- Thomas Heise
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Thomas Heise (* 22. August 1955 in Ost-Berlin) ist ein deutscher Dokumentarfilmer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Heise, Sohn des Philosophieprofessors Wolfgang Heise, absolvierte von 1971 bis 1973 eine Lehre als Drucker. Nach einjährigem Wehrdienst in der NVA arbeitete Thomas Heise 1975 bis 1978 als Regieassistent im DEFA-Studio für Spielfilme, unter anderem bei Heiner Carows Bis daß der Tod euch scheidet (1978). Zeitgleich holte er sein Abitur auf der Abendschule nach. 1978 begann er ein Regiestudium an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, das er 1982 abbrach. Seitdem ist Heise freiberuflich als Autor und Regisseur tätig. Seine ersten Dokumentarfilme, die zu DDR-Zeit entstanden, wurden allerdings verboten bzw. gelangten nicht zur Aufführung.
1987 bis 1990 war Heise Meisterschüler bei Gerhard Scheumann an der Akademie der Künste der DDR. In dieser Zeit realisierte er für den Rundfunk der DDR das Radio-Feature Widerstand und Anpassung - Überlebensstrategie. Erinnerungen eines Mannes an das Lager Dachau (1987), dem seine Gespräche mit dem Schauspieler Erwin Geschonneck zugrunde liegen. Widerstand und Anpassung zählt zu den bedeutenden Werken im Bereich des O-Ton-Features. Trotz Geschonnecks Fürsprache wurde die fertige Produktion aus politischen Gründen auf Eis gelegt und ins Archiv verbannt. Anfang Dezember 1989, vier Wochen nach dem Fall der Mauer, wurde das Stück vom Berliner Rundfunk urgesendet.[1]
Erst nach der Wende wurde Thomas Heise bekannt, und legte mehrere streitbare Werke vor, unter anderem 1992 Stau - Jetzt geht's los über die rechtsradikale Jugendszene in Halle an der Saale. Von 1993 bis 1998 inszenierte er mehrere Stücke am Berliner Ensemble, darunter Bertolt Brechts Der Brotladen (1993) und Joe Fleischhacker (1998), Heiner Müllers Zement (1994) und Der Bau (1996) und Michael Wildenhains Im Schlagschatten des Mondes und Hungrige Herzen (1995). Sein Film Mein Bruder. We Will Meet Again lief auf der Berlinale 2005.
Seit dem Wintersemester 2007/08 ist Thomas Heise Professor für Film an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.
Am 5. September 2008 drehte er das Segment über den S-Bahnhof Ostkreuz für Volker Heises 24-stündiges Dokumentarfilmprojekt 24h Berlin – Ein Tag im Leben, das genau ein Jahr später auf mehreren Fernsehsendern ausgestrahlt wurde.
Filmografie
- 1980: Wozu denn über diese Leute einen Film? (HFF Potsdam)
- 1981: Anka und… [abgebrochen]
- 1982: Erfinder 82
- 1984: Das Haus (Staatliche Filmdokumentation der DDR)
- 1985: Volkspolizei 1985 (Staatliche Filmdokumentation der DDR)
- 1987: Heiner Müller 1
- 1989: 4. November 1989
- 1989/90: Imbiß-Spezial
- 1989/90: Zuchthaus Brandenburg, Dezember 1989
- 1991: Eisenzeit
- 1992: STAU - Jetzt geht's los
- 1997: Barluschke
- 1999/2000: Neustadt (Stau - Der Stand der Dinge)
- 2000: Meine Kneipe
- 2002: Vaterland
- 2004/05: Mein Bruder - We'll Meet Again
- 1999/2006: Im Glück (Neger)
- 2007: Kinder. Wie die Zeit vergeht
- 2009: Material
Publikationen
- Spuren. Eine Archäologie der realen Existenz, Band 13, Reihe zum Dokumentarfilm; Verlag Vorwerk 2010 ISBN 978-3-940384-22-5
Literatur
- Bernd Florath: Heise, Thomas. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.
Weblinks
- Offizielle Homepage
- Biografie
- Seite bei der HfG Karlsruhe
- Biografie bei kinoreal.at
- Literatur von und über Thomas Heise im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Thomas Heise bei filmportal.de
- Biografie auf film-zeit.de
- taz-Interview mit Thomas Heise über seinen Film Mein Bruder - We'll meet again
Quellen
- ↑ Patrick Conley: "Abschied von diesem Land. Das Feature in der DDR." In: Cut, Jg. 3, Nr. 10 (Oktober 1999): S. 36-40.
Kategorien:- Filmregisseur
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