa einen E.DU.A genannten Bau, der dem Inšušinak geweiht war. Von Šilhak-Inšušinak (etwa 1150–1120 v. Chr.) stammt eine Bauinschrift, die alle jene Vorgänger seiner Familie auflistet, die am Tempel des Inšušinak gebaut hatten. Der eigentliche Tempel dieser Zeit ist nicht erhalten. In diese Periode werden zwei Depots mit zahlreiche Objekten, wie Schmuck und Figuren, datiert. Von diesem Herrscher stammt auch eine bronzene Platte, auf der opfernde Figuren wiedergegeben sind. Sie stammt aus dem Bereich des Ninhursag-Tempels auf der Akropolis. Neben den Figuren sieht man zwei Strukturen, die an Zikkurats erinnern, vielleicht den Tempel von Ninhursag und Inšušinak darstellen und belegen könnten, dass diese Bauten Zikkurats waren.[19]
Von einem Bau dieses Herrschers gibt es Formziegel, deren Vorderseiten ein Relief mit der Darstellung großer stehender Figuren trägt. Es handelt sich um ein Fabelwesen mit dem Körper eines Bullen und dem Kopf eines Menschen. Die Figur steht vor einer Palme. Der eigentliche Bau, zu dem diese Reliefs einst gehörten, ist nicht mehr rekonstruierbar, stand aber wahrscheinlich auf der Apadana, wo die Ziegel in stark gestörtem Kontext gefunden wurden.
Ein herausragender Fund und eines der Hauptwerke elamischer Kunst ist die fast lebensgroße Bronzestatue der Napirasu, Gemahlin des Untasch-Napirischa.[20] Sie befand sich einst in dem Tempel des Ninhursag auf der Akropolis. Überhaupt gibt es verschiedene Fragmente, wie solche von Statuen des Untasch-Napirischa, die dessen rege Bautätigkeit unterstreichen, obwohl er mit Tschoga Zanbil eine neue Hauptstadt baute.
Šutruk-Nahhunte II. (etwa 1185–1155 v. Chr.) gilt als einer der bedeutendsten Herrscher von Elam und er scheint die Stadt durch mehrere Bauten, beispielsweise eine dem Inšušinak geweihte Säulenhalle, geschmückt zu haben. Šutruk-Nahhunte ist aber vor allem durch seine Feldzüge in Mesopotamien bekannt, bei denen er zahlreiche Monumente raubte und nach Susa brachte. Es handelt sich unter anderem um Statuen und Stelen. Hier ist vor allem der Codex Hammurapi zu nennen, der bei modernen Ausgrabungen in der Stadt gefunden wurde.
Neuelamische Periode
Auch die Neuelamische Periode ist archäologisch kaum belegt. Meist wurden Schichten mit Lehmziegelmauern, die sich kaum zu Grundrissen rekonstruieren ließen, gefunden. Die Keramik deutet jedenfalls eine kulturelle Kontinuität zur vorherigen Mittelelamischen Periode an. Bedeutende Bauten sind wiederum oftmals nur von Ziegelinschriften bekannt. Von Šutruk-Nahhunte III. stammt immerhin ein kleiner quadratischer Tempel, der mit glasierten Ziegeln dekoriert war. Diese Dekoration zeigt Greife, Löwen, Pferde und andere reale oder Fantasietiere.
