- Silberiodid
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Kristallstruktur __ Ag+ __ I- Allgemeines Name Silberiodid Andere Namen - Iodsilber
- Jodargyrit (Mineral)
Verhältnisformel AgI CAS-Nummer 7783-96-2 PubChem 24563 Kurzbeschreibung gelbliches, geruchloses Pulver[1]
Eigenschaften Molare Masse 234,77 g·mol−1 Aggregatzustand fest
Dichte 5,67 g·cm−3[1]
Schmelzpunkt Siedepunkt 1506 °C[1]
Löslichkeit unlöslich in Wasser (30 µg·l−1)[1]
Sicherheitshinweise GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2] keine GHS-Piktogramme H- und P-Sätze H: 413 EUH: keine EUH-Sätze P: keine P-Sätze [2] EU-Gefahrstoffkennzeichnung [1] keine Gefahrensymbole R- und S-Sätze R: keine R-Sätze S: 22-24/25 MAK 0,01 mg·m−3 (bezogen auf die einatembare Fraktion)[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Silberiodid (auch: Silberjodid) ist eine chemische Verbindung aus Silber und Iod. Es ist ein gelbliches, in Wasser unlösliches Salz.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Natürlich kommt Silberiodid als Mineral Jodargyrit vor.
Gewinnung und Darstellung
Silberiodid wird durch Ausfällen aus einer Silbernitrat-Lösung mit Hilfe von Kaliumiodid gewonnen.
Diese Reaktion wird auch in der chemischen Analytik als Nachweis für Iodid-Ionen benutzt, weil das entstehende AgI einen schwerlöslichen gelblichen Niederschlag bildet. Im Gegensatz zum Silberiodid lassen sich das ebenfalls schwer lösliche Silberchlorid (AgCl) und Silberbromid (AgBr) in Natriumthiosulfat lösen (Komplexbildungsreaktion). Chlorid-, Bromid- und Iodid-Ionen können so mit Hilfe von Natriumthiosulfat und Ammoniaklösung voneinander unterschieden werden.
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Von Silberiodid sind mehrere Modifikationen bekannt.[3] Bei Raumtemperatur ist das β-AgI thermodynamisch stabil, das in der Wurtzit-Struktur kristallisiert. Daneben existiert eine metastabile Modifikation, das γ-AgI, das eine Zinkblende-Struktur hat.
Oberhalb von etwa 147 °C ist das α-AgI stabil, das aufgrund seiner hohen Silberionen-Leitfähigkeit zu den festen Ionenleitern gehört. Seine ionische Leitfähigkeit liegt in der Größenordnung von 1 bis 2 S/cm [4] und ist vergleichbar mit der von Flüssigelektrolyten. Das α-AgI hat ein kubisch-innenzentriertes Iodid-Untergitter und ein strukturell fehlgeordnetes Silberionen-Untergitter. Die Silberionen können sich also zwischen den größeren Iodidionen frei bewegen. Durch Einlagerung von Rubidium-Ionen zum Rubidiumsilberiodid (Ag4RbI5) kann die Temperatur des α/β-Phasenüberganges auf unter Raumtemperatur gesenkt werden. Dadurch wird auch der Bereich der Ionenleitung bis auf Raumtemperatur ausgedehnt.
Die elektronische Leitfähigkeit von α-AgI beruht auf Elektronen-Lochleitung und ist proportional zum I2-Partialdruck. Sie ist gegenüber der auf den Silberionen beruhenden Leitfähigkeit um ungefähr den Faktor 1010 kleiner.[5] Dies macht Silberiodid als festen Elektrolyten besonders gut geeignet.
Chemische Eigenschaften
Silberiodid ist lichtempfindlich und zerfällt dabei langsam in die Elemente. An Sonnenlicht verfärbt es sich grün-grau. AgI löst sich in starken Komplexbildnern, wie Cyaniden oder Thiocyanaten.
Verwendung
Silberiodid wird mit Aceton gemischt aus Hagelfliegern versprüht, um in der Atmosphäre kleinste Kondensationskerne zur gezielten Regen- oder Hagelbildung zu erzeugen.
- Einerseits dient es dazu um schädliche Unwetter zu verhindern oder abzuschwächen. Es kann damit die Bildung von zu großen Hagelkörnern verhindert werden. In den USA wurde in den 1940er und 1950er Jahren versucht, mit Silberiodid Hurrikane vorzeitig abzuschwächen, die Wirkung war allerdings begrenzt.[6] In Deutschland wurde 1958 im Landkreis Rosenheim eine organisierte Hagelabwehr eingerichtet, die das Silberiodid aus über 100 Abschussstellen durch Raketen in die Wolken schoss.[6] Seit 1975 wird diese Aufgabe von zwei Anti-Hagel-Flugzeugen erledigt.[6] In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz gibt es noch weitere als Verein organisierte Hagelwehren.
- Andererseits wird versucht dadurch bestimmte Gebiete gezielt mit Niederschlag zu versorgen: Durch Impfen der Wolken mit Silberiodid-Feinstaub im Aufwindkanal einer Wolkenfront aus einem Flugzeug wird seit den 1980er Jahren (1986 bei Tschernobyl zur Verhinderung von radioaktiv belasteten Wolken) in mittleren Westen der USA und Russland aber auch testweise in Bayern versucht, die Wolken gezielt an einem definierten Ort abregnen zu lassen. Die Wirksamkeit dieser Methode ist statistisch zwar untersucht, aber der Erfolg ist gering (ca. 10% mehr Niederschlag). Das Silberiodid ist im dadurch gefallenen Schnee in geringsten Mengen analytisch nachweisbar. Diese Mengen sind für den Menschen angeblich ungefährlich.
- Mit dem konträren Ziel wird zu einzelnen Terminen ein bestimmtes Gebiet regenfrei gehalten, indem man die Schauer davor niedergehen lässt. So herrscht in Moskau am 9. Mai, dem Tag des Sieges, und am 12. Juni, dem Tag Russlands, Sonnenschein.[7] Bei den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 wurde Silberiodid mit Hilfe von Raketen in Regenwolken eingebracht, um einer Störung der Eröffnungsfeierlichkeiten vorzubeugen [8].
In den Anfangszeiten der Fotografie im 19. Jahrhundert wurde es wegen seiner Lichtempfindlichkeit für verschiedene Edeldruckverfahren wie Talbotypie, Kalotypie und Argyrotypie verwendet. Später wurde es durch besser geeignete Substanzen wie Silberbromid ersetzt.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g Eintrag zu Silberiodid in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 21. Januar 2007 (JavaScript erforderlich)
- ↑ a b Datenblatt Silver iodide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 29. Mai 2011.
- ↑ J. G. P. Binner, G. Dimitrakis, D. M. Price, M. Reading, B. Vaidhyanathan: "Hysteresis in the β–α Phase Transition in Silver Iodide", Journal of Thermal Analysis and Calorimetry 2006, 84, S. 409–412 [1]
- ↑ W. Biermann, W. Jost: Z. Phys. Chem. N. F. 1960, 25, S. 139
- ↑ B. Ilschner: J. Chem. Phys. 1958, 28, S. 1109
- ↑ a b c Mara Schneider: Das Wetter lässt sich nur bedingt kontrollieren. news.de, 19.02, abgerufen am 21. Februar 2009 (Nachrichtenartikel, deutsch).
- ↑ Anne Gellinek, Janin Renner, Kay Siering: Die Wolkenschieber, Filmdokumentation
- ↑ http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,569361,00.html
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