Schwalm (Maas)

Schwalm (Maas)
Schwalm
Die Schwalm in der Nähe des Hariksees

Die Schwalm in der Nähe des HarikseesVorlage:Infobox Fluss/KARTE_fehlt

Daten
Gewässerkennzahl DE: 284
Lage Deutschland, Niederlande
Flusssystem Maas
Abfluss über Maas → Nordsee
Quelle Bei Genhof
51° 5′ 51,5″ N, 6° 15′ 31,2″ O51.0976472222226.258661111111185
Quellhöhe 85 m ü. NN[1]
Mündung Bei Swalmen in die Maas
51.2487694444446.009772222222223

51° 14′ 56″ N, 6° 0′ 35″ O51.2487694444446.009772222222223
Mündungshöhe ca. 23 m NAP[1]
Höhenunterschied ca. 62 m
Länge 45,3 km[2]
Einzugsgebiet 268,665 km²[2]

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Durchflossene Stauseen Hariksee

Die Schwalm (Niederländisch: Swalm) ist ein 46 km langer Nebenfluss der Maas in Nordrhein-Westfalen (Deutschland) und in den Niederlanden.

Inhaltsverzeichnis

Flusslauf

Die Schwalm - Quelle

Die Quelle der Schwalm befindet sich in einem Feuchtgebiet südlich von Wegberg-Tüschenbroich bei etwa 85 m ü. NN. Von dort fließt ihr Wasser hauptsächlich durch den Naturpark Maas-Schwalm-Nette, wobei ihr Flussbett zwischen Rur, Nette und Niers verläuft.

Von der Gesamtlänge des Flusses bis zur Mündung in die Maas, nahe der Ortschaft Swalmen, verlaufen 13 km auf niederländischem Gebiet.

Teile des Flusslaufs, der unter anderem an den Orten Wegberg, Niederkrüchten, Schwalmtal, Brüggen-Born, Brüggen und Swalmen vorbeiführt, haben einen natürlichen Mäanderverlauf.

Das Einzugsgebiet der Schwalm ist etwa 275 km² groß, wovon rund 27 km² in den Niederlanden liegen.

Nebenbäche

  • Beeckbach
  • Mühlenbach
  • Knippertzbach
  • Kranenbach
  • Elmpter Bach

Flora und Fauna

Die Moorwald- und Heidemoorflächen des Schwalmverlaufs stellen Fauna und Flora einen vielfältigen Lebensraum bereit. Frösche, Libellen, Blaukehlchen, Eisvogel und Pirol sind ebenso anzutreffen wie Wasserhahnenfuß, Gagelstrauch oder andere seltene Pflanzen. Im Wasser sind Bachforelle, Barbe und Döbel heimisch, im Uferbereich außerdem verschiedene Vertreter der Familie der Biberratten.

Wasserqualität

Die Wasserqualität der Schwalm konnte in den letzten Jahren durch bauliche Maßnahmen an Kläranlagen und durch Renaturierungsmaßnahmen deutlich verbessert werden. Das Wasser der Schwalm hat heute überwiegend die biologische Güteklasse II bzw. II-III. Durch eine weitere Reduzierung des Schad- und Nährstoffeintrags wird mittelfristig für alle Gewässerabschnitte die biologische Güteklasse II angestrebt.

Quellgebiet

Das ursprüngliche Quellgebiet ist inzwischen ein Bruchwaldgebiet und notleidend geworden: das Wasser der Schwalm stammt vor allem aus den Sümpfungen (Abpumpgebieten) von Rheinbraun. Der Braunkohlentagebau ist verpflichtet, Sümpfungswasser, das sonst die bis zu 230 m tiefen Gruben füllte, in das Oberflächenwasser einzuspeisen. Dies geschieht mit Hilfe von Schlitzschächten, durch die das Wasser dem Grundwasser wieder zufließt. Gäbe es diese Schlitzschächte nicht, wären die Flüsse Niers und Schwalm längst ausgetrocknet. Dann würden auch die landschaftstypischen Erlen-Eschen-Feuchtwälder vergehen.

Geschichte

Die Schwalm vor Brüggen

Die Wasserkraft der Schwalm ist seit dem 13. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftsfaktor der Region gewesen. Um angrenzende Wiesen und Äcker besser entwässern zu können, wurde im 20. Jahrhundert der Flusslauf der Schwalm begradigt. Die Seen entlang der Schwalm sind durch Torfabbau Sandabbau oder Kiesabbau entstanden und teilweise später erweitert worden. Bis in die 1980er Jahre nahm die Wasserverschmutzung der Schwalm zu.

Die Region war ein großes Flachsanbaugebiet für die Textilindustrie. Die Leinsamen wurden in den zahlreichen Ölmühlen entlang der Schwalm gemahlen. Entlang der 21 Kilometer der Schwalm von der Quelle bis Overhetfeld gab es einst über 20 Mühlen. Einige dieser Mühlen existieren auch heute noch als Baudenkmäler und/oder werden als Ausflugslokale genutzt. Die älteste Wassermühle entlang der Schwalm ist die Mühlrather Mühle am Nordufer des Hariksees.

Seit 1976 wird versucht, die Schwalm und ihre Seen in einen ursprünglicheren Zustand zurückzuversetzen (den' Ursprungszustand gibt es nicht). Seit mindestens 1200 Jahren siedeln Menschen an der Schwalm und verändern ihn nachhaltig. So war das Städtchen Brüggen eine Grenzfestung zwischen den Herzogtümern Jülich und Geldern, die Schwalm bildete die Grenze, man nutzte ihr Wasser, um die Burggräben und Befestigungen zu fluten. In welchem Zustand Fluss und Flusstal um 1200 waren, als die Burg Brüggen fertig gebaut war, weiß keiner; weder die klimatischen noch die hydrologischen Zustände sind auch nur annähernd zuverlässig zu rekonstruieren.

