Sieg des Glaubens

Sieg des Glaubens
Filmdaten
Deutscher Titel Sieg des Glaubens
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1933
Länge 60 Minuten
Stab
Regie Leni Riefenstahl
Drehbuch Leni Riefenstahl
Produktion Leni Riefenstahl
Musik Herbert Windt
Kamera Sepp Allgeier,
Walter Frentz,
Richard Quaas,
Paul Tesch,
Franz Weihmayr
Schnitt Leni Riefenstahl
Besetzung
Joseph Goebbels,
Hermann Göring,
Rudolf Hess,
Heinrich Himmler,
Adolf Hitler,
Robert Ley,
Willy Liebel,
August Wilhelm von Preußen,
Ernst Röhm,
Albert Speer,
Margarete Speer,
Julius Streicher,
Franz von Epp,
Franz von Papen,
Baldur von Schirach

Sieg des Glaubens ist ein NS-Propagandafilm von Leni Riefenstahl über den 5. Reichsparteitag der NSDAP vom 1. bis zum 3. September 1933 in Nürnberg. Dieser Parteitag stellte eine Besonderheit dar, da es der erste der NSDAP nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten war. Aus diesem Grund wurde er „Parteitag des Sieges“ genannt.

Die Welturaufführung des Films fand am 1. Dezember 1933 im Berliner Ufa-Palast am Zoo statt. Infolge des so genannten Röhm-Putsches wurde Sieg des Glaubens nach kurzer Zeit wieder aus dem Verkehr gezogen, da Ernst Röhm hier noch an der Seite Adolf Hitlers zu sehen ist. Der Film galt lange Zeit als verschollen, erst 1986 tauchte eine Kopie des Werks wieder auf. Der 60-minütige Film wurde von Riefenstahl aus 16.000 Metern Filmmaterial zusammengeschnitten.

Inhaltsverzeichnis

Die Regisseurin Leni Riefenstahl

Leni Riefenstahl, die später auch für Triumph des Willens und Tag der Freiheit verantwortlich war, wurde von Adolf Hitler persönlich gebeten, den Film über den Reichsparteitag von 1933 zu drehen. Hitler favorisierte Riefenstahl auf Grund ihrer künstlerischen Begabung. Der Reichsparteitagsfilm Sieg des Glaubens sollte keine nüchterne Nacherzählung des Geschehens werden, sondern eine propagandistische Inszenierung, die auf die Emotionen des Zuschauers abzielt. Der als Reportagefilm aufgemachte Propagandafilm sollte weniger informieren, sondern vielmehr begeistern und beeindrucken, wodurch sich die Vorstellungen von Hitler und Riefenstahl sehr nahe kamen.

Der Kontakt zu Leni Riefenstahl wurde am 17. Mai 1933 durch Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels intensiviert. In seinem Tagebuch heißt es: „Nachm. Leni Riefenstahl. Sie erzählt mir von ihren Plänen. Ich mache ihr den Vorschlag eines Hitlerfilms. Sie ist begeistert davon.“ Ebenso war Hitler von Riefenstahl sehr beeindruckt. Sie für dieses Projekt zu verpflichten, stieß innerhalb der Partei jedoch auf Unmut, da sie über keinerlei Erfahrungen im Bereich des Dokumentarfilms verfügte und zudem nicht Mitglied der NSDAP war. An dieser Stelle ist besonders der Konflikt zwischen Leni Riefenstahl und Arnold Raether, der vor 1933 schon Filme für die NSDAP gedreht hatte, zu betonen. Das von der Partei angedachte gemeinschaftliche Projekt von Riefenstahl und Raether entwickelte sich schnell zu einem Machtkampf zwischen den beiden Regisseuren, den die begabte Künstlerin für sich entschied. Bei der Endfassung des Films ist der Name Arnold Raether vollständig verschwunden.

Inhalt

Die Dreharbeiten zu Sieg des Glaubens begannen bereits am 27. August 1933 mit Sepp Allgeier als ersten Kameramann und endeten am 5. September 1933. Riefenstahl folgte dabei nicht einer chronologischen Ordnung, wie es für einen Dokumentarfilm zur damaligen Zeit typisch war, sondern erzeugte eine einfache, aber wirkungsvolle Dramaturgie.