Um 647 v. Chr. wurde die Stadt von Assurbanipal eingenommen, geplündert und zerstört. Die Plünderung der Stadt wird in seinen Annalen beschrieben. Demnach drang er in die Paläste der Stadt ein und nahm die dortigen Schätze nach Assyrien. Die Zikkurat von Susa, die archäologisch bisher nicht nachgewiesen ist, wurde zerstört. Dabei wird ausdrücklich erwähnt, dass deren Dekoration aus bronzenen Hörnern gestohlen wurde. Die Grabanlagen der elamitischen Herrscher wurden geöffnet, geplündert und deren Gebeine nach Assyrien gebracht. Die Plünderung der Stadt soll einen Monat und 25 Tage angedauert haben.[21]
Nach der Eroberung durch die Assyrer wurde die Stadt schnell wieder neu besiedelt und war weiterhin ein bedeutendes Zentrum. Schriftliche Quellen zur Geschichte der Stadt fehlen jedoch, so dass man zu ihrer Bedeutung praktisch nichts sagen kann. Bei Ausgrabungen konnte ein Archiv mit 298 Urkunden wirtschaftlicher Natur gefunden werden.
Nach dem Sieg über die assyrische Armee soll der erste neubabylonische Herrscher Nabopolassar (626–605 v. Chr.) die von den Assyrern nach Uruk verbrachten Götterstatuen wieder nach Susa zurückgegeben haben. Von Nabu-kudurri-usur II. haben sich beschriftete Ziegel, die vielleicht auf Bau-, zumindest auf Renovierungsarbeiten an Tempeln hindeuten, erhalten. In Susa selbst wurden Texte, die möglicherweise andeuten, dass Elam wieder für eine gewisse Zeit unabhängig war, gefunden. Ein Herrscher namens Hallutasch-Inschuschinak ist von Ziegeln bekannt, die von der Neuerbauung des Inšušinak-Tempels berichten.[22]
Achämenidenreich: Hauptstadt eines Großreiches
Das Susa des Achämenidenreiches ist besser bekannt als die Stadt der anderen Epochen. Die Stadt wurde zu einer der Residenzstädte des Reiches ausgebaut. Das biblische Buch Ester spielt zum großen Teil im Susa der Zeit von Xerxes I. Bei dem griechischen Historiker Herodot ist es sogar die einzige persische Residenz, die Erwähnung findet.
Auf der Apadana wurde in dieser Zeit ein großer Palast für Dareios I. errichtet. Dieser Herrscher war es vor allem, der die Stadt erheblich um- und ausbaute. Teile der Bevölkerung wurden nach Osten und Norden, in das sogenannte Künstlerviertel umgesiedelt. Auf der Akropolis stand nun eine Festung. Die Königsstadt war zu dieser Zeit von einer Mauer umgeben, die an ihrer Basis fast 20 Meter breit und 10 bis 12 Meter hoch war.
Der Palast von Dareios I. ist sicherlich das wichtigste noch heute zu sehende Gebäude in der Stadt. Die Erbauung des Palastes wird in Inschriften beschrieben. Für den Bau kam Zedernholz aus dem Libanon, andere Holzarten aus Indien, Gold aus Sardis und Baktrien. Die Steine für die Säulen des Palastes wurde in der Nähe der Stadt gebrochen. Die Handwerker für diesen Bau kamen aus vielen Teilen des Reiches.[23] Das Gebäude selbst bestand aus einer Reihe von Höfen. Im Osten stand ein großer Torbau und im Norden stand die Apadana, die Säulenhalle, die dem ganzen Viertel den Namen gab. Der Bau war reich mit reliefierten Kacheln dekoriert. Viele Inschriften von Dareios I., meist in altpersisch, aber auch in elamitisch oder babylonisch verfasst, konnten im Palast aber auch in der Stadt geborgen werden.
