- Hainichen (Thüringen)
-
Wappen Deutschlandkarte 5111.616666666667328Koordinaten: 51° 0′ N, 11° 37′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Saale-Holzland-Kreis Verwaltungs-
gemeinschaft:Dornburg-Camburg Höhe: 328 m ü. NN Fläche: 5,31 km² Einwohner: 183 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 34 Einwohner je km² Postleitzahl: 07778 Vorwahl: 036427 Kfz-Kennzeichen: SHK Gemeindeschlüssel: 16 0 74 036 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Dorfstr. 24
07778 HainichenBürgermeister: Olaf Heidler Lage der Gemeinde Hainichen im Saale-Holzland-Kreis Hainichen ist eine Gemeinde im Norden des Saale-Holzland-Kreis und Teil der Verwaltungsgemeinschaft Dornburg-Camburg. Sie gliedert sich in die Ortsteile Hainichen und Stiebritz.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Hainichen liegt relativ abgelegen am nördlichen Rand des Waldes Hain und ist durch die Kreisstraße K 149 an die 1 km entfernte Landstraße L 2301 angebunden. Die Stadt Jena liegt ca. 14 km entfernt. Nach Weimar sind es 25 km und zur Landeshauptstadt Erfurt 50 km. Die nächstgelegene Bundesstraße ist die B 88 5 km östlich im Saaletal und die nächste Autobahn die A 4 18 km südlich.
Angrenzende Gemeinden sind im Uhrzeigersinn Zimmern im Osten, Neuengönna im Südosten, Lehesten im Südwesten sowie die Gemeinde Saaleplatte im Norden. Letztere Gemeinde ist Teil des Landkreises Weimarer Land, die übrigen gehören wie Hainichen zum Saale-Holzland-Kreis.
Geologie
Das Gemeindegebiet gehört dem oberen Muschelkalk an. Während in den höchsten waldfreien Lagen von Hainichen der Boden steinig und wenig fruchtbar ist, weist der Nordosten der Gemeindefläche durch umfangreiche Lössablagerungen gute landwirtschaftliche Bedingungen auf.
Gewässer
Während es in Stiebritz durch ein großes Einzugsgebiet nie Wassermangel gab, ist Hainichen aufgrund der hohen Lage nur unzureichend mit Grundwasser versorgt, weshalb sich die Einwohner früher oftmals an entfernten Quellen bedienen mussten. Einen Teil der südlichen Gemeindegrenze bildet der Gönnerbach, der bei Vierzehnheiligen entspringt und in die Saale mündet. Nach ihm ist auch das Gönnatal benannt. Nahe der Straßenkreuzung nach Hainichen entspringt der Röderbach, der zuerst nach Osten in das Zimmernsche Gemeindegebiet und weiter durch den Erdengraben in das Saaletal fließt. Weiterhin ist der im Stiebritzer Dorfteich entspringende Stiebritzer Bach mit zwei weiteren Rinnsalen zu erwähnen, der in Nerkewitzer Gebiet mit einem namenlosen Bach zusammenfließt, der sein Einzugsgebiet in der westlichen Stiebitzer Flur hat.
Hainicher Gemarkung
Das zu Hainichen gehörende Gebiet besteht zu ungefähr zwei Dritteln aus flachen, meist fruchtbaren, Ackerflächen der Ilm-Saale-Platte, die sich im Norden und Westen der Flur befinden. Das andere Drittel macht den Haincher Wald aus. Dieser ist, zusammen mit dem angrenzenden Nerkewitzer Grund, ein ideales Naherholungsgebiet. Südlich des Dorfes befindet sich mit 338 m ü. NN die höchste Erhebung des Gemeindegebietes und der Ilm-Saale-Platte nördlich des Gönnatals.
Geschichte
Ur- und Frühgeschichte
Die Gemeinde gehört zum Südrand der Ilm-Saale-Platte, deren Besiedlung praktisch seit der Jungsteinzeit anhand von zahlreichen Funden über alle Epochen bis heute nahezu lückenlos belegt ist. Im Gemeindegebiet gab es durch die großteils fruchtbaren Böden und Wasserquellen günstige Bedingungen für eine steinzeitliche Ansiedlung. Zahlreiche Funde aus dem Ackerboden, aus Grabungen und bronzezeitlichen Hügelgräbern werden seit über einem Jahrhundert archäologisch ausgewertet. Die bedeutendste Sammlung umfasst viele Tausend Artefakte, die nicht nur aus der Region stammen. Sie wurde vom Hainicher Pfarrer Arno Schröder (1867-1925) angelegt und zählt heute zum festen Bestand der Ur- und frühgeschichtlichen Sammlung der Universität Jena.[2] 1883 wurde im Hainicher Wald ein Schalenstein, der sogenannte Stein von Hainichen gefunden.[3] Er trägt auch christliche Symbole und wurde somit exorziert.
