Tomislavgrad

Tomislavgrad
Tomislavgrad

Wappen von Tomislavgrad

Tomislavgrad (Bosnien und Herzegowina)
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Basisdaten
Staat: Bosnien und Herzegowina
Entität: Föderation
Kanton: 10
Koordinaten: 43° 43′ N, 17° 14′ O43.7135517.226563888889840 - 900Koordinaten: 43° 42′ 49″ N, 17° 13′ 36″ O
Höhe: -60 m. i. J.
Fläche: 967,4 km²
Einwohner: 27.440 (2008)
Bevölkerungsdichte: 28 Einwohner je km²
Telefonvorwahl: +387 (0) 34
Postleitzahl: 80240
Struktur und Verwaltung
Bürgermeister: Ivan Vukadin (HDZ BiH)
Webpräsenz:
Sonstiges
Schutzpatron: Sv. Nikola Tavelić
Stadtfest: 8. Juli
Blick auf Tomislavgrad

Tomislavgrad (bis 1990 Duvno; deutsch veraltet Dalen) bezeichnet sowohl eine Stadt als auch einen Gemeindeverband im Südwesten Bosnien-Herzegowinas. Den Gemeindeverband (Općina) bilden die Stadt Tomislavgrad sowie die sie umgebenden Dörfer. Die Gemeinde liegt größtenteils im Hochtal von Duvno (Duvanjsko Polje) und grenzt an die Gemeinden Posušje (südlich), Livno (nordwestlich), Kupres (nördlich), Prozor (nordöstlich) und Jablanica (östlich) sowie an die Kleinstadt Imotski in der Republik Kroatien im Westen. Das Gemeindegebiet umfasst insgesamt 970 km² darunter zwei weitere Hochebenen das Šuičko Polje im Norden und das Raško Polje im Südwesten. Die Stadt Tomislavgrad selbst liegt im nördlichen Teil der Gemeinde.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Tomislavgrad liegt auf einer Hochebene in 840-900 m Höhe. Die Stadt ist von Bergen umgeben: der Pločno 2228 Meter ü. NN, der Veliki Vran 2207 m ü. NN und weitere Berge wie Ljubuša, Tušnica, Mali Vran, alle sind mindestens 1700 m hoch. In den Wintermonaten kann es in seltenen Fällen bis -25 °C kalt werden, im Sommer sind Temperaturen über 40 °C möglich.

Es gibt zwei nennenswerte Seen: Buško jezero und Blidinjsko jezero. Buško jezero ist ein künstlicher See, der durch eine Talsperre an der Grenze zu Kroatien entstanden ist. Es ist der größte künstliche See Europas. In den See fließt die Šuica. Der zweite See Blidinje liegt 1250 Meter über den Meeresspiegel und ist ein Gletschersee, der im Winter meist zufriert und im Hochsommer oft austrocknet. Tomislavgrad liegt im Norden der ca. 300 Quadratkilometer großen Ebene Duvanjsko Polje. Die Ebene ist karstig. Nach starken Regenfällen bleibt das Wasser nicht an der Oberfläche, sondern fließt schnell in Klüfte ab; aus diesem Grund herrscht in den Sommermonaten oft Dürre. Im Frühjahr, wenn die Schneemassen auf den umliegenden Bergen schmelzen und unterirdisch ins Tal fließen, ist regelmäßig die ganze Ebene überflutet.

Ortschaften der Gemeinde Tomislavgrad

Das Gemeindegebiet von Tomislavgrad umfasst neben der eigentlichen Stadt noch folgende Ortschaften: Baljci, Blažuj, Bogdašić, Borčani, Bukova Gora, Bukovica, Cebara, Crvenice, Ćavarov Stan, Dobrići, Donji Brišnik, Eminovo Selo, Galečić, Gornja Prisika, Gornji Brišnik, Grabovica, Jošanica, Kazaginac, Kolo, Kongora, Korita, Kovači, Krnjin, Kuk, Letka, Lipa, Liskovača, Lug, Mandino Selo, Mesihovina, Mijakovo Polje, Miljacka, Mokronoge, Mrkodol, Omerovići, Omolje, Oplećani, Pačari, Pasić, Podgaj, Prisoje, Radoši, Rašćani, Rašeljke, Raško Polje, Renići, Rošnjače, Sarajlije, Seonica, Srđani, Stepen, Stipanići, Šuica, Tubolja, Vedašić, Vinica, Vojkovići, Vranjače, Vrilo, Zaljiće, Zaljut und Zidine.

