Silbernitrat

Silbernitrat
Strukturformel
Struktur von Silbernitrat
Allgemeines
Name Silbernitrat
Andere Namen
  • Salpetersaures Silber
  • Silbersalpeter
  • Höllenstein
  • Lapis Infernalis
Summenformel AgNO3
CAS-Nummer 7761-88-8
PubChem 24470
ATC-Code

D08AL01

Kurzbeschreibung

farblose, durchsichtige, nicht hygroskopische, rhomboedrische Kristalle[1]

Eigenschaften
Molare Masse 169,87 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

4,35 g·cm−3 (19 °C)[2]

Schmelzpunkt

212 °C[2]

Siedepunkt

440 °C (thermische Zersetzung)[2]

Löslichkeit
  • leicht löslich in Wasser (2160 g·l−1 bei 20 °C)[2]
  • schlecht löslich in Ethanol[1]
Sicherheitshinweise
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [3]
03 – Brandfördernd 05 – Ätzend 09 – Umweltgefährlich

Gefahr

H- und P-Sätze H: 272-314-410
EUH: keine EUH-Sätze
P: 273-​280-​301+330+331-​305+351+338-​309+310 [2]
EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus RL 67/548/EWG, Anh. I [3]
Brandfördernd Ätzend Umweltgefährlich
Brand-
fördernd
Ätzend Umwelt-
gefährlich
(O) (C) (N)
R- und S-Sätze R: 8-34-50/53
S: (1/2)-26-36/37/39-45-60-61
MAK

0,01 mg·m−3[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

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Hand mit AgNO3 beschmutzt

Silbernitrat (trivial: Höllenstein, lateinisch: Lapis infernalis unterirdischer Stein) ist ein Salz der Salpetersäure. Es ist zusammengesetzt aus dem Kation Ag+ und dem Nitratanion NO3.

Inhaltsverzeichnis

Gewinnung und Darstellung

Die Herstellung erfolgt durch Reaktion von Silber mit Salpetersäure unter Bildung nitroser Gase:[1]

\mathrm{3\ Ag + 4\ HNO_3 (conz.) \rightarrow\ 3\ AgNO_3 + 2\ H_2O + NO}

oder durch die Reaktion von Salpetersäure mit Silberoxid ohne Bildung nitroser Gase:

\mathrm{Ag_2O + 2\ HNO_3 \rightarrow\ 2\ AgNO_3 +  H_2O}

Eigenschaften

Silbernitrat, AgNO3, bildet farblose, tafelförmige Kristalle. Es ist sehr leicht in Wasser und schwer in Ethanol löslich. Silbernitrat hat einen Schmelzpunkt von 209 °C, bei Erhitzen auf etwa 440 °C erfolgt Zersetzung unter Abscheidung von metallischem Silber und Abgabe nitroser Gase. Es muss gut verschlossen und vor Licht geschützt (beispielsweise in braunen Glasflaschen) gelagert werden, da bereits geringe Staubmengen ausreichen, um Silbernitrat unter Lichteinwirkung zu feinverteiltem Silber zu reduzieren. Sehr reines Silbernitrat ist dagegen nicht lichtempfindlich. Silbernitrat bildet mit Chlorid-, Bromid-, Iodid- und Sulfidionen schwerlösliche Niederschläge.

\mathrm{Ag^+ {(aq)} + NO_3^- {(aq)} + X^- {(aq)} \rightarrow } \mathrm{AgX {(s)} + NO_3^-{(aq)} \ , \ X = Cl, Br, I}
Gibt man Silbernitratlösung zu einer wässrigen Halogenidlösung, fällt festes weißes oder gelbes Silberhalogenid aus, Nitrat bleibt in Lösung.

Mit Basen (z.B. Natriumhydroxid) bildet sich Silber(I)-oxid:[4]

\mathrm{2 \ AgNO_3 +  2 \ NaOH \rightarrow Ag_2O +  2 \ NaNO_3 + H_2O}

Silbernitrat denaturiert Eiweiß durch Bildung von Silbersalzen der Eiweiße (z. B. Silberalbuminat), in Lösungen flocken diese aus. Bei Hautkontakt bilden sich rasch schwarze Flecken, da die Silberionen zum Metall reduziert werden.