Weinbau
Sowohl für Hainichen als auch für Stiebritz spielte der Weinbau in vergangenen Jahrhunderten eine bedeutende Rolle. Die Weinberge beider Dörfer befanden sich im Wesentlichen innerhalb der Stiebritzer Flur, an den Südhängen des Nerkewitzer Grundes. Aufgrund von Flächenschätzungen ist dort im 16. Jahrhundert von einem nahezu lückenlosen Bestand an Rebflächen auszugehen. In Stiebritz stand, wie beispielsweise auch in Nerkewitz und Neuengönna, eine Kelter, die bis zum Jahr 1776 in Benutzung war. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielt sich noch eine Restfläche von 2 Hektar Weinbergen. Heute wird hingegen kein flächenhafter Weinbau in der Stiebritzer Flur mehr betrieben.[4]
Geschichte von Hainichen
Die erste urkundliche Erwähnung von Hainichen erfolgte 1284, wo Rüdiger, Pfarrer von Jena und Albrecht von Jena bezeugen, dass Otto, Burggraf von Kirchberg, dem Kloster Heusdorf den Wald Hain, der zwischen dem Dorfe Hain und dem Bache Ginna (Gönnabach) liegt, geschenkt habe.
Infolge der enormen Bedeutung der Ministerialburg in Hainichen im Mittelalter als Vorposten der Reichsburg Dornburg, die zur Überwachung der wichtigen Handelsstraße von Erfurt nach Altenburg diente, ist hier umfangreicher Reichsbesitz nachweisbar, der im Spätmittelalter vor allem geistigen Stiftungen geschenkt wurde. Als Besitzer der Burg sind wahrscheinlich Vertreter der Adelsgruppe der Reginbodonen anzusprechen, die auch auf Kirchberg, Gleisberg und Camburg saßen. Bekannteste Vertreter dieser Familie sind die Burggrafen von Kirchberg. Ein Zweig nannte sich sogar nach dem Ort Hainichen.[5]
Schon seit vielen Jahrhunderten besteht eine enge Bindung von Hainichen mit dem 1 km entfernten Stiebritz. Die in Hainichen untergebrachte Pfarrstelle versorgte auch den Ort Stiebritz, während gleichzeitig die Hainicher Kinder bis ins 20. Jahrhundert nach Stiebritz zu Schule gingen. Später erweiterte sich die Pfarrei mit dem nahe gelegenen Zimmern, heute gehören die drei Orte zur Pfarrei Nerkewitz. In den Jahren 1717 und 1751 fiel der gesamte Ort einem Dorfbrand zum Opfer. Aufgrund der Schlacht bei Jena, die ganz in der Nähe stattfand, wird von Plünderungen und Einquartierungen berichtet.
1910 wurde der Ort elektrifiziert. Den Zweiten Weltkrieg überstand Hainichen weitgehend unbeschädigt, 8 Einwohner des Ortes verloren im Krieg ihr Leben. 18 Umsiedlerfamilien wurden in Hainichen eingewiesen. 1955 wird der Bau des Kulturhauses durchgeführt. 1958 wurde die Gemeinde an das Wasserversorgungsnetz angeschlossen und die erste LPG gegründet. Die heutige Gemeinde entstand am 1. Februar 1969 durch den Zusammenschluss von Hainichen und Stiebritz. Von 1995 bis 1997 wurden verschiedene Maßnahmen im Rahmen des Förderprogramms zur Dorferneuerung durchgeführt. Ab 1994 gehörte die Gemeinde der Verwaltungsgemeinschaft Dornburg an, die sich 2005 zur heutigen Verwaltungsgemeinschaft Dornburg-Camburg vergrößerte.
Jahr Einwohner[6] Häuser 1510 11[7] unbekannt 1817 110[8] unbekannt 1836 155 38 1878 159 38 1927 120 unbekannt 1939 100 unbekannt Entwicklung der Einwohnerzahl (Stand 31.12.)