Geschichte

Vereinzelte Funde deuten darauf hin, dass das Hochtal von Duvno bereits in prähistorischer Zeit besiedelt wurde. Die ersten historisch verbürgten Bewohner sind jedoch die Delmaten, ein illyrischer Volksstamm der sich von 158 v. Chr. bis zu seiner endgültigen Niederwerfung 118 v. Chr. durch Konsul Caecilius Mettelus immer wieder im Krieg mit den Römern und seinen illyrischen Verbündeten befand.[1] Ob es sich bei den Delmaten tatsächlich um einen einzelnen Stamm handelte ist umstritten. Möglicherweise handelte es sich auch um einen Verbund mehrerer zwischen den Flüssen Neretva und Krka siedelnder, illyrischer Stämme.[2]

Das illyrische Delminium

Mehrere römische Quellen sprechen von einer Stadt Delminium (auch Delminus), als Hauptort der Delmaten. Nach Angaben des griechischen Historikers Appian von Alexandria, wurde der Stamm nach ebendieser Stadt zunächst Delmatenses und später Dalmatii genannt.[3] Die Vermutung liegt nahe, dass sich aus ebendieser Bezeichnung der spätere Name der Region Dalmatien (röm. Dalmatia) entwickelt hat.

Zur Quellenlage

Zeitgenössische Quellen zum historischen Delminium sind spärlich gesät. Einzig bekannte Quellen sind die Schilderungen des „dalmatischen Feldzuges“ bei Appian von Alexandria und Sextus Julius Frontinus. Von Appians Werken ist nur sein Buch über die römischen Bürgerkriege in Gänze erhalten geblieben. Seine Schilderung der illyrischen Kriege (ursprünglich nur ein Teilstück seines Werks über die Mazedonischen Kriege) gehört allerdings zu den Werken, die die Zeit in großen Teilen überdauert haben.[4] Sextus Julius Frontinus seinerseits berichtet in seinem Werk „Strategemata“[5] über die Belagerung der Stadt Delminium durch Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum.

Bedeutung des Namens Delminium

Zur ursprünglichen Bedeutung des Namens Delminium äußern sich die römischen Quellen nicht. Jedoch wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um eine romanisierte Form der illyrischen Wörter D'lmno (Weide) bzw. Delma (Schaf) handelt. Auch die im Mittelalter noch gebräuchliche Bezeichnung Dumno (anstatt des späteren Duvno) für die Stadt Tomislavgrad und ihre Umgebung legen eine solche Deutung nahe.[6]

Delminium zur Zeit des Dalmatischen Feldzuges 156 bis 155 v. Chr.

Nachdem die Delmaten immer wieder Überfälle gegen römische Bündnispartner (unter anderem die Liburner) durchgeführt hatten und Vermittlungsversuche seitens des römischen Senats mehrfach abgewiesen worden waren, beauftragte der Senat den Konsul Gaius Marcius Figulus im Jahre 156 v. Chr. mit der Durchführung eines Feldzuges. Figulus landete in der Nähe des antiken Narona. Trotz anfänglicher Niederlagen gelang es ihm gegen Herbstende, die Delmaten zurückzuschlagen, so dass sich diese in ihrem Hauptort Delminium verschanzten.

Eine erste Belagerung schlug fehl, da laut Appian von Alexandria die Stadt aufgrund ihrer mächtigen Befestigungen und ihrer günstigen Lage auf einem Berg weder erstürmt noch durch das mitgeführte Belagerungsgerät geschleift werden konnte.[7] Figulus ging dazu über, die umliegenden, größtenteils schutzlos zurückgelassenen delmatischen Ortschaften zu plündern in der Hoffnung, dadurch die Verteidiger aus Delminium herauslocken zu können. Nachdem dieser Plan scheiterte, entschloss er sich, Delminium erneut zu belagern. Die Stadt wurde mit Brandpfeilen und Ballisten beschossen und dadurch größtenteils zerstört. Jedoch gelang es auch diesmal nicht die Stadt einzunehmen.

Ein Jahr später gelang es dem Konsul Publius Cornelius Scipio Nasica Corculum mit derselben Taktik, mit der Figulus ein Jahr zuvor gescheitert war, die Verteidiger aus Delminium herauszulocken und die Stadt endgültig zu erobern.[8]

Lage des illyrischen Delminium

Auch über die Lage des historischen Delminium, lässt sich aus den historischen Quellen nichts genaues schließen. Sowohl Appian als auch Sextus Julius Frontinus beschreiben die Stadt als stark befestigt und auf einem Berg liegend, unterhalb dessen eine Straße verläuft. Die heutige Stadt Tomislavgrad befindet sich zu Fuße eines Berges. Nachgewiesen ist, dass sich hier zur Zeit der Römer eine Kreuzung zweier wichtiger Handelswege von Dalmatien ins innere Pannonien befand. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass das heutige Tomislavgrad auf den Ruinen des antiken Delminiums steht.

