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Stiebritz Gemeinde Hainichen (Thüringen)Koordinaten: 51° 0′ N, 11° 36′ O50.99805555555611.601944444444312Koordinaten: 50° 59′ 53″ N, 11° 36′ 7″ O Höhe: 312 m ü. NN Fläche: 3,02 km² Einwohner: 114 (2006) Eingemeindung: 1. Feb. 1969 Postleitzahl: 07778 Vorwahl: 036427 Stiebritz ist ein Ortsteil der Gemeinde Hainichen in Thüringen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Stiebritz befindet sich auf der Ilm-Saale-Platte im Saale-Holzland-Kreis. Die Stadt Jena liegt ca. 12 km entfernt. Nach Weimar sind es 25 km und zur Landeshauptstadt Erfurt 50 km. Durch den Ort verläuft die Landstraße L 2301. Die nächstgelegene Bundesstraße ist die Bundesstraße 88 6 km östlich im Saaletal und die nächste Autobahn die A4 (16 km südlich).
Gemeinde Saaleplatte (Ortsteil Stobra) (3 km) Gemeinde Saaleplatte (Ortsteil Kösnitz) (1,5 km) Gemeinde Zimmern (2 km) Hainichen (2 km) Gemeinde Lehesten (2,5 km) Gemeinde Lehesten (Ortsteil Nerkewitz) (1 km) Gemeinde Neuengönna (5 km) Entfernungsangaben beziehen sich auf die Entfernung durch die kürzeste Straßenverbindung bis zum Ortszentrum.
Gemarkung
Das zu Stiebritz gehörende Gebiet besteht größtenteils aus fruchtbaren, flachen Ackerflächen der Ilm-Saale-Platte mit einigen tieferen Einsenkungen zum Gönnatal hin. An wenigen feuchten Stellen befinden sich Wiesen. Zur Gemarkung gehört aber auch ein steiler Abschnitt zwischen dem Hainicher Forst und dem Gönnerbach. Diese meist bewaldeten Kalkhänge bilden einen Teil des Nerkewitzer Grundes. Weithin sichtbar wird die Flurgrenze durch drei Grenzpappeln jeweils an der Straße nach Nerkewitz, nach Zimmern und am Weg nach Kösnitz. Die höchste Erhebung ist die Stiebritzer Höhe mit 320 m ü. NN.
Geschichte
Mittelalter
Die erste urkundliche Erwähnung von Stiebritz erfolgte 1156, in der Albrecht, Markgraf der Nordmark, beurkundet, dass sein Vasall Adalbert von Lobeda dem Kloster Heusdorf einen Teil des Waldes bei dem Dorf Stiebritz teils geschenkt, teils verkauft habe. Bei diesem Wald handelt es sich um den heutigen langgestreckten Flurteil im Nerkewitzer Grund.
Der Ort wurde ursprünglich als Rundling angelegt. Später haben sekundäre Bauten, wie zum Beispiel die Kirche, und eine Verdichtung der Gebäude durch Hofteilungen zur Veränderung der Dorfstruktur geführt.[1]
Für die Herkunft des Ortsnamens gibt es zwei verschiedene Varianten:
- Eine Herleitung aus dem slawischen „Zdeborici“ in Anlehnung an den Personennamen „Zdebor“, da Stiebritz 1156 erstmals als „Stebricze“ bezeichnet wurde. [2]
- Der Name bedeutet Ort bei der Säule oder Turm, da Stobra (Nachbarort) Ort bei der Säule oder Turm bedeutet und Säulen bzw. kleinere Türme an dem alten Heerweg nach Dornburg gestanden haben konnten. [3]
Westlich von Stiebritz liegt die Wüstung Lichtendorf. Der Ort wurde vor 1450 aufgelöst und könnte im Sächsischen Bruderkrieg zerstört worden sein. [2] Später wurde die Flur zwischen Nerkewitz und Stiebritz aufgeteilt. Noch heute existieren die Flurnamen „In Lichtendorf“ und „Im Lichtenanger“.
Bis ins 16. Jahrhundert waren die Güter und Gerichtsbarkeiten des Dorfes im Besitz verschiedener weltlicher und geistlicher Grundherren. Unter ihnen dominierten seit dem ausgehenden Mittelalter die beiden Klöster Bürgel und Heusdorf.
Neuzeit
Mit der Auflösung der Klöster wurde Stiebritz 1535 an das weimarische Amt Heusdorf geschlagen, welches 1544 von den Herren von Denstedt erworben wurde, jedoch bereits 1595 wieder an den Landesherren zurückfiel. Innerhalb des Amtes Heusdorf kam Stiebritz 1603 an Sachsen-Altenburg, 1672 an Sachsen-Jena und schließlich 1692 wieder an Sachsen-Weimar. Nach der Amtsauflösung Heusdorfs 1818 gehörte Stiebritz zum Amt Dornburg und nach 1879 zum Amtsgerichtsbezirk Jena innerhalb des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach.
Im Jahre 1717 wurden durch einen Brand 10 Häuser samt Nebengebäuden in Schutt und Asche gelegt. 1745 forderte die Ruhr 2 und 1778/79 8 Todesopfer.