Neben diesem Palast gab es noch weitere derartige Bauten. Im Westen der Stadt, jenseits des Schaur, wurde ein achämenidisches Palastgebäude ausgegraben. Der Bau ist jedoch nur schlecht erhalten. In dieser Gegend wurden bei modernen Bauarbeiten im Jahr 1969 die Reste einer weiteren Säulenhalle entdeckt, die Artaxerxes II. zugeordnet wurde. Schließlich konnte ganz im Süden der Stadt ein großes, palastartiges Gebäude ausgegraben werden. Dessen Datierung ist umstritten, doch wurden hier achämenidische Elfenbeinarbeiten, die wahrscheinlich Einlagen in Möbeln waren, gefunden. Auch wenn das ausgegrabene Gebäude also vielleicht in spätere Zeit zu datieren sein sollte, so deuten diese Intarsien doch auf wichtige Bauten bereits in achämenidischer Zeit.[24]
Griechen, Parther und Sassaniden
Die seleukidische Stadt
Alexander der Große eroberte die Stadt während seines Orientfeldzuges. Hier traf er auf Nearchos, der auf dem Seeweg den Persischen Golf erkundet hatte. Alexander der Große feierte in Susa die Massenhochzeit zwischen Griechen und Persern. Unter den Seleukiden wurde Susa als „Seleukia am Eulaios“ zur griechischen Kolonie und hatte damit den Status einer Polis. Seleukos I. begann hier Münzen zu prägen, obwohl es den Anschein hat, dass die Anzahl der in der Stadt herausgegebenen Münzen nicht sehr groß war. Susa ist reich an griechischen Inschriften, was vielleicht auf eine nennenswerte Anzahl von in der Stadt lebenden Griechen hinweist. Vor allem in der Königsstadt konnten große, reich ausgestattete Peristylhäuser ausgegraben werden.[25] An Kleinfunden gibt es zahlreiche Terrakotten und Siegelabdrücke in einem vollkommen hellenistischen Stil. Die Inschriften bezeugen griechische Institutionen, wie ein Gymnasion und ein Stadion.
Die griechischen Inschriften werfen auch Licht auf das religiöse Leben der Stadt. Hauptgöttin der Stadt war nun Nanaya, die in anderem Kontext mit Artemis gleichgesetzt wird. Die Göttin hatte einen bedeutenden Tempel, der zwar nicht erhalten ist, von dem sich aber beschriftete Blöcke in sassanidischen Bauten wiederverwendet fanden. Es ist nicht bekannt, ob der alte Tempel des Inšušinak zu dieser Zeit noch stand und genutzt wurde. Immerhin gibt es einen Text aus Uruk, der in seleukidische Zeit zu datieren ist und der davon berichtet, dass alte Schriften in Elam kopiert und nach Uruk gebracht worden sind. Obwohl Susa nicht genannt wird, kann davon ausgegangen werden, dass diese Schriften in Susa gelagert wurden und dass es dort ein Fortbestehen elamitischer Kulte gab.[26]
Die parthische Stadt
Um 147 v. Chr. fielen Susa und die angrenzende Elymais vom Seleukidischen Reich ab. Die Stadt wurde zumindest zeitweise von den Herrschern der Elymais regiert. Kamnaskires II. Nikephoros prägte hier Münzen. Die Stadt gelangte vielleicht wieder kurzzeitig unter seleukidische Herrschaft, doch beginnend mit Phraates II. (ca. 138–127 v. Chr.) bis Gotarzes II. (ca. 40–51 n. Chr.) prägten fast alle parthischen Herrscher Münzen in der Stadt, die also zumindest in diesem Zeitraum fest in parthischer Hand war. Die Stadt wurde in dieser Zeit von einem stratiarchos, einem General, verwaltet. Ein gewisser Zamaspes ist von einer Inschrift mit Namen bekannt. Unter Phraates IV. wurde die Stadt vielleicht sogar in Phraata in Susa umbenannt. [27] Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts wurde sie wahrscheinlich, zumindest zeitweise, wieder von Herrschern der Elymais regiert.[28] 116 eroberte der römische Kaiser Trajan im Zuge seines Partherfeldzuges die Stadt. Sie blieb aber nur kurz unter römischer Verwaltung.
In parthischer Zeit verlor Susa seine Funktion als bedeutende internationale Handelsstadt, die nun von den Orten der Charakene übernommen wurde. Trotzdem blieb Susa das Zentrum einer landwirtschaftlich wichtigen Region und eine wohlhabende Stadt. Vom Ende der parthischen Herrschaft stammt eine in das Jahr 215 n. Chr. datierte Stele, die den Statthalter von Susa, Chwasak, zeigt, wie er vor Artabanos IV. steht und ihm seine Loyalität bekundet.
