- The House of the Rising Sun
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The House of the Rising Sun ist amerikanischer Folksong, der 1964 in der Fassung der britischen Band The Animals zum Hit wurde. 1970 brachte die Hardrockband Frijid Pink eine weitere Version heraus und machte das Stück damit zu einem der wenigen Songs, die in zwei verschiedenen Fassungen zum Millionenseller wurden.
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte
Wie bei vielen überlieferten Folksongs sind auch bei diesem die Herkunft und der Ursprung umstritten. Die älteste bekannte Aufnahme unter dem Titel Rising Sun Blues stammt von Clarence Ashley & Gwen Foster und wurde am 6. September 1933 für das Vocalion-Label eingespielt (#2576). Ashley meinte sich später zu erinnern, das Lied bereits von seinem Großvater Enoch Ashley gelernt zu haben. Dass sich diese Version aus der am 15. November 1928 aufgenommenen Fassung The Risin' Sun von Texas Alexander (Okeh #8673) entwickelt haben soll, ist höchst unwahrscheinlich, weil diese weder textliche noch melodische Gemeinsamkeiten aufweist. Vielmehr besitzt die Melodie große Ähnlichkeiten mit einer britischen Folk- und Kinderballade unter dem Titel Matthy Groves, die erstmals 1658 in Wit and Drollery notiert wurde[1]. Die Folkballade, die ehebrecherische Vorgänge schildert, wurde bereits 1613 in einem Theaterdrama von Francis Beaumont und John Fletcher unter dem Titel Knight of the Burning Pestle zitiert[2] [3]. Englische Siedler brachten diese Melodie später in die USA.
Homer Callahan nahm den Song als Rounder’s Luck am 11. April 1935 auf, gefolgt von Georgia Turner. Die 16-jährige Bergarbeiterstochter Georgia Turner und der Harmonika-Spieler Ed Hunter nahm Musikforscher Alan Lomax während seiner Reise am 15. September 1937 im abgelegenen Middlesboro in Kentucky auf. Hier hielt Lomax den Song mit einem Presto-Direktplattenaufnahmegerät fest und registriert ihn in seinem 1941 erschienenen Buch Our Singing Country als The Rising Sun Blues,[4] [5] geschrieben von Georgia Turner und Bert Martin.[6]
Eine weitere Entwicklung nahm der Blues bei Roy Acuff & His Smoky Mountain Boys, die die erste kommerzielle Aufnahme vom 3. November 1938 mit dem Titel The Rising Sun im Country-Stil auf den Markt brachten. Bei Josh White wurde der Song erstmals ersichtlich House of the Rising Sun tituliert. White ging mit Libby Holman im März 1941 für die 3-teilige LP Blues Till Dawn (Decca) ins Studio[7] und nahm den Song für die LP auf. Die Mercury-LP Strange Fruit (übernommen vom 1948 liquidierten Label Keynote) erwähnt, dass der Titel in New York am 10. November 1944 aufgenommen worden sei. Keynote hat den Song im Jahre 1942 als Single mit der A-Seite Evil Hearted Man (Keynote 542) herausgebracht, sodass es naheliegt, dass White den Titel mehrfach aufgenommen hatte. Es existiert eine von ihm gesungene Version und eine von der Theaterchanteuse Libby Holman gesungene Fassung mit Gitarrenbegleitung Whites. Eine weitere Version von Josh White findet sich bei Metronome Records, die jedoch erst im Sommer 1949 gegründet wurden.
Weitere bedeutsame frühere Aufnahmen sind die von Leadbelly (12. Mai 1945 und 15. Juni 1948) sowie die Version auf Bob Dylans erstem Album, die am 20. November 1961 in den Columbia Studios New York aufgenommen wurde und auf der LP Bob Dylan am 19. März 1962 auf den Markt kam.
Die Version von "The Animals"
Die Animals hatten sich bei ihrer Fassung an der Bob-Dylan-Version orientiert, um bei Auftritten mit dieser Folk-Version aufzufallen und sich von dem Rock ’n’ Roller Chuck Berry abzuheben, mit dem sie sich gerade auf Tournee befanden.[8] Am 17. Mai 1964 unterbrachen sie ihre Tournee in Liverpool, um am nächsten Tag in London Platten aufzunehmen. Die Animals hatten den derben Originaltext entschärft[9] und dem Song eine Bluesfassung verliehen. In der Besetzung Eric Burdon (Gesang), Alan Price (Orgel), Chas Chandler (Bass), Hilton Valentine (Gitarre) und John Steel (Schlagzeug) hatte ihr Produzent Mickie Most für den 18. Mai 1964 die relativ kleinen De Lane Lea „Kingsway Recording Studios“ gebucht.
