- Barbe-Klasse
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Die Mehrzwecklandungsboote (MZL) der Klasse 520 wurden von 1964 bis 1966 von der Howaldt-Werft in Hamburg gebaut. Es waren insgesamt 22 Einheiten, die alle (bis auf "Tümmler" und "Delphin") Fischnamen trugen. Die Boote werden auch als Barbe-Klasse bezeichnet und sind im NATO-Sprachgebrauch als Landing Craft Utility (LCU) klassifiziert.
Inhaltsverzeichnis
Einheiten der Klasse
- L 760 Flunder, L 761 Karpfen, L 762 Lachs, L 763 Plötze, L 764 Rochen, L 765 Schlei. L 766 Stör, L 767 Tümmler, L768 Wels, L 769 Zander, L 788 Butt. L 789 Brasse, L 790 Barbe, L 791 Delphin, L 792 Dorsch, L 793 Felchen, L 794 Forelle, L 795 Inger, L 796 Makrele, L 797 Muräne, L 798 Renke und L 799 Salm.
Technische Daten
- Länge: 39,90 m
- Breite: 8,80 m
- Tiefgang: 1,60 m leer/2.20 beladen
- Tragfähigkeit: 170 Tonnen
- Verdrängung: 403 Tonnen max.
- Besatzung: 17 Mann
- Antrieb: 2 x MWM Trhs 518 V 12, 510 PS bei 1.500 U/min
- E-Diesel: 2 x MWM 518 rhs 4-Zylinder 98 PS 65 KVA bei 1.200 U/min
- Bewaffnung: eine 2-cm-Kanone, später zwei 2-cm-Kanonen
- Geschwindigkeit: 10,5 kn
Technische Ausrüstung
- 2 Ballastpumpen je 50 m³/h, 1 Feuerlöschpumpe mit 25 m³/h, 1 Wasserstrahlpumpe, als Lenzpumpe, mit 10 m³/h. Die Rudermaschine wird handhydraulisch betätigt, max. Druck 90 bar. Die Hydraulikanlage für die Bugrampe wird von einem 17,6 kW E-Motor angetrieben mit maximal 140 bar.
- Die beiden Generatoren können zusammengeschaltet werden und versorgen das Bordnetz mit 440 V/60 Hz, 115 V/60 Hz und 24 V Gleichstrom. Für Notbeleuchtung und Notsender steht eine 24 Volt/152Ah Batterie zur Verfügung, eine 24 V/165 Ah Batterie ist die Starterbatterie für alle Motoren, eine weitere 24 Volt/152 AH Batterie versorgt die Motorüberwachung, die Nautischen Instrumente, Positionslaternen, Klarsichtscheiben und Signalanlagen mit Strom.
- Die Hydraulikanlage für die Heckankerwinde arbeitet mit einem Druck von 250 bar. Der Heckanker ist an einem Stahlseil befestigt, die Winde steht in Abteilung III unter Deck.
- Bei Indienststellung hatten die Boote nur einen Kreiselkompass und ein tragbares Funkgerät, später wurde ein größeres Funkgerät eingebaut und Anfang der 1970er Jahre auch noch Radar.
Konstruktion
Die Boote waren sehr flachgehend in Stahlbauweise gebaut. Der Rumpf ist in zwölf wasserdichte Abteilungen unterteilt, die Aufbauten, in der ersten Zeit noch mit offenem oberem Fahrstand, auf Steuerbordseite. Vorn und achtern jeweils eine Klappe, die vordere hydraulisch und die achtere mechanisch betätigt. Die Klappen sind so konstruiert, dass sich ein Boot achtern einhängen und man von einem Boot auf das andere fahren kann. Auf der Steuerbordseite achtern ist ein Heckanker mit einem Gewicht von 454 kg montiert, mit dem man das Boot nach der Landung vom Strand ziehen konnte, maximale Zugkraft 12 Tonnen.
Die Boote haben vier Ballasttanks, die vor dem Landemanöver gefüllt wurden: Achtern 29 m³, mittschiffs zwei mit 15,2 m³ und vorn 16 m³. Die beiden Kraftstofftanks fassen jeweils 20.200 Liter, der Frischwassertank 9.000 Liter.
