Tanja Langer

Tanja Langer

Tanja Langer, geb. Neumann (* 10. September 1962 in Wiesbaden), ist eine deutsche Schriftstellerin und Textdichterin.

Leben

Tanja Langer wuchs in Wiesbaden auf. Ihre Eltern, Helga und Günther Neumann, betrieben die Ökonomie des Wiesbadener Golf Clubs, in der sie oft mitarbeitete. Der Großvater wie die Eltern waren Flüchtlinge aus Oberschlesien, die sich nach dem Krieg, 1949, in Wiesbaden niederließen. 1982 machte Tanja Langer ihr Abitur auf dem humanistischen Gymnasium (Diltheyschule).

Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaften, Kunstgeschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Paris, München und Berlin. In Berlin lebt sie seit 1986. Sie schloss mit einer Magister-Arbeit über Nathalie Sarraute und Marguerite Duras ab. Während des Studiums absolvierte sie eine Ausbildung zur Fotografin und arbeitete für die Berliner Tageszeitung und das Stadtmagazin Zitty. Sie inszenierte Theaterstücke an der Studiobühne der Freien Universität; nach Abschluss des Studiums war sie als freie Regisseurin an verschiedenen Berliner Theatern tätig.

Seit den Neunzigerjahren veröffentlicht sie literarische Texte, zunächst Theaterstücke, die sie zum Teil mit ihrer eigenen Theatergruppe („Theater Anna Oh.“) aufführte, so ihr Stück über die jüdische Dichterin Selma Meerbaum-Eisinger, Ich bin die Nacht (UA 1992). Ihr Theaterstück Hagazussa mit dem „Weiten Theater“ in Berlin-Hellersdorf wurde vom Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen 1993 als eins der zehn besten deutschsprachigen Stücke des Jahres ausgezeichnet.

Nach der Geburt ihrer ersten Tochter 1993 verlagerte sie sich mehr aufs Schreiben; sie veröffentlichte zahlreiche Artikel über Bücher und Menschen bei verschiedenen Tageszeitungen (Tagesspiegel, DIE WELT, Financial Times Deutschland) und beim Rundfunk (sfb). Tanja Langer ist Verfasserin von Romanen, Erzählungen, Essays, Theaterstücken und Hörspielen.

1996 kamen ihre Zwillinge zur Welt.

1999 veröffentlichte sie ihren ersten Roman Cap Esterel bei Volk & Welt. Im selben Jahr wurde ihr erstes Hörspiel Fluchtpunkte (sfb) ausgestrahlt, in dem sie sich mit der Flucht ihrer Mutter aus Oberschlesien und ihren eigenen Erfahrungen als jungem Mädchen im Restaurant der Eltern auseinandersetzte. 1999 erhielt sie ein Autorenstipendium des Berliner Senats für ihren Roman über den Hitlerfreund Dietrich Eckart, Der Morphinist oder Die Barbarin bin ich (Luchterhand 2002) sowie 2000 ein Aufenthaltsstipendium des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf. Mit einem Auszug aus dem entstehenden Manuskript wurde sie zum Ingeborg-Bachmann-Preis nach Klagenfurt eingeladen und dort verrissen.

Bei ihrem Aufenthalt in Schloss Wiepersdorf im Jahr 2000 lernte Tanja Langer verschiedene Künstler und Komponisten kennen, was vor allem ihr Interesse an der Neuen Musik weckte. Fortan schrieb sie häufiger für bildende Künstler, Musiker und Komponisten; die Verbindung mit und die Liebe zu den „anderen“ Künsten prägen auch ihre Romane. Regelmäßig arbeitet sie mit dem Berliner Komponisten Rainer Rubbert zusammen; sie verfasste für ihn das Libretto der Oper Kleist (UA 2008) und ist seither in Kreisen der Neuen Musik als Textdichterin bekannt und geschätzt. Für die Dresdner Komponistin Agnes Ponizil schrieb sie u. a. den Text für die Kurzoper EUR-OPER (UA 2004 in Dresden), einen Chor und den Solo-Abend Poems of an Unknown House Wife (2009); 2010 lieferte sie den Text Sieben Liter sagen die Indianer für die Opernperformance Wasserwesen – Der Brunnen klingt zur Rettung des Dresdner Neptunbrunnens in der Inszenierung von Annette Jahns.

2003 wurde sie Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Von 1993 bis 2004 war Tanja Langer verheiratet. Sie lebt mit ihren Töchtern in Berlin.

