Simson S50

Simson S50

Die S50 ist ein zweisitziges Kleinkraftrad, welches als Nachfolgemodell der Mokicks Star und Habicht zwischen 1975 und 1980 im Thüringer VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk „Ernst Thälmann“ Suhl (Markenname: Simson) produziert wurde. Es war wegen seines für damalige Verhältnisse sportlichen Aussehens besonders bei den Jugendlichen in der DDR beliebt und begehrt. Bis auf Details wie das Scheinwerfergehäuse, unterscheidet es sich äußerlich kaum vom Nachfolgemodell S51.

Simson S50B von 1975 mit dem älteren Tank. Originaler Erstlack: saharabraun

Das Kleinkraftrad besitzt eine Weiterentwicklung des in der Schwalbe und dem Star verwendeten 50-cm³-Zweitaktmotors mit der Bezeichnung M53/1 KF (KF= Kickstarter & Fußschaltung). Der im S50 verwendete M53/2 KF unterscheidet sich hauptsächlich durch die Fahrtwindkühlung, die Motoraufhängung und das obere Pleuellager (Wechsel von Gleitlagerung in Bronzebuchse zu Nadellagerung) von der Baureihe M53/1.

Vorzüge dieses Mokicks waren die einfache, sehr anspruchslose Technik sowie das hervorragende Fahrwerk, welches praktisch unverändert in den Nachfolgemodellen bis 2002 weiterproduziert wurde. Hierfür spricht auch die für ein Kleinkraftrad große Reichweite von über 300 km, die auch zu zweit zurückgelegt werden können. Durch diverse Anbauteile wie etwa einer Knieschutzdecke, Beinschild und Kofferträger (zur Montage der auch bei MZ verwendeten 26-Liter-Pneumant-Koffer) konnte man den Gebrauchswert des Mokicks noch individuell steigern.

Ein S50-Motor; er unterscheidet sich durch die stärkere Verrippung des oberen Zylinderkopfdeckels von seinem Nachfolger, dem S51-Motor
Simson S50 Tankform ab 1978

Generell unterschied man zwischen den Modellen S50 N, S50 B, S50 B1 und S50 B2. Das S50 N wurde ausschließlich in Blau angeboten und hatte eine schlichtere elektrische Anlage (keine Blinker, kein Zündschloss, nur innenliegende Zündspule) und die Soziusfußrasten wurden direkt an der Schwinge befestigt. Somit war die S50N etwas leichter. Die S50B besaß u. a. ein Zündschloss, sowie eine 4-Leuchten-Blinkanlage. Die S50 B1 hatte, neben den Einrichtungen vom S50 B, bereits ein Standlicht, eine Lichthupe, 25W/25W-Fahrlicht und eine außenliegende Zündspule. Die S50 B2 schließlich besaß eine elektronische Zündung, vier Blinker, einen 6V-35/35-Watt-Scheinwerfer. Ab 1978 bekamen alle S50 einen flacheren Tank. Aufbauend auf die Serie S50 gab es Ende der 1970er Jahre auch Versuche mit 100 cm³ und zwei Zylindern. Da aber bereits MZ Motorräder baute, wurden diese Entwicklungen nie in Serie gebaut.

Erstmals bei Kleinkrafträdern kam in der S50-Baureihe (beim S50B2) auch eine kontaklose Zündanlage zum Einsatz. Die elektronische Zündanlage – auch SLEZ (Schwunglichtelektronikzündung) oder HKZ (Hochspannungskondensatorzündung) genannt – stellt für damalige DDR-Verhältnisse eine Besonderheit dar. Entwickelt in Zusammenarbeit mit dem VEB Fahrzeugelektrik Karl-Marx-Stadt sowie dem VEB Keramische Werke Hermsdorf und VEB Fahrzeugelektrik Ruhla wurde erstmals eine vollelektronische und damit wartungfreie Zündung für Kleinkrafträder eingesetzt. Durch das Funktionsprinzip mit Speicherkondensator und Hall-Schaltkreis erfolgt der Zündspannungsaufbau in 1/10 der Zeit welche bei unterbrechergesteuerten Anlagen benötigt wird, außerdem steigt die Zündspannung auf bis zu 30 kV an. Diese Zündanlage bedarf keinerlei Aufmerksamkeit. Die einmal vorgenommene Zündeinstellung bleibt über die gesamte Lebensdauer des Motors erhalten, es werden Kerzenlaufleistungen bis zu 25.000 km erreicht. Witterungseinflüsse wie Regen, Nebel und Kälte haben keinen Einfluss mehr auf die Zünd- und Funktionssicherheit der Anlage bzw. des Kleinkraftrades, wie es oft bei den unterbrechergesteuerten Anlagen der Fall ist. Der Schwunglichtprimärzünder mit innenliegender Zündspule und Hochspannungsdurchführung ist hier besonders betroffen.

Nachteile der S50 waren die in der DDR allgemein vorhandenen Qualitätsprobleme der verwendeten Materialien; verschleißstarke Ketten, Kontaktzündung und minderwertige Motorlager erforderten häufige Wartung. Viele heute noch gefahrene S50 hingegen sind mit modernen Verschleißteilen ausgerüstet und erreichen damit eine höhere Lebensdauer. Durch die große Verbreitung des in vielen Teilen kompatiblen Nachfolgemodells S51 existiert auch heute noch ein großer Markt inklusive Herstellung von Ersatzteilen für die S50.

Die Fahrzeuge wurden von der DDR auch in verschiedene, meist sozialistische oder Entwicklungsländer exportiert.

Insgesamt wurden 562.100 S50 gebaut. Der Einzelhandelsverkaufspreis des Modells S50 B2 betrug 1680 Mark. Alle S50-B-Typen wurden in den Farben rapsgelb, kirschrot, saharabraun oder saftgrün ausgeliefert. Die S50-N-Typen haben blauen Lack.

In Deutschland sind die Fahrzeuge dieses Typs besonders bei Jugendlichen immer noch beliebt, weil sie aufgrund des Einigungsvertrages und der Fahrerlaubnisverordnung (§§76 FeV, Nr. 8 §6 Abs. 1) trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h mit einer Fahrerlaubnis der Klasse M gefahren werden dürfen. Normalerweise ist die Klasse M auf Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h beschränkt.

Allgemeine Daten

Kenngröße Simson S50 N Simson S50 B Simson S50 B1 Simson S50 B2
Motor Zweitakt-Ottomotor
Zylinder 1
Hubraum 49,6 cm³
Drehmoment 5,0 Nm bei 4800/min
Leistung 3,6 PS bei 5500/min
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h
Getriebegänge 3, Fußschaltung
Kraftstoff Zweitaktgemisch 1:50
Verbrauch je 100 km 2,8 l
Tankinhalt 9,5 l (ab 1978 8,7 l)
Leergewicht 75 kg 78,5 kg
Zulässiges Gesamtgewicht 230 kg
Sitzplätze 2
Stückzahl gebaut 68.300 81.400 287.400 125.000
Bauzeit 1975–1980 1975–1976 1976–1980 1976–1980
Sonstiges Ohne Zündschloss
und Blinkanlage
Mit Zündschloss und Blinkanlage Mit Zündschloss und Blinkanlage,
stärkerer Lichtmaschine
und Elektronikzündung

Weblinks

 Commons: Simson S50 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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