Raumaufteilung
Von Achtern nach vorn:
- Abtlg. I Rudermaschinenraum
- Abtlg. II Ballastwasserzelle 29 m³
- Abtlg. III Heckankerwindenraum und Schmier- und Altöltank je 690 Liter
- Abtlg. IV Motorenraum
- Abtlg. V E-Werk
- Abtlg. VI Kraftstofftanks 2 x 20.200 Liter
- Abtlg. VII Ballasttanks 2 x 15.200 Liter, ein Trinkwassertank 9.000 Liter
- Abtlg. VIII Kommandantenkammer, Kammer StB (Schiffstechnischer Bootsmann), Messe, Proviantlast, Gästekammer, Kompassraum
- Abtlg. IX Unteroffizierskammer, Schiffstechn. Hellegat und Munitionskammer
- Abtlg. X Mannschaftsdeck
- Abtlg. XI Bugrampenmaschinenraum
- Abtlg. XII Ballastwasserzelle 16 m³
In den seitlichen Aufbauten an Deck sind Toilette, Niedergang zum Maschinenraum, Waschraum, Kombüse, unterer und oberer Fahrstand, Funkraum, Fenderlast, Farbenlast und eine Last für Zurrmaterial untergebracht. Vor dem unteren Fahrstand und auf dem achteren B-Deck waren jeweils eine 20mm-Flugabwehrkanone (BK 20) montiert. Diese Geschütze wurden nach Außerdienststellung ausgebaut und in der Marine weiter verwendet.
Besatzung
Der Kommandant war Ober- oder Hauptbootsmann. Nur auf den vier Divisionsbooten war der Kommandant ein Offizier im Dienstgrad eines Kapitänleutnants oder Oberleutnants zur See. Hinzu kamen ein Schiffstechnischer Bootsmann, fünf Maate, ein Verpflegungsmaat, ein Artilleriemaat, ein Funkmaat, ein Decksmaat und ein Steuermann sowie zehn bis elf Mannschaften. Kommandeursboot war L791 Delphin.
Einsatzbereich
Die Landungsboote waren für Landungsoperationen in Nord- und Ostsee konzipiert. Durch ihre flache Bauweise ohne ausgeprägten Bug sind sie nur bis zu einem Seegang der Stärke 5-6 einsatzfähig. Einschränkend wirken insbesondere die Aufbauten an der Steuerbordseite, da der Winddrift kein Kiel entgegengesetzt wird. Eine ungünstige Kombination von Wind und Wellen hat im Jahre 1989 zu einer schweren Havarie eines der Boote während einer Landungsübung in Dänemark geführt. Bug- und Heck-Rampe sind für Belastungen bis zu 50 Tonnen ausgelegt, so können auch schwere Panzer aufgenommen werden. Aufgrund ihres geringen Tiefgangs sind die Boote auch flussgängig, sie haben mehrere Fahrten bis nach Mainz durchgeführt. Die erste Division bestehend aus Delphin, Forelle, Barbe, Felchen und Dorsch fuhr 1985 den Rhein über Strasbourg bis Rouen in Frankreich. Eine Auslandsausbildungsreise führte nach Mittelschweden bis Karlstad durch den See Vänern.
Einsatz und Verbleib
Die Landungsboote waren für den Transport von Soldaten und militärischem Material im küstennahen Bereich der Nord- und Ostsee vorgesehen. Sie konnten bis zu drei große Panzer transportieren. Die Boote gehörten zum größten Teil zu verschiedenen Verbänden und Einheiten der Amphibischen Gruppe. Ende 1968 wurden 5 Boote wegen Umstrukturierung der Bundesmarine außer Dienst gestellt und in Wilhelmshaven eingemottet. Ab 1973 waren 17 Boote dem 1. Landungsgeschwader in Borkum und später in Kiel unterstellt, zwei der Strandmeisterkompanie, eines als Schulboot der Seemannschaftslehrgruppe und zwei lagen in Reserve im Marinearsenal Wilhelmshaven.[1]
1992 wurden 8 Boote an Griechenland verkauft. In den Jahren bis 1973 wurden die Boote umgebaut und bekamen einen festen Fahrstand, auch wurden sie mit Radargeräten ausgerüstet. Die letzten beiden in der Deutschen Marine verbleibenden Boote wurden zunächst der Flottille der Minenstreitkräfte zugeteilt, wo sie neben Landungsübungen vor allem Materialtransporte durchführten. Zu diesem Zeitpunkt waren sie unter anderem auch zum Minenlegen vorgesehen. In diesem Zusammenhang wurden auch die beiden Geschütze entfernt. Heute versehen die L 762 Lachs und L 765 Schlei ihren Dienst bei den Spezialisierten Einsatzkräften der Marine in Eckernförde. Seit Juli 2004 ist das L 769 Zander im Besitz der Marinekameradschaft Mannheim und heißt jetzt Götz von Mannheim.
Verweise
Weblinks
Interne Verweise
Einzelnachweise
- ↑ Siegfried Breyer, Gerhard Koop: Die Schiffe und Fahrzeuge der deutschen Bundesmarine 1956 - 1976. München 1978, ISBN 3-7637-5155-6
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