Die griechischen Inschriften belegen, dass die Stadt, zumindest bis in die erste Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr., weiter als griechische Polis mit griechischen Institutionen und Verwaltung existierte. Hier ist die Kopie eines Briefes von König Artabanos II. zu nennen, der ins Jahr 21 n. Chr. datiert wird und Archonten, griechische Beamte, bezeugt.
Vor allem die parthischen Schichten sind besonders umfangreich und belegen auch archäologisch, dass die Stadt florierte. In der Königsstadt konnten großzügig angelegte Stadtvillen ausgegraben werden.[29] An Bauten wurden unter anderem die Grabgewölbe der Einwohner gefunden. An Funden sind wiederum zahlreiche Terrakotten in griechischem, aber auch parthischem Stil, sowie Knochenfiguren von Frauen zu nennen. Es gibt Beispiele parthischer Skulptur. Herausragend ist ein in das zweite nachchristliche Jahrhundert zu datierender Frauenkopf. Antiochos, Sohn des Dryas, signierte das Werk.[30]
Die sassanidische Stadt
Susa wurde 224 von dem Sassaniden Ardaschir I. erobert und zerstört, doch gleich darauf wieder aufgebaut und vielleicht sogar zeitweise königliche Residenz. Schapur I. soll nach einer späteren Überlieferung seinen Lebensabend in der Stadt verbracht haben, obwohl diese Überlieferung unsicher ist und sich vielleicht eher auf Schapur II. bezieht. Susa wurde ein Handelszentrum besonders im Goldhandel. In der Stadt wurden weiterhin Münzen geprägt. 339 wurde die Stadt von Schapur II. mit 300 Elefanten nochmals zerstört und wieder neu aufgebaut.[31]
Die erneute Zerstörung ist mit einem Aufstand von Christen und deren pro-römischen Tendenzen zu verbinden. Die Stadt hatte in einem separaten Stadtteil eine christliche Gemeinde. Susa hatte auch einen nestorianischen Bischof, dessen letzter Vertreter 1265 bezeugt ist. Auch archäologisch ist das Christentum in der Stadt belegt. Es wurde unter anderem eine Stucktafel mit dem Bild eines christlicher Heiligen gefunden. Es wird berichtet, dass hier Weber für Seidenbrokat angesiedelt wurden.[32]
Archäologisch ist festzustellen, dass die Schichten der sassanidischen Stadt im Vergleich zur parthischen Periode weniger hoch sind, es aber weiterhin bedeutende Bauten gab und Susa sicherlich weiterhin ein regionales Zentrum blieb. Mit über 400 Hektar erreichte Susa ihre größte Ausdehnung.[33] Die geringeren Schichten und größere Ausdehnung mag auf eine insgesamt lockere Bebauung hindeuten. Es gibt zwei substanzielle Münzhortfunde aus dieser Zeit, einer von ihnen mit 1.171 Münzen. Ausgrabungen erbrachten teilweise reich ausgestattete Wohnhäuser, eines von ihnen dekoriert mit figürlichen Wandmalereien, die unter anderen einen Reiter zeigen.[34] Der Palast auf der Apadana ist offensichtlich überbaut worden. Auch aus der sassanidische Stadt stammen viele Terrakotten.[35]
Die islamische Stadt
639 wurde Susa bei der arabischen Eroberung des Iran zerstört, erholte sich aber von diesem Schlag. Auch die islamische Stadt war ein regionales Zentrum, das mit über 400 Hektar weiterhin beachtliche Ausmaße hatte.[36] Es wurde die erste Moschee errichtet, aber auch nestorianische Bischöfe sind weiterhin bezeugt, daneben gab es eine jüdische Gemeinde mit einer eigenen Synagoge. In der Stadt wurde das Grab des Heiligen Daniel (vgl. Buch Daniel) (wobei mehrere Orte beanspruchten sein Grab zu beherbergen) lokalisiert, das ein Pilgerzentrum wurde und auch heute noch ist.