Die Animals entschieden sich für das 6/8-Metrum, obwohl das Original im 4/4-Takt gehalten war. Der lediglich in einem Take aufgenommene Titel begann mit dem charakteristischen Gitarren-Arpeggio in A-Moll von Valentine, der Instrumentalteil wird beherrscht von der von Alan Price gespielten, pulsierenden „Vox-Continental“-Orgel. Obwohl sie bei dem EMI-Tochterlabel Columbia Records unter Vertrag standen und ihnen deshalb als Gruppe die Abbey Road Studios zur Verfügung standen, bevorzugten sie die Kingsway Recording Studios. Nach einer halben Stunde verließen sie bereits wieder die Studios, sodass sie weniger als vier Pfund Studiokosten zu bezahlen hatten.[10] Produzent Most, der nichts zur Aufnahme beitragen konnte, wollte den Titel zunächst nicht aufnehmen, aber ließ sich dann widerwillig darauf ein.[11]
Veröffentlicht im Juni 1964 (USA im August 1964) als Columbia DB 7301 mit einer für damalige Verhältnisse ungewöhnlich langen Spieldauer von 4:29 Minuten, erreichte die Single am 9. Juli 1964 den ersten Rang der britischen, am 5. September 1964 den ersten Platz der US-Hitparade, den sie für eine bzw. drei Wochen innehatte. Bereits im September 1964 erhielten sie während ihrer US-Tournee eine Goldene Schallplatte.[12] In den USA war es der erste Tophit der British Invasion außerhalb der Beatles. Es war erst die zweite Single der Animals und blieb ihre einzige Nummer eins.
Version der Frijid Pink
Im Januar 1970 erschien die verzerrte und übersteuerte Coverversion der amerikanischen Hardrockband Frijid Pink, produziert von Michael Valvano. Dieser musste einen langdauernden Rechtsstreit um die Arrangeursrechte des Stücks mit Frijid Pink führen. Die Aufnahme überschritt mit einer Spieldauer von 4:44 Minuten sogar noch die Animals-Version und erreichte Rang sieben in den USA und den vierten Platz in Großbritannien. Sie verkaufte sich ebenfalls über eine Million Mal und wurde deshalb im September 1970 gleichfalls mit der Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.[13]
Auszeichnungen und weitere Coverversionen
House of the Rising Sun erhielt einen BMI-Award. Der Song wurde insgesamt mindestens 122 Mal gecovert[14] und gehört damit zu den häufig gecoverten Popsongs. Die Versionen erfassen alle erdenklichen Musikstile, von Blues und Jazz über Balladen und Country-Musik bis hin zu Hardrock- und Discoversionen.
- Adolescents (1987)
- Willy Astor – Freisinger Seehaus (1993)
- Joan Baez (1960)
- The Barbarians (1966)
- Bon Jovi (1995)
- Eric Burdon (1983 und 2001)
- BTO
- Tracy Chapman
- Erste Allgemeine Verunsicherung (EAV) – „Es steht ein Haus in Ostberlin“ (1989)
- Dave Evans
- The Doors
- Evereve (1999)
- Gunter Gabriel – „Es steht ein Haus im Kosovo“ (2000)
- Declan Galbraith (2006)
- The Gaslight Anthem (2011)
- Geordie (1974)
- Gary Glitter
- Orchester Günter Gollasch – „Es steht ein Haus in New Orleans“ (1969)
- Woody Guthrie (1945)
- Johnny Hallyday – „Le pénitencier“ (1964), „Das alte Haus in New Orleans“ (1964)
- Tim Hardin (1969)
- Jimi Hendrix
- Peter Hofmann (1982)
- Udo Jürgens
- K.I.Z. – „Neuruppin“ (2007)
- Sven Kramer (2007)
- Manfred Krug (1970er)
- Helmut Lotti
- MUCC (1999)
- Muse (2002)
- Sinéad O’Connor (1994)
- Paddy Goes To Holyhead
- Dolly Parton (1981)
- Pooh (2008) – „La casa del sole“
- Alan Price (1980)
- Benny Quick (1965)
- Santa Esmeralda (1978)
- Helge Schneider (1992)
- Sentenced (1998)
- Nina Simone (1962)
- Günter Stössel – „Dou schdäihd a Haus in Gost'nhuf“
- Peter Thomas Sound Orchestra (1976)
- Toto (2003)
- Walls of Jericho (2008)
- Leslie West (1974)
Inhalt des Liedes
Unsicher sind die Forschungsergebnisse über die im Song besungene Lokalität in New Orleans. Erste sprachliche Hinweise gibt „Rising Sun“, ein euphemistischer umgangssprachlicher Ausdruck für ein Bordell. Insbesondere zwei Adressen waren und sind Gegenstand neuerer Forschung. Die früheste Erwähnung eines „Rising Sun“ findet sich in der Zeitung Louisiana Gazette.[15] Am wahrscheinlichsten ist ein – längst abgerissenes – Haus, das in der St. Louis Street Nr. 826–830 lokalisiert wurde. Es gehörte zwischen 1862 und 1874 einer gewissen Marianne LeSoleil Levant, deren Nachname sich aus dem Französischen als „Rising Sun“ (aufgehende Sonne) übersetzen lässt.[16] Im Oktober 1862 hatten die Unionstruppen New Orleans besetzt; 1874 wurde das Etablissement wegen Beschwerden aus der Nachbarschaft geschlossen.