- 1973: 239
- 1976: 245
- 1986: 237
- 1990: 211
- 1991: 206
- 1994: 205
- 1995: 195
- 1996: 197
- 1997: 192
- 1998: 204
- 1999: 205
- 2000: 209
- 2001: 209
- 2002: 204
- 2003: 201
- 2004: 205
- 2005: 202
- 2006: 203
- 2007: 193
- 2008: 186
- 2009: 185
Kultur und Sehenswertes in Hainichen
Kirche
Die Hainicher Dorfkirche besteht aus Teilen einer romanischen Kapelle, die in der Zeit der Gotik nach Osten erweitert wurde. Ein Zeugnis dieses Vorgängerbaus ist das Eingangsportal mit Baumerkmalen des 12. Jahrhunderts. Auf dem östlichen Teil des Langhauses steht ein barocker Turm. Die einzige Kirchenglocke befindet sich in einem Glockenhaus neben der Kirche. Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts wurden Kanzelaltar und Emporen eingerichtet, 1821 eine Orgel eingebaut.
Das „Burgstadel“
Im Südosten des Dorfes befindet sich eine alte Burgstelle. Die Anlage steht vermutlich in Verbindung mit der Altstraße, welche vom Saaletal durch den Hanicher Wald hinauf auf die Ilm-Saale-Platte führte. Von dieser Straße haben sich zwischen Hainichen und Neuengönna noch einige Hohlwege im Wald erhalten. Die Burg wird in den Jahren 1354 sowie 1355 erwähnt und war im Besitz der Burggrafen von Kirchberg. Auf die Anlage deuten Grabenreste, eine umgebende Ringstraße sowie der Name „Burg“ und ein flacher Hügel mit zwei kleinen Speichergebäuden hin.[11]
Regelmäßige Veranstaltungen
- Heimat- und Musikfest Hainichen
- Hainicher Teichfest
Persönlichkeiten
- Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775–1833), deutscher Rechtsgelehrter
Weblinks
Commons: Hainichen (Thüringen) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienQuellen
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Eichhorn: Beilage zum Jenaer Volksblatt, Nr.9, 14. August 1926
- ↑ Neumann, Gotthard: Festschrift zum 60. Geburtstag des Landesbischofs Mitzenheim, 1951
- ↑ H. und H. Rhode: Zur Geschichte des Weinbaus im Gönnatal, in: Zwischen Saale und Ilm. Vom Leben auf der Saale-Ilm-Platte im Wandel der Zeiten von einst bis jetzt. Eine Schriftenreihe herausgegeben vom Stiewartser Traditionsverein e.V., Broschüre Nr. 3, Stiebritz, September 2010
- ↑ Familienbuch Dornburg/Saale (Saale-Holzland-Kreis) : 13. bis 18. Jh. / [Autor: Andrei Zahn. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung] Teil 2: Die Einwohner der Stadt Dornburg; in Schriftenreihe: Mitteldeutsche Orstfamilienbücher der AMF ; 32 - Deutsche Ortssippenbücher der Zentralstelle für Personen- und Familiengeschichte : Reihe B ; 373 - Quellen zur Geschichte von Stadt und Amt Dornburg/Saale ; 4
- ↑ Festschrift 700 Jahre Hainichen und 30 Jahre Heimatfest; Kirchenknopf; Heimatglocken
- ↑ Hier sind allerdings nur die steuerpflichtigen Hausvorstände aufgezählt, die für dem Michaeliskloster in Jena gehörenden Güter steuerten. Allerdings gab es weitere Lehnsherren im Ort, was z.B. ein Register von 1420 zeigt.
- ↑ Ignasiak, Detlef: An der Saale und im Holzland - Ein kulturhistorischer Führer durch die Umgebung der Universitätsstadt Jena, quartus-Verlag, Jena 1997, ISBN 3-931505-17-0
- ↑ Kreisarchiv des Saale-Holzland-Kreises, Gemeinde Hainichen mit Ortsteil Stiebritz, Gemeindeverzeichnisse ab 1946
- ↑ http://www.statistik.thueringen.de/seite.asp?aktiv=dat01&startbei=datenbank/default2.asp
- ↑ Köhler, Michael: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze, Jenzig-Verlag, Jena 2003, ISBN 3-910141-56-0
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