Die Stadt war in dieser Zeit weiterhin ein Produktionszentrum für Luxusstoffe. Susa wurde um 1259 von den Mongolen zerstört und konnte danach nie wieder die alte Bedeutung erlangen. Archäologisch ist die islamische Periode vor allem durch ihre reiche Keramik gekennzeichnet. Heute ist der Ort ein kleines lokales Zentrum mit dem Namen Schusch und circa 60.000 Einwohnern.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Biographie de Morgans auf Iranica.com
- ↑ Potts: Elam, S. 52
- ↑ M. Voigt, R.H. Dyson: The Chronology of Iran, ca. 8000-2000 BC, In: R. W. Ehrich (Herausgeber): Chronologies in Old World Archaeology, Chicago/London, S. 122-178, besonders Table 2
- ↑ F. Hope: Cemetery or mass grave? Reflections on Susa, In: F. Vallat (Herausgeber): Melanges Jean Perrot, Paris 1990, S. 5
- ↑ F. Hope: Cemetery or mass grave? Reflections on Susa, In: F. Vallat (Herausgeber): Melanges Jean Perrot, Paris 1990, S. 1-13
- ↑ Potts: Elam, S. 46–49.
- ↑ Potts: Elam, S. 52–69.
- ↑ Potts: Elam, S. 71–74.
- ↑ Potts: Elam, S. 93–97.
- ↑ Potts: Elam, S. 111–120.
- ↑ Potts: Elam, S. 122–129.
- ↑ P. Amiet: Quelques sceaux elaites, In: H. Gasche, M. Tanret, C. Janssen, A. Degraeve (Herausgeber): Cinquante-deux reflexions sur le Proche-Orient ancien offertes en hommage à Leon de Meyer, Gent 1994, S. 59-66
- ↑ Potts: Elam, S. 132.
- ↑ L. de Meyer: Les archives d’Igibuni. In: L. de Meyer, H. Gasche, F. Vallat (Hrsg.): Fragmenta. 1986, S. 75–77.
- ↑ Ghirsham: L’architecture elamite et ses traditions. In: Iranica Antiqua 5, 1965, fig. 3.
- ↑ M. Lamdert: Tablette de Suse avec cachet du Golfe. In: Revue d’Assyriologie et d’archéologie Orientale 70, 1976, S. 71–72, fig. 1.
- ↑ Potts: Elam, S. 171–181.
- ↑ A. Spycket: Les figurines de Suse, Paris 1992, S. 157, 182, 187
- ↑ Potts: Elam, S. 239
- ↑ Potts: Elam, S. 218-19, fig. 7.3.; Bild der Statue: [1]
- ↑ M. Streck: Assurbanipal und de letzten assyrischen Könige bis zum Untergang Niniveh's, 1. Band, Leipzog 1916, S. 57
- ↑ Potts: Elam, S. 297–302.
- ↑ F.-W. König: Der Burgbau zu Susa nach dem Bauberichte des Könige Dareios I., Leipzig 1930
- ↑ Potts: Elam, S. 325–337.
- ↑ Martinez-Sève: Les figurines de Suse, S. 798, pl. III.
- ↑ J.B. Pritchard: Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament, Princeton 1969, S. 345; vgl. auch allgemein Potts: Elam, S. 358–371 (Übersetzung aller griechischen Inschriften aus der Stadt).
- ↑ Potts: Elam, S. 396.
- ↑ Potts: Elam, S. 397
- ↑ Martinez-Sève: Les figurines de Suse, S. 799–800, pls. IV–V.
- ↑ Potts: Elam, S. 391–401.
