- Skyguide
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SKYGUIDE, Schweizerische Aktiengesellschaft für zivile und militärische Flugsicherung[1] Rechtsform Aktiengesellschaft Gründung 1922[2] Sitz Meyrin, Schweiz Leitung Daniel Weder
(CEO)
Guy Emmenegger
(VR-Präsident)Mitarbeiter 1297 (FTE, 1. Januar 2009)[3] Umsatz 372,29 Mio. CHF (2008) [3] Branche Luftfahrt Produkte Flugverkehrssicherung Website www.skyguide.ch Skyguide (offiziell SKYGUIDE, Schweizerische Aktiengesellschaft für zivile und militärische Flugsicherung, englisch SKYGUIDE, Swiss civil and military Air Navigation Services Limited) ist die Flugsicherungsgesellschaft, die den Schweizer Luftraum überwacht.
Sie ist eine privatrechtliche Aktiengesellschaft nach Schweizer Recht, die im Auftrag der Eidgenossenschaft für die Sicherheit des gesamten Luftraums der Schweiz sowie Teilen der Nachbarländer Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien verantwortlich ist. Im Schweizer Luftraum umfasst dies sowohl die zivile als auch die militärische Flugsicherung.
2001 wurde das Unternehmen von Swisscontrol in Skyguide umfirmiert, seine Geschäftsleitung oblag Alain Rossier. Skyguide untersteht der Aufsicht des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK). Hauptaktionärin mit 99,91 Prozent der Anteile am Skyguide-Aktienkapital ist die Schweizerische Eidgenossenschaft, die auch entsprechend im Verwaltungsrat vertreten ist. Bei Skyguide arbeiten rund 1400 Mitarbeiter, davon etwa zwei Drittel im Bereich der Flugsicherung, rund ein Viertel im technischen Dienst, die übrigen mehrheitlich in der Verwaltung. Seit 1. Oktober 2007 wird Skyguide von Daniel Weder geleitet.
Inhaltsverzeichnis
Partner
Wichtige Partner von Skyguide sind die International Civil Aviation Organization (ICAO), Eurocontrol (Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt) und die Civil Air Navigation Services Organization (CANSO). In Belgien besitzt Skyguide ausserdem seit Ende 2000 eine Tochtergesellschaft namens Skynav, die der Verbindung zur Europäischen Union dient.
Skyguide in Zahlen
Skyguide überwacht pro Tag etwa 3380 IFR-Flüge (Flüge nach Instrumentenflugregeln). 2008 zählte Skyguide insgesamt 1'236'603 (+0.3%) Instrumentenflüge, wobei 769'284 (-0.8%) davon ohne Start oder Landung den Luftraum durchquerten. Die Einnahmen betrugen 2008 372,3 Millionen Schweizer Franken, das Nettoergebnis belief sich auf -10,2 Millionen Franken. [4]
Standorte
Die wichtigsten Standorte sind die beiden Area Control Center (ACC) am Militärflugplatz Dübendorf in Wangen-Brüttisellen und am Flughafen Genf in Cointrin, wo sich auch der administrative Hauptsitz von Skyguide befindet.
Noch 2006 sollte in Genf die UAC (Upper Area Control) in Betrieb genommen werden. Diese für 2006 geplante Inbetriebsetzung der UAC ist wegen mangelhafter Safety Dokumentation durch das BAZL sistiert worden. In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 2009 wurden das Terminal Control Center Zürich und das Upper Area Control Centre East vom Flughafen Zürich ins neue, als «Air Navigation Service Center Zurich» bezeichnete Kontrollzentrum Wangen verlegt. Die vollständige Migration der Systeme wird voraussichtlich Ende Juni 2009 und die Verlegung des Personals bis im dritten Quartal 2009 abgeschlossen sein.[5] Am Flughafen Zürich verbleiben danach unter Skyguide nur die An- und Abflugkontrolle und die Kontrolle der Bewegungen auf den Runways.
Weitere Standorte von Skyguide befinden sich am Flughafen Bern-Belp, Flugplatz Buochs, am Flugplatz Grenchen, am Flughafen Lugano-Agno und am Flughafen St. Gallen-Altenrhein sowie an zahlreichen militärischen Flugplätzen. Die mehrheitlich militärisch genutzten Standorte sind Alpnach, Dübendorf, Emmen, Locarno, Meiringen, Payerne und Sion. Am Aéroport les Eplatures ist die Flugsicherung an den Flugplatzbetreiber delegiert.
In der Schweiz wird sowohl IFR- als auch VFR-Verkehr in englischer und französischer Sprache abgewickelt.
Radarstation: Oberhalb der Gemeinde Boppelsen ZH, auf dem Jura-Hügelzug "Lägern" (Hochwacht) betreibt die Skyguide eine Radarstation zur Flugüberwachung.
Geschichte
Am 1. Januar 1931 beauftragte die Eidgenossenschaft die damalige Radio Schweiz AG (RSAG) mit der Flugsicherung in der Schweiz. Die RSAG war am 23. Februar 1922 als Marconi Radio AG zur Entwicklung der drahtlosen Telegraphie gegründet worden, nachdem der Erste Weltkrieg die Bedeutung dieser Art von Telekommunikation aufgezeigt hatte. Am 10. Mai 1928 hatte sich die Marconi Radio AG in RSAG umbenannt, um ihren schweizerisch-nationalen Charakter zu betonen.
Bis Ende des Zweiten Weltkriegs bediente die RSAG vor allem die telegraphischen Kommunikationsbedürfnisse der Eidgenossenschaft. Erst am 21. Dezember 1948 begann die RSAG nach einer Vereinbarung mit der Eidgenossenschaft, wonach diese und die Flughäfen die Kosten der Flugsicherung tragen, mit der Überwachung des Luftraums.