Dafür unterteilte sie den Film in acht Themenblöcke:

  1. Nürnberg am Morgen vor dem Parteitag
  2. Ankunft Hitlers auf dem Flughafen
  3. Empfang im Rathaus
  4. Eröffnung des Parteikongresses in der Luitpold-Halle
  5. Appell der Amtswalter auf dem Zeppelinfeld
  6. Kundgebung der Hitler-Jugend im Stadion
  7. Parade der Parteigliederungen auf dem Marktplatz – Hitler und Röhm im offenen Wagen
  8. Totenehrung, Appell von SA, SS und Stahlhelm

Mit Sieg des Glaubens hat Riefenstahl eine neue Art des dokumentarischen Films geschaffen. Im Kontrast zu bereits bekannten Dokumentarfilmen hat die damals 31-Jährige einen eigenen Stil entwickelt, der darauf abzielte, die Ereignisse überhöht darzustellen. In Zusammenarbeit mit dem Kameramann Sepp Allgeier probierte sie noch nicht bekannte Perspektiven und Techniken aus. Durch die Nähe zu Hitler genoss Riefenstahl außergewöhnliche Privilegien, die es ihr ermöglichten, Nahaufnahmen des Diktators auf die Kinoleinwand zu übertragen. Außerdem wurde Hitler nicht nur während seiner Ansprachen, sondern auch abseits bei Unterhaltungen mit Parteiführern oder beim Betrachten der Parade gefilmt. Durch diese Aufnahmen entstand gewissermaßen ein Eindruck des Privaten.

Bei der Montage des Films versuchte Riefenstahl die Übergänge möglichst geschickt zu gestalten, so dass ein gewisser Rhythmus bei den gezeigten Bildern entstand. Eine weitere Besonderheit im Vergleich zum bekannten Dokumentarfilm zeigte sich im Fehlen eines gesprochenen Off-Kommentars. Es war ausschließlich der Originalton des Parteitags im Film zu hören. Untermalt wurde Sieg des Glaubens zusätzlich durch die Filmmusik von Herbert Windt, der Wagner-Klänge mit Parteihymnen vermischte. Ziel der Veranstaltung war die Selbstdarstellung der NSDAP, die nicht nur für die in Nürnberg anwesenden Zuschauer, sondern durch den Film auch für die Bevölkerung im ganzen Deutschen Reich ersichtlich werden sollte. Durch die Massenbegeisterung, die Riefenstahl in dem Film stets besonders betonte, trug Sieg des Glaubens erheblich zur Propaganda der Nationalsozialisten bei.

Wirkung

Nach Riefenstahls Ansicht ist Sieg des Glaubens ein unvollkommenes Stückwerk, ein bescheidener Film, wie sie stets betonte. Im Vergleich zu Triumph des Willens wird Hitler im ersten Teil der Parteitagstrilogie noch weitaus weniger als charismatischer Führer in Szene gesetzt. Der Film zeigt, dass die Machtentfaltung der Nazis zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war. Hitler ist noch nicht der alleinige Führer, sondern oftmals zusammen mit anderen Parteigrößen wie Rudolf Heß und Ernst Röhm zu sehen. Der Propagandaminister Joseph Goebbels fasste die Wirkung des Werkes wie folgt zusammen: „Er dokumentiert den Übergang von der Partei zum Staat“ (Kinkel 2002, 59). Außerdem enthält der Film einige misslungene Aufnahmen (verwackelte, unscharfe Bilder). Zeitgenössische deutsche Kritiker sahen in dem Werk einen gelungenen Propagandafilm.

Sieg des Glaubens richtete sich als erste filmische Darstellung an die gesamte deutsche Bevölkerung. Die Presse wies damals auf die Selbstverständlichkeit hin, dass sich jeder Bürger des Deutschen Reiches den Film anschaut. Um dies zu ermöglichen, wurde er oft vergünstigt oder gar umsonst angeboten. Ganze Schulklassen wurden geschlossen in die Kinos geführt, so dass auch Jugendliche bereits mit dem Propagandawerk konfrontiert wurden. Außerdem erließ Goebbels am 2. Dezember 1933 eine Verordnung, die es untersagte, Parteiveranstaltungen anzusetzen, die mit den Vorführungen von Sieg des Glaubens zeitlich kollidieren könnten. Schätzungsweise 20 Millionen Bürger des Deutschen Reiches haben den ersten Film der Parteitagstrilogie gesehen. Riefenstahl stieg durch Sieg des Glaubens zur wichtigsten Filmpropagandistin des Dritten Reiches auf.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Sieg des Glaubens bei filmportal.de


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