Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge

Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge

Das Thüringisch-Fränkische Mittelgebirge ist eine naturräumliche Haupteinheitengruppe Deutschlands und trägt die Kennziffer D48 bzw. 39. Es besteht in der Hauptsache aus dem bis knapp über 1000 m hohen Höhenzug zwischen den Mittelgebirgen Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge, Frankenwald und Fichtelgebirge, der sich vom Westen und Süden Thüringens über Oberfranken nach Südosten bis kurz vor die Tschechische Grenze bzw. die sogenannte Böhmische Masse zieht.

Inhaltsverzeichnis

Naturräumliche Gliederung

Die naturräumliche Gliederung des Thüringisch-Fränkischen Mittelgebirges basiert auf einer deutschlandweiten Gliederung in Haupteinheitengruppen (zweistellige Ziffern) und Haupteinheiten (dreistellige Ziffern) des Instituts für Landeskunde in den 1950er Jahren im mehrteiligen Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, welches im Durchschnitt der Beschreibung einer Haupteinheit zwei Buchseiten widmete. Anders als für fast alle anderen Regionen Deutschlands ist die feinere Gliederung (Haupteinheit plus Nachkommastellen) des Instituts mit Karten im Maßstab 1:200.000 für große Teile dieses Mittelgebirges nie zustande gekommen, da aufgrund der deutschen Teilung auf ostdeutsche Kartenblätter schließlich verzichtet wurde (betrifft den Thüringer Wald und den Nordwesten des Thüringer Schiefergebirge, die für Blatt 127 Gotha geplant waren, sowie den Nordosten des Schiefergebirges auf dem nicht erschienenen Blatt 128 Plauen (Nord)) und im ansonsten komplett kartierten Westteil Deutschlands ausgerechnet die bayrisch-fränkischen Landesteile nur zu kleinen Anteilen fertiggestellt wurden (betrifft Blatt 142/143 Plauen (Süd) und Blatt 154/155 Bayreuth, die das Fichtelgebirge und große Teile des Frankenwaldes abgehandelt hätten, jedoch nie erschienen sind). So existieren lediglich auf Blatt 126 Fulda eine Detailaufnahme vom Nordwesten des Thüringer Waldes und im spät (1987) erschienenen Blatt 141 Coburg eine vom südlichem Schiefergebirge und nordwestlichem Frankenwald.

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat in den frühen Jahren des aktuellen Jahrtausends schließlich eine Landesaufnahme in Auftrag gegeben, die auf Basis der naturräumlichen Gliederung speziell schutzwürdige Landschaften ausweisen sollte und die Landschaftssteckbriefe hervor brachte, die in der Regel mehrere Teileinheiten einer Haupteinheit zusammenfassen, in selteneren Fällen eine ganze Haupteinheit beschreiben. Die Grenzziehungen dieser nicht sehr detaillierten und auch nur in Teilen naturräumlich orientierten Bestandsaufnahmen stellen für weite Teile des bayrisch-fränkischen Teils des Mittelgebirges indes heute die einzige Einteilung dar, die (minimal) feiner ist als jene in Haupteinheiten von 1959 bzw. 1960.

Für den thüringischen Teil des Mittelgebirges existiert dem gegenüber eine naturräumliche Gliederungen in Die Naturräume Thüringens, die ab den 1990er Jahren von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLuG Jena) erstellt worden ist. Diese orientiert sich zwar zunächst an der Gliederung des Instituts für Landeskunde, ist jedoch in ihren Grenzziehungen insgesamt geologischer ausgerichtet. Diese Gliederung verzichtet auch auf die explizite Nennung von Haupteinheiten und gliedert die Teillandschaften stattdessen erdzeitalterlich (u.a.) in Mittelgebirge (betrifft alle hier beinhalteten Landschaften außer dem Südlichen Vorland des Thüringer Waldes) sowie Hügelländer auf Buntsandstein (Südthüringer Buntsandstein-Waldland) und Muschelkalk (Schalkauer Plateau).

In den „eigentlichen“ Mittelgebirgen, die 6 der 7 Haupteinheiten betreffen, fallen die Grenzunterschiede zwischen Thüringer Landesanstalt und Institut für Landeskunde bzw. BfN nur marginal aus. In der Haupteinheit 390 ist von TLUG die Grenze des Schalkauer Plateaus zum Buntsandstein-Waldland von der oberen Werra in Teilen (Zentrum) nach Westen verlagert worden (Korridor zum 577 m hohen Solaberg). Ferner endet das Südthüringer Buntsandstein-Waldland nach TLUG im Norden am Tal der Schmalkalde bzw. dem der Stille, geht aber im Nordwesten bis ans Werratal. Dem gegenüber ging die ursprüngliche Haupteinheit nach Norden bis zum Tal der Truse und wurde im Nordwesten vom ebenfalls auf Buntsandstein liegenden Salzunger Werrabergland, das auch weiter nördlich den Thüringer Wald westlich flankiert, zur Werra hin abgedacht. [1][2][3] [4]

Gliederung in Haupt- und Untereinheiten

Das Thüringisch-Fränkische Mittelgebirge gliedert sich wie folgt:[1][2]

Aus geologischer Sicht müsste auch das Ostthüringer Schiefergebirge zur Landschaft hinzu gerechnet werden, das in Gliederungen der DDR immer als Teil des Thüringer Schiefergebirges angesehen wurde:

Einzelnachweise

  1. a b E. Meynen und J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands – Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953-1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960)
  2. a b Verschiedene Autoren: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten in Einzelblättern (je Karte 1:200.000 und Taschenbuch; → Karten) - Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959-1987; mit einem Stern (*) gekennzeichnete Einzelblätter sind bislang nicht in die Aufstellung eingeflossen; Erfassung durch Einzelblätter wegen Nichterscheinen der Blätter Gotha, Plauen (Nord), Plauen (Süd) und Bayreuth sehr unvollständig!
    • Blatt 126: Fulda (W. Röll 1969)*
    • Blatt 141: Coburg (H. Späth 1987)
  3. Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz
  4. Walter Hiekel, Frank Fritzlar, Andreas Nöllert und Werner Westhus; Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG), Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt (Hrsg.): Die Naturräume Thüringens. Jena 2004, ISSN 0863-2448.
    Naturraumkarte Thüringens (TLUG) - PDF, 260 kB
    Landkreisweise Karten (TLUG)
  5. Name aus Blatt Coburg; im Handbuch selber noch als „Thüringer Schiefergebirge“ bezeichnet
  6. Die heute übliche Aufteilung in Hohes Thüringer Schiefergebirge und Schwarza-Sormitz-Gebiet ist neueren Datums und entspricht auch in etwa der Gliederung in Die Naturräume Thüringens, wobei das Schwarza-Sormitz-Gebiet die auf den erschienenen Einzelblättern kartierten Teile nicht trifft.

Weblinks


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