Per 1. Januar 1988 wurden die Flugsicherungs-Aktivitäten der RSAG restrukturiert und waren neu im staatlichen Unternehmen Swisscontrol mit Sitz in Bern beheimatet. 1996 wurde die Swisscontrol in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und ihr Sitz nach Meyrin bei Genf verlegt, wo sie seit 1998 am Flughafen Genf-Cointrin ein eigenes Gebäude besitzt.
Anfang 2001 wurde die bisher getrennte zivile und militärische Flugsicherung unter dem neuen Namen Skyguide in einem Unternehmen vereinigt. Skyguide verwaltet damit als erste Flugsicherung in Europa den gesamten Luftraum eines Landes.
Am 15. März 2006 untersagte das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) dem Flugsicherungsunternehmen Skyguide, das gesamtschweizerische Kontrollzentrum «Upper Airspace Control Center Switzerland» für den oberen Luftraum in Genf in Betrieb zu nehmen. Am 3. April 2006 wurde der interne detaillierte Bericht des BAZL vorgelegt, der die groben Versäumnisse von Skyguide auflistet:
- Es fehlten entscheidende Nachweise, dass das neue System sicher sei.
- Beim Design, der Entwicklung, dem Testen und der Inbetriebnahme von Software-Systemen habe Skyguide keine in der Industrie gängigen Methoden angewandt.
- Eine genügende Ausbildung des Personals – vor allem der Lotsen – sei nicht nachgewiesen worden.
- Das Projekt sei von Anfang an unter zu grossem Zeitdruck vorangetrieben worden, was die Arbeitsqualität – vor allem im Sicherheitsmanagement – negativ beeinflusst habe.
- Eine Planung für den Fall des Scheiterns oder der Verzögerung des Projekts habe gefehlt.
- Frühzeitige Warnungen des BAZL seien nicht berücksichtigt worden.
In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar 2009 wurden das Terminal Control Center Zürich und das Upper Area Control Centre East vom Flughafen Zürich ins neue «Air Navigation Service Center Zurich» bezeichnete Kontrollzentrum Wangen bei Dübendorf verlegt. Am Flughafen Zürich befinden sich nur noch die An- und Abflugkontrolle.
Zwischenfälle im Luftraum
- Bashkirian-Airlines-Flug 2937: Am 1. Juli 2002 stiessen im von Skyguide kontrollierten süddeutschen Luftraum über Überlingen am Bodensee eine Tupolev 154 der russischen Bashkirian Airlines (Republik Baschkortostan) und eine Boeing 757 von DHL Express Worldwide in einer Höhe von 12'000 Metern zusammen; 71 Menschen kamen dabei ums Leben. Im Februar 2004 wurde Peter Nielsen, der Flugverkehrsleiter, der in der Unglücksnacht bei Skyguide Dienst tat, von Witalij Kalojew, einem ossetischen Angehörigen der Opfer des Unglücks erstochen.[6] Im Mai 2004 ergab der Flugunfalluntersuchungsbericht der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), dass neben Fehlern des erwähnten Fluglotsen auch die Piloten des russischen Flugzeuges sowie das Management von Skyguide und die Schweizer Luftfahrtbehörden massgeblich für das Unglück verantwortlich waren.
- Am 8. Februar 2007 kam es über dem Lac d'Annecy im Luftraum südlich von Genf zu einem kritischen Vorfall (Airprox).[7][8] Eine C-130 Hercules der algerischen Luftwaffe und eine Tupolew der kasachischen Fluggesellschaft State Air Company Berkut unterschritten dabei die vorgeschriebenen Minimalabstände und näherten sich gemäss Radaraufzeichnungen vertikal auf rund 30 Meter und lateral auf 740 Meter an. Die Tupolew hatte vorher die Erlaubnis erhalten von 7300 Metern (FL 240) auf ungefähr 7900 Meter (FL 260) zu steigen, die Herkules flog konstant auf 7600 Metern (FL 250). Während des Zwischenfalls hatte ein Fluglotsenschüler Dienst und wurde von einem Instruktor überwacht. Nachdem das entsprechende Warnsystem der Flugverkehrsleitung den Konflikt auf FL 250 meldete, ordnete der Instruktor das Steigen der Tupolew mit höchstmöglicher Steigrate auf FL 300 an.
Anmerkungen
Weblinks
- Webpräsenz von Skyguide
- Aktivitäten von Skyguide in Zusammenhang mit dem Flugzeugunglück bei Überlingen (PDF-Datei; 114 kB)
Quellen
- ↑ Eintrag im Handelsregister Genf
- ↑ Gründung des Radiosenders Marconi AG, seit Januar 2001 «Skyguide»
- ↑ a b Geschäftsbericht 2008
- ↑ Skyguide Geschäftsbericht 2008
- ↑ Skyguide Medienmitteilung (10. Februar 2009): Umzug von Zürich-Kloten nach Wangen bei Dübendorf (PDF)
- ↑ Skyguide Medienmitteilung (24. Februar 2004): Flugverkehrsleiter in Kloten ermordet
- ↑ BFU-Medienmitteilung (19. Februar 2007): Airprox vom 8. Februar 2007 südlich von Genf
- ↑ Skyguide Medienmitteilung (19. Februar 2007): Vorfall südlich von Genf
Artikel
- Nacktes Chaos bei Skyguide, Das BAZL kritisiert die Leitung der Schweizer Flugsicherung massiv, NZZ am Sonntag, 9. April 2006
- http://www.dasmagazin.ch/index.php/Nacht_der_Kollision (Archivversion vom 23. November 2010), Was geschah am Abend des Absturzes? Ein Protokoll auf Basis exklusiver Ermittlungsakten, Das Magazin, 12. Mai 2007
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