Mit dem ehemaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, der 1989 einem Attentat zum Opfer fiel, verband sie bis zu dessen Tod eine langjährige Freundschaft. Herrhausen hatte Langer als Abiturientin in einer Fernsehdiskussion kennengelernt. Dies wurde 2004 durch den Artikel des Reporters Ulli Kulke in Die Welt publik.

2007 nahm Tanja Langer die Beschäftigung mit der Fotografie wieder auf; 2009 hatte sie ihre erste Ausstellung in der Galerie „SABA“ in Berlin-Mitte: Barbie & The Light of Darkness.

Zur Zeit arbeitet Tanja Langer mit dem Komponisten Rainer Rubbert am Liederzyklus Künstlerinnen, in dem Langers Engagement für die Kunst ein weiteres Mal zum Ausdruck kommt: Hommagen, die vom Werk der Künstlerinnen ausgehen und dieses mit biographischen Motiven verweben, darunter Camille Claudel (UA 2009), Niki de Saint-Phalle und Frida Kahlo (UA 2010).

2010 Ausstellungsbeteiligung mit szenographischen Fotoarbeiten bei „just sex“ der Galerien „Kuhn & Partner“ und „cubus-m“ (Berlin) sowie Teilnahme am 7. Berliner Kunstsalon.

Werke

Tanja Langers Werk ist vielfältig zusammengesetzt; die Autorin probiert gern neue Formen und Zusammenhänge aus. Hervorstechend ist ihre Leidenschaft für die Bildenden Künste und die Musik; doch sie interessiert sich ebenfalls dafür, wie Geschichte erzählt wird und wie historische Ereignisse und längerfristige Veränderungen das Leben Einzelner bestimmen. Ihre Ästhetik ist von der Beschäftigung mit dem sogenannten „weiblichen Schreiben“, der „feministischen Avantgarde“ in der bildenden Kunst und dem Studium der Dekonstruktion in den achtziger Jahren geprägt. Sie arbeitet gern mit Brüchen, vielen Stimmen und einem „uneinheitlichen“ Stil. Bei allem Wissen über künstlerische Strategien schreibt Tanja Langer immer von Erfahrungen aus für viele Leser; ihre Einordnung fällt daher manchen schwer; die Stuttgarter Zeitung schrieb daher über sie: „Diese ganze Lebendigkeit ist an manchen Stellen etwas erdrückend, an anderen aber erzählt Tanja Langer mit einer solchen Präzision aus heutigen Leben heutiger Menschen, dass ihr dafür ein anderer, noch nicht erfundener Preis gebührte: für hingebungsvolles Sein und Schreiben im Hier und Jetzt“ (Ulrike Frenkel, Stuttgarter Zeitung vom 13. Oktober 2006)

  • Ich bin die Nacht. Theaterstück über die jüdische Dichterin Selma Meerbaum-Esinger, UA Berlin 1992
  • Hagazussa. Theaterstück über Hexen für Kinder, UA Berlin 1992
  • Cap Esterel. Roman. Berlin 1999 (Volk & Welt; tb dtv)
  • Fluchtpunkte. Hörspiel. UA 1999 (sfb, Berlin)
  • Der Morphinist oder Die Barbarin bin ich. Luchterhand, München 2002
  • Kleine Geschichte von der Frau, die nicht treu sein konnte. München 2006 (dtv premium/tb dtv 2007)
  • Nächte am Rande der inneren Stadt, München 2008 (dtv premium)
  • Kleist. Oper. Musik: Rainer Rubbert. UA 2008 (Ries & Erler Berlin)
  • Liederzyklus Künstlerinnen:
  • Einst war ich schön – Camille Claudel – Szene für Mezzosopran und Klavier. Musik: Rainer Rubbert. UA 2009 (Ries & Erler Berlin, ISMN M-013-60085-4)
  • Fürchterlich ist die Braut am Abend – Niki de Saint-Phalle – Lied für Mezzosopran und Klavier. Musik: Rainer Rubbert. UA 2010 (Ries & Erler Berlin, ISMN M-013-60085-4)
  • Liebeslied an das Leben – Frida Kahlo – Lied für Mezzosopran und Klavier. Musik: Rainer Rubbert. UA 2010 (Ries & Erler ISMN M-013-60089-2)
  • Wir sehn uns wieder in der Ewigkeit – Die letzte Nacht von Henriette Vogel und Heinrich von Kleist. Erzählung 2011 (dtv) ISBN 978-3-423-13981-6

Weblinks


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