Ein kleines Hotel in der Conti Street Nr. 535–537, ebenfalls im French Quarter, bestand aufgrund eines Brandes im Jahre 1822 nur kurze Zeit (seit Januar 1821). Dies bestätigt eine Meldung derselben Zeitung vom 28. Februar 1822, wonach „gegen 2 Uhr morgens im Rising Sun Hotel in der Conti Street ein Feuer ausbrach, das den größten Teil des großen Gebäudes völlig zerstörte“.[17]
Bei einer archäologischen Grabung im Auftrag der Gesellschaft für die Geschichte Louisianas zwischen Dezember 2004 und April 2005 fand man Überreste einer ungewöhnlich großen Anzahl an Keramik-Schminktöpfchen im typischen Stil des frühen 19. Jahrhunderts, die zu der Zeit zumeist Schauspielerinnen, Tänzerinnen oder Prostituierten als Rougebehälter dienten. Daneben tauchten auch Scherben zahlloser Brandy- und Bierflaschen sowie eine Werbetafel auf, die auf die Nutzung als Bordell hinweisen könnten.[18] In der „Gazette“ erschien am 27. Januar 1821 ein Inserat, das den Verkauf des Hotels meldete und gleichzeitig versicherte, dass die Dienste weiter aufrechterhalten blieben.[19]
Der Liedtext in verschiedenen Versionen
Der traditionelle Liedtext
(von Lomax aufgenommen)Songtext von The Animals There is a house in New Orleans,
They call the Rising Sun.
It's been the ruin of many poor girl,
And me, O God, for one.
If I had listened what Mamma said,
I'd been at home today.
Being so young and foolish, poor boy,
Let a rambler lead me astray.
Go tell my baby sister
Never do like I have done
To shun that house in New Orleans
They call the Rising Sun.
My mother she's a tailor;
She sold those new blue jeans.
My sweetheart, he's a drunkard, Lord,
Drinks down in New Orleans.
The only thing a drunkard needs,
Is a suitcase and a trunk.
The only time he's satisfied,
Is when he's on a drunk.
Fills his glasses to the brim,
Passes them around.
Only pleasure he gets out of life,
Is hoboin' from town to town.
One foot is on the platform,
And the other one on the train.
I'm going back to New Orleans,
To wear that ball and chain.
Going back to New Orleans,
My race is almost run.
Going back to spend the rest of my life,
Beneath that Rising Sun.There is a house in New Orleans
They call the Rising Sun
And it's been the ruin of many a poor boy
And God I know I'm one
My mother was a tailor
She sewed my new bluejeans
My father was a gamblin' man
Down in New Orleans
Now the only thing a gambler needs
Is a suitcase and trunk
And the only time he's satisfied
Is when he's on a drunk
Oh mother tell your children
Not to do what I have done
Spend your lives in sin and misery
In the House of the Rising Sun
Well, I got one foot on the platform
The other foot on the train
I'm goin' back to New Orleans
To wear that ball and chain
Well, there is a house in New Orleans
They call the Rising Sun
And it's been the ruin of many a poor boy
And God I know I'm oneLiteratur
- Ted Anthony, Chasing the Rising Sun: The Journey of an American Song, 2007
Einzelnachweise
- ↑ # 81; auch unter dem Titel Lady Barnard and Little Musgrave bekannt
- ↑ Francis Beaumont & John Fletcher, Knight of the Burning Pestle, 1613
- ↑ Contemplator, John Renfro Davis über Mattie Groves; hier ist die Melodie zu hören
- ↑ Blues Directory, Old Song Tells a Modern Story, 16. September 2000
- ↑ Alan Lomax, The Folk Songs of North America, 1960, S. 280
- ↑ als Georgia Turner im Jahre 1969 starb, hatte sie lediglich US$ 117,50 Tantiemen erhalten
- ↑ Elija Wald, Josh White: Society Blues, 2000, S. 97
- ↑ Sean Egan, Animal Tracks – The Story of the Animals, 2001, S. 42
- ↑ Alan Price ersetzte die Prostituierte des Originals durch einen Glücksspieler
- ↑ Andy Blackford, Wild Animals – The Story of the Animals, 1986, S.58 ff.
- ↑ Andy Blackford, a.a.O., S. 59
- ↑ Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 186
- ↑ Joseph Murrells, a.a.O., S. 307
- ↑ CoverInfo über House of the Rising Sun
- ↑ Ausgabe vom 29. Januar 1821, Seite 1 Kolumne 6
- ↑ House of the Rising Sun - The History and the Song bei BBC Home
- ↑ “About two o’clock yesterday morning a fire broke out in the Rising Sun Hotel, Conti Street. The whole of that extensive building was entirely consumed….”
- ↑ Freudenfest im Sonnenhaus. In: Die Zeit, 2. Juni 2005
- ↑ Ted Anthony, Chasing the Rising Sun: The Journey of an American Song, 2007, S. 222
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