Eine Theorie geht davon aus, dass sich Delminium auf dem Berg Libu, zwischen den heutigen Dörfern Kongora und Borčani befand.[9] Für diese Theorie sprechen die zentrale Lage dieses Ortes quasi im Zentrum des Hochtales, so wie der vermutete Verlauf der römischen Handelsstraße (Appian erwähnt, dass Figulus nicht von „der Straße“ aus angreifen konnte). Henri Cons hingegen verortete in seinem 1888 veröffentlichten Werk „La province romaine de dalmatie“ Delminium auf dem Berg Gardun in der Nähe der heutigen kroatischen Kleinstadt Trilj und somit außerhalb der heutigen Gemeindegrenzen von Tomislavgrad. Auch dies erscheint möglich, nicht zuletzt da Trilj unmittelbar an der Grenze zwischen der Republik Kroatien und der bosnisch-herzegowinischen Gemeinde Tomislavgrad liegt.

Gesichert hingegen ist der Standort eines illyrischen Heiligtums zwischen den Dörfern Mandino Selo und Rašćani.[10]

Das römische Delminium

Nach der Eroberung Delminiums 155 v. Chr. und der Niederschlagung des illyrischen Aufstands 9 n. Chr. begann eine Phase zunehmender römischer Kolonialisierung und Assimilierung. Es ist soweit bekannt, dass es eine römische Kolonie gleichen Namens in der Nähe des alten Delminium gegeben hat, jedoch ist auch ihre geografische Lage nicht abschließend geklärt. Gesichert ist nur, dass sich auf dem Gebiet der heutigen Stadt Tomislavgrad eine römische Siedlung sowie die römische Wegstation Bistue Vetus befand. Ihre Überreste wurden beim Bau des Franziskanerklosters Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt.[11]

Des Weiteren wurde Überreste eines römischen Heiligtums unterhalb des heutigen Stadtfriedhofs Karaula gefunden.

Stadtname

In der Stadt wurde im Jahr 925 der erste kroatische König Tomislav gekrönt. Zum 1000. Jubiläum im Jahre 1925 erhielt Duvno den Namen Tomislavgrad. Von 1945 bis 1990 trug die Stadt wieder ihren alten Namen, bevor sie mit dem Zusammenbruch Jugoslawiens erneut umbenannt wurde.

Bevölkerung

Tomislavgrad hat ungefähr 30.000 Einwohner, von denen die überwiegende Mehrheit Kroaten sind. Der Anteil der Bosniaken an der Gesamtbevölkerung beträgt ungefähr zehn Prozent, die der Serben zwei Prozent.

Anzahl Prozent
1997 1991 1997 1991
Kroaten 24.165 25.976 87,88 86,56
Bosniaken 2.500 3.148 9,09 10,49
Serben 0 576 0,00 1,92
Sonstige 833 309 3,03 1,03
Gesamt 27.498 30.009 100 100

Quelle: [12]

Sonstiges

Es leben Wölfe, Schlangen und Bären in den Bergen rund um die Stadt. Tomislavgrad hat eine hohe Auswanderungsrate.

Persönlichkeiten

Weblinks

Quellen

  1. Eine ausführliche Schilderung der illyrischen/delmatischen Kriege findet sich unter anderem bei M. Zaninovic – Der illyrische Stamm der Delmaten
  2. So: Henri Cons, La province romaine de Dalmatie; Montpellier, 1888.
  3. Appian von Alexandria, Die Illyrischen Kriege, § 11 Figulus dalmatischer Feldzug.
  4. Einsehbar unter: [1]
  5. Einsehbar unter: [2]
  6. Zur Schilderung der Namensgenese siehe: Homepage der Stadt Tomislavgradund Henri Cons, La province romaine de Dalmatie; Montpellier, 1888. In Teilen auf serbokroatisch hier einsehbar.
  7. Die Schilderung der ersten Belagerung Delminiums im Jahre 156 v. Chr. bezieht sich auf: Appian von Alexandria, Die Illyrischen Kriege, §11 Figulus dalmatischer Feldzug.
  8. Sextus Julius Frontinus: Strategemata Buch III Absatz VI
  9. Siehe: Iz povijesti Tomislavgrada i duvanjskog kraja
  10. http://www.franjevci.info/tomislavgrad.htm
  11. Die Angaben dieses Abschnitts beziehen sich auf die Aufzeichnungen des örtlichen Franziskanerordens hier einsehbar.
  12. Homepage des Beauftragten der Bundesregierung für Flüchtlingsrückkehr, Wiedereingliederung und rückkehrbegleitenden Wiederaufbau in Bosnien und Herzegowina: Bericht für die Flüchtlingsrückkehr (zugegriffen am 26. September 2006).
    Die Zahlen für das Jahr 1991 beziehen sich auf die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 1991, gemäß UNHCR Population Figures 1997. Die Daten für das Jahr 1997 basieren auf Angaben der Gemeinde Tomislavgrad, Dezember 1997.

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