- St. Martin (Morsum)
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Die Kirche St. Martin ist eine evangelisch-lutherische Kirche in Morsum auf Sylt. Sie erhielt ihren Namen nach dem Heiligen Martin von Tours. Die Kirche steht etwas abseits des Ortes auf einer flachen Hügelkuppe in den Marschwiesen. Im Grundaufbau ähnelt sie der Keitumer Kirche mit eingezogenem Chor und halbrunder Apsis. St. Martin ist jedoch deutlich kleiner und turmlos geblieben. Wie die Keitumer Kirche wurde die sie 1240 erstmalig urkundlich erwähnt.
Inhaltsverzeichnis
Der Bau
Die Kirche mit dem eingezogenen Chor und der halbrunden Apsis stammt aus der romanischen Periode. Das Mauerwerk besteht im unteren Bereich aus Granitquadern, darüber wurde für Chor und Apsis Tuffstein, für das Kirchenschiff Backstein verwendet. Diese Kombination ist typisch für die nordfriesischen Inselkirchen und man kann deshalb davon ausgehen, dass St. Martin im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts, also vor der eigentlichen Backsteinzeit, erbaut wurde Das Schiff hat noch die alten Nordfenster, auch die drei Fenster der Apsis sind ursprünglich. Apsis und Chor sind mit Rauten- bzw. Treppenfriesen versehen und mit Blei gedeckt, die Bleieindeckung des Kirchenschiffes wurde 1985 verkauft und durch Schiefer ersetzt. Im Süden wurde 1793 ein Vorhaus angefügt, welches als Aufenthaltsraum für den Pastor und als Sakristei diente. Es wurde 1933 erneuert. Die Sonnenuhr am Giebel stammt von 1759.
Der Glockenstapel
Das Geläut wird von einem Glockenstapel getragen, der etwas abseits der Kirche steht. Er hat vier Ständer und einen achtseitigen Helm und wurde 1931/32 erneuert.
Das Innere
Schiff und Chor werden durch eine Holzbalkendecke abgeschlossen, die Apsis weist ein Halbkuppelgewölbe auf. Vor der Apsis spannt sich ein auf Kämpfern ruhender Rundbogen aus Backsteinen. Der ebenfalls auf Kämpfern ruhende Bogen zwischen Chor und Schiff ist gedrückt rundbogig. Er wurde 1932 erneuert. Eine nördliche Empore aus dem Jahr 1684 hat man im Zuge der Restaurierung 1931-1933 entfernt, die Westempore ist erhalten geblieben.
Ausstattung
Der Altar
Die Figuren des Flügelaltars stammen aus der Spätgotik, das Gehäuse ist größtenteils neu von 1933. Im Mittelteil ist der Gnadenstuhl dargestellt. Gottvater präsentiert den auferstandenen Christus. Seitlich stehen zwei Bischöfe, links St. Severin, rechts St. Martin. Die Seitenflügel nehmen die Figuren der 12 Apostel auf.
Der Stipes besteht aus Tuffstein, dessen holzgeschnitzter Vorsatz wurde 1933 von Alvin Blaue geschaffen. Darauf sieht man den Lebensbaum mit den Symbolen der vier Evangelisten.Der Taufstein
Der aus drei Blöcken Gotländer Kalkstein hergestellte Taufstein stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Kuppa ist mit Rundbogenelementen versehen, die Messingschale stammt aus dem Jahr 1682, die Taufkanne aus dem Jahr 1760.
Die Kanzel
Der sechsseitige Kanzelkorb von 1698 besteht aus Eichenholz und ist durch Pilaster gegliedert. Auf sechs Relieffeldern werden Verkündigung, Geburt Christi, Taufe, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt gezeigt. Der Schnitzer dieses Werkes wird zum Umkreis des Langenhorner Bildhauers Süncke Jensse] gezählt. Der fünfseitige Schalldeckel von 1656 war über Jahrzehnte hinweg auf dem Dachboden des Pastorats abgestellt und wurde erst 2004 wieder über dem Kanzelkorb aufgehängt. Er ist mit Obelisken, Volutenaufsätzen und einer goldene Taube als Symbol des Heiligen Geistes geschmückt.
Das Weihwasserbecken
An der linken Seite des Chorraumes befindet sich ein über 1000 Jahre altes Weihwasserbecken, das aus zwei Granitblöcken gehauen wurde und mit vier Kreuzen verziert ist. Bis zu seiner Rückkehr in die Kirche im Jahr 1932 war es zwischenzeitlich als Regenauffangbecken zweckentfremdet gewesen. Über dem Weihwasserbecken befindet sich an der Wand eine Grabtafel, die an den Tod von 50 Morsumer Seeleuten bei der Sturmflut am 15. März 1744 erinnert
Die Kronleuchter
Die Kronleuchter von 1713 sind holländische Arbeiten. Sie haben zwei Lichtkränze und sind von einem Pelikan gekrönt.
Gemälde
Zwei Pastorenbilder zeigen die Pastoren Flor Senior († 1739) und Junior († 1759) in halber Figur. Ein weiteres Gemälde stellt das Abendmahl dar. Das Bild ist der verloren geglaubte Mittelteil eines alten Altars der Kirche und wurde 1999 bei der Restaurierung des jetzigen Altars, als dessen Rückwand es diente, wieder entdeckt. Das Gemälde ist in einen giebelartigen Rahmen gefasst und wird von zwei gewundenen Säulen flankiert, es hängt an der Nordwand des Chorraumes.
Fenster
Die drei zwischenzeitlich verschlossenen Öffnungen der Apsisfenster wurden 1932/1933 wieder aufgebrochen, die Fensterbilder wurden nach Entwürfen der Flensburger Künstlerin Käte Lassen neu gestaltet
Die Orgel
Die Firma Kemper in Lübeck baute die Orgel mit 12 Registern 1965. 1973 wurde sie von Eberhard Tolle aus Preetz neu intoniert, im Jahr 1984 durch den Kieler Orgelbaumeister Rudolf Neuthor restauriert und erweitert und besitzt seitdem 22 klingende Register in Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal, hinzu kommen drei Spielhilfen (HW-RP, HW-Pedal, RP-Pedal).
Literatur
- Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, Neumünster 1982, ISBN 3-529-02627-1
- DuMont Kunst-Reiseführer Schleswig-Holstein, Köln 1989, ISBN 3-7701-0936-8
- Dirk Jonkanski und Lutz Wilde: Dorfkirchen in Schleswig-Holstein, Neumünster 2000, ISBN 3-529-02845-2
Weblinks
Commons: St. Martin (Morsum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien54.8678333333338.4328333333333Koordinaten: 54° 52′ 4″ N, 8° 25′ 58″ OKategorien:- Martinskirche
- Kirchengebäude im Kreis Nordfriesland
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