Erfolgreich ist die Renaturierung bisher (Stand 2007) vor allem an einem etwa drei Kilometer langen Stück zwischen Born und Brüggen. Dort sind inzwischen Flussschleifen mit Werdern ( = Flussinseln) entstanden, Kopfweiden wurden angepflanzt. Nachgewiesen sind Biber, die aus der Maas eingewandert sind.

Eine Renaturierung des Hariksees, den die Schwalm durchströmt, erwies sich aufgrund von Wochenendhäusern als schwierig. Entlang des Ufers der Schwalm finden sich geschleifte Anlagen des Westwalles, so zum Beispiel am Hariksee und in der Nähe von Born als Ortsteil von Brüggen. Trümmer der weit nach dem Krieg gesprengten Westwallbunker sind inzwischen Sekundärbiotope z.B. für Fledermäuse, deren Bestand deutlich sinkt.[3]

Mühlen

An der Schwalm lagen 25 Mühlen, weitere Mühlen befanden sich an den Nebenbächen.

  • Ölmühle bei Tüschenbroich
  • Tüschenbroicher Mahlmühle
  • Bockenmühle in Watern
  • Bischofsmühle
  • Lohmühle bei Bissen
  • Wegberger Mühle
  • Kringsmühle in Dorp
  • Molzmühle
  • Neumühle zwischen Rickelrath und Schwaam
  • Papelter Mühle bei Lüttelforst
  • Jennekes Mühle
  • Lüttelforster Mühle
  • Pannenmühle bei Niederkrüchten
  • Radermühle
  • Brempter Mühle
  • Mühlrather Mühle am Hariksee
  • Frankenmühle
  • Borner Mühle
  • Vennmühle am Laarer Bruch
  • Brüggener Mühle
  • Dilborner Mühle
  • Bockler Mühle
  • Holter Mühle bei Swalmen (Niederlande)
  • Loymolen
  • Swalmener Watermolen

Gegenwart und Zukunft

Die Veränderungen des Flusslaufes in den 20er und 30er Jahren, die sogenannten Meliorisierungen ( = Verbesserungen), haben sich als sinnlos, schädlich und teuer erwiesen. In dieser Zeit wollte man auch das letzte Stück Feuchtwiese in Ackerland verwandeln. Besonders exzessiv betrieb das NS-Regime dies (an vielen Orten in Deutschland); auch um Deutschlands Autarkie zu erhöhen ("Deutsche, esst deutsches Brot"). Die Arbeiten waren zugleich eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme; die Nazis wollten so Arbeitslose in eine Beschäftigung bringen; die Arbeit hätte mit Baumaschinen billiger verrichtet werden können. Von diesen Eingriffen erholte sich die Schwalm nur teilweise. Als ab 1976 der Landschaftsverband Rheinland unter Prof. Dahmen aus Köln ein Konzept für den Naturpark Maas-Schwalm-Nette vorlegte, änderte sich vieles, auch für die Schwalm. Langfristig sollte aus dem Niederungsflüsschen Schwalm, die durch eutrophe (= überdüngte) Kuhwiesen floss und vor allem die Wegberger und Waldnieler Abwässer aufzunehmen hatte, ein naturnahes Gewässer werden. Deshalb ist der in Brüggen (Kreis Viersen) ansässige Schwalmverband entstanden.

Einige Naturschützer fürchten, dass Paddelbootfahrer und andere Touristen die naturnahe Landschaft am Unterlauf stören könnten, wo die Schwalm in einer sehr langen geraden Strecke der Grenze zwischen dem Niederrhein und der niederländischen Provinz Limburg (Swalmen) zuströmt. Seit Jahren nimmt der Fahrradtourismus zu; das Radwegenetz wurde ausgebaut und besser beschildert.[4]

Die Bahnstrecke Dülken–Brüggen - die sogenannte "Schwalmtal-Bahn" - von Brüggen über Amern, Waldniel, Dülken (nach Viersen und damit an die Hauptstrecke Venlo-Köln) ist in ihren letzten Stücken nach 2004 abgebaut worden.

Die in der Vergangenheit vom Menschen durchgeführten Veränderungen werden teilweise rückgängig gemacht. So baute man an einigen Abschnitten das ehemals kanalisierte Flussbett in einen Mäanderverlauf um. Sehenswert sind die Renaturierungen zwischen dem Borner See bei Brüggen-Born und etwa 1.500 m weiter westlich nahe der Borner Mühle.

Weiterhin werden an den Stauanlagen der zahlreichen Mühlen Fischaufstiege errichtet. Informationen über zahlreiche weitere Vorhaben siehe unter "Weblinks".

Literatur

  • Horst Jungbluth, Helmuth Elsner: Die Schwalm - Tal der Mühlen. Schwalmtal, 1989
  • Einrichtungsplan Naturpark Maas-Schwalm-Nette. Rheinland Verlag, Köln, nachgeführt bis 1994
  • An Niers-Schwalm-Nette -Herbert Feilke mit Photos von Ruth Kaiser-Braun; Ziethen-Verlag, Köln, 1984

Einzelnachweise

  1. a b Deutsche Grundkarte 1:5000
  2. a b Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  3. oberste Naturschutzbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen in Recklinghausen
  4. niederrheinrad.de ; www.niederrhein-tourismus.de

Weblinks

 Commons: Schwalm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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