Sinibaldo de Fieschi

Sinibaldo de Fieschi
Innozenz IV. auf dem Konzil von Lyon. (Darstellung aus dem 13. Jahrhundert)

Innozenz IV. (* um 1195 in Genua; † 7. Dezember 1254 in Neapel), geboren als Sinibaldo de Fieschi (auch: Sinibald Fieschi), war Papst von 1243 bis 1254. Er entstammte einer der ersten Familien der Oberschicht von Genua und zählte nach seinem Studium in Parma und Bologna zu den bedeutendsten Kanonikern seiner Zeit.

Sein unmittelbarer Vorgänger war Coelestin IV., der jedoch das Pontifikat lediglich 17 Tage innehatte. Nach einer Sedisvakanz von 19 Monaten wurde endlich durch ein in Anagni tagendes Konklave Kardinal Fieschi zum Papst gewählt. Mit der Wahl Innozenz' am 28. Juni 1243 schlug die Freundschaft des römisch-deutschen Kaisers Friedrich II. zu einem Kardinal um in eine Feindschaft zu einem Papst. In dem Brief an die Kurie äußerte er jedoch respektvoll die Erwartung, dass die Differenzen zwischen dem Reich und dem Heiligen Stuhl freundschaftlich ausgeräumt werden könnten. Die kurze Zeit später beginnenden Verhandlungen zeigten aber, dass Friedrich II. sich den Ansprüchen des Papstes nicht unterwerfen wollte, ebenso wie der Papst Friedrichs Wünschen nicht entgegenkam.

Inhaltsverzeichnis

Das Mongolenproblem

Zur Amtszeit von Innozenz IV. war die akute Phase des Mongolensturms schon abgeklungen, denn die bislang gegen Südosteuropa anstürmenden Mongolen hatten sich überraschend Ende 1241 in den Bereich der Goldenen Horde an der Wolga zurückgezogen. Doch für die Christenheit bedeuteten sie nach wie vor eine herausragende Bedrohung. Deshalb wurde der Franziskaner-Mönch Johannes de Plano Carpini 1245 von Innozenz IV. beauftragt, in offizieller Mission als Leiter einer Gesandtschaft den mongolischen Großkhan aufzusuchen. Diplomatischer Hintergrund war, dass nach dem verheerenden Mongolensturm von 1241 weitere Kriegszüge nach Europa ausgeschlossen werden sollten, während Innozenz IV. andererseits die Mongolen auch als Bündnispartner gegen den vorrückenden Islam und zur Sicherung der Kreuzfahrerstaaten zu gewinnen versuchte. Nach einer Audienz des gerade neugewählten Khans Göjük, bei der diesem ein mitgebrachter Brief des Papstes hätte überreicht werden sollen (Ob der Brief tatsächlich überreicht wurde oder dies aus taktischer Überlegung von der Gesandtschaft besser unterlassen wurde, ist letztlich nicht überliefert), kehrte die Gesandtschaft zurück und traf im Juni 1247 mit einem Brief vom Großkhan an den Papst wieder in Kiew ein. Da das unaufgeforderte Erscheinen einer gegnerischen Abordnung nach mongolischer Tradition für den Khan bedeutete, dass man sich ihm unterwerfen wolle, forderte der neue Mongolenherrscher in diesem Schriftstück den Papst mit einer hinzugefügten, versteckten Drohung dazu auf, zusammen mit den anderen Königen unverzüglich zu ihm zu kommen, um sich ihm persönlich zu unterwerfen. Es ist nicht mit Sicherheit bekannt, ob dieses Dokument dem Papst wirklich überbracht wurde.