Nur wenige Kilometer von Stiebritz entfernt fand am 14. Oktober 1806 die Schlacht bei Jena statt. So waren in der Nacht zuvor Sächsische Reiter im Ort sowie in Zimmern und Hainichen einquartiert. Von der Schlacht selbst ist Stiebritz nicht berührt worden, aber danach wird von Plünderungen der Franzosen berichtet.[4] Eine Witwe starb einen Monat später an den Folgen übler Behandlungen während des Kriegsüberzuges.
Stiebritz wurde 1910 elektrifiziert. Durch die Lebensmittelknappheit im Ersten Weltkrieg stiegen die Preise für Nahrung erheblich an. 8 Männer des Dorfes ließen im Kampf ihr Leben. Russische und Französische Kriegsgefangene mussten bei der Landwirtschaft helfen.
Der Ort gehörte 1925 zum Kreis Jena-Roda, 1927 zum Kreis Stadtroda. 1935 brannten zwei Stiebritzer Höfe fast vollständig nieder, andere wurden beschädigt. Im Zweiten Weltkrieg sind 10 Einwohner gefallen, zahlreiche Umsiedler kamen seit 1945 zeitweise oder für immer ins Dorf. Ab 1952 gehört Stiebritz zum Landkreis Jena-Land. Am 1. Februar 1969 werden die ehemaligen Gemeinden Stiebritz und Hainichen zu einer politischen Gemeinde zusammengefasst. Im Jahr 1957 wurde die erste Stiebritzer LPG gegründet, 1958 das Kulturhaus eingeweiht. Bis 1976 und 1995 bis 1998 fanden umfangreiche Dorferneuerungen statt. 2006 war das große Festjahr zum 850-jährigen Ortsjubiläum.
Entwicklung der Einwohnerzahl seit 1869
Jahr Einwohner[2] Häuser 1869 155 35 1880 135 31 1891 143 28 1900 141 28 1909 119 27 1919 107 unbekannt Jahr Einwohner 1927 120 1939 100 1949 198 1960 140 2002 110 2006 114 Kultur und Sehenswertes
Kirche
Die heutige Stiebritzer Dorfkirche wurde 1722 eingeweiht. Eine Inschrift mit der Jahreszahl 1612 weist jedoch auf einen älteren Vorgängerbau hin. Auf dem westlichen Teil des Langhauses steht ein hölzerner Turm, der nach oben ins Achteck übergeht. Vor 1977 und wieder seit 2006 bildet eine doppelte Schweifkuppel mit offener Laterne den Abschluss. Die einzige Kirchenglocke stammt aus dem 15. Jahrhundert. In der Kirche befindet sich ein barocker, schmuckvoll gestalteter Kanzelaltar, Emporen sowie eine Orgel aus dem Jahre 1858 der Orgelbaufirma Heerwagen. Neben 2006 fanden auch im Jahr 2008 umfangreiche Renovierungsarbeiten an Dach und Fassade statt, die dem Kirchenbau wieder sein altes äußeres Erscheinungsbild gaben.
Grundschule „Talblick“
Der 1975 fertiggestellte Schulbau mit Turnhalle war als eine POS errichtet worden und konzentrierte die schulischen Einrichtungen im Einzugsgebiet Gönnatal auf ein Gebäude. Nach der Wende wurde sie zu einer staatlichen Grundschule umgewandelt.
Organisationen und Vereine
Der „Stiewartser Traditionsverein, Stiebritz e.V.“, 2008 gegründet, führt viele der bisherigen Organisationen des Dorfes in einem Verein zusammen. Die Vereinsarbeit verteilt sich auf die Interessengruppen Backofenfest, Ur- und Frühgeschichte, Heimat und Chronik, Mundart- und Traditionspflege sowie Jugendarbeit und Feuerwehr. Der Vereinsname enthält den Ortsnamen, nach der Mundart „Stiewarts“, womit der typische Dialekt der Region zur Geltung kommen soll.
Literatur
- Mario Rode: 850 Jahre Stiebritz (1156-2006): Eine Chronik zum 850-jährigen Ortsjubiläum. Sonderdruck, Stiebritz 2006.
- Rainer Hergt: Stiebritzer Kalenderblätter. Ein heimatgeschichtliches Lesebuch mit vielen Abbildungen. Erster Band: Die Monate Januar bis Juni, Zweiter Band: Die Monate Juli bis Dezember. Stiebritz, 2009
- Zwischen Saale und Ilm. Vom Leben auf der Saale-Ilm-Platte im Wandel der Zeiten von einst bis jetzt. Eine Schriftenreihe, herausgegeben vom Stiewartser Traditionsverein e.V., Stiebritz. Broschüre Nr. 1 (Dezember 2009), Broschüre Nr. 2 (April 2010), Broschüre Nr. 3 (September 2010), Broschüre Nr. 4 (Dezember 2010), Broschüre Nr. 5 (Mai 2011)
- Hanfried Victor: Kirchen in Dornburg und Umgebung. Wartburg, Jena 2000, ISBN 3861600080, S. 96.
Weblinks
Quellen
- ↑ Brogiato, Heinz Peter und Grundmann, Luise: Mitteldeutschland in frühen Luftbildern, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2005, ISBN 978-3-937146-20-1
- ↑ a b c Kreisarchiv des Saale-Holzland-Kreises - Gemeinde Hainichen mit Ortsteil Stiebritz
- ↑ Aufzeichnungen des Pfarrers Hanfried Victor zum Dorfgeschichtsabend am 18. September 1981
- ↑ Heimatglocken für Hainichen, Stiebritz und Zimmern, Ausgabe Mai und Juni 1913
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