Verwendung

  • Silbernitrat dient zum Nachweis von Aldehydgruppen und Proteinen. In der Proteinbiochemie wird Silbernitrat zum Anfärben von Proteinen verwendet, die z. B. in einem Polyacrylamid-Gel aufgetrennt wurden. In der Histologie kommt Silbernitrat zur Färbung von Gewebeschnitten, beispielsweise bei der Golgi-Cox-Methode, zum Einsatz. In der Kriminaltechnik (Daktyloskopie) wird eine Silbernitrat-Methanol-Lösung zur Sichtbarmachung von Fingerabdrücken benutzt.
  • Silbernitrat ist Ausgangsstoff zur Darstellung anderer Silbersalze, besonders der Silberhalogenide, die in der Fotografie verwendet werden. Es dient zur galvanischen Versilberung, zur Herstellung von Silberspiegeln und als Haarfärbemittel.
  • In der Medizin wird Silbernitrat als Antiseptikum und Adstringens (0,5-%ige Lösungen zur lokalen Behandlung) sowie als Ätzmittel („Höllenstein-Ätzstift“, Österreich: „Lapisstift“) gegen Hautwucherungen, Geschwüre und Warzen benutzt. Bis vor einigen Jahren wurde Neugeborenen eine einprozentige Silbernitratlösung in die Augen getropft, um eine gonorrhoeische Augeninfektion zu verhindern (Credé-Prophylaxe). Heute wird stattdessen ein Antibiotikum gegeben, welches nicht in den Augen schmerzt und gegen mehrere unterschiedliche Keime gleichzeitig wirkt. Auf Grund der zunehmenden Antibiotika-Resistenz allerdings wird inzwischen überlegt, wieder zum Einsatz von Silbernitrat zurückzukehren.
  • In der Biotechnologie kann Silbernitrat als Additiv in Kulturmedien verwendet werden, beispielsweise für Kalluskulturen. Ziel ist hierbei, die als Ethylen-Antagonist wirkenden Silberionen[5] im Medium bereitzustellen. Vorteil ist hierbei die gute Wasserlöslichkeit des Silbernitrats, möglich wäre ansonsten auch die Verwendung von Silberchlorid oder einem ähnlichen Salz.
  • Silbernitrat wird für die Präparation von Geldscheinen verwendet, um Diebe oder Bankräuber zu identifizieren, da sich nach Berührung die Haut nicht abwaschbar schwarz färbt.[6]

Rezeption in der Unterhaltungsindustrie

In modernen Vampir- oder Werwolf-Horrorfilmen wird Silbernitrat teilweise als Waffe gegen jene fiktiven Wesen genannt, da ihnen eine tödliche Allergie gegen Silber nachgesagt wird. Weil Silberkugeln vor Eintritt des Todes entfernt werden könnten, verwenden die jeweiligen Schützen in Flüssigkeit gelöstes Silbernitrat, welches – so die Theorie – in die Blutbahn des Wesens gelangt und daher nicht mehr aufgehalten werden kann. Filme, die dieses Thema aufgreifen sind beispielsweise Underworld oder die Blade-Trilogie.

Einzelnachweise

  1. a b c RÖMPP Silbernitrat. In: Römpp Online - Version 3.5. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2009.
  2. a b c d e f Eintrag zu Silbernitrat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. September 2007 (JavaScript erforderlich)
  3. a b Eintrag zu CAS-Nr. 7761-88-8 im European chemical Substances Information System ESIS (ergänzender Eintrag)
  4. E. Campaigne, W. M. LeSuer: 3-Thiophenecarboxylic (Thenoic) Acid. In: Org. Synth. 1963, Coll. Vol. 4, S. 919. (preparation of Ag2O, used in oxidation of an aldehyde)
  5. E. M. Beyer: Potent inhibitor of ethylene action in plants. In: Plant Physiology. 1976, 58, 3, S. 268-271.
  6. Carola Gessner: Schwarze Finger durch markiertes Geld. Süddeutsche Zeitung (vom 26. August 2007)

Weblinks


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