1252 wurde nunmehr der sich im Gefolge von König Ludwigs IX. bereits im Heiligen Land befindliche Minoritenmönch Wilhelm von Rubruk in Akkon von Papst Innozenz IV. beauftragt, ebenfalls in offizieller Mission den Großkhan aufzusuchen. Nachdem die Mongolen ihre Angriffe auf Südosteuropa nicht wiederaufgenommen hatten, war der Papst diesmal sogar an ihrer Christianisierung und an intensiven diplomatischen Kontakten mit dem Mongolenreich interessiert, da er immer noch hoffte, sie zu Verbündeten gegen den Islam zu gewinnen. Die in dieser Hinsicht ergebnislose Rückkehr seines Gesandten hat er jedoch nicht mehr erlebt.

Der Konflikt mit dem Kaiser

Innozenz IV. fühlte sich in Rom sowohl vor dem Volk wie vor dem Kaiser unsicher. Bei einem Streit um die zum Patrimonium Petri gehörende Stadt Viterbo traten die beiden erstmals als Gegner auf. Dem vom Kaiser erwünschten Treffen wich der Papst aus und flüchtete insgeheim im Sommer 1244 nach Genua und von dort nach Lyon. Hier behauptete er, der Kaiser habe ihn hintergehen wollen und berief 1245 ein allgemeines Konzil ein, das XIII. ökumenische. Vor hauptsächlich französischen und spanischen Teilnehmern bezichtigte er Friedrich in einer ausführlichen Anklage des Eidbruchs, der Häresie, des Sakrilegs und der Unterdrückung der kirchlichen Freiheit. Der Kaiser, der gerade Viterbo plündern ließ, wurde in allen Punkten für schuldig erklärt, von neuem gebannt und der Gehorsam gegen ihn verboten.

Da Friedrich II. sich weigerte, seine Absetzung anzuerkennen, erneuerte der Papst in Anknüpfung an die Konstantinische Schenkung die Lehre von der Überordnung des Papsttums über das Kaisertum und rief gegen Friedrich zum Kreuzzug auf, für den er dieselben Privilegien gewährte wie für einen Zug ins Heilige Land

Während der daraufhin in Europa ausbrechenden Feindseligkeiten unterstützte er die Gegenkönige Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland. Es kam vor allem in Italien zu hartnäckigen und blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Papstes und denen des Kaisers (Guelfen und Ghibellinen). Für zwei erfolglose Mordanschläge gegen ihn erklärte Kaiser Friedrich Papst Innozenz IV. als verantwortlich. Auch nach dem Tod Friedrichs II. 1250 führte Innozenz den Kampf gegen die Staufer weiter. Der Papst kehrte zunächst nach Perugia und später 1253 nach Rom zurück.

Innozenz IV. befehdete von nun an König Konrad IV. und nach dessen Tod Manfred, den illegitimen Sohn Friedrichs II., den der Adel und die Stände als den Nachfolger seines Vaters anerkannten. Auf seinem Krankenbett in Neapel hörte Innozenz IV. vom Sieg Manfreds bei Foggia. Kurze Zeit später verstarb Innozenz IV. am 7. Dezember 1254. Sein Nachfolger wurde Alexander IV..

Allgemein

1251 sprach Innozenz IV. Margareta von Schottland für ihre Verdienste um die Kirche heilig. Er verfasste den Apparatus in quinque libros decretalium, das in hoher Anerkennung steht; jedoch wird Innozenz IV. zugleich als engstirniger, habgieriger, feiger, durchtriebener und rachsüchtiger Charakter beschrieben. Außer Kaiser Friedrich II. und seine Nachfolger erklärte er auch König Sancho II. von Portugal und König Jakob I. von Aragón für abgesetzt.

Die Verfolgung von Ketzern war ein weiteres wichtiges Anliegen des Papstes. In diesem Zusammenhang erließ er am 15. Mai 1252 die Bulle Ad Extirpanda, die bald die allgemein anerkannte Norm für das Inquisitionsverfahren wurde. Hier wurde u.a. erstmals die Folter als Mittel der Wahrheitsfindung anerkannt (legitimiert), eine Maßnahme, die zuvor in Ketzerprozessen nicht üblich war, von nun an aber jahrhundertelang als normal gelten sollte.

Literatur

Siehe auch

Weblinks


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