- ↑ Unsicher bleibt, ob die Stadt den neuen Namen Eran-Xwarrah-Schapur-Scharestan erhielt: Potts: Elam, S. 425 bringt Argumente dagegen, während sich G. Gropp in der Encyclopædia Iranica dafür ausspricht, siehe Weblinks.
- ↑ Abgebildet in: Potts: Elam, S. 429, pl. 11.2.
- ↑ Amiet: Suse. 6000 ans d’histoire.
- ↑ Potts: Elam, S. 93–97; Plan eines Teils der Wohnbauten in: Martinez-Sève: Les figurines de Suse, S. 801, pls. VI; R. Boucharlat: Suse à l’époque sasanide. Une capitale prestigieuse devenue ville de province. In: Mesopotamia 22, 1987, S. 357–366.
- ↑ Martinez-Sève: Les figurines de Suse.
- ↑ Amiet: Suse. 6000 ans d’histoire
Literatur
- Pierre Amiet: Suse. 6000 ans d’histoire. Réunion des musées nationaux, Paris 1988.
- Prudence O. Harper, Joan Aruz, Françoise Tallon (Hrsg.): Musée du Louvre. The royal city of Susa. Ancient Near Eastern treasures in the Louvre. New York 1993.
- Prudence O. Harper, Joan Aruz, Françoise Tallon (Hrsg.): La Cité royale de Suse. Trésors du Proche-Orient ancien au Louvre. Réunion des musées nationaux, Paris 1994 (Ausstellungskatalog).
- Daniel T. Potts: The Archaeology of Elam. Cambridge University Press, Cambridge 1999, ISBN 0-521-56358-5.
- F. Vallat: Suse et l'Elam, Paris 1980
AusgrabungsberichteObwohl bisher zahlreiche Ausgrabungsberichte erschienen sind, sind viele Grabungen bisher nicht oder nur zum Teil publiziert. Vor allem die gefundene Architektur wurde oftmals nur in kurzen Vorberichten und Plänen vorgelegt.
- P. Amiet: Glyptique susienne des origines à l’époque des Perses achéménides : cachets, sceaux-cylindres et empreintes antiques découverts à Suse de 1913 à 1967), Mémoires de la Délégation archéologique en Iran, Paris 1972
- R. Ghirshman: Cinq campagnes de fouilles a Suse (1946–1951). In: Revue d’Assyriologie et d’archéologie Orientale 46, 1952, S. 1–18.
- F. Malbran-Labat: Les inscriptions royales de Suse : briques de l'époque paléo-élamite à l'empire néo-élamite, Paris 1995
- L. Martinez-Sève: Les figurines de Suse. Réunion des musées nationaux, Paris 2002, ISBN 2-7118-4324-6.
- J. de Morgan, G. Jéquier, G. Lampre: Fouilles à Suse en 1897–1898 et 1898–1899. Paris 1900.
- G. Le Rider, Suse sous les Séleucides et les Parthes : les trouvailles monétaires et l'histoire de la ville, Mémoires de la Délégation Archéologique en Iran, Paris 1965
- V. Scheil: Inscriptions des Achéménides à Suse : Actes juridiques susiens, Mémoires de la Mission Archéologique de Perse, Bde 21-4, Paris 1929-33
- A. Spycket: Les figurines de Suse, Paris 1992
- M.-J. Steve, H. Gasche: L'Acropole de Suse : nouvelles fouilles (rapport préliminaire), Mémoires de la Mission Archéologique de PerseBd. 46, Leiden 1971
Weblinks
- Martinez-Seve: La ville de Suse à l'époque hellénistique PDF-file
- Fotos aus Susa (englisch)
- Informationen über Susa (englisch)
- Archaeological Discoveries at Susa
- Eintrag (englisch) in der Encyclopædia Iranica (inkl. Literaturangaben) [Susa unter den Sassaniden]
32.248.25Koordinaten: 32° 12′ N, 48° 15′ O
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